Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1877
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- 1877-05-16
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- 16.05.1877
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zwischen den beiden Nationen bilden, äußern sich in fast allen Lebcnsbeziehungcn, ihre Einflüsse sind auch aus dem Büchermarkt nicht zu verkennen. Was man gemeinhin einen Büchernarren nennt, ist in Frankreich ein anderer Mensch als in Deutschland; dort macht er Jagd auf seltene oder kostbare Werke, hier kaust er zusammen, was ihm unter die Hände kommt. Zieht nun aber auch die Literatur als solche keine Vortheilc aus der Bibliomanie oder, wenn man lieber will, der Bibliophilie, so läßt sich doch nicht leugnen, daß sie der Bibliographie sowohl wie dem Buchhandel und namentlich in Frankreich, wo sic so hervor ragende und intelligente Vertreter gesunden hat und noch besitzt, nicht unerhebliche Dienste geleistet hat. Ein soeben erschienener Katalog beweist dies auss neue; sein Titel lautet: „kataloguo äo bibliopbile." gr. 8. 479 u. XX S. Paris 1877. Fürwahr, das ist ein Katalog, der seines Gleichen sucht, dem reichen Inhalte wie der musterhaften Ausstattung nach, ein Katalog, der jedem Biblio philen und jedem Buchhändler — und ist nicht am Ende in gewissem Sinne der Buchhändler der geborene Bibliophile? — Freude machen muß. Von dem Inhalt dieses Lagerkatalogs der berühmten Firma können wir hier wohl keine Uebersicht geben. Es genüge, daß der selbe etwa 2000 Werke aus allen Zweigen der französischen Litera tur enthält, Werke, welche entweder sehr kostbar oder sehr selten oder im Besitze dieser beiden Eigenschaften sind und mehr oder minder ausschließlich für Bibliophilen Interesse haben. So finden Wirz. B. in dem Katalog Ausgaben von Racine, Corneille, Moliöre u. A. zu 1000, 1600, 2000, 2500, 4000 und 5000Fr., eine Aus gabe von Lafontaine für 2400 Fr., Voltaire'? sämmtlichc Werke (89 Bde. Paris 1829 u. ff.) für 25,000 Fr., die Schriften von Restis de la Brstonne u. a. m. Aus der Abtheilung „Bibliogra phie" sei besonders erwähnt: kuörarck, In I'ranao littöraire. 10 kicke. 200 kr. — lluleo llanin, lo livre. (Laris 1870.) 1200 kr. — cka- oob, Oissortations bibliograpbignes. 12 kr. — ckacob, Luigmos ot cköoonvertos bibl. 10 kr. — llaaob, U blankes bibliograpbiguos. 10 kr. — LiblioArapbia Llolisre-jgus. 25 kr. — LibtioArLpbis kornölieuno. 25 kr. Dazu Werke neuerer Literatur, vollständige Sammlungen von Zeitschriften wie z. B. die kevns cios ctenx Slon- ckes für 3500 Fr., die Karotte ckos boaux arte für 1300 Fr. re. re. Der Katalog, dem zahlreiche interessante Anmerkungen bcigcfügt sind, gewährt gleichzeitig ein ziemlich vollständiges bibliographisches Bild von dem Literaturgebiete, aus welches die französischen Biblio philen ihre Bestrebungen concentriren. In einer interessanten Vorrede zu dem Kataloge gibt Hr. Jacob, der sich selbst Bibliophile nennt, er ist Conservator an der Bibliothek des Arsenals, einige interessante Notizen zur Geschichte, Entwickelung und zu dem heutigen Stande der Bibliophilie zunächst in Frankreich, wo seiner Ansicht nach die Liebhaberei, vor allem und ausschließlich die äußere Beschaffenheit des Buches, die Seltenheit der Ausgabe, die Schönheit des Exemplars, die Vollkommenheit des Einbandes re. in Betracht zu ziehen, zuerst aufgekommcn ist, wo man zuerst, wie er sich ausdrückt, das Buch um seiner selbst willen, nicht nur als Mittel zum Studiren und Arbeiten, sondern als Gegenstand der Kunst, als eine Reliquie der Vergangenheit, als ein literarisches und historisches Denkmal schätzen und lieben gelernt hat. Hr. Jacob führt des Längeren aus, daß sich im Laufe dieses Jahrhunderts die Zahl der seltene» und kostbaren Bücher vermindert, der Durchschnitt ihres Werthes erhöht und der Kreis ihrer Liebhaber erweitert habe und zwar habe sich dies alles in sehr merklichen Progressionen voll zogen. Er erklärt sich diese Erscheinung aus der Zunahme der Bibliotheken im Allgemeinen, aus dem Export der Bücher nach dem Auslande, insbesondere nach Amerika, sowie aus dem Umstande, daß man es früher liebte, große Bibliotheken zu besitzen, während man sich jetzt mit einer kleinen Auswahl von allerdings um so werth- volleren Büchern begnügt. Daß man in Paris noch im 17. Jahr hundert die Bücher nach Maß kaufte, wird in der That von Zeit genossen bestätigt. Wer sich ein Haus baute, der muhte, so gebot cs die Sitte damals, auch eine angemessene Bibliothek haben. Man ließ die Bücherregale zuvor kunstgerecht ausschlagen und übergab daun einfach dem Buchhändler das Höhen- und Längenmaß der vorhandenen Fächer, damit derselbe sich berechnen konnte, wieviel Werke er in Octav, wieviel in Quart etc. zu liefern hatte. Hie und da äußerte man ihm wohl auch Wünsche in Betreff des Einbandes — um den Inhalt der Bücher bekümmerte man sich am wenigsten. Sah man früher mehr aus die Quantität, sagt Hr. Jacob, so habe mau jetzt lediglich die Qualität im Auge — daher jene, für die Wcitercntwickelung der Bibliophilie nicht ungünstigen Erscheinun gen. lieber die außerordentlichen Preiserhöhungen einzelner seltener Bücher während des letzten Jahrhunderts gibt Hr. Jacob einige interessante Zusammenstellungen. Der Werth mancher Werke hat sich darnach um das Hundertfache und ost noch um weit mehr ge steigert. Die Bibliophilie des vorigen Jahrhunderts, wie sie in Frank reich betrieben wurde, hat übrigens durchaus nicht den Beifall des Hrn. Jacob; er spottet vielmehr selbst leise über die „Bibliophilen", welche damals sammelten. Der eine hatte eine Passion nur für große, der andere nur für kleine Ausgaben, dieser beachtete nur gothische Drucke, jener sah nur aus das Papier und einige beschränk ten ihre Liebhaberei lediglich aus die Einbände. Wie Kleider Leute machen, so schufen ost damals erst die Einbände die Bücher, wobei die Buchbinderei allerdings florirtc. Als die hervorragendsten und eifrigsten unter den heutigen Bibliophilen Frankreichs nennt Hr. Jacob den Herzog von Aumale, den Baron James E. von Rothschild, den Baron Jeröme Pichon, den Präsidenten der französischen Bibliophilen-Gesellschast, Hrn. Dutuit in Lyon, den Grafen von Liguerolles, den Baron Laroche- Lacarelle, Ed. Bocher, den Grasen von Sauvage in Brüssel u. A. Uebrigens verfolgt die Mehrzahl auch der heutigen Bibliophilen gewisse Specialitäten: manche sammeln nur ältere Gedichte, manche nur ältere Einbände mit Wappen, manche nur historische, manche nur gothische, manche nur illustrirte Werke und manche nur Original ausgaben von Klassikern rc. Was man nun aber auch von der Bibliophilie halten mag — der Katalog der Firma Fontaine in Paris, der uns den Anlaß zu diesem Artikel gegeben hat, ist ein Product buchhändlerischer Intelli genz und Leistungsfähigkeit, welches die vollste Anerkennung aller Bücherfreunde mit Recht für sich in Anspruch nehmen darf. Dehn. Erklärung. Wie wir erfahren haben, ist der Artikel „Buchhandel und Parteiwesen Nr. IV." in Nr. 76 d. Bl. als eine Beleidigung des Redacteurs der „Gartenlaube" bezeichnet worden. Wir er klären daraus ausdrücklich, daß es uns ausrichtig leid thut, wenn der fragliche Aussatz zu einer solchen Auffassung Veranlassung gab, und daß es uns vollkommen fern gelegen hat, mit der Zulassung desselben der Persönlichkeit des Redacteurs der „Gartenlaube" irgendwie zu nahe treten oder die Ehrenhaftigkeit der Zeitschrift verunglimpfen zu wollen. Die Red. des Börsenbl.
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