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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1912
- Strukturtyp
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- 1912-03-25
- Erscheinungsdatum
- 25.03.1912
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- Deutsch
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3846 iSörienblaU s. d. Dtschn. Suchhunde'». Mchtamtlicher Teil. 70, 25. März 1842 glänzenden geschäftlichen Erfolgen der früheren Preisaus schreiben für »Volkslieder», -Balladen» und -Walzer», die bekanntlich nicht ein einziges wahres Volkslied, keine einzige volkstümlich gewordene Ballade und keine neue «blaue Donau» gezeitigt haben, sind nun die Militärmärsche an die Reihe gekommen, und es ist interessant, zu lesen, in welcher Art die »Woche« das dringende Bedürfnis nach neuen Militärmärschen beweisen will. »Um den Stamm alter Märsche (gemeint find die alt- preußischen Armeemärsche) gruppierte sich mit den Jahren eine ganze Anzahl neuerer, so daß der Vorrat an Armee märschen mehrere Hundert beträgt, von denen aber nur ein verhältnismäßig kleiner Teil im praktischen Gebrauch ist Zwar mangelt es nicht an Neuschöpfungen, doch sind diese nicht immer zweckentsprechend und originell .... Diese Sachlage hat den Verlag der ,Woche' veranlaßt, den Wettbewerb um Militärmärsche auszuschreiben: Der Zustrom guter Märsche sollte hierdurch beschleunigt werden.» Mußte das sein? Die Vorliebe des großen Publikums für Marschmusik ist in letzter Zeit sicher etwas zurückgedrängt worden durch die ausländischen Tanzweisen mit ihren eigenartigen Rhythmen und Melodien, aber jeder Musikalienhändler kann Dutzende von bewährten, herrlichen Märschen namhaft machen, die in den letzten 25 Jahren ent standen sind, die alle Erfordernisse eines guten Militär- Marsches erfüllen und deren Weiterverbreitung als »Armee märsche« eine dankbare Aufgabe gewesen wäre. Welcher Musikverleger hätte nicht Märsche veröffentlicht, die mit mehr fachmännischer Sorgfalt ausgewählt find, als irgend ein eiliges Preisgericht das tun kann, Märsche, die auch lebensfähig wären? Die leitenden Stellen in der deutschen Armeemusik haben keineswegs den Anstoß zu dem Scherijchen Unternehmen gegeben, denn sie wissen aus der Praxis, wo gute Märsche aller Art zu haben sind, und pflegen die Beziehungen zum bewährten Musikalienverlag. Ist es doch ein köstlicher Gegenbeweis für das Bedürfnis nach neuen Märschen, daß just in dieser Zeit die königlich preußische Militärbehörde daran geht, Hunderte von alten Armeemärschen neu instrumentieren zu lassen und den Militärkapellen wieder zuzuführen. Die Flut der 3791 Scherl- Märsche wird verrauschen. Der Musikalienhandel, der keine Preisrichter braucht, wird wissen, was er davon zu halten hat, nämlich daß die höchst überflüssigen Wettbewerbe noch niemals die Kunst — und sei es die populärste — gefördert haben, vielmehr geeignet sind, die gesunde Weiterentwicklung des Musikverlages zu stören. Es darf nicht die Aufgabe der allgemeinen Presse sein, den »Zustrom« der musikalischen Produktion, die in Deutschland schon über alle Maßen groß ist, auch noch zu beschleunigen. Sie möge in der er schöpfenden Weise, wie bisher, unser Musikleben durch weise Kritiken und durch Publikationen über die Musik fördern, nicht aber sich einmischen in die Geschäfte der Musikoerleger. Über unsere Musikzeitungen sind mir bei meinem regelmäßigen Lesen der musikalischen Zeitschriften allerlei Gedanken gekommen, die ich im nachfolgenden der Öffent lichkeit unterbreiten möchte. Es ist eine auffallende Tatsache, daß trotz der starken Ausbreitung der Musik in Deutschland und der steigenden Anteilnahme breiter Massen an der Kunst die Musik zeitungen mehr und mehr an innerem Einfluß verlieren. Die ganz natürliche Erklärung ist wohl die, daß die Tages zeitungen, die ja heute durchgehend der Besprechung must- kalischer Ereignisse einen breiten Raum gönnen, den Fach zeitungen das Feld abgegraben haben. Wer aber in seinen Tagesblättern die Besprechungen der laufenden Opernauf- fllhrungen, Konzerte, Musikfeste und ähnlicher Veranstaltungen gelesen hat, spürt kaum das Bedürfnis, hierüber noch einmal in verwandter Weise durch Musikzeitungen belehrt zu werden. Wenn nun die Musikzeitungen ihre Bedeutung sich er halten wollen, so müssen neue Wege eingeschlagen werden. Die Musikzeitung als solche wird heute — eben in Anbetracht dessen, daß die Tageszeitungen schon alle laufenden Ereignisse bringen — am ehesten einen Platz im Musikleben behaupten, wenn sie sich nicht als Mitläufer der Tageszeitung fühlt. Nicht in gleicher Form dieselben Ereignisse in den Vordergrund zu stellen wie die Tagesblätter, muß ihr Ziel sein. Vielmehr sollte die Musikzeitung in der Art der Besprechung, in der Art der Gegenüberstellung, des Vergleiches der künstlerischen Gescheh nisse gerade ein eigenes selbständiges Vorgehen anftreben und durch dieses so geartete Vorgehen auf die speziellen Kreise der Musiker und Musikfreunde, deren Zahl heute Legion ist, besondere Anziehung üben. Wie jede andere periodische Zeitschrift darf sich die Mufikzeitung nicht damit begnügen, den Tagesereignissen zu folgen; sie muß vielmehr diese Tagesereignisse von einer höheren Warte aus beurteilen, ihre Bedeutung, ihren Einfluß, ihren Wert oder Unwert von dieser höheren Warte aus für die fernere Entwicklung der Zukunft in Betracht ziehen. In welcher speziellen Weise das geschehe, ist natürlich Sache der jeweiligen Leitung, der jeweiligen Richtung und des Geschmacks. Aber Rückblicke über gewisse musikalische Zeitläufe, daran zu knüpfende Betrachtungen und Erwartungen interessieren gewiß die Musikkreise. Solche Rückblicke dürften in unserer schnelllebigen Zeit nur nicht allzu große Spannen Zeit umfassen — wie früher die Halb jahres-Revuen. Eine monatliche Umschau in diesem oder jenem Spezialgebiet der Sänger, der Pianisten, der Kompo nistenwelt käme da in Frage. Vor allem aber müßte die Musik zeitung die Komposition in den Mittelpunkt ihres Interesses stellen. Gerade die produktive Kunst kann von den Tagesblättern nicht mit der Sorgfalt und Eindringlichkeit behandelt werden, wie das wünschenswert erscheint. Da könnte die Fach zeitung eingreifen und ihren wertvollen Anteil an der Unter stützung und Förderung der Kunst gewinnen, zumal für das Verständnis der Komposition immer gewisse Fachkenntnisse nötig find und die Besprechung solcher Fragen vor dem Forum der Musiker und Musikfreunde (die sich doch mehr oder weniger reiche Vorkenntnisse verschafft haben) tiefgehendes Interesse finden wird. Also die Komposition, die Bewegung in der Komponistenwslt, neue Keime, neue Versuchs, neue Richtungen, neue Strömungen — sie sollten im Mittelpunkt der Musikzeitung stehen. Neue Bewegungen insbesondere müßten mit Verständnis verfolgt und beleuchtet werden. Da gilt es, verschiedene Werke verwandter Richtung nebenetnanderzustellen zum Vergleich, zur Belehrung für die Außenstehenden, zur Aufmunterung für die an der Bewegung Teilnehmenden. Wie interessant und wohl auch dankbar wäre es, die Auf nahme eines und desselben Werkrs in den verschiedenen großen Musikzentren zu vergleichen! Besonders eben für ein Werk neuen Versuches. Wenn man die Aufnahme in Berlin, Wien, Paris, London, München, Dresden, Leipzig usw. feststellt und nun unter Berücksichtigung der verschieden artigen Beschaffenheit des Publikums nach Temperament, Musikfähigkeit usw. Rückschlüsse auf die sozusagen ideelle platonische Wirkungssähigkeit eines Werkes zieht. Da kann ungemein viel Anregendes, ja Wertvolles geboten werden. Und diese Aufgabe: teilzunehmen an der Weiterentwicklung der Komposition, sollte sich die Musikzeitung nicht entgehen lassen. In den musikalischen Familien und bei allen, die sich mit der musikalischen Erziehung beschäftigen, ist noch viel zu wenig bekannt geworden, daß dem Gesanguntercicht in den deutschen Schulen seit einigen Jahren eine größere Beachtung zuteil wird, und daß insbesondere das preußische
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