Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1926
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19260116
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192601169
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19260116
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1926
- Monat1926-01
- Tag1926-01-16
- Monat1926-01
- Jahr1926
-
492
-
493
-
494
-
495
-
496
-
497
-
498
-
499
-
500
-
501
-
502
-
503
-
504
-
505
-
506
-
507
-
508
-
509
-
510
-
511
-
512
-
513
-
514
-
515
-
516
-
67
-
68
-
69
-
70
-
71
-
72
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Das Jahr I9V8 brachte eine wesentliche Ausdehnung meines Verlags. Aus den zahlreichen Verlagsverträgen, die ich in diesem Jahre abschloß, seien die mit der Posener Gesellschast für Kunst und Wissenschaft wegen eines Mltglicdcr-Vorzugspreiscs für die Zeitschrift »Aus dem Posener Lande», — mit dem Posener Kaiser Friedrich-Museum betr. Herausgabe einer prähistorischen heimat kundlichen Wandtafel, — mit der Abteilung für Literatur der Deutschen Gesellschast in Bromberg betr. deren Veröffentlichungen und »Heimatbücher-, — mit der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen wegen Verlagsübernahme der Veröffentlichungen dieser Gesellschaft besonders erwähnt. — Im Februar 18V9 trat ich mit dem Pestalozzi-Verein der Provinz Posen in ein vertrag liches Verhältnis, auf Grund dessen das »Jahrbuch» des Vereins in meinem Verlage erscheint. Auch sonst war ich stets auf die Vergrößerung meines Ver lages bedacht und halte ihn auch der Posener Provinzial-Belle- tristil geöffnet. Den von der Presse einmütig günstig besprochenen großen historischen Roman »Nach Ostland wollen wir reiten» <2 Bände von M. von Witten), das große »Ostmarkenwerk», darf ich wohl als Höhepunkt t>es in dieser Beziehung Erreichten be zeichnen. Leider hatten mich die materiell wenig günstigen Er folge auf diesem Gebiet veranlaßt, diesen Bcrlagszweig wieder auf ein Minimum zu beschränken und mich wie früher mehr dem pädagogischen Verlage zuzuwendcn. Überhaupt darf der, der diese Geschichte meines Hauses liest, nicht glauben, mein Streben und Arbeiten sei auch materiell reich belohnt worden. Ich habe schwere Opfer bringen müssen. Die von mir Januar 1906 errichtete Comenius-Druckcrei mußte ich mit großen Verlusten im Juli 1909 auslöscn. Dieser Anlaß zwang mich, eine blühende Gruppe meines Verlages »Jugendschristcn» und einen Teil des pädagogischen Verlages zu veräußern. Doch haben mich diese Verluste nicht abgehalten, stets weiter zu streben, und so war es mir denn ge lungen, im Jahre 19l0 auf Anregung und mit Unterstützung der Kgl. Regierung in Bromberg eine neue posenschc Jugendzeitschrift --Jugendland» Herausgeber! zu können. Nachdem Anfang 1915 die Posener Regierung der Brombcrgcr gefolgt war, hatte diese kleine Zeitschrift bereits 42 000 Leser unter den posener Volks- fchülern, und der Zeitschrift war eine gute Zukunft vorauszusagcn. Die Wandkarte der Provinz Posen von Gaebler erschien in meinem Verlag und brachte es bis zum Zusammenbruch der Provinz Posen aus 5 Auflagen. Prof. vr. Minde-Pouct gab unter dem Titel »25 Jahre Ansiedlung 1886—1911» die Geschichte der Ansicd- lungs-Kommission heraus. Es erschien hiervon ein Privatdruck aus antikem van Geldcrn-Büttenpapier, in echt Pergament gebun den. Auf der Ostdeutschen Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft erhielt meine Firma die Silberne Medaille und die gleiche Auszeichnung aus der »Bugra» in Leipzig. Diesen Auszeichnungen folgte die Preußische Staatsmcdaille für gewerb liche Leistungen in Bronze. Vorher erhielt Gertigs Leseapparat die Goldene Medaille auf der Weltausstellung Chicago und wurde ebenfalls mit höchsten Auszeichnungen in St. Louis und Brüssel bedacht. Im Jahre 1912 begann eine neue Zeitschrift »Jugend pflege im Posener Lande» zu erscheinen, deren gute Entwicklung der Weltkrieg beendete. Eine Reihe Bücher über die Heimat kunde erschien 1912—1915 in meinem Verlage. Ich erinnere nur an das heute noch anerkannte Werk von Schulrat Ebersbach. Im Verein mit dem Deutschen Ostmarkcn-Vercin erschien das Ostland- Jahrbuch 1913 und 1914, hcrausgegeben von Erich Zcchlin. Auch die Arbeiten der Landwirtschastskammcr in Posen wurden durch meinen Verlag veröffentlicht. Ein großes Gebiet meines Ver lages bedeutete die Herausgabe der Kreiskarten 1:100000 in fünffachem Farbendruck für alle Kreise der Provinzen Ostpreußen, Wcstpreußcn, Posen und Pommern. Ebenso wurde die Heraus gabe von Schulwandkarten einzelner Kreise im Maßstab 1 :25 000 bis 50 000 betrieben. Zirka 30 Kreise lagen bis 1915 vor. 1912 erhielt ich als Anerkennung meiner Leistungen in der Ostmark den Kgl. Kronenorden 4. Klasse. Eine Reihe posener Jugend- fchriften, z. B. Sells Posener Findlinge in 3 Bänden, brachte gute Erfolge. Der gesamte mühselige Ausbau meines Berlages, der Lehrmittelhandlung und des Sortiments wurde mit einem Schlage durch den Ausbruch des Weltkrieges zerstört. Der größte Teil meiner Kundschaft, die posener Lehrer, zog ins Feld. Allein Ober loo 000 Mark Außenstände gingen verloren. Der Ausgang ^ des Weltkrieges brachte meine Lehrerschaft nicht wieder in die Provinz zurück, sondern die alte Stammkundschaft wurde in alle Winde zerstreut. Im Anfang des Krieges hielt sich das Geschäft noch dadurch ausrecht, daß die Kriegskarte vom westlichen Ruß land nach und nach in beinahe 300 000 Exemplaren abgesetzt wurde und andere Kricgskarten einen lebhasten Geschäftsbetrieb im Verlag bewirkten. Der Kriegsdichtcr Walter Flex ließ seine Erstlingsgcdichte »Volk in Eisen» und -Leutnantsdicnst» in meinem Verlag erscheinen. Leider ließen es die finanziellen Verhältnisse der Firma nicht zu, die späteren Werke des Dichters zu erwerben. Die weiteren Einwirkungen des zu unsern Ungunstcn auslausendcn Krieges brachten meine Buchhandlung in die schwerste Bedräng nis. Kaum waren die schweren Jahre 1917 und 1918 überwun den, als das drohende Gespenst der Abtretung Posens an Polen die völlige Vernichtung des alten deutschen Geschäfts voraus- ahncn ließ. Mein Schwiegersohn und Teilhaber Paul Ehlert übernahm 1919 käuflich die Zeidlersche Buchhandlung in Sorau, damit wir »ein Bein in Deutschland hatten», während ich in Polen bleiben wollte. Mein ältester Sohn, am 1. August 1914 als Kriegsfreiwilliger bei dem Lissaer Artillerie-Regiment 56 ein- gctreten, hatte den Krieg als Ofsizier im Rcs.-Art.-Reg. 221 in den schwersten Kämpfen in Flandern, stets in der Front stehend, unverwundet überstandcn. Er kam aus dem Zusammenbruch ge sund zurück und siel 10 Tage später am 12. Januar 1919 im Kampfe gegen die Polen bei der Verteidigung seiner Heimatstadt Lissa. Die Polen setzten mich aus ihre schwarze Liste. Als deut scher Delegierter unterhandelte ich im Mai 1919 mit Reichspräsi dent Ebert, dem damaligen Reichskanzler Scheidemann, dem Grafen Bcrnstorff als Vorsitzenden der Friedensdclcgation und dem Unterstaatssckretär Göhrc. Aus diesen Verhandlungen wurde mir klar, daß Posen auch als Abstimmungsgebiet nicht zu halten sei und die schmachvollen Bedingungen des Friedens von Ver sailles das Deutschtum in Posen vernichten und somit den Ab schluß meines deutschen Wirkens bewirken müßten. Ich mußte eine neue Existenz suchen. Als Ostmärker wollte ich in der mir lieb gewordenen Grcnzinark bleiben, und cs gelang mir, die alte Hildebrandt'sche Buchhandlung in Stolp zu erwerben und am 1. Januar 1920 zu übernehmen. In 10 Güter- und Möbelwagen wurden mein Verlag und der größte Teil des Sortiments, zugleich die Leiche meines Sohnes nach Stolp übergeführt. Trotz aller Be drückung glaubte ich, dem zurückgebliebenen Deutschtum in Lissa ein kleines deutsches Sortiment unter der Firma »Ostland-Buch handlung» erhalten zu können. Meine Tochter Elisabeth über nahm die Leitung dieses Sortiments. Die Polen zogen in Lissa am 20. Januar 1920 ein, und ihr erstes Bravourstück war das Verbot, die handelsgerichtlich eingetragene Firma »Ostland-Buch handlung» weiter führen zu dürfen. Nach vielfacher Bedrückung mußte meine Tochter im Oktober 1921 das Lissaer Geschäft an Herrn Adam Krajewicz verkaufen, und damit schied die Firma als deutsche Buchhandlung aus und wird von dem neuen Besitzer als polnisches Sortiment unter seinem Namen weitergeführt. Für mich aber kamen schwere Jahre eines neuen Aufbaus in Stolp. Die Entschädigung des preußischen Staates für ein zusammcngebrochencs Geschäft, das eine so aussichtsreiche Zukunft in Posen auf Grund dreißigjähriger Arbeit vor sich hatte, wurde auf sage und schreibe 1000 Mark festgesetzt. Mit diesen 1000 Mark war natürlich wenig anzufangen, und nur härteste, nicht aus 8 Stunden am Tage scstgclcgte Arbeit kann den Aufbau weiter- sühren. Trotz allen schweren Leiden, die einem Flüchtling nicht fern bleiben, sehe ich mit Stolz auf die dem Deutschtum in der Ostmark geleistete Arbeit zurück. Die Zufriedenheit, die ich bei dieser Arbeit auch in schwerer Zeit in meinem Innern stets fand, wird mir auch in Zukunft niemand rauben können. Die dreißig jährige buchhändlerische Tätigkeit in Posen waren die schönsten Jahre meines Lebens. Den Dank dieser Arbeit finde ich im Emporblühcn meiner Stolper Buchhandlung. Ich schließe mit dem Wunsche, daß es unser!» Deutschen Reiche einst gelingen möge, den uns entrissenen Kulturboden in Posen und Westpreußcn zurückzugewinnen, und daß eine neue Einwan derung beginne unter dem alten Spruch: »Nach Ostland wollen ^ wir reiten». S7
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht