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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.06.1905
- Strukturtyp
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- 1905-06-27
- Erscheinungsdatum
- 27.06.1905
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- Deutsch
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5894 Nichtamtlicher Teil. 146. 27. Juni 1905. an die Öffentlichkeit treten. Schutz und Pflege einer nationalen künstlerisch-ästhetischen Kultur setzt er sich vor allem zum Ziel. Er legt Protest ein gegen jede Form, der Bedrückung jedes freien künstlerischen und wissenschaft lichen Schaffens. Und im Kampfe gegen alle kunstfeindlichen Be strebungen will er mit jedem ehrlich Denkenden Schulter an Schulter stehen Protest legte der Bund bei zwei Ge legenheiten im letzten Jahre öffentlich ein, einmal als die »Nonne« Diderots beschlagnahmt wurde und bei der Gefangensetzung Gorkis. — Agitatorisch war der Goethebund in letzter Zeit in Schwerin. Braunschweig, Nürnberg, Straßburg, Hannover und Oldenburg tätig. Neue Bünde werden wahrscheinlich in den nächsten Monaten in Hildesheim, Göttingen, Osnabrück, Wies baden und Chemnitz begründet werden. Auch im Auslande hat sich bereits ein Goethebund gebildet und zwar in Johannes burg. Dieser neue Bund zählt bereits 300 Mitglieder. — Über das beabsichtigte Kartell mit dem Dürerbund, der Ende 1902 von dem Kreise um Avenarius begründet wurde, sprach vr. L. Goldstein-Königsberg. Der Dürerbund will zwar keine politischen Fragen zur Erörterung bringen, aber in jeder andern Beziehung finden sich Goethebund und Dürerbund im gemeinsamen Kampf gegen denselben Feind zusammen. Ein direkter Anschluß wurde nicht beschlossen, aber der Goethebund will auch fernerhin im und überläßt es den einzelnen Bünden, mit ihm in nähere Be ziehung zu treten. Den Hauptvortrag des Tages bildete das Referat des Reichstagsabgeordneten vr. Müller-Meiningen: »Über die dem Lande viel Schmutz und Unzucht gebe, aber gerade unter den Augen der Polizei in den großen Städten werde die gemeinste Literatur vertrieben. Man solle daher nicht immer das Land daß früher die Zeiten in sittlicher Beziehung besser gewesen wären, und daß es jetzt in Deutschland schlecht um die Moral stehe. Das Gegenteil sei statistisch erwiesen. So sei zum Beispiel die Zahl der unehelichen Geburten von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gefallen... . viel Unreines. Dazu gehörten die unzüchtigen Photographien, die massenhaft kolportiert würden. Aber es sei eine große Übertrei bung, zu sagen wie Roeren, daß die ganze Reproduktionskunst nur dazu da sei, das sittliche Niveau des deutschen Volks herab zudrücken. Im Ausland erhalte man durch solche Behauptungen den Eindruck, als ob Deutschland vor einem moralischen Zu sammenbruch stehe. Solche Verallgemeinerungen müßten allge meinen Protest Hervorrufen. Deutschland weise keine besonders schlechten Verhältnisse in sittlicher Beziehung auf. Weiter sprach der Redner dann über die Paragraphen 184 und 184a und den Begriff der relativen Unzüchtigkeit, die den bekannten sittlichen Normalmenschen des Reichsgerichts zeitigte. Die jetzige Rechtsprechung des Reichsgerichts verrate oft eine Sucht des Strafrichters, als Anstandslehrer des Volks zu gelten und einen üowunou1u8 mora1i8 vorwali3 zu schaffen. Das sei aber ein lerischen und literarischen Schaffens gewisse Sachverständigengerichte zu schaffen, die bei jeder Streitfrage vorher entscheiden sollen, ob es sich in dem einzelnen Fall um ein Kunstwerk handle oder nicht .... Durch lebhaften Beifall erklärte sich die Delegiertenversamm lung mit seinen Ausführungen einverstanden und brachte dies nach einem regen Meinungsaustausch in einer Resolution zum Ausdruck, die nach dem Bericht der »Leipziger Neuesten Nach richten- folgenden Wortlaut hat: »Die deutschen Goethebünde erkennen in Übereinstimmung mit dem Referenten an, daß die Bestrebungen auf Ein dämmung des in Wort und Bild auftretenden Schmutzes die tatkräftigste Unterstützung verdienen. »Sie verhehlen sich jedoch mit dem Berichterstatter nicht, daß die auf allenGebieten des deutschen Geisteslebens sich breit- machcnde rückschrittliche Bewegung, die auch die Schule zur Dienerin der Kirche zu machen strebt, unter dem Deckmantel des Schutzes der Sittlichkeit lediglich versucht, die Freiheit des geistigen Schaffens zu beschränken und Wissenschaft, Kunst und Literatur in Fesseln zu schlagen. »In völliger Übereinstimmung mit dem Referate sind die Goethebünde der Überzeugung, daß die Hebung der Volks sittlichkeit nicht durch eine ad irato erfolgende Verschärfung der bei richtiger Anwendung völlig genügenden Straf gesetzgebung, sondern einzig und allein durch eine plan mäßige erziehende Reformtätig keit des Staates und der Familie erzielt werden kann. Hauptaufgaben, womöglich in gemeinsamer Arbeit mit andern, ähnliche Ziele verfolgenden Korporationen unter energischer Ab wehr aller Angriffe auf unser deutsches Geistesleben durch Ver breitung guter Literatur- und Kunstwerke die Erziehung des deutschen Volks zur Kunst zu fördern. »Sie sprechen endlich mit dem Referenten die Erwartung aus, daß diese positiven Bestrebungen zur Hebung der Sittlich keit durch die deutsche Unterrichtsverwaltung größere Unter stützung gewinnen als bisher, und fordern Reichs- und Staats regierungen auf, den begonnenen sozialpolitischen Bau im Interesse der Erhaltung der deutschen Volkskraft durch Förderung dieser kulturellen Aufgabe einen entschlossenen Fort gang zu geben.« zweiten Juniwoche in Frankfurt a. M. abgehaltenen 11. Haupt versammlung dieses Vereins waren sechzig Zeitungen aus allen Teilen Deutschlands vertreten. Der Vorsitzende Herr vr. Max Jänecke (»Hann. Cour.«) wies auf das Wachstum des Vereins hin, dessen Mitgliederzahl von 522 im Vorjahre auf 654 gestiegen sei. Er bezeichnete die Gefahr einer Vertrustung der deutschen Presse bei ihrer Dezentralisation und ihrer individuellen und rationellen Differenzierung als nicht vorhanden. Herr Direktor Curti (Franks. Ztg.«) sprach über die Aufgaben und Ziele der ernsten Presse. Seine Ausführungen fanden allseitige Zustimmung und führten Sprache kamen, deren Beseitigung durch gegenseitige Verständigung gewünscht wurde. Nach Erledigung verschiedener Fragen sprach Herr Robert Bachem (»Köln. Volksztg.«) über die Bestechungsfrage. Die Versammlung gab einstimmig ihrer Meinung dahin Ausdruck, Aussprache über den Buchdruckertarif wurde der bisherige Vorstand wiedergewählt und Helfreich (»Münchener Neueste Nachr.«) für ein ausscheidendes Mitglied neu gewählt. Zum Ort der nächsten Hauptversammlung bestimmte man Bremen. Der jetzige Vor stand des Vereins Deutscher Zeitungsverleger besteht aus den Herren: Jänecke-Hannover, Bachem-Köln, Curti-Frankfurt, Faber- Magdeburg, Gerstenberg-Hildesheim, Kloß-Nürnberg, Knittel- Karlsruhe, Krumbhaar-Liegnitz, Müller-Palm-Stuttgart, Reichardt- Dresden, Wyneken-Königsberg und Helfreich-München. Pädagogische Zentralbibliothek (Comeniusstiftung) in Leipzig. — Die Einweihung des neuen Gebäudes dieser Bibliothek (Schenkendorfstratze 34) fand am Johannistag (24. Juni) vor einer großen Zahl geladener Ehrengäste in feierlicher Weise statt. In der Rede, mit der der Erbauer der Bibliothek, Herr Architekt Baurat Weidenbach (in Firma Weidenbach L Tschammer) dem Vorstand der Comeniusstiftung das Haus übergab, wurde vom 1. Juli 1904 bis zum 1. April 1905, fertiggestellt worden ist. Er birgt in seinem Innern fünf geräumige, lichtdurchflutcte Bibliotheksäle mit 12 350 Quadratmetern Bücherregalen. An der Erbauung und innern Einrichtung des mit einem Kostenaufwand von 130 000 ^ geschaffenen Hauses sind ausschließlich Leipziger Künstler und Gewerke tätig gewesen. Der Vorsitzende der Comeniusstiftung, Herr Oberlehrer, G. Rocke, dankte vor allem platz geschenkt, der 50 000 ^ wert ist. Von Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. und von Sr. hochseligen Majestät König Georg sind je 10 000 ^ gespendet worden, vom Sächsischen Lehrervercin 3000 vom Deutschen Lehrerverein eine regelmäßige Jahres-
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