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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1924
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- 1924-01-30
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- 30.01.1924
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tnevaktwnelter Teil. ov 2^-, au. Januar ru^4. 7. Das Weihnachtsgeschäft begann in dem Augenblick, wo die Mark stabilisiert wurde, und war, wenn man die allgemeine Ver armung und die gerade in die Weihnachtszeit fallenden Stener- anjorderungen in Betracht zieht, recht gut, Verein Stuttgarter Sortiments-Buchhändler, H. Kurtz, 1. Vorsitzender. Tschechoslowakei (vgl, Bbl, Nr. 7): Aus dem nordböhmischen Industriegebiet, aus Gablonz <i. d, N, wird uns geschrieben: Das Weihnachtsgeschäft gestaltet« sich l923 recht lebhaft, ohne aber die Umsätze früherer Jahre zu erreichen, denn die Kunden starten und lausten nur Werk« von ll>.— bis 4V.— KL. Ladenpreis. Bei den Jugendschriften für Knaben wurden Bücher belehren den Inhaltes entschieden bevorzugt, während bei Mädchen Juaenv- schriften der üblichen Art gekauft wurden. Die Angehörigen der Jugendbewegungen erwarben allerdings meist Qualitätsware im besten Sinne. Besrcmdcnd war die absolute Interesselosigkeit gegen die Klassiker-Sericnwerke; selbst die billigen Ausgaben (Hesse, Bcng, Knaur), die noch dazu mit Grundzahl 1 — 4,50 KL. kalkuliert waren (heute 1 -- 7,50 KL.), wurden zurllckgcwiescn. Di« vornehmen Ausgaben (Tempel, Insel, Nösl) warm direkt unverkäuflich, trotz der billigen Umrechnung! Sie wurden nach Be kanntgabe des Preises stets still beiseite gelegt. Auch größere wissenschaftliche Werke wurden nur gekauft, wenn antiquarisch zu halben Goldmarkpreisen zu haben. Belletristik wurde weitaus am meisten verlangt, einzelne Romane der Verlage Staackmann, Wolfs infolge mäßiger Indexzahl, besonders aber Inland-Romane (Verlag Gebr. Stiepel, Ges. m. b. H., Reichenderg) wurden zu den billigen Preisen von 15.—, 17.50, 20. Ke. in großen Partien abgesetzt. Gesamtausgaben, Halbfranzbände, Mappen, Prachtwerke wurden meist als »zu teuer- glatt abgekhnt. Das Geld ist eben in Nordböhmcn infolge der schlechten Jnduslrielage rar geworden, und jeder schränkt sich deshalb ein. Dazu kommt noch, daß dem Publikum unserer Grenzstädte das bil lige Einkäufen in Papiermark in Fleisch und Blut übergegangen ist. Ein Buch mit Grundzahl 10 kostete im September 40.— KL. und heute 10 Goldmark — 75.— KL.! Das Publikum, das an den inlän dischen Preisabbau von r/j gewöhnt ist, versteht natürlich diese Preispolitik nicht und streikt! Bezeichnend war im Weih nachtsgeschäft der Umstand, daß dutzcndmale nach den Preisen von Löns' ges. Werken; Fürst, Weltreich der Technik 1 usw. gefragt wurde, ohne daß ein Verkauf abgeschlossen werden konnte. Von Musikalien gingen ebenfalls nur die billigen Alben, während Qualitätsalbcn, Opernauszllge kaum gefragt wurden. In Ölgemälden, Originalgraphi! wurden nur kleinere Sachen gelaust. Gute ältere Kunst, signierte Werke usw. gingen nur ab, wenn man beim Preise beide Augen zudrückte. Im ganzen ist das Weihnachtsgeschäft, trotz einer gewissen Lebhaftigkeit, hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Franz Lutz. Ebenfalls dürften folgende Ausführungen des Herrn Lutz im Anschluß an seinen Weihnachtsbericht hier interessieren: Fast schien es, als ob die Einführung der Goldmark, bzw. die gleitenden Indexziffern wieder solide Verhältnisse schassen sollten. Aber wer in den letzten Monaten die Augen offen hatte, mußte erkennen, daß wir einer neuen Krisis zutreiben. Nicht nur daß die letzte Indexziffer den Weltmarktpreis bedeutend überstieg, ist die Festsetzung der Goldmarkpreise in ihrer heutigen Höhe ein Irr tum, der sich schwer rächen wird. Während im Frieden ein guter Nomon (holzfreies Papier und Lcinenband) 3.— bis 5.— Mk. kostete, setzen jetzt manche Verleger für derartige Verlagswerke in minderwertigster Ausstattung 10.— bis 15.— Goldmark an. Von Prachtwerken, guten Gesamtausgaben und Halbfranzbänden gar nicht zu reden! Dieselben Zustände findet man auch im Antiqua riat ! Durchschnittswerke, die täglich Vorkommen, werden zu Phan tasiepreisen angeboten. die lächerlich wirken würden, wenn sie nicht von Fachleuten ausgingsn. Vielleicht merkt man innerhalb Deutschlands die Unhaltbarkeit dieser Verhältnisse nicht so wie wir Ausländsdeutschen, die wir unter konstanten Währungsvcrhältnissen und unter einem starken Preisabbau arbeiten. Während bis 1022 bei hohen Preisen die Umrechnung Grundzahl 1 -- 4.50 KL. üblich war, ist 1023 (nach einem allgemeinen Preisabbau von 30 bis 50"/») die Umrechnung aus 5.— lis l>.— KL. und sogar 7.50 KL. gestiegen, während eine Goldmark gar 8.— KL. gerechnet wird! Natürlich kann das große Publikum diese Tatsachen nicht verstehen und lehnt diese Preise kurzweg ab. Besonders im diesjährigen Weihnachtsgeschäft konnte man di« verschiedensten Beobachtungen machen. Während Bücher, mit 1 ^ 4,50 KL. kalkuliert, stark gekauft wurden, lehnte man die Relation 1 — 7,50 KL. (I Goldmark ^ 1,25 Schweizer Frank) und Goldmark glattweg ab. Auch Kunstmappen, Halbfranz-Liebhaber- bände, die im Herbst noch stark abgingen, wurden zu Goldmark preisen (selbst bei fester Bestellung) nicht übernommen. Zudem verwirrten viele Verleger noch die Lage, indem sie «ia Leipzig 1 — 7,50 KL. avisierten, bei größerer Abnahme 1 — 4,50 und 6,— KL. lieferten, sodaß ein Buch in jeder Stadt einen anderen Preis hatte. Die unangenehmsten Reklamationen waren die Folge. Die Großantiquare waren jetzt die einzigen kulanten Lieserantcn. Bezeichnend ist es auch, daß die deutschen Verlagsprodukt« der Prager und Reichenberger Verleger viel billiger sind als die des reichsdeutschen Verlages. Z. B. kosteten drei Romane moderner sudetendeutscher Autoren in hervorragender Ausstattung (nicht honorarfrei) 17,50, 20,—, 24,— KL., während zwei künstlerische Bilderbücher, illustriert von Kutzer und Sucka, 15,— und 24,— KL. kosteten. Gleichwertige Produkte reichsdeutschen Ursprungs waren unter 27,— bis 42,50 KL., bzw. 22,50 bis 37,50 KL. nicht zu haben. Ein großes technisches Werk und «in statistischer Atlas teiner Berliner Weltsirma), die hier im deutsch-böhmischen Industrie gebiet glänzende Absatzmöglichkeiten gehabt hätten, waren einfach unverkäuflich, weil in Goldmark berechnet und kein Kunde diese Preise (337,— bzw. 480,— KL.) anlegen konnte und wollte. Man behaupte auch nicht, daß hier böser Wille vorliege. Di« Warenpreise, die Gehälter sind hier bedeutend abgebaut, sodaß sich jedermann einschränken muß und für geistige Bedürfnisse nicht viel übrig bleibt! Man berücksichtige, daß hier ein Weizenbrot 3,— KL., Winterschuhe 80,— bis 100,— KL., Fleisch (1 VZ) 12,— bis 18,— KL. kosten, während Bücher (1 :4,50 aus 8,— KL.) fast lOO'H gestiegen sind! Das ergibt ungesund« Verhältnisse, und der Um- rechnungsmodus 1 --- 7,50 KL. (8.—) ist auf di« Dauer unhalt bar, weil die Warenpreise weiter abgebaut werden. Einsichtige Verleger haben dies auch erkannt, denn die letzten Tage vor Weih nachten kamen wieder Offerten namhafter Firmen, worin bei größe ren Lagerbezllgen die Grundzahl 1 mit 5,— KL. ord. angeboten wurde. Als ich im Januar 1822 den deutschen Verlag warnte, die Bücherpreise sofort zu erhöhen und die War« nicht bei fallender Mark zu verschleudern, verhallte mein Wort ungehört, und ich wünschte nur, daß man diesmal die Kalkulation revidiert, ehe ein deutsches Kulturland als Absatzgebiet verloren geht! Franz Lutz. Wien: Der Einfluß der Preise auf den Bücherabsatz war ganz wesent lich. Es zeigte sich, daß Bücher mit Preisen über 50 000 Kronen nicht abzusetzen waren. Fast ausschließlich wurden Bücher für die Jugend, davon überwiegend Bilderbücher und Märchenbücher, ge kauft. Mädchenbllcher und Bücher für die erwachsene Jugend wur den schon viel weniger verlangt, Romane in sehr geringer Anzahl abgesetzt, während Klassiker und Gesamtwerke ganz unbedeutend ver kauft wurden. Dies scheint außer dem ersten Bezirk in ganz Wien so gewesen zu sein. Der Kundenkreis ändert wieder allmählich seine Zusammensetzung, Indem der neue Reiche ziemlich ausgeschieden ist; aber auch der Arbeiter ist wieder seltener zu sehen, hingegen ist der sogenannte Mittelstand wieder etwas zahlreicher vertreten. Bemerkenswert am heurigen Weihnachtsgeschäfte war, daß es kein Weihnachtsgeschäft in dem Sinne war, wie es der Buchhandel früher, auch noch vor zwei Jahren, gekannt hat. Es war nur eine Erleichterung der würgenden Stagnation, die von Mitte Mai bis
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