Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1877
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- 1877-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1877
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Besuche empfangen und arbeitete so viel als nur seine Kräfte zu ließen und manchmal wohl auch über dieselben, aber schon am Pfingstmontag trat eine neue Krisis des Herzleidens ein, und wenn er bis zu seinem in der Nacht vom Sonntag aus Montag, den 28. Mai, ersolgten Tode auch noch einige ruhige Tage hatte, so konnte das kundige Auge sich die Thatsache nicht mehr verhehlen, daß der Prozeß der Auflösung bereits begonnen habe und das Ende nahe bevorstehe. Sein letzter Kamps war nicht leicht — der sonst kräftige Körper des erst 53 Jahre alten Mannes widerstand lange dem fehlerhaften Functioniren des Herzens. Adolph Bonz war hochgeachtet und geliebt in seiner Vater stadt. Bei seinem heiteren Temperament und seinem milden und gütigen Charakter ist es nur selbstverständlich, daß sein Familien- verhältniß das glücklichste und harmonischste war, umsomehr, als ihm die gleichen Eigenschaften von Gattin und Kindern entgegen gebracht wurden; aber seine glückliche Begabung äußerte ihren Einfluß weit hinaus über den engen Kreis der Familie. Selbst in günstigen Verhältnissen, war er unermüdlich thätig, auch Andere glücklich zu machen. Im Verein mit einigen gleich- gesinnten Männern begründete er eine Herberge für Fabrik arbeiterinnen, die jetzt ein großes eigenes Haus besitzt und über 100 Arbeiterinnen Schutz und Unterkunft gewährt; daß das Geld sich fand zum Bau dieses Hauses, hat ihm manche Mühe und schwere Stunde verursacht und nur seiner unermüdlichen Energie und Thatkrast war der Erfolg zu danken, wie einer der Vorsteher der Anstalt ihm nachrühmte, als er ihm den Dank seiner Schützlinge nachries ins Grab; — er brachte eine Volksküche in Anregung und wußte alle sich diesem Projecte ent gegenstellenden Schwierigkeiten zu überwinden und in ihr auch in Stuttgart ein Institut ins Leben zu rufen, dessen wohlthätige Wirkungen gerade in der Gegenwart Tausende erfahren haben und noch erfahren. Außerdem bekleidete der Verstorbene mancherlei Ehrenämter; er war Schöffe im Handelsgericht, Mitglied des Ausschusses der Handels- und Gewerbekammer, längere Zeit Vor stand des Süddeutschen Buchhändlervereins, stellvertretendes Mit glied vom Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, sowie auch Vorsitzender des Kreises „Schwaben" und stellvertreten der Vorstand des Deutschen Buchdruckervereins, dessen eigentlicher Vater er war, da die erste Anregung zu demselben von ihm aus gegangen ist. Daß ihm dieses Schmerzenskind wenig Freude bereitet hat, ist eine Thatsache, die wir hier nicht zu erörtern haben; — wenn er sich trotz alledem ununterbrochen mit demselben beschäftigte, wenn er nicht müde werden konnte, seine Ideen dar zulegen, selbst nachdem er sein Borstandsstellvertreteramt nieder gelegt, und seine Wünsche auszusprechen, wie er den Verein hätte sehen mögen, so bewies dies eben nur, mit welcher Zähigkeit er an einem Gedanken sesthielt, den er für gut erkannt hatte und von dessen Durchführung er sich Nutzen und Vortheil für Andere ver sprach. Daß er hierbei nicht den gewünschten Erfolg erreichte, lag einerseits in seiner theilweise zu idealen Auffassung der Sachlage begründet, wobei er in Anderen eine gleich ideale Hingebung an die Sache voraussetzte, während deren treibende Motive manchmal nur Kirchthnrmspolitik oder Eigennutz waren, — andererseits aber darin, daß er von den typographischen Arbeitern verkannt und angefeindet ward, und dies namentlich von denjenigen, welche ihren nach nichts weniger als Idealen strebenden Führern folgten. Wer Adolph Bonz und sein gemeinnütziges, selbstloses, ganz besonders aus Beförderung des Wohles der arbeitenden Classcn gerichtetes Streben näher gekannt hat, wird wissen, wie sehr ihm Unrecht geschehen durch solche Anfeindungen; er hätte ja seinem Charakter und ganzen Wesen untren werden müssen, hätte er nach der einen Seite hin humane Anstalten gründen helfen, nach der anderen aber seine typographischen Mitarbeiter drücken wollen. Er wollte auch ihnen und der ganzen Buchdrucker gemeinde nützen nach seiner besten Ueberzeugung und mit seiner ganzen Kraft, — nicht seine Schuld ist es, wenn ihm dies nicht gelungen. Daß aber der Groll gegen ihn gewichen aus de» Kreisen selbst dieser Arbeiter, wenn überhaupt solcher bestanden bei den ernsten unter ihnen, davon gab seine Beerdigung ein rühmliches Zeugniß: der Gesangverein des Stuttgarter Gutenbergvereins, der nur aus Verbandsmitgliedern besteht, sang bei Beginn und am Schluß der Tranerfeierlichkeit einige erhebende und tiesergreisende Lieder; in dem er den Verstorbenen ehrte, ehrte er auch sich selbst! Der Feier lichkeit wohnte eine ungemein große Zahl Män»«r aus den besten Kreisen Stuttgarts und des Landes bei, — auch der gefeierte Dichter Victor v. Scheffel war herbeigceilt zum Grabe seines Verlegers und intimen Freundes, gleich A. v. Werner, dem berühmten Director der Kunstakademie zu Berlin, Deutschlands großem Maler und Illustrator der Scheffel'schen Dichtungen Bonz'schen Verlags. Daß der Stuttgarter Buchhandel und die Bnchdrnckereien reichlich ver treten waren, ist nur selbstverständlich. Den reich mit Palmenzwei gen, Lorbeerguirlanden und Kränzen geschmückten Sarg trugen auf dem Friedhofe die Gehilfen der Metzler'schen Buchdruckerei. Am Grabe sprachen, außer dem Geistlichen, Hr. Adolph Kröner Namens der Stuitgarter Buchhändler und des Buchdruckcrvereins, Professor vr. Jäger und Pfarrer Held, Mitvorstand des Heims der Fabrik arbeiterinnen. Die Trauer um den Dahingcschiedenen ist eine allgemeine, denn mit ihm starb ein treues, liebendes Familienhaupt, ein Vater seiner Pflegebefohlenen, ein Freund alles Guten und Schönen, ein Menschenfreund in des Wortes edelster Bedeutung. Ehre und Friede seinem Andenken! Zur Frage von einer Litcrarconvcntion mit den Niederlanden. Die „Elberfelder Zeitung" vom 3. Juni enthält folgende Mit theilung: „Die »Hypochondrischen Plaudereien« von Ger hard von Amyntor, welche in Deutschland so großen und ge rechten Beisall und in kurzer Zeit die weiteste Verbreitung gefunden haben, sind in Holland das Opfer einer niedrigen Buchhändler- speculation geworden. Der Fall ist geeignet, die Nothwendigkeit einer den Schutz des literarischen Eigenthums sichernden Ueberein- kunst mit den Niederlanden, für welchen Zweck bereits vor einigen Jahren Ferd. Freiligrath die deutschen Schriftsteller in die Schranken ries, auss neue in greller Weise zu illustriren. Ein holländischer Verleger Namens H. C. A. Thieme in Nymwegen hat nämlich von dem oben genannten Werke ohne vorheriges Einvernehmen mit dem deutschen Verfasser oder Verleger (Sam. Lucas in Elber feld) einen Nachdruck unter dem Titel »Hz-pocbonärisclis kraatjos, bsveorüt uaar cko trvoocko ckuitsobs nitAavv« erscheinen lassen. Da diese gänzlich unautorisirte Ausgabe das Original obendrein in der ungenirtcsten Weise verstümmelte, so wandte sich G. von Amyntor unter dem 18. Mai ds. Js. mit folgendem durchaus gerechtfertigten Schreiben an den genannten holländischen Verleger: Zu meiner größten Ueberraschung ersehe ich, daß Sie eine ver tue Unantastbarkeit des geistigen Eigenlhums für gebunden, und ich be zweifle leinen Augenblick, daß Sie von denselben Anschauungen beseelt sind. Sie würden mich, geehrter Herr, daher sehr verpflichten, wenn Sie mir umgehend eine gcsällige Aeußerung über diese Angelegenheit zukommen lassen wollten, zumal mich die Verstümmelung des Original textes in der bei weitem gekürzten Uebersetzung durchaus nicht gleich gültig gelassen hat re. 308
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