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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-05-24
- Erscheinungsdatum
- 24.05.1898
- Sprache
- Deutsch
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3868 Amtlicher Teil. 117, 24. Mai 1898. nicht etwas versprechen, was ich nachher nicht halten kann. Ein Eingreifen in solche internationale Beziehungen können wir uns nicht gefallen lassen. Das aber ist es; es wird dem Börsenverein damit zugemutet, in Gebiete einzugreifen, deren Gesetze wir nicht kennen, bezw. mit deren Gesetzen wir nicht rechnen können. Einen Paragraph unserer Statuten dahin aus zulegen, das; wir eingreifen sollen in eine fremde Gesetzgebung, scheint mir etwas weitgehend und keineswegs der Logik entsprechend. Wir haben in Deutschland schon einen Fall gehabt, daß der Vorstand des Börsenvereins wegen Beleidigung verklagt worden ist; in England, dem freien Lande, sind, wie Herr Wohlleben zugeben wird, die Gesetze gegen slanäsr ancl übel sehr weitgehend, sehr schwierig, und für uns absolut nicht übersehbar. Ich muß gestehen, wenn Sie mir die Ehre erwiesen hätten, mich in den Vorstand des Börsenvereins zu wählen, daß ich mein Amt sofort niederlegen würde, wenn Sie einen solchen Antrag annähmen. (Heiterkeit.) Denn ich wäre in der That nicht in der Lage die Verantwortung zu übernehmen. Und nun die Konsequenzen! Was den Engländern recht, wäre den Franzosen billig, und müßte den Russen er laubt sein. Der neue Weltpostvertrag liegt dem Reichstag vor; schon im Sommer werden Postpakete nach Rußland zu ermäßigten Bedingungen gehen können. Sollen die Russen da nicht kommen können — sie sind schon einmal gekommen und haben es bei dem damaligen Vorstand erreicht, denn damals ging die Sache, der Vorstand konnte einfach einem Verein die Eigenschaft eines Orts- und Kreisvereins verleihen, wenn seine Statuten den Bestimmungen des Börsenvereins entsprachen. Da sind sie gekommen; damals hat uns allerdings die russische Negierung geholfen, denn sie hat gesagt: ich kenne den Börsenverein nicht, in Rußland herrscht kein fremder Verein. Das kann übrigens anderwärts auch passieren, die Regierung kann sagen: wir kennen den Verein nicht. Und nun zu den Verhältnissen in England. Meine Herren! Die schlimmsten Schlcudereien, die wir in Deutschland gehabt haben, sind die reinen Waisenknaben im Vergleich zu den Verhältnissen in England. Denn in Deutschland schleudert wenigstens der Verleger nicht, oder doch nicht offiziell, aber in England schleudert jeder Verleger offiziell. Jeder deutsche Professor, der sich an einen englischen Verleger wendet, kriegt die Bücher zum Nettopreis. So ist es überall im Ausland. Wenn ein Kunde von Ihnen sich direkt an einen Pariser Verleger wendet, so kann es Ihnen blühen, daß der Kunde das Buch mit 25 Prozent kriegt, das Ihnen nur mit 20 Prozent geliefert wird; franco Paris natürlich, denn weiter kennt man dort nichts. Da sollen wir in ein solches Wespennest stechen? Wir haben in Deutschland die größten Schwierigkeiten, uns mit unseren Satzungen abzusinden, und nun sollen wir den ausländischen Kollegen unter einer fremden Gesetzgebung einen Schutz versprechen, den wir ihnen thatsächlich doch nicht gewähren können? Wenn wir heute diesen Antrag annehmen, binden wir uns; denn wir wollen doch nicht bloß theoretisch sagen: unter der und der Bedingung wollen wir Euch das gewähren, weil wir annehmen, daß die Herren diese Bedingungen doch nicht erfüllen können. Das würde ich nicht für richtig halten; wir sind in Berlin logisch genug, uns zu sagen: wenn wir etwas nicht thun können, so können wir es eben nicht, und dann sagen wir das auch frei heraus. Deshalb bitte ich Sie, diesen Antrag abzulehnen. Aber ich möchte auch von dieser Stelle aus die Leipziger Herren namentlich bitten, dafür zu sorgen, daß in der That diese ruinöse Schleuderei von Leipzig aushört. (Heiterkeit und Bravo.) Ja, meine Herren! Es ist in der That so, und ich empfehle das den Herren Leipzigern in ihrem eigenen Interesse — und zur Wahrung unserer Interessen sind wir doch da, nicht aber dazu, daß wir, gerade wie die Engländer von Deutschland billigen Zucker kriegen, wir ihnen auch die Bücher billig liefern, ohne etwas dabei zu verdienen. Aber den Londoner Antrag bitte ich Sie, trotz aller Sympathie für die Bestrebungen der Herren, Pure abzulehnen, kriuoixiis oftsta, heißt es da. Herr Bernhard Hartmann: Meine Herren! Ich bin jetzt in der angenehmen Lage, mit Herrn Prager mich völlig einverstanden zu erklären. Es ist der ursprüngliche Antrag der Londoner und der jetzt vorliegende Antrag des Herrn Wohlleben in den letzten Tagen mehrfach Gegenstand der Verhandlungen und Besprechungen gewesen, und ich muß aller dings jetzt wieder einen kleinen Gegensatz zu Herrn Prager konstatieren: Herr Prager hat gestern in der Delegierten versammlung für die Orts- und Äreisvereine sich wesentlich schärfer geäußert. Diesem etwas scharfen Ton gegenüber hatte ich geglaubt, gestern einen Verinittelungsvorschlag einbringen zu sollen, der den Börsenverein weniger verpflichtet, als der von Herrn Wohlleben jetzt hier vorgebrachte. Ich habe den Antrag gestern den Delegierten vorgetragen, die Delegierten haben ihn nahezu einstimmig angenommen, und mich beauftragt, ihn Ihnen hier vorzubringen; ich bin deshalb verpflichtet, ihn hier zu verlesen, um mich des Auftrags zu entledigen. Gestatten Sie also, daß ich diesen Antrag hier mitteile: „Die Hauptversammlung steht dem Londoner Antrag sympathisch gegenüber, hält aber die Annahme des selben für verfrüht, so lange nicht die ^ssoointiorr ob IUeiAir Looüsellors in der Lage ist, durch den englischen Verlegerverein die nötige Garantie für gegenseitigen Schutz zu bielen." Sie sehen, meine Herren, es ist vieles da mit ausgenommen, einiges aber wesentlich geschwächt. Ich habe diesen Antrag gestern wesentlich aus dem Grunde gestellt, um den Londoner Kollegen zu zeigen, daß wir für ihre Nöte ein Herz haben, daß wir diesem Kampf, den sie jetzt zur Gesundung ihrer Verhältnisse führen müssen, sympathisch gegenübersteyen. Es ist nun ein wesentlicher Vorteil für sie ja nicht vorhanden, ob mein Antrag hier angenommen wird, oder ob der Antrag des Herrn Prager angenommen wird, den sie eben so sympathisch begrüßt haben; ich glaube deshalb im Sinne meiner Auftraggeber zu sprechen, wenn ich nicht darauf bestehe, daß mein Antrag nun wirklich zur Diskussion gestellt wird, indem ich also diesen Antrag nur zur Kenntnis der heutigen Versammlung gebe, ihn aber hiermit fallen lasse. (Widerspruch. Zurufe: Wir nehmen ihn aus!) Ich bin der Urheber dieses Antrags gewesen; ich glaube im Sinne der Kollegen, die mir gestern zugestimmt haben, zu sprechen. Sind die Kollegen anderer Ansicht, so ist hier der Platz, das zu begründen. Ich glaube aber im Sinne der Mehrheit dieser Versammlung zu sprechen, wenn ich meinen Antrag, der nur den Zweck hatte, unsere sympathische Stimmung für die Londoner Kollegen zum Ausdruck zu bringen, nicht aufrecht erhalte; denn diese Sympathie ist von Herrn Prager auch zum Ausdruck gebracht worden, und ich sehe nicht ein, weshalb man nicht einmal das Schauspiel geben soll, daß das Provinzial-Sortiment und die Berliner Kollegen Hand in Hand miteinander gehen (Heiterkeit) und gemeinschaftlich die Londoner Kollegen in ihrem Kampf zur Gesundung ihrer Verhältnisse unterstützen. (Bravo!)
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