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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-09
- Erscheinungsdatum
- 09.02.1904
- Sprache
- Deutsch
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/I/ 32, 9. Februar 1904. NtchtamUicher Teil. 1317 kreisen suchte die neue Kunst sich dienstbar zu machen, und dies geschah durch Bücher, die sich bemühten, das rezipierte Römische Recht auch in das Leben des Volkes überzuführen. Es ist das die sogenannte populäre Literatur des römisch kanonischen Rechts, wie es Stintzing in seiner Geschichte dieser Literatur bezeichnet. Um dies zu verstehen, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Zeit noch nicht so lange vorbei war, die gelehrte Richter nicht kannte, als die Volks genossen noch selbst als -Thing- Recht schöpften und die unge lehrten Richter nur den Richterspruch zu verkünden hatten. Hatte auch die Rezeption des Römischen Rechts, die durch die komplizierter gewordenen Verhältnisse geboten war, diese volkstümliche Rechtsprechung, die aus der vertrauten Kenntnis der einfachen Lebensverhältnisse heraus Recht fand, entbehr lich gemacht durch das Eintreten gelehrter Juristen, so war doch das Interesse für das Recht im Volk noch lebendig und kamen die -Rechtsspiegel- die der Buchdruck hervorbrachte, diesem Interesse entgegen. Ich habe schon erwähnt, daß der Vertrieb der Bücher durch Angestellte des Verlegers erfolgte, die mit ihren Vor räten Städte und Klöster, Messen und Jahrmärkte besuchten und die neuen Erzeugnisse ihrer Pressen zum Kauf anboten. Bei dieser Gelegenheit nahmen sie auch Bestellungen auf andere Bücher entgegen, Aufträge die sie mit nach Hause nahmen und bei einem späteren Besuch ausführten. Diese Buchführer beschränkten sich nicht auf Deutschland, sondern besuchten auch die Niederlande, Italien, Frankreich und Spanien. Bei dieser Gelegenheit mögen sie auch schon damals andere Bücher gegen ihre Vorräte eingetauscht haben, namentlich wohl solche, auf die sie bereits eine Bestellung erhalten hatten. Neben den Dienern, die von den Verlegern ausgesendet waren, gab es auch selbständige Händler, die auf ihr Risiko Bücher aufkauften und ebenfalls im Wandervertrieb ihren Absatz suchten und fanden. Endlich sei der »Faktoreien- ge dacht, die die größeren Verleger errichteten, um in volkreicheren Städten ein erhebliches ständiges Lager zu halten und zu gleich den reisenden Dienern neue Vorräte zuzuführen, wenn der ihrige auf die Neige zu gehen drohte. Diese Faktoreien kann man die ersten Buchhandlungen nennen, denen am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts die selbst ständigen Buchsührer mit ihren Lagern sich anreihten. So wurde der Bllchervertrieb zu einem stehenden Handel, zu einem seßhaften Betrieb. Die Trennung des Vertriebes vom Verlag erhöhte die Bedeutung der großen Messen für Einkauf und Verkauf der Bllcherware. Namentlich erfreute sich die Messe in Frank furt a. M. schon im letzten Viertel des fünfzehnten Jahr hunderts des Besuches der großen Drucker und Verleger, und im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts finden wir dort schon ständige Niederlagen, in denen die Bücher von einer Messe zur andern verblieben. Auch die Händler suchten diese Messen auf, um ihre Vorräte zu ergänzen. Papierhändler, Drucker fanden sich ein, um Abschlüsse zu machen, Verleger schlossen hier die Verlagsassoziationen ab, eine charakte ristische Form des buchhändlerischen Betriebes im sechzehnten Jahrhundert, die für größere oder ständige Unternehmungen die Mittel mehrerer zusammenfaßte. Die Reformation gab dem Buchgewerbe einen neuen Aufschwung, umsomehr, als die Schriften der Reformatoren, ebenso wie die ihrer Gegner, nicht nur die Gelehrtenkreise interessierten, sondern auch ins Volk drangen. Die deutsche Sprache sing an die lateinische zu verdrängen, für die Volksbildung wurde die Grundlage geschaffen, die Be schränkung der Literatur auf die gelehrten Kreise hörte auf. Jäh unterbrach diese Entwicklung der dreißigjährige Krieg, von dessen Folgen das Buchgewerbe sich nur langsam erholte. So lange die lateinische Sprache in den Folianten die Börsenblatt sür den deutschen Buchhandel. ?I. Jahrgang. herrschende war, die Produktion eine internationale der Gelehr ten, so lange war die Frankfurter Messe auch der geeignete Mittelpunkt für das Druckgewerbe. Als aber die Reformatoren, die Humanisten anfingen, die deutsche Sprache auch für Schrift werke zu gebrauchen, als eine deutsche Nationalliteratur sich zu entwickeln begann, da wurde der bisher internationale Handel zu einem nationalen, um so mehr als die ausländische Kon kurrenz der deutschen Bücherausfuhr Schranken setzte. Die Re st» mation war im Norden Deutschlands entstanden und hatte dort festen Fuß gefaßt; Luthers Flugschriften, die in vielen Tausenden von Exemplaren ins Volk drangen, hatten die Leselust geweckt. Kein Wunder, daß dies befruchtend auf die Produktion wirkte. War früher der Norden gegen den Süden Deutschlands in der Buchproduktion zurückgeblieben, so ward es jetzt umgekehrt, um so mehr als der nordische Buchhandel einen Zentralpunkt in der Leipziger Messe fand. Vorläufig behielt allerdings die Frankfurter Messe noch ihre Bedeutung für den Buchhandel. Fast alle Geschäfte wurden auf ihr abgeschlossen, es wurde gekauft und ver kauft, die von einer zu der andern Messe gekauften Artikel durch Zahlung oder durch Tausch ausgeglichen. Der Tausch von Verlag gegen Verlag ist die wesentlichste Handelsform des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Zu seiner Festigung mag auch beigetragen haben, daß nach dem dreißigjährigen Kriege bares Geld schwierig zu erhalten tzwr. Im Tauschhandel wurde Bogen gegen Bogen gerechnet, ein individueller Wert kam nicht in Betracht. Nur das Format mußte das gleiche sein. Die Abschlüsse wurden partienweise gemacht, eine Partie des eignen gegen eine ebenso große Partie in Bogen gleichen Formats des fremden Verlags. Die Bogen wurden als bedrucktes Papier betrachtet. So be richtet Kapp von dem Buchdrucker Adolf Ruß in Straßburg, daß er bedeutende Geschäfte in Papier gemacht habe und gewohnt gewesen sei, Bücher, die er für den Handel kaufte, mit Papier zu bezahlen, so zwar, daß er zwei Ballen weißes für einen Ballen bedrucktes Papier geliefert habe. Der Tauschhandel hatte zur Voraussetzung, daß der Sortiments- Händler auch Verlagswerke druckte, um tauschen zu können, und so konnte es nicht ausbleiben, daß Verleger, die sehr gangbaren Verlag hatten, sich durch Eintausch minderwertigen Verlags benachteiligt sahen. Auch die Überproduktion wurde durch den Tauschoerkehr gefördert, da vielfach lediglich gedruckt wurde, um tauschen zu können. Endlich beförderte das Tauschen die Bildung ungeheurer Lager, die geräumt werden mußten, und die zuerst die Schleuderei in den Bllchervertrieb eingeführt haben. Es konnte um so leichter geschleudert werden, als der Schleudernde ja schon einmal beim Einkauf der Ware verdient hatte und deshalb schlimmstenfalls eines Nutzens beim Verkauf entraten konnte. Eine sehr wichtige Neuerung der Frankfurter Messe war der Meßkatalog, der zum erstenmal, vom Buchhändler Georg Willer in Augsburg zusammengestellt, in der Herbstmesse 1564 erschien. Es ist dies der Stammvater unsrer Halb jahrskataloge, die sich allerdings ebenso durch Genauigkeit der Angaben, wie Vollständigkeit sehr vorteilhaft von diesem ersten Meßkatalog unterscheiden. Ursprünglich nur reine Titel angaben, bringen die späteren Ausgaben Angabe über Ver lagsort und Verleger, aber keine Preise. In Leipzig wurde im Jahre 1595 von Henning Grosse der erste Meßkatalvg herausgegeben, dem bald andre folgten. Um einen geregelten Verkehr auch außerhalb der Messen zu bewerkstelligen, wurden schon früh in Frankfurt große Bücherlager errichtet, die einen großen Teil der neu er schienenen Bücher auf Lager hatten und von ihren Vorräten an andre Buchhändler abgaben. Paul Brachfeld errichtete das erste derartige Unternehmen, über das er im Jahre 1797 Kataloge herausgab. Daneben bestanden von alters her die 174
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