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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1927
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- 1927-03-01
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- 01.03.1927
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In der unordentlichen Junggescllenwohnung hatte er auf dem Krankenbette gelegen, hatte noch staunend Franz Schubertsche Konipositionen durchge gangen, in den letzten Tagen besucht von wenigen treuen Ver ehrern und Freunden. Überschaut man das Leben des Einsamen, ein schweres Leben von seiner Jugend an bis an das Ende im Jahre 1827, in dem er als Sicbenundfünfzigjähriger schied, so bleibt das Gefühl: hier hat ein Mensch gelebt und mit Hcroisinus gekämpft, mit sich und allen Widerständen, treu seinem ihm von Gott verliehenen Genius. An dieser Erfüllung seiner Sendung hat er scstgchaltcn, von allem, was die Menschen persönliches Glück nennen, für seine Person abgesehen; ihm galt nur die Mission auszuführen, zu der er berufen war. Und jetzt, hundert Jahre nach seinem Tode, erleben wir es, wie in dem Namen Beethoven zusammengefaßt wird die tiefste Erschütterung und die höchste Erhebung, die die menschliche Seele zu empfinden fähig ist durch die Musik. Ja selbst Naturen, denen die Musik fernliegt, fühlen beim Anhörcn Bcethovcnschcr Kompositionen, daß hier ein Geist sich offenbart, so gewaltig an Ausdrucksmittcln wie an Innerlich keit. Was Klinger in seinem Marmorblock Beethoven, im Leipziger Museum, gewollt und zum Ausdruck gebracht hat: der nackte Körper des Meisters, unten vom Mantel bedeckt, in einem Thron- sefsel auf höchster Bcrgesspitze sitzend, zu Füßen der Aar kreisend, diese weltbeherrschende, schaffende Einsamkeit des göttlichen Gei stes, diese wunderbare Macht tönt aus den Symphonien Beet hovens. Inspiration und musikalische Durcharbeitung der Ge danken, diese sind cs, die das Werk Beethovens ausstrahlen. Diese künstlerische Reife nach Form und Inhalt hat wohl ihre Vor läufer, und auch Beethovens künstlerische Entwicklung fußt aus seinen Vorgängern Bach, Haydn, Mozart, aber die eigene Indi vidualität tritt schon in den jugendlichen Arbeiten hervor. In den sechs Streichquartetten «p. l8 kann man diesen Fortschritt von Quartett zu Quartett verfolgen und ebenso in den Klaviersonaten, sehr bald steht der originale Beethoven da, unterschieden und herausgehoben gegenüber allen Anderen. Als Haydn ihm riet, in den Quartetten etwas zu ändern und zu Gewagtes wsgzulassen, antwortete Beethoven damit, daß er sich nicht als Schüler Haydns in der Widmung bekennt. Diese in die Natur Beethovens gelegte Selbsterkenntnis seines inneren Wertes hat ihn nie verlassen, sie stößt alles Widerstrebende fort, in der Kunst wie im Leben; und wenn Goethe bei dem gemeinsamen Aufenthalt in Teplitz sich tief verneigt vor den kaiserlichen Herrschaften, drückt Beethoven den Hut fester auf den Kopf und schlägt sich seitwärts. Als Napoleon sich zum Kaiser krönt, zerreißt Beethoven die Widmung der Eroica an ihn und widmet sie dem ungenannten Helden. Der Drang nach Freiheit, das tiefe Bedürfnis nach Freundschaft, Liebe tönt aus der Neunten Symphonie mit dem vokalen Schlußsatz über Schillers »Freude, schöner Götterfunken-. Um so weniger Beet hoven im Leben Freundschaft und Liebe fand, desto intensiver suchte der Künstler das Ersehnte in seiner Kunst. Seine Schöpfun gen gestalten sich in den reiferen Jahren immer mehr zu tragisch- innerlichen Kämpfen und Aussprachen seines Herzens durch die ihm verliehene Kunst. Eine Kämpfer- und heldische Künstlerseele >var Beethoven von Anbeginn bis zum Ende, das war die Sym bolik seines Lebens. Aus diesem Ringen und Bezwingen seines dämonischen Charakters erwuchsen Werke von vollendeter Schön heit. Grundverschieden von seinem großen Vorgänger Mozart. Während Mozarts Genius sich ungehindert entfalten konnte, ge pflegt von einem liebevoll sorgenden Vater, der auch als Musiker das einzige Geschenk, das Gott ihm in seinem Sohne Amadeus verliehen hatte, nach allen Richtungen zu bilden und, soweit er es zu verstehen vermochte, zu fördern suchte, hatte Beethoven schon in seiner Kindheit und im Jünglingsalter zu leiden unter einem harten, eigenwilligen Vater, einem in den letzten Jahren dem Trunk ergebenen Musikus. Bereits hier beginnt sich Beethovens Charakter zu bilden. Die Drangsale, die er mit dem harten Leben zu bestehen hatte, begleiten ihn durch sein ganzes Dasein, festigen seinen Eigenwillen und brachten dem Einsamen viel Schmerz liches, namentlich in den letzten Dezennien, als die eintretende Taubheit den Verkehr mit den Mitmenschen immer schwieriger ge staltete und der Künstler nur noch innerlich seine Kompositionen hören konnte, dem wirklichen Erklingen seiner Schöpfungen ent sagen mußte. Es hat etwas tief Rührendes, wenn der taube, einsame, alternde Mann bemüht ist, bürgerliche Ordnung in sein Leben zu bringen, wie er die Kreuzer notiert für die Haushaltung, wie er im ewigen Wechsel der Dienstboten, der Wohnungen sich herumschlägt und doch nur dem Drange lebt, seine Werke zu schaffen und ihnen die ganze Tiefe und Innerlichkeit zu geben, die ihn beseelte. Hier ist er dem grollenden und entsagenden alternden Michelangelo ganz ähnlich, das gleiche Künstlergeschick. Beide fähig, die Welt in ihrer Kunst aus den Angeln zu heben, beide einsame, schwer am Leben tragende Junggesellen, beide er füllt von einer platonischen Liebe für eine geistig hochstehende Frau. Er war keine Natur wie Mozart, der die zärtlichsten Briefe, voll naiven Entzückens an sein Constanzerl schreiben konnte, er, der große Genius, an die einfache Constanze Weber. Ja man geht wohl nicht fehl, wenn man Beethoven die Fähigkeit abspricht, teilnehmend in heiterer Geselligkeit haben weilen zu können, wie es Mozart tat, um sich von dem unausgesetzten Schafsenstricb aus zuruhen. Die Taubheit, die bei Beethoven schon im kräftigsten Mannesalter einsetzte, schnitt dann jede Gesellschaft ab oder be schränkte sie so, daß sie ein Zurückziehen auf sich selbst bewirkte; ein einsames Genießen der Natur blieb die einzige Erholung, die dem genialen Manne gestattet war. Schöpferisch tätig, hat er die Vereinsamung seines Lebens wohl weniger empfunden, als man annchmen mag, wenngleich manche schriftliche Aufzeichnung ver rät, wie schmerzlich er sein Ohrenleiden gefühlt hat. Zweifellos hat dieses körperliche Leiden Beethoven zu einer sich steigernden Innerlichkeit seines Schaffens geführt. Es liegt außerhalb der Grenzen dieses Gedenkwortes, auf einzelne Kompositionen des Meisters einzngehcn, nur einiges möchte ich noch hervorhcbcn. Zum 23Z
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