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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1908
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- Deutsch
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^ 85. II. April 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel 4189 leger, mögen die Exemplare auch zuweilen durch Lagern, durch Versendung an den Sortimenter nicht mehr den Charakter ganz tadelloser Ware tragen. Der moderne Antiquar kauft einzelne Exemplare oder ganze Restauflagen vom Verleger und vereinzelt sie entweder als Großantiquar nur an Anti quare und Sortimenter, oder er versucht, sie selbst unter das Publikum zu bringen. Vor etwa 25 Jahren, als die Sache noch neu war, war das moderne Antiquariat ein sehr gewinn bringendes Geschäft, bei der ins Unheimliche gesteigerten Produktion unserer Verleger sind der Objekte des modernen Antiquariats aber so viele geworden, daß ihre Unterbringung selbst zu billigsten Preisen immer problematischer wird. Der moderne Antiquar bevorzugt Werke, fllr die er beim großen Publikum Interesse voraussetzen kann; Rest auflagen wissenschaftlicher Werke, die der Verleger abstoßen will, vermeidet er gern. Diese nimmt der wissenschaftliche Antiquar, namentlich der Spezialist auf. Es gibt wohl kaum ein wissenschaftliches Spezialgeschäft, das gar keine Restartikel besäße; manche besitzen eine respektable Anzahl, so z. B. Joseph Baer L Co. in Frankfurt a. M. Zahlreiche Werke, die beim Verleger nicht mehr gehen wollten, sind durch den Übergang an den Antiquar wieder zum Leben er weckt worden, ja sie sind ausverkauft und zum teil zu ge suchten, seltenen, teuer bezahlten geworden. Das Vertriebsmittel des Antiquariats und aller seiner Zweige sind die von mir schon erwähnten Kataloge. Sie sind seine Reisenden, die vermittels der Post überall Ein gang finden, selbst da, wo ein lebendiger Reisender geschlossene Türen finden würde. Dieses Vertriebsmittel findet sich schon im 17. und 18. Jahrhundert, und es ist interessant, den Unterschied zwischen damaligen und heutigen Katalogen zu beobachten. Während die Ausstattung in Druck und Papier früher nur eine mehr als mäßige war, wird heute mit Kata logen ein Luxus getrieben, der vielleicht etwas zu weit geht. Namentlich bei Verzeichnissen kostbarer Bücher spielt auch die Illustration eine gewichtige Rolle. Ich habe einige Kataloge aus früherer und neuerer Zeit mitgebracht, um Ihnen den Unterschied vor Augen stellen zu können. Auch der Scherz kommt bei Katalogen zur Geltung. So erschien im Jahre 1840 der Katalog der Bibliothek des Grafen v. Fortsas, der nur Unika enthielt, die nirgends anderswo beschrieben waren. Im Vorwort heißt es, daß der Herr Graf in seine Bibliothek nur Werke aufnahm, die sämt lichen Bibliographen unbekannt sind. Fand sich später, daß ein von Fortsas besessenes Werk doch bereits bekannt sei, so wurde es unbarmherzig aus, der Bibliothek entfernt. Sein erster Katalog bestand aus 222 Werken, die bis zu seinem Tode auf 52 zusammengeschmolzen waren. Diese Werke sollten am 10. August um 11 Uhr morgens zu Binche (im Hennegau) in der Amtsstube des Notars M. Mourlon, rue de l'sglise Nr. 3, öffentlich versteigert werden. In der ganzen Welt der Bibliophilen und Antiquare rief dieser sehr geschickt zusammengestellte Katalog ungeheures Aufsehen hervor, und Anfragen über Anfragen ergingen, die Biblio thekare ließen sich von ihren Regierungen Kredite eröffnen. Das Ganze war aber eine Mystifikation, die Chalon, den Präsidenten des Vereins der Bibliotheken zu Mons, zum Verfasser hatte, der seine intime Kenntnis der Spezialitäten seiner Kollegen und der Bibliophilen dazu benutzte, die Titel unbekannter Werke ihren Liebhabereien sozusagen auf den Leib zu schreiben. Harmloser ist der »Catalogus von den raresten Büchern vnd Manuscriptis, welche bishero in ä. Historia littsraria noch nicht zum Vorschein kommen, nun aber ... an die Meist-bietenden verkauft werden sollen. Frankfurth vnd Leipzig. Anno 1726«, ebenfalls nicht existierende Bücher ver zeichnend. Börsenblatt sltr den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. Ein ähnlicher Katalog, der namentlich einige Leipziger und Berliner Antiquare und Bücherverzeichnisse in sehr ge lungener Weise persifliert, führt den Titel: Katalog des noch vorhandenen Teiles der Sammlungen des zu Stallupönen verstorbenen Herrn Emil Meyer, Lräsiäsnt ä'üormsur äs I» Loeists imsrns.tioiislv äss trois bibliopbilss, welche die gesamte Weltliteratur einst umfaßten usw. Fürböters Antiquariat, Nürnberg, Leipziger Straße 44. Katalog Nr. 517. 1925. Die Verkaufsbedingungen, die dem Katalog vorgedruckt sind, führen als erste auf: »Andersartige als telegraphische Be stellungen wandern in den Papierkorb«. Aus dem Inhalt des Verzeichnisses, das 39 Nummern umfaßt, will ich nur an führen: 2. Beyerlein, Franz A., Jena oder Sedan? Roman. Volksausgabe. 110.—120. Tausend. Berlin o. I. (1904.) In Leinen geb. ^ 58.—. Ein Prachtexemplar dieses vielgelesenen, für die Geschichte der letzten Jahrzehnte ungeheuer wichtigen Buches. Sehr seltenl 7. Goethe, Faust. Ein Trauerspiel von Goethe. Leipzig bei Georg Joachim Göschen 1787. 168 S. 8°. 590.—. Hirzel S. 36. — Ein Fragment! Bis an den Satzspiegel an allen drei Seiten beschnitten, zum Teil mit Textverlust. Viele Unterstreichungen und Bemerkungen mit schwarzer und roter Tinte im Text. Von Seite 4 ab wurmstichig. Es fehlen: Titel (S. 1—2), S. 9—12, 17—20, 33—46, 91—102, 131—168. (Vom Zensor beseitigt?) In diesem Zustande fast unauffindbar gewor den und wohl noch nie im Handel gewesen. 17. Keller, Gottfried. Der grüne Heinrich. Roman. Braunschweig, Vieweg, 1854, 1855. Vier Bände. Broschiert, unbeschnitten. ^ 1200.—. Die von den späteren wesentlich verschiedene erste Auflage dieses schönen Romans, der Stolz aller, die sie besitzen. Unser Exemplar ist oben rechts mit geringem Textverlust verkohlt; unzweifel haft ist es aus einem Ofen gerettet worden; ob aus Gottfried Kellers oder Emil Meyers, konnte nicht festgestellt werden. In jedem Falle ein rührendes Zeugnis deutscher Gewissenhaftigkeit und Entsagung. 23. (Lipsiensien.) Seiferts Oskar, Gesammelte An sprachen, zum erstenmal nach den Originalkonzepten herausgegeben von Adolf Weigel. (Kulturhistorische Bibliothek »Alt-Leipzig« No. 25.) Leipzig 1918. In Originalumschlag, völlig unaufgeschnitten. -O 40.—. Originell, interessant, pikant — wie alle Lipsien sien, dazu von allerhöchster Kultur- und wirtschafts geschichtlicher Bedeutung. Auf S. 19 eine Stelle geschwärzt (russische Zensur?), sonst gut gehalten. 31. Seemann Nachf., Hermann, Vollständige Reihe aller von dieser vielseitigen Firma in den Jahren 1901 und 1902 verlegten Bücher. 6327 Nummern. Bei gelegt ist eine lückenlose Sammlung aller in den gleichen Jahren über diese Bücher erschienenen Wasch zettel, 13500 Nummern. ^ 1000.—. Vollständige Jahreskomplexe des Verlages Hermann Seemann Nachf. gehören zu den seltensten Provenienzen des Büchermarktes, obgleich viele Bücher zeitweilig beschlagnahmt waren. Über die meisten Nummern vergl. Dühren, Zwölfter Nachtrag zu Hayn, Libl. srot., psssiw. Daß der Humor bei den Antiquaren nicht fehlt und auch die Satire nicht, geht aus obigen kleinen Proben hervor. 543
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