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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. ZH 13, 17. Januar 1899. 430 ihm gelieferte» Hüllen zum Schutze eines Buches den anderen ver derblich waren. So^ging es mit vielen anderen Neuheiten, die, meist Abgeschmacktheiten und zu einein vorübergehenden Dasein verurteilt, nur hervorgerufeu waren, dem Geschmack an etwas neuem zu fröhnen. Nun ist kürzlich eine neue Art der Cinbandverzierung aufge- lnncht, die für den vollen Bücherschrank ebenso geeignet ist wie irgend ein gewöhnlicher Einband, dabei aber jede künstlerische Zeich nung im weitesten Itinfangc und mit Farbe ermöglicht. Ist dieser neue Einband auch nicht unbedingt nen, so ist er doch wenigstens neu genug, um bei Bücherliebhabern, die ja manchen Gedanken auf eine kostbare Decke ihrer Lieblingsbände verwenden, einige Wür digung und Begeisterung hervorzurufcn. Die Idee entstand im letzten Teile des vorigen Jahrhunderts, als ein Buchbinder in Halifax, Namens Edwards, ein Patent nahm -auf die Verschönerung von Pergainentbändeu durch Anbringung von Zeichnungen auf den, Pergament, die nur beschädigt werden konnten, wenn das Pergament selbst zerstört wurde». Um sich den aus seiner Idee etwa entspringenden Nutzen zu sichern, gab er in seiner Patentbeschreibung eine umständliche Schilderung, die angenschcinlich darauf berechnet war, jeden irrezuführen, der zu wissen wünschte, wie cs gemacht wurde. Cs fit daher äußerst zweifelhaft, ob irgend einer von seinen patentierten Einbänden nach der von ihm gegebenen Beschreibung hergcstellt wurde. Jedenfalls ist sein Verfahren kostspielig und sein Pergament nicht gleichmäßig transparent gewesen, so daß andere Buchbinder anscheinend nicht versucht haben, ihm seine Arbeiten nachzumachen. Wenn sie cs jemals versuchten, so fanden sie seine Erklärungen jedenfalls zu irreführend, uni ihnen zu folgen. Erst neuerdings taucht eine ganz ähnliche Idee auf, die notwendigerweise zur Erwähnung von Ed wards und seinem Werke zwingt. Mr. Ccdric Chivers von Bath, ein tüchtiger Kenner der historischen Seite des Bucheinbandes, scheint der erste zu sein, der erraten hat, was mit dem transparenten Pergament gemacht werden müßte, um mit Hilfe der irreführenden Anleitungen Edwards' brauchbare Resultate zu erzielen. In scharfsinniger Weise fand er eine neue Art der Dcckenverzierung, die für jeden Geschmack angewendct werden konnte, gleichviel ob sie an Stelle der gewöhn lichen Goldpressung trat oder dieser hinzugefügt wurde. Die Gold pressung ist auf Umrisse beschränkt, das farbige Ornament mit Ab stufungen wird sehr leicht beschädigt, während bei den dauer hafteren farbigen Ledereinlagen Nuancen nicht gut möglich sind. Zwei Dinge waren also nötig: ein transparentes Pergament und ein Verfahren, die Zeichnung darunter anzubringen. Mr. Chivers hat so weit Erfolg gehabt, daß er sich Patent rechte für ein sehr einfaches Verfahren verschafft hat. Es ist nicht nötig, verkehrt oder auf die Rückseite des Pergaments zu malen; die Zeichnung wird einfach auf Papier gemalt, und das trans parente Pergament, eine der besten und dauerhaftesten Hüllen, die jemals zum Einbinden von Büchern verwendet wurden, wird darübergelegt. Mit diesen einfachen Mitteln wird für jedwede Art der graphischen Künste mit oder ohne die Hilfe des eigentlichen Buchdekorateurs die denkbar größte Gelegenheit zur Deckenverzierung mit symbolischen, illustrativen oder den herkömmlichen dekora tiven Zeichnungen geboten. Ein auf solche Weise fertig gemachtes Buch kann ruhig mit anderen Büchern in Berührung kommen, und die schlimmste Benützung in Schmutz vder Feuchtigkeit kann ihm widerfahren, ohne daß seine Verzierungen verdorben werden. In der Nummer 214 des Na^urina ok ^.rt sind einige Ab bildungen von Einbanddecken nach Chivers' Verfahren abgedruckt. Obwohl schwarz und weiß die Schönheit und Farbenglut der Originale nicht wiedergeben können, so zeigen diese Illustrationen doch genügend, wie diese neuen Einbände zur Bewahrung der ent zückendsten Eingebungen des Genius, der verschwenderischsten Farbenentfaltung und der schönsten Verwendung von Gold als Zuthat zur farbigen Verzierung geeignet sind. Mr. Chivers will sein Patent selbst ausnützen und seinen Einband dem künstlerischen Originalwerk Vorbehalten; auch wird er, wenn überhaupt, gleiche Ernbände nur in sehr beschränkter Anzahl Herstellen. Sein Verfahren wird also für die Industrie vorerst nicht in Betracht kommen. Jmmeryin seien Buchbinder, Buchhändler, Liebhaber und Künstler darauf aufmerksam gemacht. . . . r. Kleine Mitteilungen. Post und Telegraph. — In der Budget-Kommission des Reichstags kam am 13. d. M. der Etat der Reichs-Post- und -Telegrnphenverwaltung zur Beratung. In längeren Verhand lungen über das Telephonwesen lehnte der Staatssekretär Herr von Podbielski ein Eingehen auf Verbilligung der Telephon gebühren ab, bevor nicht eine gesetzliche Regelung des Wege wesens erfolgt sei, die eine weitere Ausdehnung des Telephon- Netzes ermöglichen ivürdc. Das Best'sche Verfahren, mit dessen Hilfe mehrere Sprecher einen und denselben Draht ohne gegen seitige Störung sollten benutzen können, habe sich nicht bewährt. Es entspann sich darauf eine längererc Debatte über die Reform des Postzeitungstarifs. Referent 1)r. Paasche teilte mit, daß in nächster Zeit die Vorlage zu erwarten sei. Die Be förderung der Zeitungen weise Riesenzahlen auf. Die Zahl der jährlich durch die Post beförderten Zeitungen betrage 1 Milliarde und 85 Millionen Stück, die Einnahme daraus rund vier Mil lionen Mark. — Staatssekretär v. Podbielski bestätigte, daß die Vorlage im Bundesrate sei und demnächst dem Reichstage zugehen werde. Die Post frage nicht nach der Parteistellung der Zeitungen, es müsse aber dafür gesorgt werden, daß die Post bei der Beför derung der Blätter auf ihre Kosten komme. Der Leistung müsse die Gegenleistung entsprechen. — Abgeordneter Singer begrüßte die Erklärungen des Staatssekretärs. Der Zweck des neuen Zeitungstarifs dürfe aber nicht in der Schaffung von Mehrein nahmen liegen. Der fiskalische Standpunkt werde bei der Reichs post viel zu sehr betont, es komme nicht bloß auf hohe lleberschüsse an. Der Zcitungstarif müsse sich nach der Höhe der Auflage und dem Umfang der Blätter richten. Die Zeitungen seien für das Volk ein so wichtiges Bildnngsmittel, daß sie in keiner Weise beschränkt werden dürften. - Abgeordneter Möller (nl.) betonte, daß Deutschlands Postüberschüsse durchaus nicht zu hoch seien. Andere Länder zögen weit größere lleberschüsse aus der Post. Eine Steigerung der Posteinnahmen sei an sich wünschenswert. Die höheren Einnahmen anderer Staaten beruhten auch auf der schlechten Bezahlung der Beamten. In England z. B. arbeite man vielfach im Postdicnst mit ganz jungen Burschen. In Bezug auf Brief- bestelluug leisteten wir mehr als jede andere Nation. Auch die Landbriefbestellung sei bei uns vorzüglich und bei anderen Nationen meist sehr mangelhaft. — Staatssekretär v. Podbielski: Die Post diene der Allgemein heit, und ihre Einnahmen flössen dem Reichssäckel zu. Die Post anderer Länder befördere die Zeitungen nicht, sie nehme nur die Abonnements entgegen. DieZeitungsbeförderung koste derPost riesige Summen. Beim Verkehr der Zeitungen leiste heutzutage die Allgemein heit thatsächlich Zuschüsse. Die deutsche Reichspostverwaltung beschäf tige Arbeiter unter 16 Jahren überhaupt nicht. Aber die Telegramm bestellung könnte vielleicht noch etwas schneller sein, es läge deshalb in seiner Absicht, Burschen unter 16 Jahren zur Bestellung von Tele grammen versuchsweise anzustellen. Er hoffe damit den Interessen des Handels und Verkehrs zu dienen. Eine Verteuerung der Tele gramme solle keinenfalls eintreten. — Abg. Möller (nl.) mahnte zu größter Vorsicht, da andere Länder mit der Beschäftigung so junger Burschen bei der Post schlechte Erfahrungen gemacht hätten. — Staats sekretär v. Podbielski bestritt, daß wir bas höchste Briefporto hätten. Frankreich, Italien und andere Staaten seien teurer. — Abg. 1)r. Lingens (Centr.): Die Anforderungen des Publikums dürften keineswegs immer maßgebend sein. So habe beispiels weise eine Handelskammer verlangt, daß Weinproüen als -Muster ohne Wert» befördert werden sollten. Sein Hauptverdruß aber seien die Postpakete am Svnntag. Man sollte das Beispiel Eng lands und Amerikas nachahmen und Sonntags keine Pakete annehmen. Juden »rächten häufig Sonntags Hochzeit, und die christlichen Beamten müßten dann eilenlange Telegramme befördern. Da sei mindestens — wie in England — ein Zuschlag zu den Depeschenkosten am Platze. Das Rasseln der Postwagen am Sonn tag sei ein Skandal, der abgeschafft werden müßte. Der Sonntags paketverkehr sei geradezu grausig. Dieses Unwesen, wie es jetzt be stehe, müsse abgestellt werden. — Staatssekretär v. Podbielski erklärte, daß er es für seine Pflicht halte, den Sonntag möglichst seinen Beamten zu erhalten. Nur im Gebiete vou vier Oberpost- direktionen sei dre Annahme von Paketen Sonntags nach 12 Uhr noch gestattet, und auch dort solle es noch iin Laufe des Jahres aufhörcn. Möglichst um 2 Uhr spätestens solle durchweg der ,Nach mittagsdienst Sonntags geschlossen werden. Für den Telegramm verkehr sei eine solche Einschränkung nicht möglich, doch solle den Beamten ein freier Sonntag möglichst gewährt werden. Graf Stolberg (kons.) erklärte, der Zuschlag für Sonntags telegramme sei ihm sehr sympathisch. Die Anstellung der Tele- graphenjungcn könne für deren Moralität nur förderlich sein. Eine Erhöhung der Gebühr für Zeitungsbeförderung sei unbedingt not wendig. — Abg. Frese (freisinnige Vereinigung) erklärte sich mit der Anstellung von Tclcgraphenjungen einverstanden. Eine Kon trolle der Jungen durch das Publikum sei sehr wohl möglich. Redner erklärte sich ferner für Beibehaltung der 50 Pfennig-Pakete. — Auf Anfrage von Müller-Sagan erklärte Staatssekretär v. Pvd- bielski, zur Zeit sei keiuer Zeitung der Postdebit entzogen. Ein Zuschlag zur Gebühr für Sonntagstelegramme käme einer Be günstigung der ausländischen Telegramme gleich. An eine Ab schaffung der 50 Pfennig-Postpakete werde nicht gedacht. — Abg. Prinz Arenberg und Abg. Singer wendeten sich gegen den Zu schlag für Sonntagsdepeschen, der eine Begünstigung der Reichen
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