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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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schwelgte in Zukunftsplänen, so daß er für die Cottaschen Ideen weniger Verständnis zeigte, als der Verleger erwarten durfte. Er verhielt sich zwar nicht ablehnend, aber ziemlich gleichgültig der Zeitungsgründung gegenüber, und zu einem Resultat kam man nicht, wenn auch Cotta der Meinung war, daß nur noch wenig zur Vollendung seines Plans fehle. Cottas langgehegter Wunsch war die Gründung einer deutschen Nationalzeitung. Bei seiner Anwesenheit in Paris hatte er die Bedeutung und Macht einer großen, unab hängigen Zeitung kennen und würdigen gelernt. In Deutsch land gab es mit Ausnahme des Hamburger Correspondenten eigentlich keine unabhängige Zeitung, und so war Cotta in dem Gedanken bestärkt worden, ein Blatt zu gründen, das in der Weise der großen ausländischen Zeitungen über die Zeitgeschichte mit Vollständigkeit, Unparteilichkeit und Wahr heit, »mit etwas britischer Freimütigkeit tingirt-, Bericht er statten sollte. In Schiller glaubte er den rechten Mann gefunden zu haben. Der Dichter des Fiesco und Don Carlos, der Geschichtschreiber des Befreiungskampfes der Niederlande und des Dreißigjährigen Krieges, der sich hier als Meister des Stils gezeigt hatte, war seiner Meinung nach der be rufenste Herausgeber einer solchen Zeitung. Galt doch Schiller, den Frankreich zum Ehrenbürger ernannt hatte, als Dichter und Herold der Freiheit, von ihm versprach sich Cotta alles für sein Blatt. Schiller selbst war weniger erbaut und wäre auch wohl nicht die geeignete Persönlichkeit gewesen. Er nahm Cottas Vorschläge als einen Plan hin, der in ab sehbarer Zeit noch nicht zur Ausführung gelangen würde, und war ganz erschrocken, als ihm Cotta am 16. Mai 1794 von Leipzig aus schrieb, daß er ihn demnächst in Jena auf suchen würde, uni das Nähere wegen der Zeitung mit ihm zu verabreden. Er versuchte, ihm den Plan auszureden, das Geschäft sei doch zu gewagt und unübersehbar, er selber sei kränklich, möchte auch die Professur mit ihrem zwar kleinen, aber festen Einkommen nicht ohne weiteres aufgeben, auch könne er nicht gut von Jena fort und hätte gar keine Neigung zur politischen Schriftstellerei. Er würde sich allen falls dazu verstehen, eine politische Ouartalschrift heraus zugeben, die Cotta dann späterhin immer noch in eine Tageszeitung umwandeln könne. Aber auch für diese Ouartalschrift müßte er gut bezahlt, und es müßten ihm alle möglichen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden, er inüßte einen Sekretär dafür annehmen können, die wichtigsten geschichtlichen, statistischen, geographischen Werke, ein neuer Atlas, die größten Zeitungen müßten ihm geliefert werden, und so kommt er zu dem Resultat, daß Cotta bei diesen großen Unkosten nur bei großem Absatz ein Geschäft machen könnte. Dagegen empfiehlt er ihm nochmals dringend den Plan des literarischen Journals zur Ausführung; zu diesem, meint er, könnte er ihm dreimal mehr Dienste leisten, da er dabei ganz in seinem Fach sei. Cotta versuchte indessen nochmals, durch persönliche Überredung sein Ziel zu erreichen, und am 28. Mai wurde tatsächlich der Kontrakt über den Verlag einer Allgemeinen Europäischen Staatenzeitung und gleichzeitig über die lite rarische Monatsschrift -Die Horen- zu Jena unterzeichnet. Die Bedingungen für Schiller als Herausgeber der Zeitung — mit dieser wollen wir uns hier vorerst beschäftigen — waren günstig. Er erhielt 2900 Gulden Honorar fest und bei steigendem Absatz noch recht erhebliche Tantiemen, auch sollte im Fall seines Todes seiner Witwe eine Pension von 6vt> Gulden gezahlt werden; zwei gutbezahlte Mitarbeiter sollten dem Dichter neben den Korrespondenten zur Seite stehen und alles nötige Druck- und Kartenmaterial sollte zu seiner Verfügung sein. Aber bald scheint Schiller die Sache wieder leid ge worden zu sein. Am 4. Juni schreibt er bereits nach Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. Stuttgart, daß Cotta vorerst keine weitern Schritte tun möge, er glaube nicht die richtige Persönlichkeit dafür zu sein, und auch von befreundeter Seite habe man ihm davon abgeraten; dagegen hätten die Horen große Aussicht auf Erfolg. Am 14. Juni geht er noch eingehender auf seine Absage ein und begründet sie vor allem mit seiner Kränklichkeit; dagegen will er sich mit aller Hingabe den Horen widmen. Am 24. Juni schreibt Cotta zurück: »Ich müßte mein Interesse mehr als Ihre Gesund heit lieben, wenn ich nicht nach Ihren vorgelegten Gründen von dem Zeitungs-Plan abstehen wolle: desto mehr wollen wir also nun auf die Horen unsere Kräfte verwenden, mit denen also auf den Januar der Anfang gemacht würde.- Kleine Mitteilungen. L -Schiller. Eine Biographie in Bildern-. — Je näher der 9. Mai herankommt, der aus dem Schweigen des Schattenreichs das Gedächtnis eines großen Toten herausfuhrt in den Glanz und Feierklang festlicher Versammlungen, um so lebhafter wird es auch auf dem Büchermarkt, um so dichter füllen sich die Reihen der Bücherlager mit Schriften und Werken, die den Unvergeßlichen feiern. Auch im Kunsthandel reiht sich Blatt an Blatt; in jeder Gattung des Kunstdrucks haben geschäftige und geschickte Hände sich geregt, Friedrich Schillers sinnend bewegte Züge den Nachlebenden von neuem anschaulich nahe zu bringen. Eine bibliographische oder gar eine kritische Übersicht über Schillerschriften und -Bilder zu geben, wie sie für Haus und Schule heute in Menge vorliegen, ist hier nicht die Absicht. Letztere würde außerhalb des Rahmens des Börsenblatts liegen, elftere sei für später Vorbehalten, wenn mit dem Tage der Feier und ihren Nachklängen ein vorläufiger Abschluß erreicht fein wird. Aber versäumen wollen wir nicht, hier auf ein Buck hinzuweisen, das uns in besondcrm Grade die Aufmerksamkeit des Buchhändlers zu verdienen scheint, eine Sammlung von Anschauungsmaterial für den privaten Gebrauch der Ko liegen, insbesondere der jünger» unter uns. Sein Titel ist: Schiller. Eine Biographie in Bildern von G. Könnecke. Gr. 4". kV, 48 S. mit 208 Abbildungen und einem Titelbilde. Marburg 1905, N. G. Elwcrtsche Verlagsbuchhandlung <W. Braun). 2^Sl>H ord. Das Werk ist ein vermehrter Sonderabdruck ans dem be kannten Könneckeschen Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur, sein Erscheinen recht zeitgemäß und willkommen. Da nicht jeder den großen Atlas zu eignem Besitz haben kann, namentlich nicht jeder junge Buchhändler, wie das ja zu wünschen wäre, so mögen für jetzt recht viele der letzter» sich an dem Bruch stück genügen lassen, das ihnen hier geboten wird. Es bringt eine Fülle von Anschauungsmaterial, und wie die Erfahrung lehrt, ist das ja ein unübertrefflicher Lehrer. Schneller und un endlich klarer als das gedruckte Wort weckt es Verständnis, ein dringlicher und nachhaltiger prägt es seine Lehren dem Gedächt nis sin. Nicht weniger als siebzehn Schillerbildnisse aus den verschiede nen Lebensaltern, ungemein wechselnd im Ausdruck des beweglichen Antlitzes und in der Auffassung des Malers oder Zeichners, bringt das Buch, viele Verleger seiner Schicksten sind gleichfalls im Bilde gegeben, seine Freunde und Freundinnen aus jungen und später» Jahren, die Eltern, Schwestern, Gattin, Söhne und Töchter, Persönlichkeiten, die auf sein Leben oder Wirken Einfluß gehabt haben, fehlen selbstverständlich nicht. Sein Vaterhaus in Marbach, die Karlsschule in Stuttgart, die Solitllde, seine Wohnstätten zu länger,n oder kürzerm Aufenthalt in Oggersheim, Bauerbach, Gohlis, Loschwitz, Dresden, Bolkstädt, Jena, Lauchstädt, Weimar, stumme Zeugen seiner rastlosen Gedankenarbeit, desgleichen die Zeugen seiner Triumphe, die Theater in Mannheim, Weimar, Lauchstädt, treten mit der Lebendigkeit bildlicher Wiedergabe vorS Auge. Auch viele Bruchstücke seiner kräftigen, anscheinend sehr schnellen Handschrift werden vorgeführt, und an zahlreichen Änderungen bemerkt man das unablässige Suchen des Dichters nach dem treffenden, sormgcrechten und schönen Ausdruck. L18
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