Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-01-29
- Erscheinungsdatum
- 29.01.1877
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18770129
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187701297
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18770129
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-29
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
23, 29. Januar. Nichtamtlicher Theil. 373 sicht in die völlige Hohlheit, Erbärmlichkeit und Schädlichkeit aller dieser Anpreisungen sich allmählich immer breitere Bahnen brechen und schließlich die kostspieligen Aufwendungen,für thcure Annoncen immer weniger lohnend und gewinnbringend machen. Noch mehr aber haben es die Zeitschriften in ihrer Gewalt, dem Unkraut die Pfahlwurzel abzugraben, wenn sic sich ciusach zur Norm machen, allen offenbaren Schwindclannoncen die Ausnahme zu versagen. Was den pccuniärcn Gewinn betrifft, der ihnen da mit entginge, so sollte derselbe für eine Zeitschrift, welche die Ver edlung und Aufklärung des Volles austrebt, gegenüber einer Sache der Moral und des Anstandes nicht weiter in Frage kommen. Uebrigens sollten die Herren Verleger bedenken, daß eine gewisse Beschränkung des über tue Maßen entwickelten Jnseratenwesens aus den oben angegebenen Gründen ihren tieseren und dauernden Interessen nicht nur nicht zuwiderlänst, sondern gerade entspricht. Auch kennen wir bereits Zeitungen, welche in dieser Beziehung mit gutem Beispiele vorangcgangen sind; so hat — um mich hier nur an das mir zunächst liegende Beispiel zu halten — dieMagde- burgische Zeitung die Gummiartikel und Aehnliches aus ihren Spalten verbannt, ohne sich dadurch in ihrer günstigen Entwicke lung, sowohl was Abonnentenzahl als Jnserateuzusluß betrifft, im mindesten beeinträchtigt zu fühlen. Die öffentliche» Organe müssen sich nur nicht als in allen Stücken gehorsame Diener des Publikums und aller seiner Launen und Zumuthungen, sondern auch ein Ivenig als seine berufenen Führer, Berather und, wenn es sein muß, auch Tadler und Zuchlmeister anseheu, und sie werden finden, daß beide Theilc sich hierbei am besten stehen. Wohl mag cs im Einzelnen nicht immer leicht sein, die Grenze zu finden, namentlich mag die betriebsame Concurrcnz in objectiv schwer trennbaren Uebergangs- gliedern mit der Marktschreierei zusammcnhängen. Aber man braucht nicht gleich den vollkommensten Zustand der Dinge ins Auge zu fassen. Vorläufig würde cs schon von großem Segen sein, wenn die unter I—IV. ausgezähltcn strafbaren, strafwürdigen, un sittlichen und gemeinen Annoncen aus den Spalten und Beilagen der anständigen Zeitschriften verbannt werden. Halten wir unfern Familientisch und unscrn Bücherschrank und die Lesezimmer unserer Erholungsstätten rein von dem Schmutz und der Gemeinheit, die täglich in ihnen ausgebreitet werden, bewahren wir besser als bis her geschehen, die Phantasie unserer Jugend, das ist cineForderung der öffentlichen Wohlfahrt, der Sittlichkeit und des Anstandes. Adolf Horwicz. Miseellen. lieber das Wachsthum der „Gartenlaube", die mit dem 1. Januar d. I. in ihren sünsundzwanzigsten Jahrgang eingetrcten ist, entnehmen wir den „Annalen der Typographie" nachstehende interes sante Mittheilnngcn: „Der erste Jahrgang der »Gartenlaube«, 1853, wurde in 5000 Exemplaren gedruckt und ist vollständig vergriffen. Ein Exemplar davon, welches damals 1 lh Thalcr kostete, wurde später mit 11 und 13 Thalcrn bezahlt. Der zweite Jahrgang, mit 8000 Exemplaren eröffnet, brachte cs bis zur Höhe von 14,500, der Jahr gang 1855 wurde schon in 35,000 Exemplaren verbreitet, in den fünf Jahren 185k bis 1860 stieg der Zuwachs auf: 42,000, 55,000, 70,000, 80,000, 86,000. 1863 hatte die Auflage eine Höhe von 157,000 Exemplare» erreicht. Da traf plötzlich — Ende 1863 — insolgc eines anstößigen Artikels die »Gartenlaube« das Verbot sür Preußen, welches die Auflage sofort auf 105,000 Exemplare zurück brachte und gleichzeitig alle Concurrcnten zu enormen Anstrengungen vcranlaßte, die wenigstens in Bezug aus Preußen nicht parirt werden konnten. Andererseits hatte jedoch das Verbot die gute Folge, daß alle nichtpreußischen Länder, insbesondere Oesterreich und Amerika, ! gleichsam als Ersatz sehr starke Nachbestellungen machten, so daß sich, die trotz des Verbotes nach Preußen gehenden Exemplare mitgezählt, Ende 1864 die Verbreitung wieder aus 125,000, im Jahre 1865 auf 130,000 und im folgenden sogar auf 142,000 Exemplare hob. Nichtsdestoweniger war durch jene Maßregel doch der allgemeinen Entwickelung der Gartenlaube« arg geschadet worden. Mit dem ver- hängnißvollen Jahre 1866 und dem siebentägigen Kriege brach eine zweite Katastrophe über das vielversolgte, aber auch vielbeneidete Blatt herein. Am 17. Juni besetzten die Preußen Leipzig, acht Tage später trat ein Hauptmann in das Redactions-Bureau und verbot aus Befehl des Generals v. Mülbe ein für allemal das Wicdererscheinen des Blattes. Redaction, Expedition und Buchdruckern waren ver- urtheilt, zu feiern. Indessen blieb das alte Glück der «Gartenlaube« treu und aus Antrag Bismarck's wurde die militärische Gewaltmaß- rcgcl und bald daraus auch das preußische Verbot überhaupt zurück- gcnommeu, ohne daß von der Redaktion die geringste Garantie ver langt worden wäre. Wenige Wochen hieraus hob sich die Auslage von 142,000 aus 177.000, und kaum neun Monate »ach Aushebung des Verbotes war sie bereits auf 225,000 Exemplare gestiegen. Von dieser Epoche ab entwickelte sich die »Gartenlaube- von Jahr zu Jahr in regelmäßig zunehmender Progression, bis im Jahre 1876 die enorme Höhe von 380,000 erreicht war, die sich wohl mit dem neue» Jahrgang ausdie volle Rundzahl von 400,000 Exemplaren gesteigert haben dürste." Die Straßburger Universitätz- und Landesbiblio thek hat sich wieder einer sehr reichen Schenkung zu erfreuen gehabt. Gras Clothar Blankensee-Fircks hat ihr nämlich in außerordentlich freigebiger Weise die Bibliothek des Reichsfreiherrn I. PH. v. Wessenbcrg - Ampringcn überwiesen. Des Letzteren Thätigkeit in oesterrcichischcn Diensten gab ihm Gelegenheit, eine reiche Sammlung meist historischer und staatswisscnschastlicher Werke zu erwerbe», wobei ihm seine hervorragende amtliche Stellung besonders förder lich zu Statten kam. Der Anzahl der Bände nach (etwa 5000) ist der Straßburger Bibliothek dadurch ein so beträchtlicher Zuwachs zutheil geworden, daß derselbe allein schon den Erwerbungen gleich kommt, welche ansehnliche Bibliotheken während eines ganzen Jahrs zu machen pflegen. Gras Blankensee-Fircks hat diese schöne Samm lung aus dem bei Freiburg i. B. gelegenen Schlosse Feldkirch, wo sie bisher ausbewahrt, aber der Natur der Sache nach wissenschaft licher Benutzung nicht hinreichend zugänglich war, einer Bibliothek zugeführt, wo sie nun zu fruchtbringendster Verwerlhung zu ge langen vermag; er hat sich dadurch den Anspruch nicht nur auf den Dank der jungen reichsländischen Bibliothek, sondern auch eines weiten Kreises von Freunden der Literatur erworben. (Allg. Ztg.) „Das Lied vom Buche an die große »Glocke« gehängt von Siegmey", eine satirisch-humoristische Darstellung buchhändlcrischer Freuden und Leiden, deren Vortrag bekanntlich vorige Ostermesse die Festversammlung im Schützenhausc in so heitere Stimmung versetzte, ist nun zum Besten des Unterstützungsvereins, von Domby illustrirt, in Denicke's Verlag (Preis 60 Ps.) erschienen. Das witzige Schristchen wird immer wieder von neuem wohlthucnd ans die Lachmuskeln des Lesers wirken, und so darf dasselbe mit seinem mildenZwecke recht angelegentlich zur freundlichcnAufnahme in den Kreisen des Buchhandels empfohlen werden. Pcrsonalnachrichtcn. Der König von Bayern hat Herrn P. Kaeser in Wien die Ludwigsmedaille (Abtheilung sür Wissenschaft und Kunst) verliehen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder