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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1901
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- 1901-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1901
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5320 Nichtamtlicher Teil. 150. 1. Juli 1901. Ausführung ist das Miniaturbildnis Handels in Medaillon form. Mag die künstlerische Auffassung und Durchbildung dieses interessanten Gemäldes auch als eine etwas schön- färberische anzusehen sein, so gelangt hier dennoch die gewinnende Erscheinung des großen Komponisten und liebens würdigen, lebensfrohen Mannes zu recht lebendiger Wieder gabe. Man sieht die kräftige, hochaufgerichtete Gestalt Händcls in halber Figur. In reichen Lockenwellen um rahmt die lange, über die Schultern hinwegfallende Perücke, das rundliche und charaktervolle Gesicht mit den geistvollen und gütig blickenden Augen. Der elegante Sammetrock ist vorn zum größten Teil offen, um ein feines Spitzenjabot freizulasscn. Ein weißer, mit Spitzen besetzter Hemdärmel sieht aus dem Armloch des Rockes hervor. Die auf einem Marmortisch leicht aufgestützte Linke hält eine Notenrolle, während über den Arm der weite faltenreiche Mantel hinwegfällt. Das von Georg Andreas Wolffgang auf Pergament ausgeführte Bild nimmt in der chronologischen Folge der Händelbilder einen hervorragenden Platz ein, denn es stammt aus einer sehr traurigen Lebensperiode Händels. Im Früh jahr 1737 hatte ihn ein Schlaganfall gelähmt und seine Gesundheit stark angegriffen. Dazu kam noch im Juni desselben Jahres der Bankerott des seiner Leitung unter stellten Opernunternehmens, bei dem er an 10 000 Pfund Sterling verloren hatte. Aber trotz aller widrigen äußeren Schicksalsschläge war der willensstarke Mann ungebeugt ge- .blieben, so daß sein künstlerisches Schaffen nicht die geringste Einbuße erlitt. Und daß auch der imponierende Eindruck seiner männlich sympathischen Erscheinung derselbe geblieben war, geht aus dem Wolffgangschen Bildnis hervor. Ein hinter dem Bilde befindliches Holzblättchen trägt die Bezeichnung: »6sorg Dricksric Usväsl. 6. IVolllgLug. kiux. Douckon 1737«. Es wurde vom Portraitmaler Johann Heinrich Schröder (1757—1812) in London erworben und gelangte 1866 von einem Anverwandten Schröders in den Besitz des Postdirektors Dreysigacker in Meiningen, von diesem 1886 an die Firma Peters. Ein Seitenstück des Wolffgangschen Bildes soll sich in London in der Sammlung William Snoxells befunden haben. Es wurde noch 1879 im ersten Bande (S. 656) von »Orovs» Dictionary ok Nueic anä Llusicians« citiert, scheint aber seit der im Juli 1879 stattgefundenen Versteigerung des Snoxellschen Nachlasses verschollen. Nach dem hiesigen Originalbilde stach, unter strenger Jnnehaltung aller in der Vorlage gegebenen Details, Johann Georg Wolffgang, ein älterer, in Berlin wirkender Vetter des Malers, zwei Ausgaben in Kupfer, die eine mit der Unterschrift »Georg Frideric Hendel«, die andere mit »George Frederick Handel«. (Angeführt in Naglers Künstlerlexikon Bd. XXII, S. 65.) Das eigentliche Bild aber ist in beiden Ausgaben das gleiche. Der Stich, der übrigens als ein hervor ragendes Zeugnis der Kunstfertigkeit des Stechers gilt, giebt das Original mit großer Treue wieder. Das hier befindliche Gluck-Bildnis zeigt uns den Meister im späteren Lebensalter und zwar im einundsechzigsten Lebens jahre. Es ist kein Originalgemälde, jedoch eine sehr gute Kopie nach dem Oelbilde des bekannten französischen Portrait- malers Josef Sifrsde Duplessis (geb. 1725, gest. 1802). Es entstand in Paris und vergegenwärtigt uns den großen Künstler in Lebensgröße und halber Figur, wie er eben im Begriff ist, am Klavier sitzend in die Tasten zu greifen, die Augen mit begeisterungsoollem Blick, weltentrückt, nach oben wendend. Die ganze Auffassung ist überaus schwungvoll, jedoch ohne pathetisch zu sein, durchaus natürlich. Vogel sagt hierzu in seinem Aufsatz »Gluckportraits«: »Die große Aehnlichkeit und Lebenstreue dieses Gemäldes ist oft gepriesen worden. Gluck selbst scheint auf den Besitz desselben stolz gewesen zu sein, so daß er mehrfach, u. a. auch für Joh. Fr. Reichardt, Wiederholungen davon anfertigen ließ. Seine Witwe vermachte das Original nach ihrem Tode testamen tarisch der k. k. Bildergalerie in Wien, wo es noch heute bewahrt wird. — Die Zahl der Kopien und sonstigen Wiedergaben dieses Bildes ist eine große, da außer den im Aufträge Glucks hergestellten Arbeiten in der Folge noch eine ganze Reihe, jetzt im Privatbesitz befindlicher Nachbildungen meistens von Wiener Malern entstanden ist. Eine der besten davon dürfte die von Sigm. Ferd. v. Perger sein, die namentlich durch den Kupferstich von I. Kowatsch be kannt geworden ist.« In einem unsignierten Pastellbilde (Brustbild) werden uns die Gesichtszüge des großen Tondichters Joseph Haydn dargeboten. Es entstand im August 1795 bei Gelegenheit einer Reise Haydns von Hamburg nach Wien bei einem Aufenthalt in Dresden. Anfänglich als eine Schöpfung Anton Graffs bezeichnet, geht aus Di-, Julius Vogels (Kustos am Leipziger Museum) Forschungen, der erst vor kurzem eine Monographie über Anton Grass ver öffentlichte, hervor, daß letztgenannter Künstler niemals in Pastell gemalt hat. Hinsichtlich der Technik, Farbengebung und Auffassung erinnert das Bild an die Manier des Daniel Cafse. Die Charakteristik und besonderen Eigentümlichkeiten der Gesichtszüge Haydns erscheinen hier sehr gemildert, ja die Formen haben etwas Verblasenes erhalten. Das Bestreben, Haydns wenig bestechende Züge gewissermaßen zu »ver schönen«, tritt deutlich zu Tage und so mag denn das hier in Frage kommende Bild auf unbedingte Naturwahrheit keinen Anspruch erheben können. Die Schilderung, die Dr. Emil Vogel von der Persönlichkeit Haydns entwirft, setzt zweifellos eine viel charakteristischere Persönlichkeit voraus, als sie das Bild veranschaulicht. Vogel sagt: »Haydns Statur war unter mittelgroß, stämmig, von starkem Knochenbau, doch von geringer Muskulatur. Da er, der veralteten Mode folgend, nur knapp bis au die Hüften reichende Beinkleider trug, erschien der untere Teil seiner Figur zu kurz gegen den oberen. Sein etwas längliches, in der Hautfarbe bräun liches Gesicht war leidlich normal geformt, aber stark mit Blatternarben und Sommersprossen versehen. Die schön gewölbte, breite Stirn war nur zu einem Teile freiliegend, da Haydn seine Perücke so tief aufzusetzen pflegte, daß von der Stirn bis zu den Augenbrauen nur ein Streifen von etwa 3i/, bis 4 cm sichtbar blieb. Die dunkelgrauen, großen und lebhaften Augen mit ihren starken Brauen deuteten auf einen energischen, ernsthaften Charakter-, zugleich aber sprach aus ihnen ein wohlwollendes, warm empfindendes Gemüt, das in seiner schlichten Innigkeit und Milde auf jedermann einen gewinnenden Einfluß ausübte. Haydns Nase, eine sogenannte Adlernase, war durch Blatternähte verunschönt und in späteren Jahren durch einen Polypen (ein von der Mutter überkommenes Erbübel) in ihrem unteren Teile un förmig aufgetrieben. Der große Mund fiel durch eine dicke, herunterhängende Unterlippe auf, zu der ein massiver Unter kiefer hinzutrat. Sein Kopf bot also eine seltsame Ver einigung eines anziehenden und zugleich abstoßenden, eines genialen und zugleich vulgären Gesichts.« Lavater gab von Haydns Schattenriß folgende Charakteristik: »Etwas mehr als Gemeines erblick' ich im Aug' und der Nase. Auch die Stirne ist gut, im Munde 'was vom Philister.« Von seiner Häßlichkeit war Haydn vollauf selbst überzeugt und pflegte öfter seine Verwunderung auszusprechen, daß so viele hübsche Frauen sich in ihn verlieben konnten. »Meine Schönheit konnte sie doch nicht verleiten?!« setzte er dann lächelnd hinzu. Kopf und Figur, die hier mit einem blauen Tuchrock
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