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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.12.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-12-15
- Erscheinungsdatum
- 15.12.1904
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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11362 Nichtamtlicher Teil. 291, 15. Dezember 1904. parodistischen Ein- und Ausfällen begrüßt wird, so hat man auch für die neue Zeitschrift gesorgt: man nennt sie dort scherzhaft die 'Niederösterreichische Rundschau» oder die >Wochenausgabe des Grillparzer-Jahrbuchs« In dem durch Beethovens Spaziergänge geheiligten Bezirk liegt eine Anhöhe, die einen weiten, schönen Blick über die Häusermasscn Wiens gestattet. Hier auf der »Hohen Warte- hat sich in den letzten Jahren eine Kllnstler- kolonie gebildet. Man zeigt dem Fremden die originellen Landhäuser, die Kolo Moser und andre berühmte Männer der neuen Kunstrichtung für ihre eignen Wohnzwecke erbaut haben. Es war kein übler Gedanke, eine neue Kunstzeitschrift mit dem Titel »Hohe Warte» zu ver sehen, dadurch sowohl ihre Geburtsstätte als auch ihren Charakter bezeichnend. Es bedarf keines Beweises, daß in Wien derzeit ein reges Interesse für Kunst- und Kunst wissenschaft besteht. Die Prachträume des kunsthistorischen Hofmuseums sind an Wochentagen gut besucht, an Sonn tagen überfüllt, und nicht weniger als sieben Ausstellungen (Künstlerhaus, Sezession, Hagenbnnd usw.) bemühen sich gleichzeitig um das Interesse des Publikums. Unter den Kunst zeitschriften bedeutet die »Hohe Warte« eine neue Spezialität. Sie will den Ideen Lichtwarks Geltung verschaffen und haupt sächlich die künstlerische Stadtpflege in bezug auf öffentliche Bauten, Denkmäler, Brunnen, Gärten usw. ins Auge fassen. Joseph August Lux, der erst kürzlich ein schönes, eigen artiges Werk über moderne Wohnungseinrichtungen ver öffentlicht hat, steht an der Spitze des Blattes, das sich der Mit wirkung berühmter Fachmänner, wie Otto Wagner, Schulze- Naumburg, Lichtwark u. a. erfreut. Das Format ist nahezu jenes der Gartenlaube, der Satz Antiqua (die übermäßig starke Anwendung von Versalien ist der bequemen Lesbarkeit ab träglich); die sehr zahlreichen Illustrationen — Interieurs, Kirchen, Arbeiterhäuser, Zimmerschmuck, Stickerei usw. — kommen auf dem nicht satinierten Papier gut heraus, wenn sie auch den Vergleich mit der englischen Konkurrenz schwer aushalten. Mit dem Raum ist sehr gespart worden; der Text ist frisch und mit jenem heiligen Eifer geschrieben, den, wie es scheint, das Eintreten für eine »Kulturmisston- erfordert. Auch in der kaiserlichen Hofburg — in dem bewunderns werten Prunksale der Hosbibliolhek — findet derzeit eine Kunstausstellung statt: die von Hofrat Karabaiek und vr. Gottlieb veranstaltete Sammlung alter Bucheinbände, eine Geschichte des Bucheinbands, durch die auserlesensten Beispiele erläutert. Man wandelt mit bedächtiger Schnelle vom sechsten Jahrhundert bis in die Zeit der Herr schaft Napoleons. Das historische Interesse wendet sich der ältesten Form des Buchs, der Rolle, zu, ferner dem Papyrus, dann den aus dem sechsten Jahrhundert stammenden, orientalischen Einbänden, geschnittenen Leder bänden mit Verzierungen, Affen, Löwen, Drachen dar stellend. Ein erhabener Gönner der Buchbinderkunst war König Mathias Corvinus von Ungarn, und die präch tigen Bände der Itibliotbecs, Oorviniana geben dem Fach gelehrten Veranlassung zu gründlichen Untersuchungen über orientalische und italienische Ornamente, während der Laie über die horrende Summe Geldes staunt, mit der man eine Kollektion dieser Bände bewertet. Sehr bewundert wurden die Prachtbände aus der Bibliothek des Prinzen Eugen, ferner die französischen Arbeiten im Empirestil und endlich eine Sammlung von Vorsatz papieren, sowie die Vitrine mit den verschiedenen Arten des Goldschmtts. Zu manchen Zeiten wurde ja das Buch an allen drei einbandfreien Seiten gepreßt und ge- punzt, gezeichnet und gemalt. Von dieser historischen Exkursion wieder auf unsre Tage zurllckkehrend, verzeichne ich mit Befriedigung die am 16. Oktober erfolgte Eröffnung der Wiener Buchhändler- Lehrlingsschule. Die auf Gründung einer Fachschule ge richteten Bestrebungen datieren aus dem vorigen Jahrzehnt, und einer der eifrigsten Parteigänger dieses Gedankens, Karl Graeser, ruht schon lange in der kühlen Erde. Die Realisierung dieses Projektes gelang durch Anschluß an das kaufmännische Gremium und an dessen bereits bestehende Handelskurse. Die Wiener Buchhändlerlehrlinge, etwa siebzig an der Zahl, wurden vorläufig in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste nimmt bloß an den allgemeinen kaufmännischen Unterrichtskursen teil, während für die zweite, vor geschrittenere, ein Fachkursus (alle Sonntage von 10 bis 12 Uhr vormittags) eingerichtet wurde. Als Lehrer wurde Herr Carl Ahlgrimm angestellt, ein junger, tüchtiger Fach mann, der mit Sachverständnis und Eifer seiner Aufgabe obliegt, den Lehrlingen die wichtigsten Kenntnisse aus der Geschichte des Buchdrucks, des Buchhandels und der andern einschlägigen Disziplinen zu vermitteln. Einem so fleißigen und methodischen Streben kann der Erfolg nicht fehlen Auf klärung tut not, und es ist wünschenswert, daß alle, die mit dem Buch zu tun haben, einige Begriffe über die Technik der Herstellung erwerben. Auch literarhistorische Kenntnisse sind nicht überflüssig. Wer über Erfahrung verfügt, wird nicht we nige Fälle kennen, in denen Börne mit Bnrns oder mit Byron verwechselt wurde, auch scheint es schwierig zu sein, Scherr und Scherer auseinander zu halten. Soll man sich ärgern oder lachen, wenn der Besteller eines Werks von Jean Paul gefragt wird, ob das französische Original oder eine deutsche Übersetzung gewünscht wird? Und es muß eigentümlich be rühren, wenn auf die Frage nach einer Vulxats, nur ver ständnisloses Kopfschütteln erfolgt. Und das hat sich kürzlich in einem Spezialgeschäft zugetragen. Wien, Dezember 1904. Friedrich Schiller. Kleine Mitteilungen. Sonntagsarbeit in Leipzig zur Weihnachtszeit. (Vgl. Nr. 289 und 290.) — Der Verein der Buchhändler zu Leipzig ersucht die Leipziger Verleger, Kommissionäre und Barsortimenter, die, soweit sie nicht auch Kleinhandel betreiben, am Sonntag den 18. Dezember in der Zeit von 8 Uhr morgens bis 6 Uhr abends offen halten dürfen (vgl. unsre Mittteilung in ^Nr. 289; die Bla^hl großen Anzahl wegen nicht möglich ist, sie spätestens von l Uhr ab zur Abholung bereit zu halten. Die Leipziger Barsortimente werden am nächsten Sonntag, wie wir bereits in der gestrigen Nummer 290 mitteilten, den gesteigerten Anforderungen in jeder Weise durch Ausnutzung der vollen Geschäftszeit (von 8 Uhr früh bis abends 6 Uhr; gerecht werden. Weihnachts-Paketverkehr. — Die Vereinigung mehrerer Pakete zu einer Begleitadresse ist für die Zeit vom 10. bis 25. Dezember im innern deutschen Verkehr (Reichs-Postgebiet, Bayern und Württemberg) nicht gestattet. Auch für den Aus landsverkehr empfiehlt es sich im Interesse des Publikums, während dieser Zeit zu jedem Paket besondere Begleitpapiere Verbotenes Buch. — Die Strafkammer bei dem König!. Amtsgericht zu Jnowrazlaw hat durch Urteil vom 4. November 1904 auf Einziehung der bereits beschlagnahmten und auf Un brauchbarmachung aller Exemplare der Druckschrift: militarz'LUw. Mumaoexl VVIoil/.iouoee Irampoexnslri. - (Ge druckt in Warschau in der Druckerei von St. Niemircz Söhne), die zwecks ihrer Verbreitung nach Deutschland bereits gelangt sind oder noch gelangen werden, erkannt. Das Urteil ist rechts-
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