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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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3444 Nichtamtlicher Teil. 106. 9. Mai 1899. zu erfreuen, daß es ihm Herzensbedürfnis ist, seinem tief gefühlten Danke und seiner Verehrung auch durch ein äußeres Zeichen Ausdruck zu geben. Und so hat die heutige Hauptversammlung den einstimmigen Beschluß gefaßt, die Bitte an Sie, hochverehrter Herr Oberbürgermeister, zu richten, Sie möchten uns gestatten, Sie zum Ehrenmitglieds des Börsenvereins zu ernennen. Der Börsenverein würde sich glücklich schätzen, dadurch auch ferner in Verbindung mit einem Manne zu bleiben, dessen freundliches Interesse ihm schon so lange zur Ehre und zur Zierde gereicht hat. Indem ich Ihnen, Ihre Zustimmung voraussetzend, eine Urkunde über die erfolgte Ernennung überreiche, spreche ich den Wunsch aus, es möchte das alte Wort: »Usittns Ule, gm proovl vsgottw« sich an Ihnen in vollem Maße erfüllen.« Herr vr. Georgi, dem sich die Herren nur zu einem Abschiedsbesuch aus Anlaß seiner bevorstehenden Amtsnieder legung angemeldet hatten, zeigte sich durch die Mitteilung überrascht und bewegt. Er sprach in schlichten, bescheidenen Worten allen seinen Dank aus für diese ganz unerwartete Eröffnung, die ihm zur Ehre eine große Freude geselle, und die Herzlichkeit und Wärme seiner Erwiderung zeugte davon, daß der Hauptversammlungsbeschluß des Börsenvereins ihm in der That eine Freude und aufrichtige Befriedigung war. — Bei einem Glase Wein blieben die Herren noch kurze Zeit beisammen und empfahlen sich bald von ihrem liebenswürdigen Wirte, um sich für das bevorstehende Fest mahl zu rüsten, dem natürlich auch der Gefeierte beiwohnte. Hatte sich schon am Sonnabend der ringsum blühende Lenz nicht von seiner liebenswürdigsten Seite gezeigt, so war das Wetter des Kantatesonntags vollends ein unan genehm kritisches. Sturm und Regenschauer tobten um die Mittagszeit, als man gegen 2 Uhr zum Buchhändlerhause eilte. Nur wenige fanden den Wagemut, den Elementen den Glanz ihres Festgewandes preiszugeben, das selbst bei wenigen Schritten Weges gefährdet war, und so rollte denn natürlich Wagen auf Wagen in unabsehbarer Reihe vor dem glasgedeckten Portale vor. Ueber 860 Teilnehmer des Mahles, die beinahe gleichzeitig eintrafen, stauten sich in der immerhin nicht kleinen Garderobe zunächst eine Zeit lang in fast beängstigender Weise. Nur langsam kam Bewegung in diese festliche Menge, mühsam gelang es den Vorwärtsdrängenden, sich zwischen den Garderobetischen und einer von der Abfertigung rückkehrenden schmalen Kolonne geschmückter Herren zu einem Plätzchen vorzuschieben, wo es gelang, sich der schützenden Hüllen, Hüte und Regenschirme zu entledigen, um sich dann den Rückkehrenden anzuschließen und gegen den unablässigen Strom der Ankommenden mit einiger Geduld den Ausgang zu gewinnen. Diese Defilier cour hat wenigstens den einen Vorteil, daß viele Kollegen sich gegenseitig sehen und flüchtig begrüßen können, die sich im Saale selbst bei der großen Menge der Teilnehmer kaum sehen würden, sich aber nun doch suchen und finden können, nachdem die Anwesenheit in der beschriebenen, freilich etwas unbequemen Weise festgestellt ist. Die drei Festsäle des Hauses waren diesmal in ihrer ganzen Ausdehnung mit Tafeln besetzt. Neben der Redner bühne, die an der gewohnten Stelle, inmitten der straßen- wärts gelegenen Langseite des Hauptsaales stand, erhob sich hinter dem Stuhle des ersten Vorstehers des Börsenvereins aus dem Grün eines kleinen Lorbeerhains die Büste Kaiser Wilhelms II.; von ihrem gewohnten Platze am nordwestlichen Eckpfeiler wehte das Banner des Börsenvereins; im übrigen war der schöne Saal wie immer ohne besonderen dekorativen Schmuck geblieben und that seine vornehm-festliche Wirkung auch ohne diesen. Wie in früheren Jahren, so saßen auch diesmal zwischen den Buchhändlern als Gäste des Börsen vereins oder einzelner Festgenossen Schriftsteller und Künstler, Koryphäen der Wissenschaft, hochstehende Herren in Amt und Würden; viel Ordensschmuck glänzte in den langen Tafel reihen und belebte mit seinen Farben die Eintönigkeit des bürgerlichen Festkleides; auch der Waffenrock des Offiziers brachte hie und da Abwechselung in die äußere Erscheinung der Versammlung. Neben dem ersten Vorsteher hatte das Ehrenmitglied des Börsenvereins, Herr Oberbürgermeister vr. Georgi, Platz genommen. Munter setzte die Hartmannsche Kapelle mit den flotten Takten des finnländischen Reitermarsches ein und beendete das Herumstehen. Ein von Künstlerhand prächtig entworfenes Büchlein, fast zu solide ausgeführt für den vergänglichen Ge legenheitszweck, fand Jeder auf seinem Platz. Es verzcichnete Speisen, Getränke und Musik und brachte Verheißungen, denen die nachfolgenden Thaten gerecht wurden, wie zum Lobe der Mitwirkenden hier gesagt sein soll. Auch ein Kantate- Festwein Eduard Witters und manche andere begeisternde Marke des verehrten alten Kollegen aus Neustadt a/Hardt fand sich nach langer Entbehrung zur Freude der Kenner diesmal wieder in der - Weinliste« des Mahles. In der Zahl der Reden darf Beschränkung festgestellt werden. Es gab ihrer nur sechs. Wem das vielleicht auf fallen möchte, den bitten wir, sich die große Zahl der Fest genossen gegenwärtig zu halten, die drei Säle füllten, teil weise auch an sehr entfernten Stellen untergebracht waren und deren unvermeidliches Stimmengewirr die Situation bald zu beherrschen begann. Das erste Hoch galt nach der Sitte deutscher Feste den hohen verbündeten Schutzherren des Landes. Der erste Vor steher des Börsenvereins, Herr Carl Engelhorn-Stuttgart, brachte diese Huldigung in folgender Ansprache zum Ausdruck: »Hochgeehrte Festversammlung! »Seit ich das letzte Mal die Ehre hatte, von dieser Stelle aus zu Ihnen zu reden, ist die deutsche Nation von einem schweren Verluste betroffen worden: Fürst Bismarck, der Schöpfer des Deutschen Reiches, hat hochbetagt den Zoll der Zeitlichkeit bezahlt und ruht nun für immer in seinem Sachsenwalde, wohin wir ihm noch im vorigen Jahre von unserem Feste ein Zeichen der Huldigung und Verehrung schicken durften. Wenn von irgend einem Manne, so gilt von ihm das Wort: »Es wird die Spur von seinen Erdentagen nicht in Aeonen untergehen«. Uns aber, die wir sein Erbe angetreten haben, jedem guten Deutschen, liegt die heilige Verpflichtung ob, alles daran zu setzen, daß sein Werk, das er im Donner der Schlachten mit Blut und Eisen gefügt hat und dem er sein ganzes gesegnetes Leben geweiht, unversehrt erhalten bleibe. »Wie aber könnten wir dem Reiche besser dienen, als indem wir uns vertrauensvoll um unseren Kaiser scharen, in dessen starker Hand das Reichsscepter ruht, und der während seiner nun bald elfjährigen Regierung allzeit ein Förderer und Mehrer des Reiches gewesen ist, nicht durch kriegerische Unternehmungen, sondern durch Werke des Friedens und der Gesittung. Wenn das Deutsche Reich heute größer und gebietender dasteht als je, wenn die Wohl fahrt unseres Volkes in ungeahnter, beispielloser Weise zuge nommen hat, wenn Kunst und Wissenschaft sich schönster Blüte erfreuen, so danken wir dies nicht zuletzt der weisen, maßvollen Politik unseres erhabenen Kaisers, die es ermög licht, daß das Erwerbsleben sich in einer langen Friedens periode ungestört entwickeln konnte. »Gedenken wir unseres Kaisers, so richten wir Buch händler unwillkürlich unsere Blicke auch auf seinen erhabe nen Verbündeten, den Fürsten dieses Landes, auf den geliebten König Albert, unter dessen landesväterlicher
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