^ 191, 18. August 1908. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8745 Mrtiil ViihiM von H. Löffler Eine Erzählung aus dem siebzehnten Jahrhundert /. Neue Ausgabe in einem Band Die Mitteilungen des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine Nr. 4 bringen unter der Überschrift „Der lesende Sortimenter" einen wertvollen Beitrag aus der Feder Hermann Seippels. Er sagt dort unter anderem: „. . . Möge daher bei dieser kleinen Betrachtung über die Tätigkeit des lesenden Sortimenters auch ein Buch herangezogen werden, das leider die verdiente Beachtung bis heute noch nicht gefunden hat. Es ist Löfflers „Martin Bötzinger", 2 Bände ge bunden Mark 10.-, und im Verlage von F. W. Grunow im Jahre 1897 erschienen. Dieses herrliche Buch sandte mir mein unvergeßlicher Freund Johannes Grunow mit der Bitte, es zu lesen und, wenn es mir gefiele, zu empfehlen, kkabent sua tata Iibe»i! Das Schicksal von Löfflers „Martin Bötzinger" ist schon als Manuskript tragisch gewesen. Der Verfasser war Kantor und Organist zu Pößneck in Thüringen, wo er vor einigen Jahren starb. Als Musiker genoß er hohes Ansehen und hat sich durch die Pflege der klassischen Musik, sowie durch Gründung eines Chorvereins große Verdienste an der Stätte seiner Wirksamkeit erworben. In seinen Mußestunden trieb der hochbegabte Mann historische Studien und versenkte sich besonders in die Zeit der Glaubenswirren nach der Reformation in fränkischen Landen. Die Frucht seiner Studien war „Martin Bötzinger". Was das Buch an packender und ergreifender Handlung, an echter Poesie und plastischer Darstellungskunst enthält, hat mich tief erfaßt, als ich es damals las. Grunow druckte den „Bötzinger" 1897, aber schon rund 10 Jahre früher wurde das Manuskript einem großen Romanverleger angeboten, der es nach 6 Monaten ungelesen zurücksandte! . . . Jetzt sind 11 Jahre seit dem Erscheinen eines der gehaltvollsten und schönsten historischen Romane, welche die deutsche Literatur besitzt, verstrichen, aber der Verleger konnte noch keine zweite Auflage drucken!! Warum wohl nicht? Sollte etwa der Preis von 10 Mark für das zweibändige Werk beim Publikum als Stein des Anstoßes gelten? Ich kann's nicht glauben, denn das Publikum hat für minderwertige Romane zu allen Zeiten viel höhere Preise gezahlt Man denke nur an Gregor Samarow und ungezählte andere Skribenten! Mein Freund Justus Pape hat in einem Rundschreiben für den damals noch unbekannten Gustav Frenffen den köstlichen Ausspruch getan: „Es ist nicht nötig, daß ein Autor tot sein muß, um seine Werke populär zu machen", und ich möchte mit Bezug auf Löfflers „Martin Bötzinger" sagen: „es ist nicht nötig, daß der Sortimenter nur neue Bücher verkauft, er kann auch ältere Bücher verkaufen, wenn sie gut sind und wenn er es versteht, sie seinem Publikum zuzu führen". And darum will ich meine Kollegen im Sortiment herzlich bitten: lesen Sie den „Martin Bötzinger", und wenn es Ihnen dann ergeht, wie es mir ergangen ist, so dürfte der Nach folger des Heimgegangenen Johannes Grunow auch eine zweite Auflage in Angriff nehmen können — eine Volksausgabe zum Preise von 4 bis 5 Mark —, denn „Martin Bötzinger" ist ein Buch für unser gutes deutsches Volk!" Hermann Seippel. Der Verleger ist Herrn Seippel für die freundlichen Worte, die er dem Buche Löfflers widmet, von Herzen dankbar und will seine Dankbarkeit auch durch die Tat beweisen, indem er die zweibändige Zehnmark-Ausgabe aus dem Handel zurückzieht und eine Neue einbändige Ausgabe zum Ladenpreis von 6 Mark veranstaltet. Möge dieser 6 Mark-Ausgabe bald eine noch billigere Volksausgabe folgen können! .Kolleg,geben, das wertvolle Buch selbst zu Z Mark bar an. Bezugsbedingungen für die 6 Mark-Ausgabe: ----- — ^ In Rechnung 30 Io, gegen bar 40 Io und UjlO : Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig : Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. 1142