Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1877
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- Band
- 1877-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1877
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- Deutsch
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äk 109, 14. D)ai. Nichtamtlicher Theil. 1799 Diese Art Romane sind dem Lastcrpsuhle der Rcgentschast und der Regierung Ludwig's XV. entsprungen, aus einer geschicht lichen Krisis hervorgegangc» und gehören einer geschichtlichen Epoche an. Daß diese Epoche ihr Scitenstück auch an deutschen Hosen damals hatte, dasür gibt cs, außer den Geschichtswerkcn, auch in deutschen Romanen Belege; soeben liest man in den „Grcnz- boten", wie damals ein Herzog von Sachsen-Weimar seinen — Schwiegervätern im Lande Stcuersrcihcit bewilligte. Aber seit der Revolution haben die sranzösischen Regierungen diese Schand- literatur zu unterdrücken gesucht und die öffentliche Meinung hat sich dagegen empört; daß unter dem zweiten Kaiserreiche Achulichcs wieder möglich wurde, wenigstens möglich zu werden drohte, das hat zum Theil seinen Sturz verursacht. Indessen wissen wir aus Erfahrung, daß im Lande selbst (Paris ist nicht Frankreich) die weiblichen Glieder anständiger Familien nicht in die „Camelien- dame" gingen. Diese sittliche Verirrung des jüngcrn Dumas ist übrigens auch nur der Abklatsch eines vor-revolutionären Romans „Na oouvorsiou", welcher Briese einer Hetäre enthält, die, nachdem sie —, eine tugendhafte Frau wird. Im tiefsten Psuhle der Gemeinheit muß man sich wälzen, wenn man in der heutigen Zeit »och an den schmutzigen Erzeugnissen des Zeitalters der Dubarry sich weiden kann. Eine „kritische" Aus gabe freilich nennt sie obenstchcnde Anzeige; was kann trotz aller Kritik bei solcher Scheußlichkeit noch herauskommen? Flunkerei, nichts als Flunkerei! Diesem Unflath gegenüber gibt es nur eine Kritik: todtschlagen. Wer den Proscssor Wolfs übrigens sür einen übertreibenden Griesgram halten sollte, irrt sich ; er lese nur seine Kritik der lüaisous ckangvrousos und des Faublas. Wolfs nimmt auch sür die Poesie das Recht in Anspruch, die schöne Sinnlichkeit, das Spiel der Leidenschaften und die Beziehungen der Geschlechter zu schildern, aber sie soll es thun als etwas Naturgemäßes, das wie bei Homer schön in seiner Einfachheit und zum Menschen gehörig ist. Ebenso groß und einsach rein, sagt Wolfs, behandeln das Sinnliche die Nibelungen, die Sagenkreise der Tafelrunde, selbst Ariost, der stets naiv und natürlich, aber nie rasfinirt ist. Von solchen Dichtungen zu den Scheußlichkeiten eines Marquis de Sadc übergehen, heißt aus dem Scebade in — eine Mistpsütze springen! Ist das des deutschen Buchhandels würdig? Selbst in dem bei Euch so verrufenen Babel Paris wagt cs kein Buchhändler, den Marquis de Sadc, wenn auch „kritisch", öffentlich auznkündigen. »-SS- In Sache» der Zeitschriften. Im Aufträge der am 2b. März d. I. in Düsseldorf statt- gchabten Versammlung rheinisch-westphälischer Sortimenter sandte ich heute die von 132 Firmen beider Provinzen Unterzeichnete, im Börsenblatt Nr. 86 (vom 16. April) bereits zum Abdruck gebrachte Petition (vergl. „Berichtigung" aus S. 1497), betreffend 1) Erhöhung des Rabatts bei den Wochenblättern event. Erhöhung der Ladenpreise bei Fcsthaltung der bisherigen Nettopreise; 2) Vergütung sür die Besorgung der nicht zum Text gehörenden Beilagen und Anzeigeblätter, an jeden einzelnen der Herren Zeitschristen-Verlcgcr direct Pr. Post ab. Sollte der eine oder der andere dieser Herren bei der Ver sendung übergangen sein, so bitte ich srcundlichst, das betreffende Rundschreiben von mir zu reclamircn und das Versehen zu ent schuldigen. Im Namen der 132 Unterzeichner und der inzwischen noch eingelaufencn Zustimmungs-Erklärungen erlaube ich mir hierdurch sämmtlichc Herren Zeitschristen-Verlcgcr höflichst zu ersuchen, mir ihre Entschließung über die in Rede stehenden Punkte gef. bis zum 28. Mai v. mitzuthcilen, damit ich sie der aus den 27. Mai — Sonntag nach Pfingsten — in Cöln anbcraumteu Sortimenter-Versa mmluug vorlcg cn kann. Zu dieser Versammlung, deren Local und Stunde in diesem Blatte noch näher bestimmt werden wird, sind nicht bloß die rheinisch-west- phälischen, sondern sämmtlichc Collcgen des Deutschen Reiches freundlich und dringend eingcladcn, und wird bei der Wichtigkeit der zur Verhandlung kommenden Gegenstände aus viel seitige, lebhafte Bctheiligung gerechnet. M. Gladbach, den 8. Mai 1877. Im Austrage: Rob. Hoster. Dem in Nr. 86 des Börsenblattes veröffentlichten, von 132 Sortimentern Rheinlands und Wcstphalens Unterzeichneten „Ge such au die Herren Zeitschristen-Verlcgcr" haben sich ferner folgende Firmen bereits angeschlosscu: F. P. Atteukofcr in Landshut. — S. Bremer in Stralsund. — C. Brünslow in Ncubrandenburg. — Deutsche Buchhandlung in Metz. — H. Bühler'sche Buchh. in Rcichenbach. — Tob. Dann- heimer in Kempten. — Dittmcr'sche Buchh. in Lübeck. — Aug. Gcmeinhardt in Strehlen. — Gierlh L Werner in Kattowitz. — Gottschick-Wilter's Buchh. in Neustadt a/H. — Rud. Just in Stargard. — Kellcnberger'sche Buchh. in Chur. — Kniep'sche Buchh. in Hannover. — Koglcr'schc Buchh. in Siegen. — Alb. Krüger in Ncubrandenburg. Opitz L Co. in Güstrow. — G. Reichardt'schc Sort.-Buchh. in Eislebcu. — H. Reinccke in Wol gast. — Otto Riecker in Psorzhcim. — L. Saunier's Buchh. in Danzig. — G. A. Schmidt in Leipzig. — Ed. Schnse in Memel. — H. Schöne in Sangerhausen. — F. Schoncbohm in Ober lahnstein. — Vict. Seitz in Leer. — F. Staib in Schw.-Hall. — C. Sterzel's Buchh. in Gumbinnen. — Ernst Stoer in Schwein- surt. — Wohler'sche Buchh. in Ulm. Miiccllcn. Die englische Zeitungspresse. — Die „Times" ver öffentlicht einen nicht uninteressanten Auszug aus dem „dlsrrsxaxer prass äirectvr/' sür 1877, dem wir Folgendes entnehmen: In ganz Großbritannien und Irland erscheinen 1692 Zeitungen, welche sich in nachstehender Weise aus die einzelnen Gebiete des Landes vcrtheilcn. Es kommen aus England 1311 (darunter London mit 320), aus Wales 56, Schottland 164, Irland 141, aus die Inseln (normannische, Man, Orkneys rc.) 20. Von den in obigen Zahlen begriffenen Zeitungen erscheinen täglich: in England 103, in Wales 2, in Schottland 18, in Irland 20 und aus de» Inseln 2. Bei einem Vergleich mit den Ergebnissen des Zeitungswescns im Jahre 1847 ergibt sich, daß die Zahl der englischen Zeitungen, nament lich diejenige der täglich erscheinenden, in den letzten 30 Jahren ganz bedeutend gestiegen ist. Im Jahre 1847 erschienen nämlich im Vereinigten Königreiche nur 557 Zeitungen, also 1135 weni ger als im Jahre 1877. Bon diesen wurden nur 16 täglich her- auSgegebcu (gegen 145 im lausenden Jahre). Die Zahl der soge nannten „Uugasiass" (periodische Zeitschriften) und der „Hnartorlz- koviorrs" (meist wissenschaftlichen Inhalts) beläuft sich gegenwär tig aus 808, von denen nicht weniger als 275 eine ausschließlich religiöse Richtung haben und entweder die Sache der englischen Hochkirchc oder die Interesse» der zahlreichen anderen Consessionen und Sccten, der Wesleyaner, Methodisten, Baptisten, Independen ten, Römisch-Katholischen rc. vertreten. 242»
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