Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1904

.V 11k, 21 Mai 1204, 4459 Nichtamtlicher Teil Nichtamtlicher Teil. Katalogdrucke der Reichsdruckerei für die Weltausstellung in St. Louis 1904, Von Arthur Woernlein in Leipzig, Vor mir liegen drei Druckwerke, die in der Kaiserlichen Reichsdruckerei zu Berlin, der vornehmsten und größten Druckstätte des Deutschen Reiches, gefertigt sind, und die so wohl in technischer wie künstlerischer Hinsicht die Beachtung der Angehörigen und Freunde des deutschen Buchgewerbes im vollem Maße verdienen. Zunächst ist es der Amtliche Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches auf der Weltausstellung in St, Louis 1904, der ein gleich vornehmes Druckwerk mit künstlerischer Ausstattung ist, wie der im Jahre 1900 für dis Pariser Weltausstellung herausgegebene Amtliche Katalog, der unter künstlerischer Leitung und mit Buchschmuck von Bernhard Pankok ebenfalls in der Reichsdruckerei gedruckt worden war. Der Reichskommissar hat diesmal die künstlerische Ausstattung des Kataloges, sowie die künstlerische Leitung des Druckes Professor Peter Behrens, Direktor der Kunst gewerbeschule in Düsseldorf, übertragen, der als Buchkünstler schon längst einen angesehenen Ruf genießt und sich um das Buchgewerbe durch die Schaffung der von der Rudhard- schen Gießerei in Offenbach a/M, geschnittenen prächtigen Behrensschrift und der Behrensornamente ein besonderes Verdienst erworben hat. Der Katalog zerfällt in vier Hauptteile, die durch starke Zwischenblätter getrennt sind. Der erste Teil enthält die einleitenden Aufsätze zu den einzelnen Ausstellungsgruppen, der zweite Teil das alphabetische Verzeichnis der Aussteller, der dritte Teil die Inhaltsübersicht und die alphabetische Liste der Aussteller, der vierte Teil die Anzeigen, Das Buch, ein stattlicher Quartband von 580 Druck seiten und in mehrfarbigem Druck ausgesührt, präsentiert sich in einem Ganzledereinband von grauem Leder, mit einer Pressung in Schwarz und Gold nach einem Entwurf von Professor Peter Behrens ausgeführt von der Buchbinderei Hübel L Denck in Leipzig, Der Künstler beabsichtigte ursprünglich den Einband in den Farben des Deutschen Reiches Herstellen zu lassen und zwar: den Aufdruck in Schwarz, den Ledereinband in Weiß und den Schnitt in Rot, Von diesem Plan ist man aber aus einem praktischen Grunde abgegangen, weil das weiße Leder bei einem Buch, das viel in der Hand getragen wird, bald unansehnlich ge worden wäre. Die Exemplare des Kataloges, sowohl die jenigen der deutschen wie der englischen Ausgabe, sind nun zum allergrößten Teil in graues Leder und nur wenige numerierte Vorzugsexemplare, einige deutsche Exemplare zu Geschenks zwecken und einige englische, die für einen erhöhten Preis an Bllcherliebhaber abgegeben werden, in weißes Leder ge bunden, Die Wirkung der ornamentalen Pressung in Schwarz mit dem wenigen Gold auf dem weißen Leder ist eine weit vornehmere, ebenso steht der rote Schnitt viel feiner zu Schwarz und Weiß als zu dem Schwarz und Grau, Die ornamentale Zeichnung der Einbandvorderseite schließt in einer geradlinigen Umrahmung in drei Querfeldern den Wortlaut des Titels ein, zwischen den Querfeldern sind die Kaiserkrone in Gold und der Reichsadler in Schwarz, beide streng stilisiert, eingesügt. Das in einem matten Grün und Braun gehaltene Vorsatzpapier zeigt in neun Feldern ab wechselnd die Kaiserkrone oder das kaiserliche Monogramm, Die Farbe des Vorsatzpapiers ist gut abgestimmt, könnte aber meines Erachtens etwas kräftiger sein. Der Katalog ist auf ein sehr schönes, kräftiges Papier gedruckt, das eigens von der Papierfabrik I, W, Zanders in Berg, - Gladbach (Rheinpreußen) angefertigt wurde und Wasserzeichen in fortlaufendem Reichsadlermuster trägt. Ich halte dieses Papier für eine ganz ausgezeichnete Leistung der deutschen Papierfabrikation, die alle Anerkennung ver dient und mir beweist, daß auch unsere deutschen Papier fabriken etwas Tüchtiges leisten können, wenn nur der entsprechende Preis bezahlt wird. Die drei ersten Blätter des Katalogs hat Behrens mit selbständigen Zeichnungen geschmückt. Das Hauptitelblatt gibt in seiner oberen Hälfte den in Versalien gesetzten Wortlaut des Titels, die untere Hälfte schmückt ein reich stilisierter Reichsadler, unter dem dann noch der Ver lag des Katalogs angegeben ist. Das zweite Blatt wird oben in seiner ganzen Breite wieder durch einen stilisierten Reichsadler, aber in andrer Form, gefüllt, unter dem die Namen des Reichskommissars, seines Stellvertreters und der dem Reichskommissar beigegebenen Herren aufgeführt sind. Das dritte Blatt, die erste Text seite, ist mit einer sehr hübschen Initiale mit weiten Aus läufern nach der Seite und nach unten geschmückt, neben dem, in Versalien gesetzt, die erste Kapitelüberschrift steht. Diese Initiale mit dem anschließenden Text ist von monu mentaler Wirkung und verleiht der ganzen Seite eine vor nehme Ruhe und Schönheit, Für den Druck des Kataloges ist wieder, wie bei dem Pariser Katalog, eine neue Druckschrift der Reichsdruckerei zum erstenmale verwendet. Die Schrift ist, wie seinerzeit die Neudeutsch des Pariser Kataloges, nach Entwürfen des Graveurs der Reichsdruckerei Georg Schiller geschnitten worden, aber von breiterem und kräftigerem Bild als dis erwähnte Neudeutsch, Die etwa in dem Charakter der Schwabacher Schrift gehaltene Schrift ist sehr klar und leicht leserlich. Die Versalien allein wirken aber nicht so klar und deutlich, daß sie sich für den Vcrsalsatz als Auszeich nungsschrift eignen, denn die in Versalien gesetzten Kapitel überschriften und Kolumnentitel sind etwas schwer leserlich. Die einzelnen Seiten find durchgehends von Anfang bis zu Ende von einer doppelten Linieneinfassung in Grün um rahmt, in die im Hauptteil oben die Kolumnentitel und unten die Seitenzahlen gestellt sind. Im zweiten Teile, dem zweispaltig und übersichtlich gesetzten Aussteller verzeichnis, das in Schwarz und Rot gedruckt ist, sind die senkrechten Linien verbreitert, um auch die laufenden Nummern des Verzeichnisses der Aussteller aufnehmen zu können. In einer übersichtlichen und geschlossenen Form ließ sich dieses Namens- und Zahlenverzeichnis gar nicht anordncn. Im ersten Teile des Kataloges sind die von Linien umrahmten kleinen Untertitel sehr gut in den Text eingeordnet, die ebenfalls von Linien eingefaßten Tabellensätze aber immer auf Kolumnenbrcite gebracht, so daß sie sich ganz ausgezeichnet in das Satz- und Seitenbild einstigen. Äußerst interessant sind in technischer Hinsicht die ver schiedenen, etwa 30, Kapitel-Anfänge und -Ausgänge, So ver schieden diese Kapitelüberschriften und Schlnßoerzierungen sich auch ausnehmen, sobald man näher zusieht, bemerkt man, daß sie immer aus denselben Linien, vollen und leeren Vierecken sowie anderen kleinen Zierstücken zusammengesetzt sind, Behrens hat 23 Zierstückchen gezeichnet und nur durch die mannigfache Zusammensetzung dieser kleinen Stückchen in Verbindung mit einem zweifarbigen Druck sind alle die vielen verschiedenen Formen und Farbenwirkungen erzielt worden. Es ist somit zum Schmuck des Katalogs, mit Ausnahme der obenerwähnten 520'