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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-03-12
- Erscheinungsdatum
- 12.03.1898
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- Deutsch
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und Deutschland (Berlin allein ist durch ca. 600 Pläne, Ansichten, Poiträts rc. illustriert) Amerika, Rußland und Polen vorzüglich vertreten. Die Münzsammlung enthält viele seltene und schöne Stücke Unter dem Titel Oolcmisvkiü sind etwa 4000 Nummern kölnischer Münzen, Autographen, Porträts, Ansichten rc. vereinigt, und endlich ist eine einzig dastehende Sammlung von Papierwasserzeichen von den frühesten Zeiten ab vorhanden. Die beabsichtigte Herausgabe einer Geschichte des Leinenpapiers von 1339 bis 1440, für die Lempertz umfangreiche Vorstudien gemacht hat, ist bedauerlicher Weise unterblieben. Die Sammlungen konnten hier nur kurz aufgezählt werden; sie bieten Stoff für ganze Werke. Leider hat der unermüdliche Sammler testamentarisch ihren Verkauf be stimmt, so daß es kaum zu hoffen ist, sie zusammenzuhalten Allerdings hat er bei dieser Bestimmung auch den Wunsch ausgcdrückt, daß wenigstens die einzelnen Abteilungen zu sammenbleiben müssen. Bevor sie aber vielleicht in alle Welt davon flattern, werden sie ebenfalls laut testamentarischer Be stimmung von Heinrich Lempertz jun., dem jetzigen Inhaber der Firma Heberte, katalogisiert und so wenigstens in einem umfassenden, detaillierten Verzeichnis erhalten. Vielleicht bietet sich dann Gelegenheit, auf einzelne Abteilungen, die den Buchhandel betreffen, an dieser Stelle zurückzukommen. Die Zerstreuung der Sammlungen ist auch insofern be dauerlich, als sie dadurch manchem früheren Benutzer entzogen werden. Denn in seiner Liebenswürdigkeit und Gefälligkeit gestattete Lempertz die Benutzung und Besichtigung jedem, der ihn darum ersuchte. Es bereitete ihm Vergnügen, andere bei ihren Arbeiten mit seiner Erfahrung und seinen reichen Kenntnissen zu unterstützen. Bescheiden bis zur Grenze der Uebertreibung, ohne Bedürfnisse und Ansprüche an das Leben, fühlte er sich glücklich in seinen Liebhabereien, im stillen Um gang mit Gleichgesinnten; aber auch in dem regen Verkehr mit hervorragenden Männern der Kunst und Wissenschaft fand er Anregung und Genuß. Mit Friedrich Wilhelm IV., dem Romantiker und Kunstliebhaber auf dem Throne, pflegte er brieflichen Verkehr, und wenn der König in Köln ver weilte, suchte er auch Lempertz inmitten seiner aufgestapelten Schätze auf. Mancher eigenhändige Brief des Monarchen zeugt von diesem höfischen Verkehr, der mit der Thron besteigung des anders gearteten Königs Wilhelm ein jähes Ende fand. Von Friedrich Wilhelm erhielt Lempertz auch 1850 mit einem, »seine Bestrebungen, durch Schriften ernsteren Inhalts dem so verderblichen Mißbrauch der Presse entgegen zuwirken« anerkennenden Schreiben die große goldene Me daille für Kunst und Wissenschaft, nachdem er zwei Jahre vorher eine goldene Dose empfangen hatte. Eoenso lebhaft korrespondierte er mit dem in Düsseldorf residierenden Fürsten Anton von Hohenzollern, mit dem er auch oft persönlich zu sammenkam und von dem ihm die goldene Verdienst medaille (bsosmsrsllti) verliehen wurde. In regem schrift lichen Verkehr stand er auch mit dem Geschichtsforscher Georg Heinrich Pcrtz, dem bekannten Rechtsgelehrten Ed. Böcking, dem auch als Schriftsteller rühmlichst bekannten preußischen Oberceremonienmeister Stillfried Grafen v. Al- cantara, dem Kirchenhistoriker Professor Floß und vielen anderen. Bahnbrechend auf dem Kunstmarkt wirkte Lempertz durch seine bedeutenden Kunstauktionen, deren erste in den 1850er Jahren stattsanden, und die Kunstsammlungen des Buch händlers I G. Schmitz, Peter Levens, der Frau Mertens- Schaaffhausen, des Stadtbaumeisters Weyer Essingh rc. zum Gegenstand hatten. Große Bücherauktionen waren diesen voran gegangen, so diejenigen des 1848 verstorbenen Kanonikus Freihcrrn von Ballingen, von Clemens Brentano, A. W. von Schlegel u. a. Eine besondere Fähigkeit, die für einen Antiquar von hervorragendem Werte ist, besaß Lempertz in hohem Maße: er wußte die unscheinbarste Sache so zu katalogisieren und zu beschreiben, daß sie in den Augen der Liebhaber — und schließlich ist ja der Wert alter Sachen doch nur imaginär — eine Bedeutung gewann, die ihr sonst nicht zuerkannt worden wäre, eine Eigenschaft des Vaters, die sich übrigens auf den Sohn vererbt hat, wie ein Blick in die prächtig ausgestatteten reich illustrierten Kunstkataloge der letzten Jahrzehnte lehrt. Die Kunst, systematisch zu katalogisieren, hat Lempertz auch auf dem Gebiet der Buchauklionen grundlegend wirken lassen Sein 1870 und 1871 erschienener zweibändiger Lagerkatalog in 22 Teilen, nach dem noch heute vielfach citiert wird, ist das Muster für die Ordnung eines anti quarischen Lagers Nur um einen kleinen Begriff davon zu er möglichen, mag hier auf die Ordnung der Abteilung tz hin gewiesen werden. Sie enthält Werke über das Ritterwesen und zerfällt in 7 Abteilungen: s. Genealogie des Adels, Heraldik rc.; b. adelige Streitschriften, Deduktionen rc.; o. Ge schlechts- und Familiengeschichten, Stammbäume, Wappen rc., Porträts; ck. die fürstlichen Residenzen, Schlösser, Rittergüter, Burgen rc.; s. die Orden, ihre Geschichte und ihre Trachten; l. das Turnierwesen; F. die Feste bei Krönungen, Ver mählungen, Triumphbogen, Einzüge rc. Die erste Ab teilung enthält in ähnlicher Einteilung Werke über Urwelt, Schöpfung, Sündflut rc., die Abteilung U Werke über den Menschen und das Leben, die Seele, Geisteskrankheiten, Kretinismus u. s. f., kurz, der Katalog ist eine umfassende systematische Einteilung des gesamten menschlichen Wissens. Lempertz' liebste Beschäftigung blieben bibliographische und typographische Forschungen. In dem, am Anfang dieser Skizze erwähnten Vortrag über eine Abbildung des Braun- schen Städtebuches macht er von neuem auf dieses Prachtwerk aufmerksam, das auch von Matthäus Merian benutzt worden ist. Dieser berühmte Frankfurter Kupferstecher und Kunstverleger, zugleich Stammvater der bedeutenden Künstlerfamilie, die in mehreren Generationen Frankfurts Kunsthandel beherrschte, hat in seinen, mit M.Zeiller herausgegebenen, 17 Foliobände füllenden Typographieen und dem, in 21 Foliobänden er schienenen IRestram lüaropssum manche Landschaften und Prospekte jenem, ein halbes Jahrhundert früher heraus gegebenen kölnischen Prachtwerk entnommen. In damaliger Zeit war es mit der Ehrfurcht gegen fremdes geistiges Eigen tum, besonders auch, wenn es künstlerischer Natur war, nicht weit her. Kann man schon von den Bücher-Jllustrationen des 15. Jahrhunderts die Behauptung aufstellen, daß sie nur in den allerseltensten Fällen auf Originalzeichnungen beruhen, vielmehr fast stets aus Handschriften kopiert sind, so treffen wir auch noch in den illustrierten Werken des 16. und 17. Jahrhunderts sehr häufig in den Holzschnitten alte Bekannte. Lempertz hat das Verdienst, auf dieses kölnische Werk und seine, mit Merians Werken gleiche Bedeutung nachdrücklich hingewiesen zu haben. Es erschien von 1572—1618 bei Anton Hierat, einem Inhaber der jetzt noch in Köln be stehenden Rommerskirchenschen Buchhandlung. Jeder der 6 Foliobände führt einen besonderen Titel (der erste lautet 6ivitsts8 orbis Nsrrsruw) und enthält 150 Städtebilder nebst Beschreibung. Die Platten des Werkes kamen später nach Holland, wo es von I. Jansson 1657 in vermehrter, präch tiger Ausgabe erschien; eine noch spätere Ausgabe veranstal tete der Amsterdamer Kunsthändler F. de Wit. Die Heraus geber der ersten Ausgabe, die das Werk übrigens auf eigene Kosten verlegten, waren der Dechant Georg Braun (Bruin), der Bruder des berühmten kölnischen Malers Aug Braun, und der Kupferstecher Hans Hogenberg aus Mecheln, der wahrscheinlich zu den vom Herzog Alba Geächteten gehörte.
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