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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1877
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- 1877-03-12
- Erscheinungsdatum
- 12.03.1877
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- Deutsch
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58, 12, März, Nichtamtlicher Theil, 951 die erste des Dichters überhaupt war und zugleich sein erstes eigenes Vcrlagswerk bildete. Dasselbe erschien im Jahre 1554 in Paris, als der Vater bereits nach Gens übergesiedelt war. Gegen Ende desselben Jahres, in dem sein Anakrcon erschie nen war, finden wir Heinrich Stephanus wieder in Rom, wo er bis her noch unbekannte Bruchstücke des Diodorus anstrieb. Von da ging er nach Neapel und Venedig, in welcher letzteren Stadt er in der Bibliothek von St. Marcus ein Manuscript des Diogenes Lacrtius entdeckte. Im Jahre 1555 ließ er bei seinem Freunde Paulus Manutius eine Uebersctzung des Thcokrit, Bion und Mo schus drucken und kehrte 1556 wieder nach Paris zurück. Sofort begann er energisch mit der Herausgabe der reichen Schätze, welche er aus seinen Reisen angcsammelt hatte. Noch hatte er keine eigene Druckerei, als er in Paris zu ver legen begann. Erst 1557 errichtete er eine solche, nachdem er gleich falls nach Gens übergesiedelt war, neben der seines Vaters Robert, welche er später, nach dem 1559 erfolgten Tode desselben, mit der seinigen vereinigte. Bald nach der Errichtung einer eigene» Druckerei begannen auch die Beziehungen zu Deutschland, welche in die Jahre 1558— 1568 fallen, durch welche Heinrich Stephanus in seinen Arbeiten wesentlich unterstützt und nicht wenig gesördert wurde. Namentlich war es der reiche Kaufherr Huldrich Fugger in Augsburg, mit dem er in dieser Zeit in Verbindung stand, und was die Veranlassung gab, daß er sich in den erwähnten Jahren auf seinen Verlagswerkcn „llulckriolii l?uxxori tz-xoArnxbus" nannte. Fugger, welcher den Katholizismus aufgegeben hatte und ein eifriger Protestant geworden war, unterstützte mit seinem Reich thum die neue Lehre. So kam es auch, daß er Gens, welches damals ein Hort der Reformation war, seine Aufmerksamkeit zu wandte und dort zum allgemeinen Besten eine Bibliothek errichtete, Behufs Vermehrung derselben schloß Fugger mit Heinrich Stepha nus einen Contract ab, nach welchem dieser von allen seinen Ver- lagswerken ein Exemplar auf Pergament für die erwähnte Biblio thek abzuziehen hatte und sich Huldrich Fugger's Buchdrucker nen nen sollte. Als Gegenleistung wurde ihm ein jährliches Gehalt von 800 Gulden zugesichert und von vornherein eine Unterstützung von 1500 Gulden für seine Arbeiten ausgezahlt. Fugger wollte damit die Kraft des gelehrten und unternehmenden Buchhändlers für Gens erhalten, der immer noch, obgleich er die freie Luft Genfs athmete, mit Leib und Seele Franzose war, wie er denn auch häufig in Paris lebte, wo er einen größeren Kreis von Gelehrten fand, als in Genf, deren Umgang ihm bei seinen Arbeiten unentbehrlich war. Fugger paßte wohl auf, daß der Contract getreulich erfüllt wurde, und drang sogar Ende 1561 aus eine Klage gegen Stepha nus, der „seit einem halben Jahre zu drucken ausgehört und die nolhwendigcn Utensilien seiner Druckerei verkauft und zerstört (?) habe, ohne den Baron Fugger von seinem Vorhaben zu unterrichten; die Kläger stellen deshalb das Verlangen, daß Heinrich Stephanus an seine Pflichten, Versprechungen und Verbindlichkeiten gegen den genannten Baron Fugger zum Besten der Genfer Republik und Schule erinnert werde". Heinrich Stephanus war es aber durchaus nicht in den Sinn gekommen, sich seinen Verpflichtungen zn entziehen, wie aus den Erklärungen desselben hervorgeht, bei denen sich auch Fugger's Vertreter beruhigten. Die Verbindung mit Fugger dauerte nur noch sieben Jahre, bis 1568, indem die Familie desselben dessen Ausgaben für wissen schaftliche Zwecke für Verschwendung hielt und ihm die Verwaltung seines Vermögens entzog. Infolge davon hörte auch die Unter stützung für Stephanus aus und somit auch das Verhältniß als Huldrich Fugger'scher Buchdrucker, ja er hatte sogar Noth, seine Ansprüche aus früherer Zeit noch zur Geltung zu bringen. Wenn man den Zustand der elastischen Literatur vor und nach Heinrich Stephanus mit einander vergleicht, so wird man die emi nente Bedeutung dieses Mannnes ermessen können, der nicht nur für die damalige Zeit eine außergewöhnliche Zierde seines Standes war, sondern auch stets ein leuchtendes Vorbild desselben sein wird. So wurden von ihm in den sechziger Jahren Tenophon, Thucydides, Herodot, die griechischen Tragiker, Dichter, Philosophen und Aerzte neu, viele auch zum ersten Mal herausgegebcn. Von ganz besonderer Bedeutung wurde die lateinische Ausgabe des Herodot durch die vorausgeschickte Apologie, welche von Stephanus selber verfaßt und in dieser Ausgabe abgedruckt worden war. Ste phanus ließ sie bald darauf sranzösisch in einer selbständigen und erweiterten Ausgabe erscheinen, die noch dadurch Interesse gewann, daß er darin eine höchst interessante und scharfe Darstellung der Gebrechen und Ungeheuerlichkeiten seiner eigenen Zeit gab. Er hatte auf seinen Reisen und zu Hause genug beobachtet, was ihm wieder gegenwärtig wurde und seine Feder von einem zum andern führte und besonders bei der Psaffenwirthschast verweilen ließ. Die Schrift machte so gewaltiges Aussehen, daß sie bei Lebzeiten des Verfassers zivöls bis dreizehn Auflagen erlebte. Man sagte, der Ver- fasserseidasürinParisinokKzie verbrannt worden. AuchinGcnf hatte er deshalb manche Unannehmlichkeiten zu ertragen. Für Stephanus selbst war die Schrift nur eine ganz beiläufige Frucht, welche bei seiner ernsteren Arbeit mit abgesallen war und so eine zufällige Bedeutung gewonnen hatte, die weit über seine Erwartungen hinausgegangen war. So viel Bedeutendes Heinrich Stephanus schon geleistet hatte, das Hauptwerk seines Lebens, der lüssnurus xraooas linznno, harrte noch der Ausführung. Diesem galt nunmehr ganz besonders seine Wirksamkeit, da die gelehrte Welt mit Spannung auf den selben wartete. Stephanus erhielt Briese von allen Seiten, in wel chen man sich erkundigte, wann dieses Werk endlich erscheinen werde. In einer eigenen Schrift antwortete er auf die vielen Anfragen und setzte darin zugleich Plan und Anlage des Werkes auseinander. Wie sehr er sich dabei der Schwierigkeit der Aufgabe bewußt ge wesen, geht aus folgenden Worten desselben hervor: „Wenn Ihr, meine gelehrten Freunde, oder Jemand anderes Mängel in diesem Werke findet, so hoffe ich aus drei Gründen Nachsicht in Anspruch nehmen zn dürfen. Erstens habe ich diesen Weg zuerst betreten und mußte mein eigener Führer sein. Zweitens mußte ich immer daran denken, die Worte selbst richtig einzuordnen und zugleich auch ihre Bedeutungen in einer systematischen Reihenfolge aufznstcllen. Ihr wißt ja selbst, wie diese in den gewöhnlichen Lexicis durcheinander gewürfelt sind, so daß oft eine metaphorische oder ganz seltene Be deutung an allem Anfang steht. Endlich bin ich ja mit ineinen Arbeiten an die Druckereiuhr gebunden, und wenn mir beiden unaufhörlichen Sorgen und Geschäften, welche mit der Buchdrucker kunst verbunden sind, etwas Zeit übrig bleibt, so kann ich diese nicht einmal ganz auf meine Arbeit verwenden, sondern muß dazwischen noch Correcturen lesen von anderen Autoren, die in der Presse sind. Aus diesen Gründen hoffe ich, daß Ihr und Andere mir Nachsicht schenkt. Denn das mag sich Niemand cinbilden, daß ich die Fehler von Anderen auf den Markt brächte, um mich selbst als unfehlbar daneben zu stellen, und daß ich mich nicht erinnerte, auch ein Mensch zu sein und als solcher zu fehlen und zu straucheln, mit Jrrthum und Täuschung zu kämpfen." Im Jahre 1872 erschien endlich das Werk unter dem Titel: ,,1Ü68a.nruL Araooaa ItnSnao ad llourioo Ltapdano construotus" in fünf Foliobändcn. Es war ein epochemachendes Werk, von den: Franz Passow sagt, daß cs eine Arbeit des beharr lichsten Fleißes, der umsassendstcn Belesenheit, der vollkommensten 127*
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