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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1877
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1877-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1877
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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252, 2S. Oktober. Nichtamtlicher Theil. 4187 Nrchtamtlicher Theil. Zur Reorganisation des deutschen Buchhandels. In einem Artikel u. d. T.: „Glossen zu der Hackländer'schcn Honorarfrage" wird von Hrn. Erich Samber in dem von Hrn. R. Mosse in Berlin neu gegründeten „Deutschen Montags-Blatt" versucht, nun auch dem Publicum gegenüber die bestehende Orga nisation des deutschen Buchhandels als eine verrottete, unerträg liche, resormbedürstige und überdies, was das Schlimmste ist, als eine solche hinzustellen, welche die Preise der Bücher um mehr als die Hälfte vertheuert. Es liegt uiir fern, in eine Polemik ein zutreten mit einem Blatte, welches in einem pikant sein sollenden Feuilleton-Stpl u. a. von „dem Unding" spricht, „das man deutschen Buchhandel nennt", diesem „Undinge", „dem der Zopf in Fleisch und Blut übergegangen ist", jegliche Resormsähigkeit abspricht und dann schließlich ausrust: „Auch dem deutschen Buchhandel und der deutschen Literatur thäte ein Bismarck noch! Dann würde man in zehn Jahren nicht vor Erstaunen die Augen aufreiben, daß einer der begabtesten, populärsten, vielgelesensten deutschen Autoren sein Leben hindurch ... wie ein bescheiden (!) wohlhabender Mann gelebt hat. Und der Bismarck komme bald! Denn die Noth ist groß!!!" Sollte vielleicht Hr. Mosse den Ehrgeiz verspüren, der Bismarck des deutschen Buchhandels zu werden? Doch genug davon. Nicht mit dem „Deutschen Montags- Blatt" habe ich es hier zu thun, wohl aber mit einem schweizerischen Blatte, der „Neuen Zürcher-Zeitung", welche unlängst in einem Artikel über den deutschen Buchhandel folgendes Exempel aufge stellt hat: Angenommen ein beliebter deutscher Autor, z. B. Johannes Scherr, überlasse irgend eines seiner Werke einem glücklichen deut schen Verleger, z. B. Ed. Hallberger, so kann letzterer selbst in die sem Ansnahmesall nicht mehr als 2000 Exemplare drucken; ange- genommen ferner, dieselben würden innerhalb Jahresfrist sämint- lich zu 4 Mark per Band verkauft, so ergibt sich nach dem genann ten Blatte folgende Bilanz: Das Publicum zahlt also 8000 Davon erhalten: Drucker, Papierhändler re. 1000 Der Versasser 1000 „ Der Sortimentsbuchhandel (im Durchschnitt mit den Frei - Exemplaren zu 40 gg Rabatt gerechnet) 3200 „ Der Leipz. Commissionär 400 „ Verlorene Zinsen des An lagekapitals 100 „ Annoncen, Circulare, Re- clamen 500 „ Frei-Exemplare des Autors und der Redactionen 150 „ Unvermeidliche Verluste 450 „ Nutzen des Verlegers 1200 „ 8000 8000 Wo liegt nun der wunde Punkt des deutschen Buchhandels? fragt man das Publicum und gibt dann zur Antwort: Am Zwischen handel, der das Buch um 57 Proc. vertheuert. Läßt sich auch nicht leugnen, daß die vorstehende Berechnung, von Kleinigkeiten abgesehen, im Großen und Ganzen der Wahrschein lichkeit nahekommt, so wird doch Jeder, der mit den buchbändlerischen Verhältnissen einigermaßen vertraut ist, zugestehen, daß sie namentlich den Nicht-Sachverständigen nur zu irrigen Schlüssen zu führen geeig net ist. Denn dem Sortimentsbuchhändler fallen jene 57 Proc. Aus schlag ebenso wenig ganz als Reingewinn zu, wie solche dem Pro ducenten oder Consumenten gänzlich verloren gehen. Ver mittelt Niemand, verkehren die letzteren Beiden direct, so haben beide Mühe und Kosten zu tragen, welche sie bisher sparten. Es hätte also bei der vorstehenden Berechnung — wenigstens erläule- rungsweije — auch angegeben werden müssen, welche Abzüge an seinem Theile den Sortimentsbuchhandel treffen und welche Vor- theilc statt dessen Publicum und Verleger eintauschen. Wäre dann so der Reingewinn des Sortimentsbuchhandels festgestellt worden, dann hätte sich die Frage, ob derselbe übermäßig hoch sei, mit grö ßerer Berechtigung aufwerscn lassen. Auch ohne genauere Berech nung möchte ich für meine Person diese Frage, insbesondere mit Hin blick aus andere Zwischenhändler, wie Antiquare, Apotheker, Juwe liere, Uhrmacher re., entschieden verneinen. Hat denn aber das Publicum wirklich 8000 M. für jene 2000 Expl. des Scherr'schen Werkes gezahlt? Sind ihm nicht 10, 15 oder noch mehr Procent Rabatt darauf abgezogen, sind ihm nicht dabei noch die Beträge lange Zeit gestundet worden? Und ferner: Fallen dem Sortimenter nicht ebenfalls unvermeidliche Verluste, Annoncen, Circulare, Reclamen, verlorene Zinsen des Anlage kapitals und ein Leipziger Commissionär, wovon in der vorstehen den Berechnung nur bei dem Verleger die Rede ist, neben den allge meinen Geschäftsunkosten zur Last? re. re. Daß die obige Berech nung in der Form, wie sie gegeben, irresühren und das Publicum zu falschen Schlüssen verleiten muß, unterliegt wohl keinem Zweifel. Nichts anderes wollte ich heute nach dieser Richtung hin constatiren. Freilich gibt jene Berechnung auch Mancherlei zu denken; sie ries mir zunächst den Umstand ins Gedächtniß, daß im Publicum die Meinung, als Vertheure der deutsche Sortimenter die Literatur, als sei er Schuld, daß die Bücher in Deutschland weit höher be rechnet würden als beispielsweise in Frankreich, an Boden gewinnt. Erhielt ich doch jüngst von einem Comits deutscher Schriftstellerund Gelehrten die Aufforderung, mich an der Gründung eines neuen Vereins für ganz Deutschland zu bctheiligen, welcher u. a. seinen Mitgliedern das Recht gewähren sollte, jede buchhändlerische Er scheinung zum äußersten Buchhändler-Nettopreise mit Ausschlag von 10 Proc. vom ständigen Bureau des Vereins zu beziehen — eine Bestimmung, gegen welche ich mich bei der vorbereitenden Versammlung des noch nicht zu Stande gekommenen Vereins aufs lebhafteste erklärte, im Interesse des Buchhandels wie der Allge meinheit, denen mit Borromäus-Vereinen, meiner Ansicht nach, nicht gedient wird. Für die buchhändlerischen Kreise mag die vorstehende, in Einzelheiten anzusechtende und tendenziöse, im Großen und Ganzen aber zutreffende Berechnung eine neue Veranlassung sein, auf Reformen innerhalb ihres geschäftlichen Verkehrs ernstlich bedacht zu sein, auf Reformen, welche zunächst eine möglichste Beschränkung der Conditionssendungen und eine rationelle Regelung des Abrech nungswesens anstrcben sollten. Dazu bedarf es aber nicht eines Einzelnen, und wäre er auch ein Bismarck, sondern jedes Ein zelnen. Jeder muß in seinem Kreise darauf hinwirken — und viel- sach geschieht dies ja schon —, durch stete Verbesserungen eine Ma schinerie oder, wenn nian will, eine Organisation lebensfähig und lebenskräftig zu erhalten, welche, wie die des deutschenBuchhandcls, sich so lange Zeit bewährt hat und sicher noch lange, lange Zeit be währen wird. Allerdings hat der deutsche Buchhandel es nicht allein in der Hand, das Ziel zu erreichen, was sein englischer oder französischer 568*
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