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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1898
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- 1898-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1898
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- Deutsch
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5122 Nichtamtlicher Teil. 157, 11. Juli 1898 Appetit bekanntlich mit dem Essen kommt, so machten die preußische und österreichische Regierung den Versuch, die ganze palatinische Bibliothek wiederzugewinnen. Dieser Versuch glückte indes nur teilweise, indem Pius VII. nur die deutschen pfäl zischen Manuskripte herausrückte, die anderen aber behielt Rur das Otfriedsche Evangelienbuch — das älteste deutsche Gedicht in Reimen — und einige für Heidelberg wichtige Manuskripte wurden noch nach einigem Hin- und Herschreiben gewonnen, und so kamen 1815 und 1816 im ganzen 890 Handschriften der alten Libliotbsea Lslstiir» zurück an den Neckar, wo sie heute noch gehütet werden. Was sich aber jetzt noch von der Heidelberger Palatina in Rom befindet, steht unter der trefflichsten Verwaltung, wie denn überhaupt die dort aufgestapelten Schätze jedem Gelehrten zur Benutzung offen stehen. Besonders der gegen wärtige Papst hat sich durch die leichte Zugänglichmachung der Bibliothek, zu der er einen musterhaften Katalog hat an- fcrligen lassen, große Verdienste erworben und auch besondere! Dank und Anerkennung in allen Gelehrtenkreisen gefunden. Zu den in sich abgeschlossenen Bibliotheken der Vatikana gehört auch die Urbinatische, die Papst Alexander VII. (1655 —1667) von den Herzogen von Urbino kaufte. Sie bestand aus 1000 gebundenen Handschriften und vielen Kisten voll losen Manuskripten, die, gebunden, heute zusammen 1767 la teinische, 165 griechische und 59 hebräische Handschriften ausmachen und der Palatina gegenüber aufgestellt sind. Alexander VIII. erwarb die von der schwedischen Königin Christine herstammende Bibliothek — die heute Libliotbeer» Itegwir genannt wird —, die die Königin durch Kauf der Sammlungen des Alexander Pelau und Johannes Bourdclot, sowie durch Ansichbringcn der verstreuten Bücher der be rühmtesten Klöster Frankreichs, ivo damals Religionskriege ivüteten, zusammengebracht hatte und die bei ihrem Tode 1689 an den Kardinal Dccio Azzolini und dann an dessen Neffen Pompeo Azzolini kam. Durch diesen Kauf Alexanders erhielt die Vatikana einen Zuwachs von 2102 lateinischen und 190 griechischen Handschriften. Auch die folgenden Päpste, besonders Klemens IX., Kle mens XI., Jnnocenz XIII., Klemens XII. und hauptsächlich Benedikt XIV. ließen sich die Vergrößerung der vatikanischen Bibliothek angelegen sein. Während der Regierung Gregors XVI (1831—46) und Pius IX. (1846—78) lebten jene Männer, die zu den grüßten Zierden der vatikanischen Bibliothek ge hörten: die Kardinäle Mai und Mezzofanti. Letzterer war ein Sprachgenie; er beherrschte mehr als 50 Sprachen in Wort und Schrift. Nach dem Tode des Ersteren erwarb Pius dessen Manuskripte, die heute 115 Bände bilden, sowie seine Bibliothek, deren Wert auf 90 000 ^ geschätzt worden ist. Seinen Neigungen entsprechend, hat auch Leo XIII. der vatikanischen Bibliothek seine besondere Aufmerksamkeit zu- gcwandt. Unter seiner Regierung wuchs diese, unterstützt durch Zuwendungen von seiten der Regierungen und wissen schaftlichen Institute aller Länder, auf etwa 280 000 Bände. Eine solche Riesenbibliothek wie die Vaticana kann natür lich nur durch gute Katalogmittel fruchtbar wirken. Der schon lange existierende geschriebene Handschristenkatalog umfaßte allein mehr als 30 Bände. Schon Pius IX. hatte zum Druck eines umfassenden Katalogs Auftrag gegeben, der unter seinem Nachfolger Leo begonnen und mit regem Eifer fort gesetzt wurde. Die Bibliothek ist täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, vormittags geöffnet. Die Erlaubnis zum Studium wird vom Papste selbst auf ein bezügliches Gesuch gegeben, das von einer der Bibliothekverwaltung bekannten Persönlichkeit mit unterzeichnet sein muß. Man erhält stets nur eine Handschrift, und ohne besondere Erlaubnis ist es nicht gestattet, Pausen, Kopieen von Miniaturen oder Photo graphien anzufertigen. — Neben den prachtvollen Räumen der Vatikanischen Bibliothek befinden sich die Räume, in denen das in letzter Zeit viel genannte vatikanische Geheimarchiv unter gebracht worden ist. Bis zum Jahre 1879 war es für die freie Forschung verschiffen, aber am 20. Juni des genannten Jahres hob der jetzt regierende Papst Leo mit der Ernennung des bekannten deutschen Kardinals Joses Hergenröther den Vorhang mit den Worten, daß Papsttum und Kirche die Enthüllung der geschichtlichen Wahrheit nicht zu scheuen hätten, und übergab seine Schätze der freien Benutzung der Forscher jeden Glaubensbekenntnisses. Der Andrang der letzteren war so stark, daß schon nach neun Jahren ein fernerer, größerer Studiensaal notwendig wurde. Das Alter des vatikanischen Archivs datiert bis in die ersten christlichen Jahrhunderte zurück; doch wurden die ältesten Bestände durch verschiedene Raubzüge, besonders der Normannen im Jahre 1084, denen Rom zum Opfer fiel, vernichtet. Die älteste vollständig erhaltene Urkunde ist jetzt die Schenkung Ottos des Großen an Papst Johann XII. im Jahre 962. Doch beginnt die fast ununterbrochene Reihe der päpstlichen Registerbände erst zu Anfang des 13. Jahr hunderts. Aber die erzwungene Uebersiedelung der Päpste nach Avignon im 14. Jahrhundert und die darauf folgende Zeit, die sich nicht gerade durch Musterhaftigkeit der Ver waltung auszeichnete, brachte manches aus dem Archiv in Verlust, und die gleichzeitig regierenden und sich gegenseitig das Leben sauer machenden Päpste hatten Wichtigeres zu thun, als sich um altes Papier zu bekümmern. Im 16. Jahrhundert erhielt das Archiv einen für die Geschichte überaus wichtigen Zuwachs in den Berichten der Nuntiaturen, durch die die päpstliche Kurie mit allen be deutenderen Staatswesen der katholischen Welt in ständige Verbindung trat und nach allen Seiten regelmäßige Korre spondenz unterhielt. Man kann sich von der Reichhaltigkeit und Bedeutsamkeit dieser Archiv-Abteilung für die Erforschung der damaligen Zeit in allen civilisierten Ländern einen Be griff machen, wenn man erfährt, daß auf Deutschland allein bis Ende des 18. Jahrhunderts 351 Bände der kaiserlichen, 173 Bände der Kölner Nuntiatur entfallen, auf Frankreich 393, auf Spanien 336, auf die Schweiz 279 rc. rc. Für die Zulassung zur Benutzung der Archivalien — täglich vormittags mit Ausnahme der Donnerstage und der Sonn- und Feiertage — genügen einige Zeilen an den Kar dinalarchivar (zur Zeit Francesco Segna), dessen Zustimmung so gut wie gewiß ist. Die Diener weisen sodann jedem seinen Platz an, der dem Besucher, sofern er keine längere Unterbrechung eintreten läßt, für das ganze Jahr gesichert bleibt. Die Materialien nach 1815 sind der allgemeinen Be nutzung noch nicht freigegeben, und dem »rsgolsmsato« gemäß haben die Unterarchivare das Recht, die von den Besuchern gefertigten Auszüge oder Abschriften einzusehen; doch wird von diesem Rechte so gut wie nie Gebrauch gemacht. Auch können Abschriften durch Angestellte des Archivs oder durch Privalkopisten besorgt werden Für die in Rom befindlichen historischen Institute ist die Eröffnung des Archivs vor allem von hohem Wert gewesen. Es sind dies die von den betreffenden Regierungen unter haltenen: Lllvls trso^iss (begründet 1875, seit 1881 beschäftigt sie sich erst vorwiegend mit archivalischen Studien), das öster reichische Institut (seit 1880, unter Th. v. Sickel), das preußische historische Institut (seit 1888, unter Professor W Fricdens- burg) und das historische Institut der Görresgesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland (ebenfalls seit 1888, unter Mgr. St. Ehses). Am Eröffnungstage des diesjährigen zu Nürnberg statt-
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