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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.11.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-11-28
- Erscheinungsdatum
- 28.11.1910
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- Deutsch
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- Saxonica
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14708 vörsenblatt f y. Dtschn. Buchhandel, Nichtamtlicher Teil. 275, 28. November 1910. mich — und freue mich sehr», schreibt sie nach dem glücklichen Abschluß, »und niemand soll's mir wehren. Aber es wehrt's mir auch niemand; tout Is moucks ist hintennach zufrieden.« Als dann aber der Vertrag zur Unterschrift vorlag, fand sie Cotta »verdrießlich, sehr verdrießlich«, und die Worte: »Ziehen'Sie'aber vor, den Kontrakt ganz aufzuheben, so steht dies auch zu Dienst«, fielen ihr schwer aufs Herz"). Sie fürchtete, es würde »dem armen Jungen« (Schücking) »heimkommen«, daß er ihr genutzt. Der Druck, den Schücking überwachte, begann nun. »Mit meinen Gedichten geht der Cotta mal artig um! Das ist mal sauberes Papier! und auch nicht viele Druckfehler.« So schreibt Annette im April an Schücking""). Während des Sommers erhielt sie dann noch »eine Menge Korrekturbogen«. Aber über den Zeitpunkt des Erscheinens blieb sie im unklaren. Im September, kurz, ehe sie von Meersburg nach West falen zurückreiste, ließ sie durch ihre Schwester, Frau v. Laßberg, um rasche Nachricht bitten; als sie dann aber am 27. September in Nüschhaus ankam, fand sie Schücking glänzend gerechtfertigt: erhalte, in derMeinung sie sei früher gereist, schon einige Wochen früher die Freiexemplare, deren Anzahl Cotta »genereuser Weise« von zwölf auf sechzehn erhöht hatte""), nach Münster geschickt. Auch der Wechsel auf den Betrag des Honorars war beigelegt und wanderte sogleich nach Meersburg, um den Kaufpreis des Gartenhauses zu berichtigen*"). Im Jntelligenzblatte zum Morgenblatte vom 14. September werden die Gedichte als »eben erschienen« angezeigt"). Cotta schloß diese Verlagsangelegenheit in sehr sympathischer Art damit, daß er der Dichterin nochmals ein schönes Büchergeschenk machte. Sie dankte ihm am 30. Oktober mit folgendem Briefe: »Ew. Hochwohlgeboren haben mich so freundlich beschenkt, daß ich Ihnen längst meinen herzlichen Dank würde ausgedrückt haben, wäre die Ankunft der Büchersendung nicht durch Umstände dermaßen verspätet worden, daß dieselbe erst seit wenigen Tagen in meinen Händen ist. Ihr Geschenk mußte mich um so mehr freuen, da meine kleine Bibliothek bis jetzt noch keins der übersandten Werke enthielt und ich mehrere derselben, namentlich Lenaus und Zedlitzens Gedichte, bereits in Münster, wo der Buchhandel sich fast ausschließlich nur mit norddeutschen Produckten befaßt, vergebens zu erhalten gesucht hatte. »Als ich im Spätsommer vom Bodensee in meine Heimath kehrte, hoffte ich über Stuttgart zu kommen und dort Ew. Hochwohlgeboren persönliche Bekanntschaft zu machen; Umstände haben unsre Reise route geändert, doch bleibt mir dieses Vergnügen hoffentlich Vorbehal ten, da Familienverhältnisse mich wahrscheinlich nach einen: oder zwei Jahren wieder denselben Weg führen werden. Bis dahin möge ein freundliches Geschäftsverhältniß das persönliche Wohlwollen be gründen, ohne welches eine jede Art von Verkehr peinlich ist, und mit welchem ich bereits die Ehre habe mich zu unterzeichnen Hochachtungsvoll Annette, Fr. v. Droste-Hülshof.« Daß sie sich über das Geschenk »auch wirklich sehr freute«, namentlich über Lenaus Gedichte, schreibt sie auch an Schücking*"). Aus der persönlichen Bekanntschaft mit Cotta scheint nichts ge worden zu sein. Nun kam aber noch ein peinliches Nachspiel. Annette hatte mit Cotta angeknüpft, ohne daß ihr erster Verleger, Hüffer, eine Ahnung davon hatte*"). Die einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen hat sie anscheinend nicht gekannt, und auch Schücking scheint sich darüber keine Gedanken gemacht zu haben. Das Erscheinen der Cottaschen Ausgabe, in der die Gedichte der ersten Sammlung wieder mit abgedruckt sind, so daß sie eine, allerdings sehr erweiterte Neuauflage ist, führte dann vom 12. November 1844 ab**) zu mehreren Briefen der Aschendorff- schen Buchhandlung an Cotta. Als Annette durch Schücking davon erfuhr, war sie »aufs unangenehmste überrascht« und setzte sich durch ") Ebenda S. 277. "") Ebenda S. 298. An anderer Stelle (Cardauns S. 412): »Ich . .. kann mit der Ausstattung zufrieden sein: schöne, neue Typen und sehr weißes Velinpapier.« "") Cardauns S. 313. *°) Ebenda S. 312. ") Gedichte von Annette Freiin v. Droste-Hülshoff. Stuttgart und Tübingen, I. G. Cottascher Verlag. 1844. VIII, 575 S. 8". Preis: 2 Rtlr. *") Schücking S. 326. *") Das bestätigt Annette selbst, Cardauns S. 349. **) Cardauns S. 271 Anm. H Z ihren Bruder mit Hüffer in Verbindung*"). An Cotta ließ sie eine Ab schrift dieses Briefes übermitteln und ihm ihr Bedauern über den Vor fall, der durch ihren Mangel an Geschäftskenntnis herbeigeführt sei, aus sprechen. »Es ^ist eine ekelhafte Geschichte, bei der Hüffern, wie mich dünkt, ein großer Mangel an Rücksicht zur Last bleiben muß, da er doch nicht zweifeln konnte, daß eine Anzeige der Sachlage und des vorhabenden Schrittes, gleichviel ob an mich oder meinen Bruder, ihm den letzteren erspart und die Geschichte weit anständiger beendigt haben würde. Es kömmt mir vor, als habe er es darauf angelegt, mich zu blamiren, — weshalb weiß Gott. Ich mag nicht weitläufiger über die Sache werden, sie ist mir zu ärgerlich; sonst könnte ich Ihnen mehr als eine Äußerung von Hüffern selbst, z.B. gegen meinen Bruder, anführen, die mir die Aussage des Buchhalters, »es seien nur etwa noch 17—18 Exemplare vorhanden« — als ganz glaublich erscheinen lassen mußte. Da ich das meiner Bestimmung überlassene Honorar mit der Bemerkung, ich fürchte, ihn in Nachteil zu bringen, völlig ab gelehnt hatte, so will ich gern glauben, daß Delicatesse und Schonung ihm nun seinerseits diese Versicherungen der Zufriedenheit mit dem Geschäft eingegeben hatten; um desto schlimmer ist es, daß er zuletzt so schmählich aus der Rolle gefallen ist.«*"). Besonders ärgerlich und drückend war es ihr, daß Cotta durch ihre, freilich nicht zu diesem Zwecke gemachte Bemerkung, Hüffer würde ihr 500 Taler gegeben haben, zu einer Erhöhung des Honorars bewogen worden war; denn jetzt glaubte sie selbst nicht mehr daran.") »Ach, Levin, ich bin ganz betrübt, daß alles zusammenkömmt, um mich in Jedermanns — wahrhaftig, fast in meinen eignen — Augen als eine Renommistin erscheinen zu lassen, während doch, bei larität meiner Werke in Schaden zu bringen, mich nie verlassen hat.« In dem letzten Briefe ihres Schriftwechsels mit Cotta (16. Dezember 1844) zeigt die Aschendorffsche Buchhandlung an, daß sie »mit dem Fräu lein von Droste die nöthige Vereinbarung getroffen habe.« Die Dichterin den Ausgang der Sache: »Hüffer antwortete sehr höflich, daß er keineswegs den Laden preis*") verlange, sondern sich als mein Commissionair ansehe und neben Druck- und sonstigen Kosten nur gewisse Procente — ich weiß nicht mehr wie viel — nehmen werde. Die Bücher kamen an, — es waren statt 300 nur 172, — dabei die Rechnung, und diese machte, das Buch 25 Silbergroschen. Die Auflage war 600 Exemplare stark*"). Hüffer hat also 328 Exemplare verkauft und dafür 272 Thaler einge nommen; so war er doch längst wieder zu seiner Auslage oder vielmehr hatte schon entschiedenen Profit gehabt, was mir sehr tröstlich ist. Denn die 63 Thaler waren bei Weitem nicht die Druckkosten für die 172 Exemplare; das krümelte sich so zusammen, seine Abzüge für den sämmtlichen Verkauf, Porto — die ganze Pastete lag in Leipzig — usw. Werner"") hat ihn auf der Stelle bezahlt, und nun, bitte, wenn Sie mich lieb haben, reden Sie gegen Niemand darüber; die Sache ist und bleibt mir schimpflich, und hier in Münster weiß, glaube ich, Niemand darum.«"') Daß Annette, mit den Regeln des buchhändlerischen Vertriebes un bekannt, falsch rechnet, sieht man sofort. So nimmt sie, ohne an die Freiexemplare zu denken, an, daß 328 Exemplare verkauft worden seien, und berechnet diese einfach mit dem Ladenpreise. Hermann Hüffer nennt ihre Berechnung abenteuerlich und stellt ihr"*) folgende gegenüber: »Die Kosten für Druck, Versendung und anderes der 400 (!) Exemplare hatten 105 Thaler betragen, verkauft waren 74 Exemplare zum Preise von 16"/z Groschen, in: Ganzen für 41 Thaler. Der Ver lag hätte nach den Bestimmungen des Preußischen Landrechts I, *") Schücking S. 319. *") An Schücking, ebenda. ") Vgl. schon oben. *") D. h. den Buchhändlerpreis für die noch vorrätigen Exemplare. *") In einer Anmerkung weiß sie doch nicht sicher, ob Hüffer so viel gedruckt hat, meint es aber doch gewiß. "") Ihr Bruder. "') Schücking S. 338 f. Dazu Cardauns S. 349: »Nun bin ich im vorigen Jahre genötigt gewesen, wenn er (Hüffer) mich nicht verklagen sollte, den ganzen Rest der alten Auflage (für 63 Thaler) ihm abzukaufen.« "*) Deutsche Rundschau, Bd. 94 (1898), S. 83 Anmerkung.
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