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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1905
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- Deutsch
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der Schrift über die Theorie des schönen Umgangs geschrieben habe; falls dieser den Verlag ablehne, hätte er freie Hand darüber. Andernfalls könnte er aber auch an die Voll endung des geplanten dramatischen Werkes »Die Johanniter denken, und bei diesem Werk bänden ihn dann keine altern Verpflichtungen, während bei der philosophischen Schrift doch immer die Erwägung mitspräche, daß diese doch eigentlich dein Verleger gehöre, der -Anmut und Würde- gebracht habe. Schiller war dabei der Meinung, daß Cotta mit einer dramatischen Arbeit besser gedient sei; doch machte er den Freund gleichzeitig darauf aufmerksam, daß er mit einer Tragödie, die ihm drei oder viermal soviel Arbeit koste als die beste Schrift von philosophischem oder historischem Inhalt, teuer sei und er sie unter 30 Carolin nicht an Cotta lassen könne. Wir wissen nicht, wie der Tübinger Verleger sich hierzu gestellt hat; als Schiller aber im März des nächsten Jahres bei einem Besuch in Tübingen seine persönliche Bekanntschaft machte, haben sie sich über manche Pläne ausgesprochen, und Cotta wird gemerkt haben, wo Schiller anzufassen und wie er zu gewinnen sei. Schon seit langem war es Schillers Licblingswunsch, eine große Zeitschrift herauszugeben, deren Mitarbeiter die bedeutendsten Geister werden sollten. In den Briefen an Körner und Göschen kehrt dieser Plan immer und immer wieder; wir haben gesehen, wie Schiller hoffte, Teilhaber am Merkur zu werden und Wielands Erbe anzu treten; stets von neuem beschäftigt ihn der Plan, den die Thalia nur ungenügend verwirklichte. Noch unterm 14. Ok tober 1792 schreibt er an Göschen; »Ich mcyne immer, daß Sie Key meiner, alten Idee, ein großes oierzehntägiges Journal, an dem dreißig oder vierzig der besten Schriftsteller Deutschlands arbeiteten, herauszugeben am besten fahren und ein Werck für Ihr Leben lang daran haben würden. Sie würden und müßten dadurch der Erste und Rcspcctirteste Buchhändler in Deutschland werden, und schon in den ersten Jahren nicht unter 1000 Rthr. reine Revenuen davon haben, die bep fortdauernder Accuratcssc drey- und vierfach werden müßten. — »Sind Sie dieser Idee nicht abhold, so will ich Ihne» einen Plan dazu überschicken, und (von Seiten des Inhalts und der Schriftsteller) die Möglichkeit der Aus führung zeigen.» Göschen brachte indessen dem Plan kein großes Ver trauen entgegen. Erstens war er durch seine Verlags unternehmungen vollauf in Anspruch genommen, dann aber hatte er doch, wenn ihm das Unternehmen an sich auch nicht unsympathisch war, gewichtige Bedenken, ob Schiller die geeignete Persönlichkeit sein würde, den Plan auszu führen und vor allem durchzuführen, — hatte er doch schon oft die Erfahrung machen müssen, daß Schiller nur zu bald einer Sache überdrüssig wurde und sich andern Plänen zu wandte. Cotta, der diese Eigenart Schillers indessen noch nicht kannte und der selbst allerlei Zeitungsgriindungsplänc erwog, kam den Ausführungen des Dichters in jeder Be ziehung entgegen, und so fand sich bald die Basis, auf der sich das Verhältnis zwischen beiden aufbauen sollte. Cotta wurde der Verleger Schillers im letzten Jahrzehnt des Dichters. Offenbar sind bereits in Tübingen Verabredungen ge troffen worden, daß Schiller eins seiner künftigen Werke an Cotta zum Verlag geben würde, und Schiller hat daraufhin einen Vorschuß von 200 Reichstalern erbeten. Ein daraus bezüglicher Brief findet sich nicht; doch kann immerhin das Ansinnen auch mündlich gestellt sein. Am 20. März 1794 teilt Cotta dem Dichter mit, daß er seinem Verlangen be züglich der Auszahlung der Summe gern entsprechen wolle, und Schiller dankt am 29. und schreibt zugleich, daß er Göschen beauftragen werde, die Summe Ende Mai zurllck- zuzahlen. Dabei fragt er noch an, ob Cotta etwa bereit sei, ein Werk unter dem Titel Griechisches Theater zu verlegen, das er in Gemeinschaft mit Professor Nast in Stuttgart und Diakon Conz in Vaihingen herausgeben wolle. Das Werk solle in etwa 6 bis 7 Bänden erscheinen und innerhalb dreier Jahre abgeschlossen sein. Jeder Band sollte von Schiller eine Beurteilung der darin enthaltenen Stücke enthalten; auch würde er in diesen Abhandlungen Gelegenheit nehmen, sowohl die hauptsächlichsten Schönheiten des griechischen Trauerspiels, als auch die ganze Theorie der tragischen Dichtkunst zu entwickeln. Da Cotta sich diesem Vorschlag gegenüber ziemlich ab lehnend verhielt, so ist von dem Plan Abstand genommen worden. Schiller teilte Göschen kurz mit, daß er einen Wechsel auf ihn gezogen habe, und kam dann in einem Schreiben vom 4. Mai 1794 ausführlicher darauf zurück. Er war ge zwungen, Geld zu schaffen, und hatte diesen Weg gewählt, um »nicht den Callias an Cotta überlassen zu müssen». Bis zu dem Zeitpunkt der Zahlung des Wechsels würde ivohl das Geld von Kopenhagen eintrcffen und könnte Göschen sich dann davon bezahlt machen. Gleichzeitig teilt er ihm mit, daß er Cotta Hoffnung auf sin dramatisches Werk gemacht, sich aber das Recht Vorbehalten habe, bei Göschen eine neue Ausgabe in einigen Jahren erscheinen zu lassen. Göschens Antwort hieraus ist nicht erhalten; wir wissest auch nicht, wie er sich Cotta gegenüber beim Zusammen treffen auf der Messe verhalten hat; eine Verstimmung war aber da, und je mehr Göschen sich mit Schillers Schreiben beschäftigte, desto mehr mußte sich das Gefühl der Ver-I bitterung festsetzen. Schiller wollte ihn, der so viele undl große Opfer gebracht hatte, fallen lassen; denn wenn es auch! nicht direkt ausgesprochen war, schon der Umstand, dam Schiller sich mit dem Gedanken tragen konnte, den Calliast eventuell einem andern Verleger zu überlassen, mußte ihn! tief bekümmern und erregen. Beim Empfang des Schreibens fühlte er unbewußt, daß seine Hoffnung, der Verleger de> Freundes zu bleiben, dahin war, und daß Cotta und dil Jugendfreunde in der Heimat es verstanden halten, ihm dem Dichter abspenstig zu machen. Schiller selbst hat augenscheinlich nicht das Gefühl gcl habt, daß er Göschen kränke, und hat sehr wahrscheinlich anl fänglich auch nicht die möglichen Folgen für den Leipzigei Freund bedacht. Ihm gegenüber wird betont worden sei,» daß Göschen durch seine großen Unternehmungen peknnii» sehr in Anspruch genommen, daß er für Pläne, wie Schill! sie hegte, nicht zu haben sei, und vermutlich höhere Hone! rare nicht zahlen würde. Auch wird Schiller sich gesaol haben, daß es für ihn nur vorteilhaft sein könne, noch eine! dritten Hauptverleger zu haben und auf diese Weise höhere Honorare zu erzielen. Wie wir sahen, brachte Schills dieses Mittel schon Crusius gegenüber zur AnwendunI allerdings ohne den Erfolg, den Cotta daraus für sich c» hoffte. Erst im Laufe des nächsten Jahres sollte es SchillI klar werden, wie sehr er Göschen verletzt hatte, und es kn! zur jahrelangen Verstimmung zwischen den beiden. I Gelegentlich seiner Reise nach Leipzig zur Messe such! Cotta Schiller in Stuttgart auf. Auf dem Spaziergai! am 4. Mai nach Untertürkheim und zurück über den Kahle;! stein (später Rosenstein) nach Stuttgart entwickelte Schill! dem Verleger seinen Plan zu den Horen, und der Verleg! dem Dichter den Plan zu einer politischen Zeitung m! großem und svöllig neuem Stil. Schiller, der für sein; Lieblingsplan die Unterstützung Cottas gefunden hat!
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