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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-05-22
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1878
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- Deutsch
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2018 Nichtamtlicher Theil. 118, 22. Mai. Da das Vorgehen hierbei ein nicht gewöhnliches ist, so wird ein kurzes Wort darüber auch jetzt schon am Platze sein und von Denjenigen, welche abweichender Ansicht sind, erwartet werden. Die Präsenzlisten der Süddeutschen Buchhändler-General versammlungen werden durchschnittlich eine Zahl von etwa 50 auf weisen, von denen die eine Hälfte Auswärtige, die andere Hälfte Stuttgarter sein mögen; wenn nun ein Gegenstand vor der Ver sammlung in Stuttgart durch Circular behandelt und ohne all gemeine Debatte durch Sammeln von Namensunterschriften unter stützt wird, so ist er mit 45 Unterschriften, die ohne Zweifel in größter Zahl Stuttgart angehören, völlig entschieden, und eine Ver handlung in der Versammlung ist dann werthlos und eine Zeitver- säumniß. Wie man hört, ist bei der Sammlung der Unterschriften mit Auswahl verfahren und einem als abgeneigt Vermutheten so gar die Einsicht derselben verweigert worden. Ob eine solche im voraus festgestellte Majorisirung angemessen und namentlich dann angemessen ist, wenn sie in Stuttgart ihren Ursprung hat, wird sehr fraglich sein, in diesem Falle aber schließt der Gegenstand außer der Frage geschäftlicher Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit noch eine prinzipielle Seite in sich, für welche auch Mehrheiten gar nicht entscheidend sind. Im Buchhandel sind die verschiedensten religiösen, konfessio nellen, socialen und politischen Standpunkte vertreten, dennoch aber durch das Band der Collegialität freundschaftlich geeinigt, die Vor aussetzung für das gegenseitige Verhältniß ist, daß prinzipielle Fragen aus anderen als den allgemeinen geschäftlichen, humanen und nationalen Gebieten auf Versammlungen bei Seite gelassen werden und vollends nicht zum Gegenstand von Mehrheiten gemacht werden. Geschieht letzteres dennoch, so muß das Gegentheil von Einigkeit die Folge sein. Der süddeutsche Buchhandel hat bisher für seine Versammlungen den Sonntag freigelassen und hat sich da bei gut befunden, der Anziehungspunkt der letzteren war wohl für die Meisten nicht gerade die interessante Verhandlung nebst ihrer hohen Bedeutung, sondern es war und ist die Gelegenheit, die Kollegen zu sehen und sich unter Buchhändlern auszutauschen, wie mau das bei keiner anderen Gelegenheit kann. Wer diesen Wunsch nicht hat oder ihm keine Zeit widmen kann, der bleibt einfach zu Haus; daß aber eine gewisse Zeit und Muße dafür vorhanden sein muß, das ist längst anerkannt und gerade der Montag hat sich dafür in Stuttgart vortrefflich bewährt; die schönen Punkte Silberburg, Schützenhaus, Liederhallegarten u.s.w. gewähren an Wochentagen den Buchhändlern ein Unter-sich-sein und ein Vor handensein von Raum, der am Sonntag viel zu sehr anderweit in Anspruch genommen ist. Hierzu kommt, daß manche Collegen grund sätzlich gegen das Abhalten geschäftlicher Versammlungen am Sonn tag sind und vermuthlich bei der Verlegung.aus Sonntag wegbleiben würden; es wurde schon vor fünf Jahren geltend gemacht, daß eine so ansehnliche Versammlung wie die des Süddeutschen Buchhändler vereins ihre Arbeiten nicht auf den Sonntag verlegen, sondern diesen als Ruhetag belassen solle. Die Sonntagsfrage steht jetzt in den viel fachsten Beziehungen auf der Tagesordnung, sie braucht hier nicht weiter erörtert zu werden, eine Verständigung aber wird im Nach geben der im voraus gemachten Mehrheit liegen. Die Strafbestimmung des Antrags Nr. III. möchte sich im Fall ihrer Annahme leicht als eine widerwärtige, rechtlich bedenkliche und gar nicht durchführbare Herausstellen; der zweite Theil von An trag IV. ist unzweckmäßig; es ist gar kein Grund einzusehen, wozu eine süddeutsche Generalversammlung mit einem Gegenstand der reinen Geschäftspraxis der Stuttgarter Commissionäre sich befassen soll. Die ganze Abrechnung mit sämmtlichen Auswärtigen, sowie mit den Stuttgarter Verlegern ist seither am Dienstag Vormittag fertig geworden, am Nachmittag haben die Commissionäre unter sich erledigt, was nicht etwa schon am Vormittag ebenfalls geschehen war, nun soll der Sonntag belastet, dagegen die Abrechnung von einer Tagesarbeit zu zweien gestreckt werden; etwas so Unrichtiges werden auch Mehrheiten weder machen können noch wollen. Die Stuttgarter Buchhändlcrtage haben bei allen ihren seit herigen Besuchern freundlichen Zusammenhalt bewirkt und die an genehmsten Erinnerungen hinterlassen, sie haben ihren festen und be rechtigten Platz, gerade deswegen aber soll Stuttgart bei dem Bewährten bleiben und sich nicht auf Nachahmung als ein Talmi- Leipzig bringen lassen. Misccllen. Ferdinand Freiligrath's Bibliothek. — Vor kurzem ist von Oscar Gerschel's Antiquariats-Buchhandlung in Stuttgart der Auctionskatalog von der Freiligrath-Bibliothek ausgegeben worden. Demselben ist eine Würdigung der hinterlassenen Bücher schätze und eine Schilderung des Sammlerfleißes Freiligrath's von Ludwig Walesrode vorangestellt. Darauf folgt eine „^.äckition to kre- kices", welche zunächst die englischen Bücherfreunde mit dem Lebens gange des entschlafenen deutschen Dichters vertraut machen soll, aber auch manche für das Verständniß der Bibliothek schätzbare Notiz enthält. Der Verfasser der Skizze ist nicht genannt, doch zeugt sie von inniger Vertrautheit und rührt vielleicht von Freiligrath's Tochter her, der ebenbürtigen Interpretin seiner Originalpoesien in England. Für die deutschen Verehrer bringt die kurze Ueberficht kaum Neues von Bedeutung, und wir beschränken uns darauf, an dieser Stelle die Schlußsätze in deutscher Sprache zu reproduciren: „Bei einem charakteristischen Zuge Freiligrath's wollen wir ver weilen, da er mit der vorliegenden Arbeit in innigem Zusammen hänge steht: es ist seine Hochachtung und wahrhaft herzliche Pietät für die Dichter und Schriftsteller aller Zeiten und Nationen. Seine Gesänge waren voll von Anklängen an die Schöpfungen anderer Dichter, und nie ließ er sich eine Gelegenheit entgehen, dem Andenken eines verehrten Todten den schuldigen Tribut zu zollen, oder eine ihm zutheil gewordene Huldigung in zarter Weise zu erwidern. — Aus einer solchen Gemüthsanlage folgt ganz natürlich und logisch, daß Freiligrath ein großer Büchetsreund war, und in der Thal war er so in seine Bücher verliebt, daß er ohne sie nicht glücklich hätte leben können. Ueberall hin mußten sie ihn begleiten, von England nach Deutschland, wiederum nach England und noch einmal nach Deutschland zurück. Der letztere Transport war der umständlichste, was man bei'8000 Bänden, wie sie in diesem Katalog verzeichnet stehen, wohl ermessen kann. Für Freiligrath hatten seltene und alte Ausgaben geradezu magische Anziehungskraft, und seine Streifzüge und Pürschgänge in verwahrlosten Büchersammlungen waren von demselben seinen literarischen Jnstinct geleitet und von demselben Erfolg begleitet, welcher ihn zur Entdeckung von Schiller's verloren gegangenem Manuscript ,Die beiden Piccolomini' und,Wallenstein's Tod' führte, und der das Original von Robert Burns' berühmten Stanzen aufspürte. Freiligrath's langjähriger Aufenthalt in Eng land bot ihm Gelegenheit, sich alle englischen Bücher, nach denen es ihn gelüstete, leicht zn beschaffen, oberer verfolgte mit dem näm lichen scharfen Auge auch alle auswärtigen großen Verkäufe und Auctionen, und es gelang ihm, eine sehr hübsche und nahezu voll ständige Sammlung aller ersten Ausgaben der Dramen von Schiller und Goethe zu erwerben und die besten Ausgaben aller Classiker seiner Bibliothek einzufügen, so daß seine Sammlung alle bedeuten den literarischen Schätze zweier Nationen in seltener Vollständigkeit umfaßt. — Freiligrath behandelte seine Bücher mit äußerster Sorg falt und wahrer Ehrfurcht; es kränkte ihn, wenn irgend Jemand sie nicht mit gebührender Zartheit berührte oder gar hastig in den Blättern wühlte. So kam es schließlich dahin, daß er die geliebten Schütze nur den vertrautesten Freunden zeigte und auch diesen nur
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