287, 10. Dezember 1907. Fertige Bücher. «ö.1cnbl->tl >. d. Lgchn, Buchhandcl. 13475 Offener Brief °n Ernst Zahn >» Goeschenen Hochgeehrter Herr! s s 8 s Dieses Schreiben trägt keine Anterschrift. Es kommt von einem Manne, der nicht darauf aus geht, „berühmte Bekanntschaften" zu machen, und darum lieber ungenannt bleiben will. Er ge hört nicht zu den Großen im Lande und ist doch auch der „Erste Beste" nicht, so mögen diese Zeilen, trotz ihrer Anonymität, den Zweck, Ihnen Freude und Genugtuung zu bereiten, nicht verfehlen! Ich habe 2hren„Lukas Hochstraßer" gelesen. Schon oft hat ein schönes Buch in mir den Wunsch ausgelöst, dem Verfasser für das Gebotene per sönlich danken zu dürfen. Ich habe es nie getan. Aber sonderbar, jetzt erlag ich einem eigentlichen Zwange. And so geschehe es denn: Empfangen Sie mit diesen Zeilen den Dank eines begeisterten, ja entzückten Lesers! Diesem Danke wird hoffent lich, so oder so, still oder laut, der Dank der Menschheit folgen. Sie haben mit Ihrem „Hoch- straßer" der Welt ein Buch geschenkt, das den besten Büchern an die Seite gestellt werden muß, ein Buch, das ein Volksbuch werden wird in des Wortes schönstem Sinne, dem die gleiche erhabene Wirkung beschieden ist, wie den Erzeugnissen eines Jeremias Gotthelf, eines Heinrich Pestalozzi, eines Gottfried Keller. Welche Gesundheit, welche Kraft, welche Lebensfreudig keit! Welcher Hochflug sittlicher Ideale! Welch erfrischender Lustzug in das schwüle Wehen de- katenter Dünste, die von so vielen literarischen Produkten des Tages ausgehen! Ich begreife, daß Sie das Werk Ihren Kindern gewidmet haben. Auch für mich gehört es nun zu jenen Sachen, die ich als moralisches Vermächtnis meinen Söhnen in den Bücherschast stelle, auf die ich sie verweise, wenn sie auf ihrem Lebensweg der Warnung, der Lehre, der Er bauung, der Ermutigung bedürftig werden. Ich erachte es gewissermaßen als eine Bürger pflicht, dem „Lukas" Leser zu werben. Vielleicht findet sich ein Weg, der eine Abschrift dieser Dankeszeilen in die Presse leitet, wo sie dann als „Offener Brief" etwelche Wirkung tun mögen. Für jetzt also nochmals: Empfangen Sie den Dank eines Vaters, dessen Hauptsorge ist, seine Kinder vor dem größten Äbel, der Schuld, zu bewahren; empfangen Sie den Gruß eines ästhetisch fühlenden Menschen, dem die Lektüre Ihrer neuesten Dichtung ein hoher Kunstgenuß war! Möge die Muse Ihnen fernerhin Glück bringen! Meiner Hochachtung brauche ich Sie nach dem Obigen nicht mehr des besonderen zu versichern. » Stuttgart. Deutsche Verlags-Anstalt. » A 1755*