Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1918
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- 1918-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1918
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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.Xi 279, 3. Dezember 1918. Redaktioneller Teil. die in einem solchen Falle wahrscheinlicher Weise einireienden Zustände ein Bild zu machen. Der deutsche Buchhandel und das Buchgewerbe überhaupt haben Formen angenommen, die zu einem derartigen Experi ment reizen, d. h. bewirken könnten, daß dieser Zweig des deut schen Wirtschaftslebens als reif zur Vergesellschaftung gefunden werden würde. Kein anderer Zweig unseres Wirtschaftslebens ist gleich großzügig organisiert wie der Buchhandel. Er hat außer dem eine große Anzahl in sich selbst wieder gut organisierter großer Institute, und was die Hauptsache ist: wer das Buch in Händen hat, kann auch einen gewaltigen Einfluß aus die öffent liche Meinung ausüben. Nehmen wir an, es würde versucht werden, das Buchge werbe zu verstaatlichen, so stünden zwei Wege offen. Entweder konnte der Staat die großen Verlegerinstitute, die sich in ihrem Aufbau am besten einer großen Organisation einstigen wür den, allein erwerben, oder aber gleich das ganze Gewerbe, mit allem, was drum und dran hängt, monopolisieren. Besehen wir einmal den ersten Fall: Der Zweck der Vergesellschaftung wäre doch in erster Linie, dem an der Herstellung und dem Vertrieb des Buches beteiligten Personal bessere Existenzbedingungen zu bieien und trotzdem dem Staate einen Überschuß zu bringen, der die sonstigen staat lichen Aufgaben erleichtern würde. Wäre dieses Ziel erreichbar? — Man muß, um zu dieser Frage Stellung zu nehmen, zweierlei unterscheiden: die mecha nische Herstellung des Buches und das eigentliche Verlagsge- schäft. Elftere soweit zu verbilligen, daß bei gleichen Preisen höhere Löhne und Gehälter bezahlt werden können, ist unter normalen Verhältnissen recht unwahrscheinlich, da unsere Grotz- druckereien die modernsten technischen Einrichtungen bereits be sitzen. Nur dann wäre eine Verbilligung möglich, wenn die Durchschnittsauflage unter staatlicher Obhut größer würde, d. h. wenn es der Verlagsabteilung gelingen würde, den Geschmack des großen Publikums besser zu treffen als der private Ver leger. — Besteht nur irgendeine Wahrscheinlichkeit, daß dies er reichbar ist? — Das Schrifttum der Zukunft wird im Zeichen eines wilden Kampfes um die Gestaltung unseres Staatswesens und unseres Wirtschaftslebens stehen, und auch unsere schöne Literatur wird davon keine Ausnahme mache». Der Problem roman wird in allen möglichen Formen äuftreten. Nun wird Wohl kaum jemand annehmcn, daß die Neuge staltung der Dinge allgemein befriedige. Das ist unmöglich, auch dann, wenn diese wirklich so vor sich ginge, daß sie für die große Masse eine Verbesserung gegenüber den früheren Verhältnissen brächte. Einer solchen optimistischen Hoffnung steht aber die Tatsache entgegen, daß wir nicht reicher, sondern ärmer gewor den sind, daß die Zukunft Arbeit und wieder Arbeit bringt, und dieses Geschenk ist bekanntlich nicht nach jedermanns Geschmack. Es bleibt nicht aus, daß Vergleiche angestellt werden mit den Zuständen vor 1914, — und gleichviel, ob die Gegenwart dann wirklich besser ist oder nicht: die Vergangenheit hat immer recht, und wer kritisiert, hat ein größeres Publikum als der, der die gegenwärtigen Zustände lobt. Das ist zu allen Zeiten so gewesen und wird so bleiben. Würde nun wirklich die Regierung der Zukunft objektiver sein als alle anderen Regierungen, die bisher die Welt erlebt hat, und dieser Kritik mit allen Mitteln zum Erfolge zu ver helfen suchen, oder würde sie nur staaiserhaltende Literatur dul den? — Sie könnte es Wohl auch dann nicht, wenn sie wollte, weil sie sich damit selbst bekämpfen würde, und so müßte sie das oppositionelle Schrifttum den freien Verlegern überlassen. Die natürliche Folge wäre, daß die staatlichen Verlagsanstalten der- kümmern, statt Geld zu bringen, Unsummen verschlingen würden und der Staat entweder die unrentablen Unternehmungen auf geben oder das gesamte Buchgewerbe monopolisieren müßte. Was käme nun heraus, wenn der andere Schritt gewagt würde? Es wäre dann also verboten, private Bücher zu verlegen, und die Einfuhr vom Ausland würde ebenfalls unter staatlicher Kontrolle stehen müssen, weil ja sonst das Monopol durchbrochen würde. Das käme in erster Linie einer vollkommenen Aushebung der Pressefreiheit gleich, eine Maßregel, die auf die stärkste Oppo sition stoßen würde und wahrscheinlich nur diktatorisch durch- gefllhrt werden könnte. Auszuschalten wäre das freie Buch trotzdem nicht. Wie streng auch die Grenzen überwacht würden, das ausländische Buch käme doch herein, ginge von Hand zu Hand, und auch die inländischen Gegner würden nicht schweigen. So entstünden massenhaft geheime Druckereien, und das ver botene Buch würde zu einem Schleichhandelsartikel werden, der seinen Erzeuger und Verbreiter besser ernähren würde als das Monopolbuch trotz staatlicher Zuschüsse. Es würden in kurzer Zeit vollkommen unhaltbare Zustände eintrcten, Lüge, Verstel lung, Angeberei und alle sonstigen schönen Eigenschaften wür- den blühen und gedeihen wie noch niemals in der Weltgeschichte, und der Mann, der mit einem kühnen Streich der ganzen Herr lichkeit ein Ende machte, würde als Erlöser begrüßt werden. Das wäre dann das Ende — der Staat, der ein solches Ex periment gewagt hätte, hätte sich damit sein eigenes Grab ge graben. Oder sollte ich mich in den Menschen irren? Sollten diese über Nacht anders geworden sein, dieselben Menschen, die den Staatssozialismus der Kriegszeit zum Scheitern brachten, der bewirken wollte, daß die deutsche Bevölkerung gleichmäßig die Schwierigkeiten der Ernährung trüge? In Wirklichkeit lebten die einen im Überfluß, während die anderen darben muß ten und viele Tausende durch Erschöpfung einen frühzeitigen Tod fanden — bis das künstliche Gebäude wie ein Kartenhaus zusammenbrach. Wer sich über die Erfahrungen des Krieges hinweg diesen Kinderglauben bewahrt hat, mag ein derartiges Projekt für ausführbar ansehen, der großen Masse des deutschen Volkes würde für diese holde Botschaft sicherlich der Glaube fehlen; sie wird kaum im Buch einen geeigneten Monopolartikel er- blicken. Josef Rieder. Kleine Mitteilungen. Anzeigen im Börsenblatt. — In der letzten Zeit sind wiederholt Beschwerden, teils bei der Geschäftsstelle, teils unmittelbar bei der Redaktion eingegangen, in denen Klage über Verzögerungen im Er scheinen der Anzeigen oder in der Zusendung der Korrekturen geführt wird. Gemessen an dem früheren Geschäftsgang, der (vgl. § 11 der Be stimmungen über die Verwaltung des Börsenblattes) die Aufnahme der Anzeigen, »die an Wochentagen bis 1V Uhr bei der Geschäftsstelle eiiigehen, in der Regel in der am nächsten Tage erscheinenden Nummer« gestattete, sind diese Beschwerden nicht unbegründet. Heute ist die Regel zur Ausnahme geworden, da die Herstellung des Börsen blattes unter ganz anderen Voraussetzungen als früher steht. In der Regel liege»: heute die umbrochenen Anzcigenseiten schon um 10 Uhr vormittags vor, sodaß selbst die mit der ersten Post eingehenden An zeigen nur in den wenigsten Fällen noch in der in Vorbereitung be findlichen Nummer berücksichtigt werden können. Wohl sind die Zensurbcschränkungen jetzt ansgehoben, die es not wendig »nachten, zahlreiche Anzeigen vor der Aufnahme den» General kommando XIX zur Prüfung vorzulegcn. Die Hemmungen dieser Zcnsnrmaßnahmen mußten vom Börsenblatt um so stärker empfun den werden, als sein Anzeigenteil ein getreues Abbtld aller kulturel len und sozialen Strömungen auch während des Krieges bieten sollte und doch den Vorschriften über die Büchcransfuhr zu genügen hatte. Bei einer nicht an den Ort gebundenen Zeitschrift »vie dem Börsen blatt m»t seiner Fülle verschieden gearteter »Neuigkeiten« im An zeigenteil, die das Reklamebedürfnis mancher Verleger noch besonders und oft in nicht zulässiger Welse zu unterstreichen suchte, war es nicht immer leicht, die Wünsche 6er Inserenten mit den im Flusse der Er eignisse fortwährenden Veränderungen unterworfenen Vorschriftei» der Zensnlbehörden in Einklang zu bringen und Verzögerungen bei der Aufnahme durch An- und Rückfragen zu vermeiden. Zu diesen Schwierigkeiten traten die ständigen Veränderungen in dem Personal bestand der Druckerei und der Geschäftsstelle, meist hervorgernfen durch Einziehungen zum Heer, die ihnen einen großen Teil der besten Kräfte entführten und die notwendigcrweisc die Herstellung des Bör senblattes ungünstig beeinflussen mußten. Zu der letzten Zeit ist durch den in Verbindung mit der Revolution anftretenöen zweitägigen Streik, der auch die Druckerei des Börsenblattes in Mitleidenschaft zog, die Herstellung der in diesen Tagen eingegangenen Anzeigen er heblich ve»zögert worden. Namentlich hat darunter die rechtzeitige Fertigstellung der Anzeigen gelitten, von denen die Auftraggeber Kor rektur vor Abdruck erbaten. Obwohl die Druckerei alle Kräfte einsetzt, 737
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