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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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10600 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 215, 16 September 1S0S. Nichtamtlicher Teil. Hansabund und Buchhandel. <Bgl. Rr. 1S8, ISO, ISS, 172, 173, 174, 178, 179, 183, ISS, sL03j, 207, 211 d. Bl> XIV. Den langen Ausführungen des vr. Rießer, die be sonders für das Börsenblatt (vgl. Nr. 211 vom 11. d. M) geschrieben zu sein scheinen, da nicht angegeben ist, daß sie von anderer Stelle übernommen wurden"), stelle ich nach stehend eine kurze Tatsache gegenüber. Der Hamburg- Altonaer Buchhändler-Verein hielt seine erste, zahlreich be suchte Versammlung nach der Sommerpause am 8. d. M. ab. Der Vorsitzende brachte u. a. ein Schreiben des Börsen- vcreins-Vorstandes, das vom allenfalsigen korporativen Beitritt zum Hansabunde handelte, zur Kenntnis, hinzufügend, daß der diesseitige Vorstand nicht die Absicht habe, einen Vor schlag zu machen oder gar einen Antrag zu stellen, sondern etwaige Wünsche der Versammlung erwarte. Die Ver sammlung verharrte im Schweigen, so daß der Vorstand be auftragt wurde, diese stumme Ablehnung dem Börsenvereins- Vorstande zu melden. Es ist vorauszusehcn, daß Kreis Norden am nächsten Sonntag sich ebenso stellen wird. In seinen langen Ausführungen sagt vr. Rießer an einer Stelle: »Solche Gesetze (Nämlich solche, »die Gewerbe, Handel und Industrie im schwersten Maße schädigen«) zu ver hindern und dafür zu sorgen, daß bereits erlassene der artige Gesetze wieder aufgehoben oder doch so umgestaltet werden, daß sie wenigstens in ihrer Ausführung den gewerblichen Interessen Rechnung tragen, ist ein gemein- saures Interesse von Gewerbe, Handel und Industrie.» Ähnlich lautende allgemeine Äußerungen habe ich jetzt schon vielfach gelesen und gehört. Wertvoller würde es mir und, wie ich glaube, den meisten Lesern des Börsenblatts sein, wenn endlich einmal klar ausgesprochen würde, weiche schwer schädigenden Gesetze der Hansabund aufgehoben sehen möchte. Dann könnte man sich doch ein Bild von den Zielen des Hansabundcs machen. A-n anderer Stelle heißt es: -Es müssen . . . alle Schichten der Bevölkerung über den . . . dem heutigen Stande zugrunde liegenden Kampf zweier völlig entgegengesetzter Weltanschauungen aufgeklärt werden.» Ich bin vr. Rießer sehr dankbar, daß er hier ganz offen von völlig entgegengesetzten Weltanschauungen spricht. Weltanschauungen sind mehr als wirtschaftliche Fragen, find die tiefsten Fragen für das Menschenherz, wie z. B. die des Vaterlandes, der Religion usw. Auf diesem Gebiete fühle ich mich den Zeitungen, die aus publizistischem Gebiete die Führung des Hansabundes übernommen haben, durchaus nicht geistesverwandt. Haben doch auch sozialdemokratische Zeitungen offen Partei für den Hansabund genommen! Die sozialdemokratischen Führer besitzen eine feine Witterung für das, was ihrer Weltanschauung frommt. Noch einen Satz greife ich heraus: »Der Hansabund muß .... den Grundsatz Hoch- Halten, daß er auf nationaler Grundlage steht, und er muß, wogegen der Bund der Landwirte zu seinem Schaden wiederholt gesündigt hat, die großen nationalen Fragen, insbesondere die Rücksicht auf dis Kraft, die Macht und das Ansehen des Vaterlandes allen Sonderinteresscn voranstellen.« Wir tragen hier nach, daß unsere Druckvorlage die Vor bemerkung »Flugblatt Nr. 1« trägt. Red. Ein tönendes Wort! Aber ich wäre dankbar für den Nachweis, wann und wo der Bund der Landwirte antinational gehandelt, wann er bei großen nationalen Fragen, bei der Rücksicht auf Kraft, Macht und Ansehen des Vaterlandes gesündigt hat. Das Schwert des Hansabundes, wenn es überhaupt je scharf gewesen ist, kann m. E. durch solche Hiebe nur schartig werden. Noch tönender ist ein Schlußsatz des vr. Rießer: - . . . denn man darf nicht glauben, daß ein Bau, der in Jahrhunderten errichtet ist und der jahrhunderte lang allem Einfluß wandelnder Zeiten zu trotzen wußte, in wenigen Jahren zu Fall gebracht werden kann.« Jahrhunderie! Da kann dis Phantasie ungehindert schweifen bis zu den Deutschherren, Rittern und ihrer Tätig keit, oder bis zur Einwanderung der Salzburger Pro testanten, oder bis zur Urbarmachung der Moraste und Sümpfe unter Friedrich dem Großen, oder wohin sie will Ich aber weiß aus Erinnerung und Geschichtskenntnis, daß noch vor 44 Jahren etwa nur ein halbes Dutzend sogenannter Agrarier im preußischen Abgeordnetenhause saßen, alle übrigen aber waschechte Fortschrittsleute waren; daß ferner im ersten Jahrzehnt des Deutschen Reichstages und noch lange darüber hinaus, als Lasker und Bamberger dort führende Männer waren, die Reichsgesetzgebung alles andere eher war, als agrarisch. Herr vr. Rießer aber beschwört die Jahrhunderte, damit bei seinen Lesern womöglich ein Gruseln in dem Gedanken an die Jtzenplitze und Köckcritze erzeugt wird. Wenn ich mich nun frage, was eigentlich der Hansabund ins Leben gerufen hat, so weiß ich nur eine Antwort: die Kotierungssteuer! Bei den indirekten Steuern war der Reichstag im wesentlichen einig, und es ist eine innere Un wahrheit, wenn jetzt mit viel und lautem Geschrei behauptet wird, der sogenannte blau-schwarze Block habe uns Bier-, Branntwein- und Tabaksteuer beschert. Auf den Anwurf, daß der Bund der Landwirte wiederholt gegen nationale Grundlagen gesündigt hätte, erwidere ich, daß die Börse 1870 bei der Anleihe von lumpigen 120 Millionen Taler versagte, daß darauf bis zum 5. August nur etwas über 60 Millionen eingegangen waren. Als aber im Sommer 1871 Frankreich den graaä ewprnnt national von 3 Milliarden Francs auflegte, da griff die deutsche Börse mit vollen Händen zu; ich meine sogar, daß die ganze Summe in Deutschland überzeichnet wurde, doch bin ich nicht ganz sicher in dieser letzteren Angabe. Ich stand dem Hansabund neutral gegenüber und legte nur gegen den angesonnenen korporativen Beitritt Verwah rung ein. Ausführungen wie die des vr. Rießer können mich jedoch zu einem aktiven Gegner des Hansabundes machen. Hamburg, 13. September 1909. Justus Pape. XV. Ein Schlußwort. Nachdem die Frage des Beitritts des Buchhandels zum Hansabund in diesen Blättern eingehend erörtert und durch Abdruck des Programmaufsatzes von Geheimrat Professor vr. Rießer über -das Wesen des Hansabundes« jedem Kollegen ein eigenes Urteil über diese Organisation ermöglicht ist, glaube ich, wie die Einleitung, so nun gewissermaßen ein Schlußwort im Kampf der Federn aussprechen zu sollen, denn weitere Erörterungen dürften zwecklos sein. Es handelt sich jetzt-mur noch um Stellungnahme durch die Tat. Als Ergebnis der Polemik kann zunächst festgestellt werden, daß ihr größerer Teil durch die inzwischen erfolgte Veröffentlichung der Satzungen des Hansabundes gegen standslos geworden ist. Da die Satzungen nur den Bei-
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