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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1899
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- 1899-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1899
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- Deutsch
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^ 13, 17. Januar 1899. Nichtamtlicher Teil. 429 Erfinder ein. Als solcher gilt ihnen, wie schon angeführt, Jean Brito aus Brügge. In der Pariser Nationalbibliothek befindet sich ein kleiner Quartband von 32 Blättern: Instruction st äootrins äs tous oürötisns st oürötisnnss. Einen Titel in unserem Sinne hat das Buch vermutlich ebensowenig wie die anderen frühesten Drucke. Verfasser ist der damals berühmte Theologe und Kanzler der Pariser Universität Johannes Gerson. Ueber die Entstehung dieses Buches sagt Landgerichtsdirektor vr. G. Bocken heimer*): »Kanzler Gerson hatte einst auf Ersuchen des Mathieu de Reynault, Bischofs von Terouanne, einen Aufsatz zur Unterweisung in den Grundlehren der christlichen Religion abgefatzt, den der Bischof auf zwei große Tafeln im Chore der Kirche zu Unserer lieben Frau aufhängen ließ. Von dieser später auch im Drucke erschienenen Arbeit ist ein Stück dermalen in der Pariser Nationalbibliothek zu finden, während drei Blätter, wahrscheinlich Probeabzüge, von Bossaert in der Brügger Urkundensammlung im Jahre 1854 aufgefunden, noch heute dort aufbewahrt werden.« Das Merkwürdige an dem in französischer Sprache ab gefaßten, aber ohne Druckjahr erschienenen Buche nun ist die Schlußschrist, die folgendermaßen lautet: ^.spios prasssntis soripturas grs-oia gus sit, Ooicksr opus opsrs, spsotstur ooäios ooäsx, Usspios guam muncls, guain tsrss guarngus äsoors Imprimit bso oivis Lrugsnsis Lrito ckoüannss Invsnisns artsin vullo monstrants iniranäam Intrumsuta guogus von inlnus lauäs stupsnäa. Zu deutsch etwa: Siehe, welche Schönheit das gegen wärtige Schriftstück hat; vergleiche dieses Werk mit einem andern Werke; stelle dieses Buch einem andern zur Seite; siehe, wie rein, zierlich und schön der Brügger Bürger Johannes Brito dieses gedruckt hat, der ohne Lehrmeister die bewundernswerte Kunst und nicht minder staunenswerte Werkzeuge erfunden hat. Brito wird in den Registern der Gilde der Buchhändler und Buchschreiber (ssorivains) zu Brügge im Jahre 1454 zuerst aufgeführt. Er lebte dort bis zu seinem 1493 er folgten Tode. Nun leuchtet ein, daß es seine Schwierig keit hat, einem Drucker, von dem man vor 1454 nichts weiß, ein Druckwerk, das aus 1444 stammen soll, zuzuschreiben. Das bringen aber die belgischen Herren Gilliodts-van Severen und H. Rommel mit Leichtigkeit fertig. Brito, sagen sie, nennt sich in der Schlußschrift den Erfinder der Buchdrucker kunst. Da nun aber nach dem Abt Jean-le-Robert schon An fang 1445 in Brügge gedruckte Bücher verkauft worden sind, so hat Brito eben damals schon drucken müssen. Sie über sehen nur dabei, daß sie erstens den Beweis schuldig bleiben, daß das Britosche Buch wirklich das Doktriuale ist, das der Abt gekauft hat, und zweitens, daß sie mit den Aufzeich nungen des Abtes nicht den Beweis liefern können, daß es sich dabei um Bücher handelt, die mit beweglichen Lettern gedruckt waren. Die Krücken, mit welchen das undatierte Pariser Buch um jeden Preis in eine vor-Gutenbergische Zeit hineingeschleppt werden soll, sind selbst so hilfsbedürftig, daß sie ihrerseits wieder von dem zu stützenden gestützt werden müssen! Es ist ein reiner eiroulus vitiosus. Das Buch des Abtes muß mit beweglichen Lettern gedruckt ge wesen sein, weil das Britosche Buch so gedruckt ist, und dieses muß von 1444 stammen, weil der Abt damals gedruckte Bücher gekauft hat, trotzdem Brito erst 10 Jahre später als Drucker auftritt! Wie aber verhält es sich mit der Schlußschrift des Pariser Buches'? Verdächtig macht sie der Ausdruck soripturas, wenn gleich er hier nicht als Geschriebenes übersetzt werden kann, ft Bockenheimer, Johann Brito aus Brügge, der angebliche Erfinder der Buchdruckerkunst. Mainz 1898. S. 20. Sechsundsechzigster Jahrgang. ohne die ganze Sache unsinnig zu machen. Bockenheimer aber schreckt nicht davor zurück. Er erklärt die Schlußschrist, hierin älteren Forschern folgend, in der Weise, daß sie für das vor liegende gedruckte Werk gar nicht verfaßt worden sei, sondern aus einer Abschrift der oben erwähnten Tafelinschriften in Terouanne stamme und mit abgedruckt worden sei. »Lst la oopxis äss clsux grans talüsaux« so beginnt der Druck, und »von dieser ooppis und soriptura nun, die der ssorivain Brito hergestellt hat, sagt Bockenheimer, rühmt der Verfertiger, sie sei auf eilte neue, von ihm ersonnene kunstreiche und staunens werte Weise geschaffen«. Auf welche Weise nun Brito seine Kopie angefertigt habe, lasse sich heute nicht mehr Nachweisen, da diese Schrift sich nicht erhallen habe, die für unfern Druck nur als Vorlage gedient habe. Vielleicht, meint Bockenheimer, habe es sich um einen Stempeldruck gehandelt. Er übersieht aber dabei, daß er mit einer solchen Annahme nicht weiter kommt, denn wenn er den Ausdruck soripturas für solche Drucke, die doch immer im Gegensatz zu der handschriftlichen Vervielfältigung stehen, als erklärlich zuläßt, giebt er auch die Notwendigkeit preis, die Schlußschrist auf eine andere Vervielfältigung zu beziehen als auf den vorliegenden Druck. Das scheint er auch selbst zu fühlen, denn an anderer Stelle seiner Studien (S- 32) spricht er geradezu von Brito, »der den Aufsatz des Kanzlers Gerson so schön, so reinlich und zierlich abgeschrieben hat«. Eine solche Behauptung geht meines Erachtens doch viel zu weit. So lange man die Schlußschrist selbst als wahrheitsgetreu hiunimmt, ist es ganz gleichgiltig, ob sie in einem gedruckten oder geschriebenen Buche steht (sofern das letztere überhaupt möglich wäre); sie be hauptet, Brito habe die Kunst zu drucken erfunden. Wenn nun wirklich Brito, wie die Belgier behaupten, seit 1444 in Brügge bis zu seinem Tode gedruckt hätte, so wäre seine Presse fast fünfzig Jahre laug in Thätigkeit ge wesen; mittlerweile (1476) hatte sich der bisher für den ersten Drucker in Brügge gehaltene Colard Mansion dort nieder gelassen. Es ist aber schwer zu glauben, daß die gesamten Erzeugnisse einer so langen Druckerthätigkeit bis auf vier bekannte verloren gegangen seien, während von Mansion, der nur von 1476—1488 druckte, deren 25 erhalten ge blieben sind. Nach alledem scheint es am natürlichsten, die Drucke des Abtes als Tafeldrucke, Blockbücher anzusprechen, die Entstehungszeit des undatierten Druckes Britos ruhig da zu belassen, wo sie bisher die Sachverständigen einregistrierl hatten, um die Jahre 1477—1481 (nach Linde war Brito 1477—1488 als Drucker thätig), und die Schlußschrist als eine Renommage oder als im Gegensatz zu seinem Kon kurrenten Mansion stehend zu betrachten. ü. 11. Neue Einbände. Das «NaAanins c>k ^rt» brachte in seiner Nummer 214 kürzlich einen Aufsatz über neue Einbände, der auch für deutsche Leser von Interesse sein dürfte. Unter neu ist natürlich nicht etwas noch nicht Dagewesenes zu verstehen, denn es darf mit Recht bezweifelt werden, ob es möglich ist, eine ganz neue Art des Einbandes zu erfinden. Seit neun Jahrhunderten haben wir Lederbände mit verzierten Decken, und in dieser Zeit sind so ziemlich alle Arten von Ein bänden einmal versucht worden. Beim Deckenschmuck sollte immer der Gebrauch und die Um gebung des Gegenstandes, auf den die Arbeit verwendet wird, in Anschlag gebracht werden. Nichtsdestoweniger werden gerade jetzt Anstrengungen gemacht, vergessene gänzlich ungeeignete Künste wieder zu beleben, trotzdem die Erfahrung vor Jahrhunderten be wiesen hat, das; Bücher Rücken an Rücken in enger Berührung am besten untergebrncht und so am besten vor schädlichen Einflüssen bewahrt sind, wie sie ohne besondere Hüllen oder Verpackungen auch bequemer in Gebrauch genommen werden können. Von dein lieb lichen Werke der Stickerin ist man abgekomme», weil ihre zarten Fäden der Reibung keinen Widerstand leisten, und die Kunst des Metallarbeiters hat man beiseite gelassen, weil die von 59
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