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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-03-06
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1916
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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^ 54, k. März 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Und er setzt seine Beine in Bewegung. Nach rechts! Nnr einen Abstecher will er hier machen, bevor er nach Hause, zu seineu Eltern fährt. Denn hier hat er gearbeitet, Verbindungen angeknüpft, be deutungsvolle Jahre erlebt. Den Abstecher mutz er machen. Also nach rechts, zum nördlichen Ausgang; dort hat er's näher zur Druckerei, zu seinen Kollegen. »Halt! Links!« schreit wieder ein »Jsebähnler«. Schon saudumm! denkt er zornig und schreitet weiter nach rechts. Soll ihm in der Heimat der Weg vorgeschriebe» werden, den er gehen darf? Siebzehn Stunden Fahrt hat er hinter sich, kommt graden- wegs vom Feinde, und dann bekommt er als ersten Gruß in der Heimat einen »Anschnauzer«. Wlitend schaut er nochmals zurück, ob der Kerl am Ende — ? Ganz vergessen hat er, das; ein Urlauber auch noch sozusagen Soldat ist und datz es daheim eine Bahnhofswache gibt. Also rechts zur Sperre! »Links!« bedeutet ihm auch der Schaffner. »Das Militär links!« »Rindvieh!« brüllt er ihn an. Der Mann hat früher als Setzer unter seinem Kommando ge standen. »Soll ich die zweihundert Meter zurücklaufen? Ich mutz zur Druckerei.« Der Schaffner erkennt ihn, grinst freundlich und lässt ihn durch . .. Gottlob! Mit einem zornigen Triumph durchschritt er die Sperre und nahm den Weg zur Druckerei . . . Bei seinem »Buudesbruder« trat er ein. »Sie hier?« Händedruck . . . Gespräch . . . Dienstliche Bemerkungen über die Arbeiten, die der Zurückgebliebene von dem Ausgcrücktcu über nommen. »Kolossal viel zu tun.« Da stand der Feldgraue wie ein Waisenknabe. Was er im Felde getan, war scheinbar nichts, fiel gar nicht ins Gewicht gegen die »kolossale« Arbeit im »Bureau«. Die ganze Nacht war er in seligem Hcimatsdusel hergefahren; nun bekam er einen ganz klaren Kopf und schallte den »kolossal« be schäftigten Kollegen kritisch au. Das war der Herr, für den er beim Aufruf der Freiwilligen vorgetreten, weil dieser älter und verhei ratet war. »Ja«, sagte der zum Empfang, »ich habe jetzt für zwei zu arbeiten.« Und er gab zu verstehen: es sei gut, datz die Faulenzer ins Feld gekommen seien; es gehe auch so. Nicht gerade heraus, nicht offen ins Gesicht, o nein!, sondern mit lauter kleinen Nadelstichen in des Feldgrauen weichverlangendes, von Heimweh wundes Gemüt. — Eine Türe weiter zum Vorstand. Vor dem Kriege hätte er »Chef« gesagt. »Bitte, nehmen Sie Platz.« Der alte Herr schien nicht so »kolossal« beschäftigt wie der »Bun- desbruder«, aber immerhin — Stütze von Offerten — Und während der Hin- und Her-Rede haftete des Feldgrauen Blick auf einem Zeitungsinserat: »Bitte lesen! Grotzer Bedarf an allen Arten Lumpen und Knochen. Zahle fortwährend konkurrenzlose Preise für Lumpen, 8—10 Pfg. per IcZ an Private. Auf Wunsch wird jedes Quantum abgeholt. Postkarte genügt.« Aha, Papier! »Hm ja«, bemerkte auch beiläufig der Vorstand, »die Papierpreise steigen »kolossal«. »Kolossal?!« dachte der Feldgraue schon beinahe verblüfft. »Gibt's das noch wirklich hinter der Front?« »Jawohl!« nickte der alte Herr und blätterte in den gedruckten Zuschriften. »Der Vorstand deutscher Papierfabrikanten hat beschlossen, den Preis für Zeitungsdruckpapicre um acht Mark die hundert Kilo zu erhöhen und über den 1. Juli hinaus keine neuen Lieferungsverein barungen zu treffen.« »Kolossal!« entfuhr es nun dem Feldgrauen wirklich selber. »Noch nicht dagewcsen«. »So ist es; fttnfunddreißig bis vierzig Prozent für den einzelnen Abnehmer.« »Das Zeitungswesen wird's spüren.« Der alte Herr strich besorgt über seine Glatze. »Wir daheim haben auch unsere Sorgen.« Der Feldgraue merkte es wohl und beganu sich bereits wieder für das »Geschäft« zu interessieren. »Eigentlich schaden würde es nicht viel«, meinte er schließlich, »wenn weniger Zcituugspapier bedruckt würde, dafür aber mehr gute Bücher ans Licht kämen.« Der Vorstand blickte ihn forschend au — überlegend — »Das Wort kommt aus dem Schützengraben; ich danke Ihnen dafür.« Der Feldgraue war entlassen, ohne zu wissen, wie klug er geredet. Kleine Mitteilungen. Reichsbuchwochc (vgl. Nr. 52). — Von dem Gesamtausschutz zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten geht uns die nachstehende Mitteilung zu: Der Gesamtausschutz zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten (Geschäftsstelle Berlin, Neichs- tagsgcbäude), der bisher über 5X: Millionen Bücher, dazu schätzungs weise etwa das Doppelte bis Dreifache an Schriften, Broschüren und Heften unseren Soldaten als Liebesgaben zugeführt hat, wird in der Zeit vom 28. Mai bis 3. Juni eine neue große Sammlung von Lese stoff zur Durchführung bringen. Bereits im Juni v. I. wurde von ihm eine Buchwoche veranstaltet, die das überraschend gute Ergebnis von etwa 1 Million Büchern und Schriften gebracht hat und zeigte, datz die Jugend den großen Aufgaben der geistigen Versorgung unserer Krieger ein gutes Verständnis cntgegenbringt. Die diesmalige Samm lung soll sich neben der Jugend in den Schulen auch an das große Publikum wenden und den Namen Reichsbuchwoche führen. Sie hat bereits seitens des Herrn Staatskommissars zur Regelung der Kricgswohlfahrtspflege und auch seitens des Herrn Ministers der geist lichen und Unterrichtsangelcgenheiten Genehmigung erfahren. Die Bü cher sollen diesmal in erster Linie für die Truppen im Felde bestimmt sein, um den von diesen täglich einlauseudcu dringenden Wünschen wir kungsvoll begegnen zu können. Im Interesse unserer Krieger ist der Reichsbuchwoche ein recht grotzer Erfolg zu wünschen. Literarische Verwertung von Briefen. Können die Erben eines Schriftstellers Vorlegung von Briefen ver langen, die ihr Erblasser an einen Dritten ge schrieben hat, um von den Briefen Abschriften zum Zwecke der literarischen Verwertung zu entnch- m e n ? Die Frage ist, gestützt auf 8 309 BGB., in einem mir vor liegenden Gutachten bejaht worden. Das Gutachten setzt sich in Wider spruch mit dem in Bd. 69 S. 401 ff. der offiziellen Sammlung der Eutsch. des NG. in Zivilsachen abgedruckten Urteil. Es wird dort mit Recht ausgeführt, daß die Erben eines Verfassers als Inhaber des Ur heberrechts das Recht haben, auf Grund von § 809 BGB. Vorlegung von Briefen ihres Erblassers von den Besitzern zu verlangen, jedoch nur zu dem bestimmten Zweck, die Abschriften daraufhin zu prüfen, ob dem Inhaber des Urheberrechts der Anspruch zusteht, die Benutzung der Briefe oder Briefabschriften zum Zwecke der Veröffentlichung zu untersagen. Dagegen verneint das Reichsgericht ein Recht des Ur hebers oder seiner Rechtsnachfolger, die Vorlegung der Briefe zu dem Zwecke vom Besitzer zu verlangen, ihnen zur Verwirklichung ihres Urheberrechts im Wege einer von ihnen zu veranstaltenden Veröffent lichung zu verhelfen. Der Anspruch der Inhaber des Urheberrechts gegen den Besitzer der Briefe erschöpft sich in der Untersagung einer von diesem vorzu nehmenden Herausgabe der Briefe. Dagegen würde es gegen Treu und Glauben verstoßen, das Recht auf Vorlegung zu benutzen, um selbst die Briefe zu veröffentlichen und die Rechtsstellung der Besitzer der Briefe, die sie in den Stand setzt, die Veröffentlichung durch den Urheber zu verhindern, zu beeinträchtigen. Justizrat I)r. H i l l i g. »Von Reichs wegen gegen die deutsche Schrift.« — Die unter dieser Bezeichnung in Nr. 26 des Börsenblattes wiedergegebene Standprcdigt der »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« dürfte kaum auf unge teilte Billigung stoßen. Es wird viele sonst »ganz gute Deutsche« geben, die sich Herrn Kommerzienrat Soennecken durchaus auschlietzen. Die Schrift ist lediglich Mittel zum Zweck. Das Gedruckte oder Geschriebene soll verbreitet werden. Also ist diejenige Schrift die beste, die von den meisten Menschen gelesen werden kann. Das ist aber ohne Zweifel die Antiqua. Ob sie schöner oder häßlicher ist als Fraktur, darauf kommt es zunächst nicht an. Das ist Geschmacksache und daher eine Frage, die sich nie wird entscheiden lassen. Übrigens ist Antiqua in zahllosen Fällen nicht zu entbehren. Und in allen solchen, wo sie mit Fraktur gemischt werden mutz, raubt sie dem Sah die Einheit lichkeit, was nur auf Kosten der Schönheit geschehen kann. Ob sic augen hygienisch zweckdienlicher ist, wird ebenfalls streitig bleiben. Aber selbst wenn hier ein Minimum — denn mehr kann es nicht sein — zu gunsten der Fraktur heraudgetiistell werden sollte, so müßte darüber der Nützlichkeit wegen hiuweggcsehen werden. Der weitaus größte Teil der gebildeten Welt tut es, also könnten wir uns auch wohl dazu her beilassen. 243
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