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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.03.1893
- Strukturtyp
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- Band
- 1893-03-20
- Erscheinungsdatum
- 20.03.1893
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- Deutsch
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1744 Nichtamtlicher Teil. He 65, 20. März 1893. Charakter zu schaffen, die an Wert und Bedeutung von wenigen Privatsammlungen erreicht, von noch wenigeren hierin über troffen wird. Der sauber gedruckte, stattliche Katalog enthält auf 255 Seiten in Grosz-Oktav 2074 Nummern und bietet mit den zahl reichen Notizen und Auszügen ein in mancher Hinsicht interessantes Studienmaterial. Einen besonderen Reiz verleihen ihm die beige gebenen, an Ort und Stelle eingeschalteten 45 Faksimiles von Hand schriften hervorragender Persönlichkeiten, worunter mehrere mit ganz oder teilweise wiedergegebenen Texten, die ganze Seiten füllen. Unseres Wissens gelangt eine derartige Illustrierung bei deutschen Auto- graphen-Katalogen hier zum erstenmale zur Anwendung, wozu vermutlick die prachtvoll gedruckten, reich mit Faksimiles ge schmückten Kataloge der Pariser Sammlungen Fillon und Bovet Anregung gegeben haben. Der Katalog ist in 12 Gruppen geteilt — diese wieder ge schieden in Deutschland und Ausland — und jede alpabetisch geordnet. Nur bei Fürsten und Päpsten hat man die chrono logische Ordnung vorgezogen, bei elfteren hat selbstverständlich auch die Abteilung nach Länder» stattgesunden. Den Anfang machen die Fürsten, im ganzen 397 Nummern, es folgen Kriegsmänner (besonders reich vertreten dreißigjähriger Krieg), Staatsmänner, Reformatoren — unter letzeren fehlt kaum ein berühmter Name. Hieran schließen sich die Abteilungen: Gelehrte, Dichter und Pro saiker (deutsche allein 337 Nrn.), Musiker (die großen Meister mit zahlreichen Stücken), Schauspieler. Besonders hervorragende Stücke enthält die nun folgende Abteilung der Maler, Bildhauer und Architekten, in der wir die ersten Namen der Blütezeit der italienischen Kunst finden und die deutsche Kunst durch Lukas Cranach und Albrecht Dürer vertreten ist. Ferner berühmte Frauen, katholischer Klerus (Päpste allein 82 Nrn) und zum Schluß eine Reihe von Urkunden, Manuskripten und Druck schriften. Jede Abteilung bietet für sich eine solche Fülle der wert vollsten und seltensten Stücke, darunter einige, die noch nie oder seit Jahren nicht mehr im Handel vorgekommen, daß wir uns eine Besprechung im einzelnen versagen müssen. Hinweisen möchten wir nur auf die dem Texte vorgedruckte »Auswahl der hervorragendsten Autographen,« die vier volle Seiten mit den Namen berühmter Persönlichkeiten füllt. Doch auch für die Geschichte des Buchhandels ergiebt der Katalog einige interessante Bausteine, wie uns eine genauere Durchsicht zeigen wird. In der Abteilung »Gelehrte« stoßen wir auf die Träger der Namen dreier allberühmter Drucker- und Gelehrten-Familien, der Mauritius (Aldus), Srephanus und Elzevicr. Jede dieser Familien ist hier mit einem ganz eigenhändigen Briefe eines ihrer Mitglieder vertreten. Aldus Mauritius der Jüngere, von dem ein Schriftstück unter Nr. 1031 verzeichnet steht, war der Enkel des Begründers der berühmten Druckwerkstatt in Venedig, deren Erzeugnisse noch heute gesucht und geschätzt sind. Schon als Kind verriet er außerordentliche Anlagen, indem er im Alter von 11 und von 14 Jahren als Verfasser von gelehrten grammatischen Ab handlungen auftrat. Sein wechselvolles Leben hielt ihn selten lange an einem Orte fest, und so sehen wir ihn als Professor an verschiedenen Universttäten lehren und dann wieder als Drucker in Venedig und zusammen mit seinem Vater in Nom, zuletzt aus eigene Rechnung druckend und als Leiter der Tz-pograxüia Vaticana, wozu ihn Clemens VIII. ernannt halte. Im vorliegenden lateinischen Briefe vom 6. Juni 1596 bewirbt sich Aldus um die Gunst des Bischofs und Herzogs Julius von Würzburg, des verdienten Förderers von Kunst und Wissenschaft, der mit den berühmtesten Gelehrten seiner Zeit in Briefwechsel stand. Er bietet dem Bischöfe seine Dienste an und bemerkt: »Das wird mir Kraft verleihen, Eure höchsten Wünsche zu er füllen und ich werde Eure Befehle so auszuführen suchen, daß Ihr, wenn nicht meine Fähigkeiten, so doch meinen Eifer erkennen weidet.« An denselben Bischof Julius ist ein vier Seiten langer lateinischer Brief von Henricus Stephanus (Henri Etienne), dem Jüngeren gerichtet (Nr. 985), aus Frankfurt a. M. vom 17. Januar 1595 datiert, wohin der hervorragende Pariser Gelehrte und Drucker verschlagen war, nachdem er sich durch seinen Nbosaurus grascao linguas zwar ein unvergängliches Denk mal gesetzt, aber auch sein Vermögen verloren hatte. Er zeigt hier dem Bischöfe seine mißglückten Versuche an, während des Regensburger Reichstages bei ihm Zutritt zu erlangen, der ihm von anderen Fürsten ohne Schmierigkeit gewährt worden sei. Zugleich übersendet er ihm ein für die Reichsstände bestimmtes, in drei Sprachen abgefaßtes Schreiben. Zur Herausgabe eines andern Werkes über den Türkenkrieg fehlen ihm die Mittel, da seine Reisen und der Aufenthalt in Frankfurt alles verschlungen; im weiteren ergeht er sich über seine anderen litterarischen Ent würfe. Unter Nr. 983 finden wir Louis Elzevier, mit einem italienischen Briefe an Galilei, vom 9. März 1638 aus Amster dam, wo Louis kaum eben ansässig geworden war. Am 3. De zember 1637 hatte er das Amsterdamer Bürgerrecht erworben und am 27. Februar 1638 sich in die dortige Buchdruckergilde aufnehmen lassen. Als Begründer des Hauses Elzevier in Amsterdam entwickelte er eine reiche Verlagsthätigkeit; bis 1664, dem Zeitpunkte der Uebergabe des Geschäftes an seinen Vetter Daniel Elzeoier, zählt man 371 Werke, die aus Louis Elzeviers Pressen hervorgingen. Obiger Brief handelt über die Druck legung eines Werkes des große» Gelehrten, vermutlich Galileis Omcorsi o äimostrs-rioni matomaticbo, die noch im selben Jahre bei den Elzeviers in Leiden erschienen. Dieses Buch enthält eine bemerkenswerte Widmungsepistel Galileis an seine Drucker, deren Geschicklichkeit und guten Geschmack er rühmt. Sowohl von der Handschrift Louis Elzeviers, wie jener des Stephanus, giebt der Katalog ein Faksimile. Briefe des letzteren sind fast nie im Handel vorgekommen und zählen zu den großen Seltenheiten. Wir bemerken noch von Buchhändlern des 16. Jahrhunderts Andrö Wechel (Nr. 1092), der als Gelehrter, Drucker und Verleger in Paris wirkte und sich später in Frankfurt a. M. niederließ. Von ihm ist ein an Charles Clusius gerichteter la teinischer Brief vom Jahre 1561 vorhanden. Wegen ihrer Verdienste um die deutsche Litteratur und der Beziehungen zu den Klassikern verdienen Erwähnung: Johann Friedrich Hartknoch (Nr. 1253), der Gründer der ersten ständigen Buchhandlung in Riga. Sein Haus bildete den Mittelpunkt eines litterarischen Kreises, zu dem Hamann, Herder und andere Größen zählten. Schriften dieser Männer erschienen bei Hartknoch; auch war er der Verleger Kants. Der vor liegende hübsche Brief ist an Herder gerichtet, es geschieht darin Erwähnung Nicolais, Berens' und Hamanns. An Nicolai schreibt Christian Friedrich Schwan (Nr. 1381), Schillers Verleger und väterlicher Freund in Mannheim. Der Katalog enthält keine eigenen Schriftstücke von Christoph Friedrich Nicolai, dem Berliner Schriftsteller und Buchhändler, desto mehr aber letzteren betreffende Briefe, z. B. einen des Dichters Joh. Wilh. Gleim (Nr. 1170), in dem Nicolai enthusiastisch der zweite Luther genannt wird; ferner einen Brief Joh. M. Millers (Nr. 1318), des Verfassers von »Siegwart, eine Klostergeschichte«, an Lavater, in dem es heißt: » . . . die Streitigkeiten zwischen Nicolai, Ihnen und Sailern betrüben mich sehr.«. Eine üble Rolle spielt Nicolai in einem Briese Kotzebues (Nr. 1295). Die betreffende Stelle lautet: »Der vielgelesene Schriftsteller, den ich nannte, war Musäus, die Buchhändler, die ihm beschnittenes Gold schickten, Etlinger, Wittekind und selbst Nicolai«. Joh. Joachim Christoph Bode (Nr. 1116), der mit Lessing 1768 eine »Buchhandlung der Gelehrten« in Hamburg gründete, ist mit
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