Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1913
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- 1913-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1913
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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oV 135, 14. Juni 1913. Redaktioneller Teil. (Fortsetzung zu Seite K322.i wird bei der Verfilmung preisgegeben, während nur das erhalten wird, was mit dem künstlerischen Wert nicht viel zu tun hat, nämlich die Spannung. Sollte jemals der Kino für die Kunst in Frage kommen, so müßte er aus seinen eigenen Gesetzen heraus ein neues Genre Hervorbringen, das ohne die Hülfe des geschriebenen Worts, ähnlich wie die Pantomime, mit den tech nischen Mitteln des Kind selbst verständlich würde. Etwas Düm meres und Langweiligeres jedoch kann man sich gar nicht denken, als in mehr oder weniger schlechtem Deutsch die Inhaltsangaben von Romankapiteln von der Leinwand ablesen zu müssen und dann im Flug einige Menschen vorbeirasen zu sehen, die dazu ein Gebärdenspiel machen, Vas gerade so gut etwas andres be deuten kann. Dies ist aber der Hauptinhalt aller verfilmten Ro mane. Die gelegentlich eingeschobenen Naturaufnahmen könnten erfreulich sein, wenn sie losgelöst von der Romanhandlung ohne weitere Ansprüche dargestellt würden. Mit einem Wort, ich halte die Verfilmung von literarischen Werken für einen Irrweg. Die sen Werken selbst jedoch, glaube ich, wird dadurch nicht geschadet. Sie bleiben doch das, was sie sind, jeder kann nach wie vor zu dem Buche greifen. Das große Publikum der Kinos, dessen literarische Neugier sich mit dem Schauen begnügt, hätte Bücher von literarischem Wert doch nicht gekauft. Durch die Verfilmung aber wird die Bevölkerung ganzer Städte mit der Tatsache be kanntgemacht, daß ein Roman mit einem bestimmten Titel von einem bestimmten Autor überhaupt existiert. Man liest diese Mit teilung auf den Plakaten und in den Zeitungen, der Name des Buches prägt sich ein. Wer überhaupt Bücher kauft und liest, kann daher ebensogut durch den Kino wie auf andere Weise auf ein literarisches Werk aufmerksam gemacht werden. Der Film gibt da zu einige Hinweise auf den Inhalt. Er wirkt ungefähr wie eine nicht besonders verständnisvolle, aber doch empfehlende Be sprechung in der Zeitung und hat vor allen anderen Reklame mitteln die weite Verbreitung voraus. Oscar A. H. Schmitz. Die Frage, ob durch das Kino weitere Kreise für die Litera tur gewonnen würden und vom Kino den Weg zum Buche fänden, möchte ich glatt verneinen. Ich halte den Kinematographen für ein neues und zwar starkes Mittel, die beklagenswerte und immer weiter um sich greifende Oberflächenkultur in unserem Volke nur noch mehr zu steigern. Seiner Natur nach arbeitet das Kino in der Hauptsache mit sensationellen Momenten. Ob das vor geführte Werk literarischen Wert hat, darum kümmert es sich nicht und kann ihn auch nicht zeigen, ebensowenig seine ästhetische Seite. Das ist es aber gerade, was wir so bedauern müssen, daß das Eindringen in ein literarisches Werk, das ruhige Genießen, die innere Erhebung durch das Erfassen seines ästhetischen und ethischen Gehaltes immer seltener wird. Wer liest noch mit der Feder in der Hand ein poetisches Erzeugnis? Nur schnell, nur Personen und Situationen, Verwicklung und Lösung, vor allem sensationelle Geschehnisse, und der Leser ist fertig mit dem Buche, mit einem Buche vielleicht, in das der Autor sein Herzblut ge gossen hat. Und da soll das Kino, dieses Produkt unserer Schau kultur und Raschlebigkeit, die Menschen zu innerer Sammlung, zur Vertiefung in ein noch so wertvolles Buch führen? Ja, wenn der Verfasser nur auf Sensation gearbeitet hat, und der Kino besucher in seinem Buche vielleicht noch stärker gepackt und erregt zu werden hofft, mag er nach demselben greifen. Aber wer kein anderes Ziel kennt, gehört nicht in den Tempel der Kunst, und sein Wort ist des Schalles nicht wert, den die Sprache ihm leiht. Ich spreche hier nur von der schöngeistigen Literatur; wissenschaft liche Vorführungen im Kino mögen ernst gerichtete Menschen auch wohl einmal zum Buche führen; aber auch das wird selten sein. Das Kino ist nach meinem Urteil ein Feind und Verderber unserer Literatur in ihrem innersten, besten und edelsten Wesen, des Dramas wie der epischen Erzeugnisse, und kein Schriftsteller, der sich selber achtet, sollte sich dazu hergeben, ein Werk verfilmen zu lassen. Ad. Jos. Cüppers. Ich möchte den Dichter sehen, dem sich nicht das Herz im Leibe umdreht, sobald er seine Romangestalten im Film erblickt. Vor allem: damit diese Gestalten kinomöglich seien, müssen sie zuerst von mehr oder weniger begabten Schauspielern »verkör pert« werden. Das heißt: der ganze Wert des Wortes, seine Eigenart, seine Persönlichkeitswirkung, seine künstlerische Stel lung im Satze, sein tieferer Sinn, seine Deutungsmöglichkeiten, kurz alles, was die eigentliche Dichtung ausmacht, geht rettungs los verloren. Es bleibt nur die »Gestalt«, mit der ein jeder Schauspieler natürlich machen kann, was er will. So wird nun kaum mehr als das rohe Skelett der Handlung dargestellt, und kein gerupftes Huhn läuft jämmerlicher und aller Gnaden ent blößter daher, als solch ein »verfilmter« Roman durch den Kino saal. Anders steht es mit jenen Romanen, die von solchen »Schrift stellern« verfertigt wurden, denen das Wort nur das Mittel ist, um möglichst »spannende« Handlungen zu erzählen. Diese Autoren können sich nur freuen, indem sie bei ihrer Verfilmung zu zeigen vermögen, welch fixe Kerle sie in der Erfindung von spannenden Handlungen, Überraschungen und waschechten Rührseligkeiten sind. Sie können nur gewinnen, denn ihre schwächste Seite, die eigentliche Wort- und Darstellungskunst, entfällt ja im Kino. Ob vom Kino der Weg zum Buche gefunden wird, möchte ich stark bezweifeln. Kennt nämlich der gewisse Kinobesucher ein mal die ganze Handlung, so hat er gar keine Lust mehr, die Ge schichte inühselig nachzulesen. Hingegen hätte ich einen guten Vorschlag für unsere Verleger: ich rate jedem, selbst ein Kino zu etablieren und bei jedem neuen Roman die »Handlung«, wo möglich gratis, »verfilmt« wiederzugeben bis — auf das letzte Kapitel. Dieses erfährt der Kinobesucher nur, wenn er sich das Buch kauft. Das wär' doch großartig, nicht? Es lebe der Zeit geist ! Zum Schluß in allem Ernste: es geht in unserer »Kultur zeit« immer mehr der Begriff verloren, worin der Segen einer guten Dichtung eigentlich liegt, daß nämlich der Leser durch ein gehende Vertiefung in das Wollen und Können, in das Gemüt und die Phantasie, kurz in die Persönlichkeit des Dichters durch Anschauung, Ergänzung und »Mitdichten« einen guten Gewinn im eigenen Innern davonträgt. Nur was solcherart erworben wird, wird auch zum geistigen Besitz. Die bloße Kenntnisnahme des Inhalts ist völlig belanglos, sie ist Befriedigung der Sensa tionslust und bringt den Beschauer um keinen Schritt höher. Es gibt eine Dichtungsform, die dem Kino gehört. Das ist die Pantomime. Was soll jetzt der Angriff auf den Roman? Seien wir doch aufrichtig — es wollen wieder einige Leute ein Geschäft machen; das ist alles. FranzKarlGinzkey. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Warenzeichen-Eintrag. — Dem Verlag der NrztlichenRundschau Otto Gmelin Pfadfinder-Verlag in München wurde für Bücher, Prospekte und Postkarten das nebenstehende Warenzeichen aus Grund des Gesetzes zum Schutz der Warenbezeichnungen vom 12. Mat 1894 unter Nr. 17SS9S, Klaffe 28, Aktenzeichen V, 5372 unterm 7. Juni 1913 bet dem Kaiserlichen Patent amt eingetragen. Erholungsheim für deutsche Buchhändler i» Seebad Ahlbcck. — Bei dem jüngsten Besuch des AHIbecker Kinderheims durch das deutsche Kaiserpaar hatten die im Buchhändlcrhetm anwesenden Kurgäste mit dem Inspektor des Heims vor dem reich geschmückten Hause Ausstellung genommen, und im Aufträge des 1. Vorsitzenden, Herrn Hofbuchhänd lers Wilhelm Süfferott-Berlin, wurden den Majestäten zwei pracht volle Blumensträuße durch die Damen Fräulein Hedwig Wolf-Leipzig und Fräulein Frieda Jänsch-Berlin überreicht. Die Majestäten dankten für diese Aufmerksamkeit und schüttelten den beiden Damen sowie Herrn Inspektor Schulze freundlich die Hände.
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