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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1908
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- Deutsch
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2888 Börsenblatt f, d, Lisch«. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 48, 27. Februar 1908. Waren Wappenexltbris schon vorher die gewöhnliche Form gewesen, so ist diese Gattung noch zahlreicher während der Blütezeit, die man etwa von Mitte des achtzehnten bis gegen Anfang des neunzehnten Jahrhunderts rechnen kann. Nun kann wirklich von Stil in schwedischen Exlibris gesprochen werden, und das ist recht erklärlich. Erst im achtzehnten Jahrhundert erstarkte die schwedische Kunst, sie brachte eine verhältnismäßig große Menge hervorragender schwedischer Graveure hervor, und beinahe von allen besitzen wir Exlibris-Blätter. Da ist der arme, oft von Nahrungssorgen bedrückte Fredrik Akrel (1748—1804), -dessen beste Arbeiten die waren, die ihm am wenigsten ein brachten- , er hob die Radierkunst zu einer bis dahin in Schweden nicht erreichten Höhe. Da ist der ausgezeichnete I. F. Martin (1755—1816) zu nennen, der eine Reihe von Werken mit Glichen herausgab, und sein ebenbürtiger, aber unglücklicher Schüler M. R. Heland (1765—1814), der z. B. die Tafeln zu der unvollendeten Medaillengeschichte König Gustafs III. stach. Weiter treffen wir I. E. Rehn <1711—93, Zeichenlehrer Gustavs III., später Hofintendant), der z. B. für M. E. Ulfsparre ein Exlibris geschaffen hat (Wappen mit Sparren, umgeben von Wolf, Geier, Fahnen und Grafenkrone); er erzog sich in seiner eigenen raschen Manier einen hochbegabten Schüler, den sehr geschätzten Kupfer stecher P. G. Floding (1731—91). Mit letzterem zusammen wurde Jacob Gillberg, ebenfalls Kupferstecher, 1768 Lehrer an der eben zu neuem Leben erweckten Kunstakademie. Von ihm stammt ein hübsches Bibliothekszeichen für den historischen und genealogischen Sammler Daniel Tilas: zwei lustige Bergmannsknäbchen, aus einem Felsblock sitzend, auf den sie mit Brecheisen und Hammer loshauen, dazu die Umschrift: Koa vi, ssä Eps oaäeväo. Es zeugt davon, daß das achtzehnte Jahrhundert, das des dritten Standes, es auch liebte, die stereotypen heraldischen Embleme mit individueller charakterisierenden Exlibrismotiven bürger lichen Fleißes zu vertauschen. Endlich sei noch C. G. Fehrman (1746—98, Medaillengraoeur an der königlichen Münze) genannt, der in seiner reinen, edlen Modellierung starke Eindrücke von den schwedischen Künstlern des antikisierenden Geschmacks Sergel und Masreliez empfangen hat. Das sind nur die bekanntesten; die Reihe der Künstlernamen ist damit durchaus nicht erschöpft. Die Anzahl guter Blätter mit der Bestimmung, als Exlibris zu dienen, ist erstaunlich groß. Die Allegorie, im Ausland schon lange angewendet, wird nun in Schweden allgemein, indem man dazu übergeht, die Wappen exlibris mit zahlreichen Sinnbildern zu umgeben. Jetzt treten Göttinnen auf, mehr kräftig gebaut als wohl gewachsen; häufig sind auch dralle Amoretten und die besonders dekorativen Eulen. Für letztere hat Floding einen ganz lustigen Typus eingeführt, der die Sorglosigkeit eines Gelehrten um sein Außeres widerzuspiegeln scheint. Er häuft um sie alle mög lichen Attribute: Kronen und Kammerherrnschlüffel, Bücher und Erdgloben, Palette und Leier, Zirkel und Fackeln, Schwerter und Stöcke. Den Hintergrund bilden oft flatternde Draperien oder inhaltschweres Gewölk; in der Luft hängen Girlanden oder flattern Bänder mit nützlichen moralischen Sentenzen, über dem Ganzen endlich schwebt zuweilen das allsehende Auge. Trotz dem wirken diese Kunstwerke nicht überladen; das versteht der Sinn der Künstler fürs Dekorative geschickt zu vermeiden. Selbst ein mittelmäßiger Radierer wie Snack hat ein solches Prachtstück zu schaffen vermocht wie Reuterholms Exlibris. Ausländische Stecher werden jetzt selten herangezogen; ein typisch schwedisches Rokoko-Exlibris, das von Peter Bagge (abgebtldet nebst einigen andern von der Ausstellung in -Svoveks, Dagblaäst- vom 3. Februar) ist dennoch vermutlich englischen Ursprungs. Dem letzten Teil dieser Blüteperiode entstammen zwei der allerschönsten Stücke, A. D. Hümmels und Gustaoa Wrangels (das der letztgenannten Dame stellt eine junge Frau in Empiretracht, lesend im Bibltothek- zimmer, dar und ist abgebildet, nebst andern gut gewählten alten und modernen schwedischen Proben, auf der Tafel zum Artikel -Exlibris- in Band 7 (1907) der neuen Auflage des Konversations lexikons -Horäisk kawüssbolr-). Diese Aquatintablätter sind ent zückend. Im ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts trat indes, fast mit einem Schlage, ein Rückgang, ein und der Verfall dauerte ungefähr bis in das letzte Jahrzehnt desselben. Ab scheulich grob gravierte Wappen oder elender Typendruck werden in die schlecht gedruckten Bücher der Zeit eingesetzt. Mit kläglichen Leihbibliothekslappen haben sogar Dichter wie A. Atterbom und V. F. Palmblad (Professor der Geschichte und Geographie in Upsala) ihre Bücher versehen. Noch viel später haben Bibliophilen hohen Ranges wie K. L. R. Mandcrström und Nils Gyldenstolpe nur ganz schlicht gedruckte Wappen. Erst um 1885 tritt hier und da Besseres ans Licht. Der Bücherauktionskommissar Gartz be kommt ein glänzendes Exlibris, komponiert von Christopher Eich horn, dem leidenschaftlichen Sammler, Kunstschriftsteller und Biblio theksbeamten (-j-1889), in französischem Stil, mit sinnreicher Devise. Der Kunsthändler Bukowski, bekannt durch sein Auktionsinstitut in Stockholm, hat ein ansprechendes, wenn auch reichlich ver schnörkeltes Besitzerzeichen. Nach 1890 tritt endlich ein starker Aufschwung ein. Jetzt gleichwie vor anderthalb Jahrhunderten widmet sich ein bedeuten der Teil der schwedischen Künstler gelegentlich dieser Kleinkunst, unter andern einige der ersten Namen: Oscar Björck, Carl Larsson und der Leiter und Zeichner des beliebten Witzblatts -Strix-, Albert Engström. Was diese an Exlibris gezeichnet haben, ist an Zahl freilich nur gering. Sehr gute Bucheignerzeichen haben auch die Damen Jngeborg Uddön, Harriet Sundström, Lydia Skottsberg und Ella Waldenström. Hohe Begabung für das Dekorative verrät das eigne Exlibris von Arthur Sjögren, dem bekannten Illustrator und Buchschmuckzeichner. Exlibris in Atzung scheint man jetzt im allgemeinen für zu kostbar anzusehen; man findet solche beispielsweise von Robert Haglund, Tallberg und Agi Lindegren ausgeführt. Letzterer hat das Exlibris für den nun entschlafenen König Oscar II. geschaffen (abgebtldet z. B. bei Romdahl, a. a. O. S. 22): das 0 mit der II darin, eingefaßt von zwei Lorbeer» zweigen, darüber die Königskrone, darunter des Königs Wahl spruch: -über Tiefen zur Höhe empor-, das Ganze in einem Viereck von zwei Doppellinien. Als Motiv wird jetzt alles mögliche benutzt, von der Land schaft oder dem Porträt bis zu Dingen aller Art. So kann die persönliche Ursprünglichkeit leichter ihren Ausdruck finden. Als Beispiel sei angeführt das vom Besitzer selbst gezeichnete Exlibris des bekannten schwedischen Schauspielers Nils Edo. Personne, dessen Gebiet von der Farce bis zur komischen Charakterrolle reicht (er hat auch Stücke von Holberg, Terenz, Lessing, Kleist und Wtlbrandt übersetzt und für die Bühne bearbeitet): ein tan zender, bocksfellgeschürzter, rebenbe'ränzter Knabe, in den Armen eine komische und eine tragische Maske schwingend. — Wappen, nicht mehr häufig, sind, wo sie Vorkommen, gewöhnlich in eine Landschaft oder dergleichen hineinkomponiert. Bildnisse und In terieurs sind glücklicherweise noch ganz selten. Oft läßt man sein Vaterhaus oder eine Ansicht seiner Stadt abbilden. Zuweilen kommen Anspielungen auf den Namen des Besitzers vor (z. B. Svan-berg). Stilisierte Pflanzenmotioe sind häufig und oft von guter Wirkung. Devisen, jetzt meistens in Schwedisch, sind mehr als je in Mode. Frühe Beispiele von Superexlibris, um schließlich diese noch zu erwähnen, sind das des Staatsmanns und Kunstfreundes Carl Gustaf Tessin und das von Adam Horn; von dergleichen Gattung ist das der Universität Upsala im achtzehnten Jahrhundert (ein verschlungenes Monogramm in Blattkranz mit der Überschrift karpklov Heilmittel der Seele), abgebildet im -Horäielr kawüjsbolr- a. a. O., und die Monogramme königlicher Personen. Noch eine andere alte besondere Art von Exlibris sind die auf den Metallknöpfen, die man früher verwendete, um sehr umfangreiche Bücher zusammenzuhalten, namentlich auf Rostock- Bänden aus dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Nur fünf solche sind bekannt, davon befindet sich ein Exemplar jetzt in der Königlichen Bibliothek in Stockholm; es gehörte dem späteren schwedischen Bischof von Skara, Soeno Jacobi, der 1508 in Rostock studierte. Eine Liste der Zeichner und Graveure von schwedischen Exlibris enthält das große, sechsbändige Werk von C. M. Carlander -Lvevelca bibliotslr ooü eilibris- (2. Ausl. Stockholm 1896—1904), das auch mit Abbildungen von Exlibris in verschiedenen Reproduktionsarten geschmückt ist. G. Bargum.
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