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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1921
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- 1921-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1921
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- Deutsch
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die ganze Lexikographie und alle Kartotheken und dadurch in die Arbeit des ganzen Volkes heillose Verwirrung bringen würde. Dies würde der Standpunkt des Buchhandels auch in ruhigen Zeiten sein, in dieser Zeit der Not erst recht. Das deutsche Volk hat sich jetzt wahrlich um Wichtigeres zu sorgen (Sehr richtig!) als um die Erzwingung einer neuen Rechtschreibung, die, sie falle aus, wie es auch komme, nur willkürlich sein kann und daher neue Willkür und Unzufriedenheit verursachen mutz, (Sehr gut!) Meine Herren, es würde den Ausschuß außerordentlich freuen, wenn er durch Annahme dieser Entschließungen die Gewißheit erhielte, daß der Buchhandel in den Richtlinien durchaus einer Meinung ist, Haben wir diese Grundlage in dem Ausschuß ge wonnen, so denken wir in eine umfassende Agitation einzutreten. Der Vorstand des Börsenbereins hat uns dazu seine Herren Syndici zur Verfügung gestellt, ebenso genügende Geldmittel, und es ist beabsichtigt, in umsaffender Weise nicht nur die ge lehrten Körperschaften, wie überhaupt die Schriftsteller usw,, sondern auch die Handelskammern, Gewerbekammern und die Industrie über das aufzuklären, was ihnen bevorsteht. Nament lich auch von der Industrie, dem Gewerbe und dem Handel erhoffen wir in der Orthographiesoche eine tatkräftige Unter stützung, Es ist im höchsten Maße bedauerlich, meine Herren, daß in dieser Zeit der Rot einem Erwerbsstande, wie es der Buchhandel ist, überhaupt dem deutschen Volke eine derartige unnütze Arbeit der Abwehr aufgepackt wird (Sehr richtig!)- denn wir haben wahrlich andere Dinge zu tun. Nicht minder bedauerlich und mit den Gepflogenheiten der frecheren Regierung ganz unver einbar ist es, daß in Fragen, die den Buchhandel in seinen Grundfesten berühren, er nicht von vornherein zur Mitwirkung zugezogen, mindestens vorher befragt wird. Darauf kann meines Erachtens der Buchhandel nur eine Antwort geben: daß er Ge walt Wider Gewalt setzt und sagt: wir machen einfach nicht mehr mit, (Lebhafte Zustimmung,) Hofrat vr, Erich Ehlermann (Dresden): Meine Herren! Ich will nur an das Letzte airknüpfcu, was Herr Voigtländer über die »Rechtschreibungsreform« gesprochen hat, — nicht über die »Kulturabgabe«, Ich nehme an, daß wir diesen Punkt auf Seite 175 unseres Berichts hier vorwegnehmen rmd voll ständig abtun. Ich habe aber nicht die Absicht, Ihnen ausführ lich über das zu berichten, was die Vereinigung der Schulbuch verleger in der Angelegenheit der Rechtschreibungsrefocm getan hat. Das würde Sie hier zu lange aushalten, und ich würde morgen dasselbe wiederholen müssen. Viele der Herren sind ja auch Mitglieder der Vereinigung der Schulbuchverleger und werden dort den näheren Bericht hören. Hier möchte ich nur soviel sagen, daß unter der nicht ganz kleinen Arbeit der Ver einigung der Schulbuchverleger dieser Kampf gegen die Recht schreibungsreform seit über einem Jahre weitaus das größte Tätigkeitsgebiet gewesen ist, Wir haben unser Netz über ganz Deutschland gesponnen. Wir haben uns mit allen Kreisen, die überhaupt in Betracht kommen, in Verbindung gesetzt: mit den verschiedenen Ministerien, mit den politischen Parteien — die An frage vr, Boelitz und Genossen war bereits von uns veranlaßt —; wir haben uns selbstverständlich auch mit unseren Kollegen in Verbindung gesetzt, mit den Vereinigungen, mit den Lehrern, mit Gelehrten, mit Mitgliedern der Ausschüsse usw,, - kurzum, wir haben einen ausführlichen, bis ins kleinste ausgearbeiteten Plan aufgestellt, wie nun vorgegangen werden soll, wenn — wie ja doch zu befürchten war — die kleinen Kreise, die hinter der ganzen Geschichte stehen, ihre Bemühungen sortsetzen. Es ist nur ein kleiner Teil der Behörden und ein ganz kleiner Teil der Volksschullehrer, die diese Agitation betreiben, (Zuruf: Es sind nur zwei Leute!) Dieser kleine Kreis packt uns diese unglaublichen Arbeiten und Mühen auf. Die Sache ist wirklich dazu angetan, sich darüber zu entrüsten. Nun, meine Herren, ich will Sie damit nicht aufhalten. Nur eins möchte ich hier erwähnen. Ich bedaure aber, daß der Vor stand des Börsenvereins nicht zugegen ist; denn ich muß mich in diesem Falle gegen ihn wenden. Die Vereinigung der Schul- vuchverleger als die Vertretung der am schwersten und unmittel bar getroffenen Kreise hat sich von Anfang an verpflichtet ge- fühlt, in dem Kampfe gegen die Rechtschrcivuugsresorm vornan zu stehen. Sie hat sich dabei in Fühlung gehalten mit dem Bür- senverein und dem Verlegerverein und für die Zusammenarbeit den Vorschlag gemacht: Wir wollen als die zunächst und am schwersten Betroffenen die Arbeit übernehmen; wir bitten euch aber, wenn es nötig ist, eurerseits an die Öffentlichkeit zu treten und das zu vertreten, was wir in die Wege geleitet haben. So haben wir wiederholt den Verlegerverein veranlaßt, von sich aus Eingaben an Behörden usw, zu machen. Zu meiner Über raschung erfahre ich nun, kurz ehe ich hierher reiste, daß der Börsenverein trotz dieser Sachlage, angesichts der von uns be reits geleisteten Arbeit einen Ausschuß zur Abwehr der Recht- schreibungsreform ernannt hat! Es ist mir ja aus dem, was Herr Voigtländer hier ausgeführt hat, in mancher Beziehung erklärlich geworden, wie die Dinge sich zugeiragen haben. Aber es kommt doch einmal wieder auf die echt germanische Über organisation hinaus. Da ist bereits eine Organisation vorhan den, die die Arbeit geleistet hat, und nun tritt gänzlich unab hängig davon und ohne Kenntnis dessen, was schon geleistet wor den ist — und sie konnte ja gar keine Kenntnis haben —, eine zweite Organisation an dieselben Kreise heran, die sich dann natürlich fragen: Ja, was sind denn diese Buchhändler eigent lich für planlose Leute; die erzählen uns hier lauter Neuig keiten, die wir längst von anderer Seite erfahren haben; da tritt die Vereinigung der Schulbuchverleger und der Verlegerverein als die berufene Vertretung des Buchhandels auf, und nun kommt plötzlich eine ganz andere Stelle, die sich ihrerseits als die berufene Vertretung aufspielt. Ich halte es deshalb für meine Pflicht, die dringende Bitte an den Börsenvereinsvorstand zu richten, in allen solchen Sachen, die doch wirklich Verlegsr- vereinssachen sind, sich doch mindestens mit dem Verlegervereins- vorstand in Verbindung zu setzen. Dann würde der Vorstand erfahren haben, wenn er es nicht schon von der Vereinigung gewußt hätte, was geschehen ist, und es würde Doppelarbeii vermieden worden sein. Ich möchte beinahe sagen: ich freue mich, daß der Ausschuß noch so gut wie nichts getan hat und hat tun können, sodaß also irgendein Schaden vermieden worden ist. Selbstverständlich ist aber die Vereinigung der Schulbuch verleger recht gern bereit, die Arbeit, die sie geleistet hat, und die Ergebnisse dieser Arbeit auf den neuen Ausschuß zu über tragen, und ich hoffe, daß dessen Arbeit eine recht erfolgreiche sein wird. Was die von Herrn Voigtkänder vorgeschlagene Resolution zur Rechtschreibungsreform anlangt, so bin ich damit ganz ein verstanden, darf aber vielleicht empfehlen, die Fassung wenn irgend möglich noch etwas Wrzer und prägnanter zu gestalten. Wenn ich recht verstanden habe, ist es ja eine Resolution, die nicht wir heute hier annehmen sollen, sondern die am Sonntag dem Börsenverein unterbreitet werden soll. Also wenn Sie da mit einverstanden sind, würde ich empfehlen, daß wir uns noch einmal über die Fassung der Resolution ins Einvernehmen setzen. Dem Sinne nach sind Sie ja alle mit dieser Resolution einverstanden, (Bravo!) Hans Reichel (Braunschweig): Ich glaube, es kann gesagt werden, daß wir uns eigentlich in einer Tragödie, und zwar etwa im dritten Akt einer Tragödie kurz vor der Katastrophe be finden, Wenn man den Buchhandel sachlich und ruhig betrachtet, so ha! man den Eindruck, daß alles dahin treibt, den Ruin des Buchhandels noch etwas zu beschleunigen. Die Dummheit be ginnt bei den Valutazuschlägen und endet bei der Reichskultur abgabe, Die Reichskulturabgabe ist nur eine Konsequenz der Teuerungszuschläge, Wenn die Teuerungszuschläge fallen und die Reichskulturabgabe eintritt, so haben wir uns das selbst ein gebrockt, und wenn wir so weiter machen, so sorgen wir reichlich dafür, daß wir eines Tages fertig sind. Meine Herren, das, was Herr Voigtländer vorgetragen hat, ist wirklich ausgezeichnet, und wir können es nur befürworten. Ich bin aber der Ansicht, daß wir noch schärfer Vorgehen sollten. Ich kann Ihnen verraten, daß die Reichsbehörden es direkt be grüßen würden, wenn der Buchhandel etwas mehr Charakter. 100»
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