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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-03-06
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1905
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- Deutsch
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54, s. März 1S05, Fertige Bücher, 2289 Eine Anzahl „nicht orientierter" Sortimenter sendet die kurz vor Weihnachten erhaltenen beiden Bände Schlegel und Herder der Serie „Erzieher zu deutscher Bildung" in tadelloser Frische (!) zurück, statt zu erkennen (ich will nicht von den unnützen Frachtspesen reden, die sie mir und sich machen), daß erst jetzt im Schillerjahr der Weizen fiir intelligente Vertriebsarbeit blüht. Diesen zu Nutz und Frommen veröffentliche ich mit Zustimmung der Absender folgende Briefe hervorragender Llniversitätsprofessoren Professor Georg Simmel-Berlin: . . . Ihre „Erzieher" scheinen mir in der Tal der wärmsten Empfehlung eines jeden, dem unsere Kultur am Nerzen liegt, wert. Ob sie einem „vorhandenen Bedürfnis ent- gegenkommen", wage ich nicht zu entscheiden. Das Wich tigere aber scheint mir, daß sie das Bedürfnis wecken, das sie befriedigen sollen. Sie könnten vor allem nach einer Richtung hin Wichtiges leisten: nämlich kurz gesagt, den Bestand der bei uns als „Klassiker" funktionierenden Geistesheroen vermehren. Ein Klassiker ist doch wohl ein Schöpfer, der auf die ganze Breite des Volkslebens wirkt oder wirken kann, ohne doch trivial zu sein. Es gibt genug Herrliches und Tiefes, das aber den Massen ver schlossen ist, und es gibt vieles, was diese beeinflußt — aber es ist banal und oberflächlich. Erst wo jene beiden Werte sich treffen, entsteht der besondere Wert des „Klassischen". Nun scheint es mir, als wenn wir in Deutsch land nicht genug Klassiker haben, d. h. daß der als klassisch anerkannte Bestand unseres Lesestoffes im Ver hältnis zu dessen iibrigen Bestandteilen ein zu geringes Quantum darstellte. Tatsächlich indes gibt es ins besondere in dem halben Jahrhundert, das etwa um das Jahr 1800 zentriert, eine relativ große Anzahl von Autoren, die sozusagen potentielle Klassiker sind, aber noch nicht als solche wirken sei es, weil die klassischen Teile ihrer Lei stungen unter andersgearteten versteckt sind, sei es durch zufällige Ungunst der Geschichte. Durch Erschließung und Verbreitung solcher wird Ihr Unter nehmen, wenn ich es recht verstehe, das „klassische" Segment unseres Bildungskreises vergrößern und damit die eigentliche Substanz unserer Kultur breiter und fester gestalten helfen. Professor Albert Köster-Leipzig: . . . Der Gedanke, eine solche Sammlung zu veranstalten, hat meinen ganzen Beifall. Und gleich zwei der Kühnsten stellen Sie an die Spitze, Herder, den Umfassendsten, wenn er nicht verbittert war, Schlegel, den Freiesten, so lang er jung und in seiner Jugend lichkeit nicht frech war. Aufwärts zu der Unbefangen heit, die diese beiden in besten Stunden verkündet haben, dürfte für viele noch ein weiter Weg sein. . . . Professor Gustav Noethe-Berlin: . . . Aber dem Gedanken, der Ihrer neuen Sammlung zugrunde liegt, wünsche ich aufrichtig den besten und nachhaltigsten Erfolg. Statt „Erzieher" hätten Sie viel- leicht besser „Führer" gesagt: jenes Prädikat scheint mir gleich bei den beiden ersten nicht ganz zuzutreffen, — oder doch nur in dem höchsten Sinne, wie jede geistige Kraft dadurch erzieht, daß sie ist, wie sie ist. An sich finde ich beide Bändchen, namentlich das Herderheft, vor trefflich gelungen: so wenig ich im Grunde sonst ausge wählten Stellen hold bin, so berechtigt ist eine solche Auswahl bei Herder und Schlegel, deren Größe weit mehr in Fülle, Kühnheit und prophetischem Weitblick der Gedanken, als in ihrem Zusammenhangs lag. Mit be- sonderer Spannung sehe ich dem Lamannband entgegen, der, in die rechte Hand gelegt, tief wirken könnte. Daß es sich hier überall um lebendige Geister handelt, ^ die wir als Freunde und Bundesgenossen brauchen wie je, darin stin^me ich Ihnen unbe dingt zu. Möge die verdiente segensreiche Wirkung nicht ausbleiben! . . . Professor C. Neumann-Kiel: . . . Sie suchen die Herder, Schlegel, Schelling, Fichte und Grimm in den Dienst des gegenwärtigen Lebens zu stellen. Wir waren vor 100 Jahren nicht so reich an Millionen baren Geldes, wie heute, aber wir waren reicher an geistigen, und wenn wir über die Literatur hinaus sehen, auch sehr reich an sittlichen Kräften. Geistesreich- tum allein ist keine sittliche Macht. D An einer Zeitwende angekommen, wie heute, wo die Nation alle ihre Kräfte zusammennehmen muß, wird es notwendig, zu den Arbeiten unserer Gegen wart auch die alten Eideshelfer aufzurufen, mit der Linie auch die Reserven alter deutscher Bildung und Gesittung mobil zu machen, damit wir in dem Kampfe bestehen. . . Professor O. Crusius-München: . . . Ich bin nicht ohne Bedenken gewesen gegen diese Fragmente aus Fragmenten. Aber beim Durchblättern H des Schlegelheftes habe ich mich bekehrt. Des dauernd Lebendigen, das in diesen mir wohlbekannten Bänden steckt, bin ich mir erst recht bewußt geworden, als ich alle diese Kostbarkeiten, von kundiger Hand ausgelesen und geordnet, vor ^ mir ausgebreitet sah. Da ich in meiner Vor lesung das Verhältnis der Antike und der Romantik zu besprechen hatte, nahm ich Gelegenheit, meine Hörer auf Ihr Schlegelhest hinzuweisen, und ich kann nur wünschen und hoffen, daß sich reckst viele zunutze machen, was ihnen da geboten wird. Eugen Diederichs Verlag in Jena
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