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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1922
- Strukturtyp
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- 1922-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1922
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X- 139, 17. Juni 1922. Redaktioneller Teil. verständlich, daß die Bearbeitung einer derartigen Sammlung, deren Absichten sich etwa mit denen der Kürschnerschen Deutschen Nationalliteratur vergleichen lassen, eine wissenschaftlich aus- reichende und zweckmäßige sein soll. Diesen Ansprüchen genügt die Samml«ng durchaus. Sie steht nicht im Dienste eines Partei« politischen Dogmas, und ihre Einrichtung gestattet es, auch da, wo parteipolitische Quellenschriften gesammelt werden (wie in der zweiten Reihe), die historische Tendenz unter Vermeidung der polemischen zu wahren. Anordnung der Drucklegung und Aus stattung sind sorgfältig bedacht worden (nur das Papier möchte man sich holzfrei wünschen, aber wo möchte man das jetzt nicht überall!), und derart ist eine deutsche politische Handbibliothek ent standen, die man vor allem denen empfehlen möchte, die gegen wärtig berufen oder unberufen W i-sdus politicis das Wort neh men, schon damit sie sich einmal vergegenwärtigen, daß man in der guten alten Zeit nicht allein mancherlei gedacht hat, was nicht vergessen werden sollte, sondern daß man es damals auch verstanden hat, seinen Gedanken in klarem und kräftigem Deutsch Ausdruck zu geben. Mancherlei Neues oder doch weniger Bekann tes findet sich in den bereits veröffentlichten Bänden (I. Vonden Anfängen bis auf Leibniz und Friedrich den Großen. HI. Justus Möser. IV. Fichte. IX. Frei- herrv. Stein. X. Arndt. XI. Görres. XVI. Radowttz. 2. m. Politischer Katholizismus), die, nebenbei ge sagt, eine Fundgrube politischer Maximen und Reflexionen sind, sodaß ein Registerschlutzband die Brauchbarkeit der Sammlung für den praktischen Politiker, wenn diese Bezeichnung gestattet ist, noch sehr erhöhen würde. Eine Abzweigung dieses Reihenwerkes sind einige Einzelausgaben: Carl von Clausewitz, Poli tische Schriften und Briese. Herausgegeben von Hans Rothfels. München, Drei Masken Verlag, 1922; Friedrich von Gentz, Staatsschrtften und Briefe. Herausgegeben von Hans von Eckardt. München, Drei Ma sk e n V e r l a g, 1921; AdamMüller, Schriften. Herausgegeben von Arthur Salz. München, Drei MaskenVerlag, 1921 (bisher erschienen die »Zwölf Reden über die Beredsamkeit« und die »Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur«). Wenn man nicht dar auf eingeschworen sein würde, die »Sänger der Freiheitskriege- als deren literarische Repräsentanten zu schätzen, so hätte man längst den großen politischen Prosaisten aus dem ersten Viertel des neun- zehnten Jahrhunderts den ihnen gebührenden Platz da gegeben, wo jetzt meist »Leyer und Schwert- zu finden sind. Der hervor ragendste deutsche Militärschriftsteller, der, wie die eben ange führte Ausgabe seiner sonst in verschiedenen Werken zusammen zusuchenden politischen Schriften zeigt, alles andere als ein bloßer Doktrinär der Strategie und Taktik gewesen ist, gehört ebenso zu ihnen wie die beiden Meister der Sprache Gentz und Müller, die, wenn sie nicht ihres Gedankenreichtums wegen schon zum Gesamt bilde der Romantik unentbehrlich wären, in ihm ihrer Sprachkunst wegen stehen müßten. (Daß Adam Müller dazu auch der Fach wissenschaft, der Nationalökonomie angehört, sei nebenbei ver merkt. Wer seine nationalökonomischen Lehren kennen lernen will, findet den bequemsten Zugang durch den Band: Adam Mül ler, Ausgewählte Abhandlungen. Mit einem Bildnis, einem Lebensabriß und bisher unver öffentlichten Briefen und Berichten Adam Mül lers. Herausgegeben von Jacob Baxa. Jena, Gustav Fischer, 1921.) Daran, daß Männer wie Gentz und Müller aus dem Gesichtskreise auch der gut unterrichteten Leser verschwinden konnten, wird Wohl eine schon von Schopenhauer gerügte deutsche Bildungsschwäche schuld sein: man unterrichtet sich lieber aus den Literaturgeschichten als aus den Werken selbst, und Gentz wie Müller fanden sich lediglich nebenbei oder über haupt nicht in den landläufigen Literaturgeschichten vor. Eine Abkehr von dieser indirekten Methode hat die Bibliophilie mit ihrer »Reudrucksucht« herbeisühren helfen. Das darf man, wenn man die »Neudruckerei- tadelt, nicht vergessen. Man kann ja an manchen Neudrucken sicherlich manches Tadelnswerte fin den. Trotzdem entbehrt die Antwort, die ein bekannter Buch händler auf die an ihn gerichtete Krage gab, wozu denn diese Neu drucke dienen sollten, trotz ihrer Ironie nicht des tieferen Sinnes: damit die Bücher endlich einmal gelesen werden. Die Absicht von Kürschners Nationalliteratur war letzten Endes die einer lite rarhistorischen Belehrung gewesen, sie hatte das ganze Schrift tumsgebiet sehr regelmäßig aufgeteilt und die nach ihrem Urteil zweitrangigen Autoren in Kostprobenbändchen zusammengedrängt. Wie anders faßt jetzt die Bücherei verdeutschen Mei ster. München, Deutsche Meister-Verlag, die gleiche Absicht auf! Auch sie soll eine Sammlung des besten, heute noch lebendigen deutschen Schrifttums, also auswählend sein und aus etwa dreihundert Bände beschränkt bleiben. Aber sie zwingt dem »Bezieher« keine Geschmackssesseln auf. Jeder dieser derbkräf tigen, unter die Druckleitung F. H. Ehmckes gestellten Bände um- schließt ein selbständiges Werk, dessen Ausstattung liebevoll indi vidualisiert, nicht durch einen Reihenzwang typisiert ist; jedes dieser Bücher in ihren Einbänden, die farbensröhlich dem Leser Winken, zeigt sich ihm als eine köstliche Frucht vom Baume des deutschen Schrifttums, die er nur zu pflücken braucht. Ist das nicht eine bessere Auslegung des Gedankens, Literaturgeschichte zu popularisieren, als der einer exzerpierten Klassikerbibliothek? Da sind Brentanos Märchen, ein Kleinquartant, da ist Meinholds Bernsteinhexe, ein »Romanband«, da ist Mörikes Hutzelmännlein, rank und schlank, da ist das Lustige Komödienbüchlein von Franz Pocci, München, Deutsche Meister- Verlag, 1921, ein sehr ansehnlicher Oktavband, den der Enkel des Verfassers durch manche bildliche und textliche Zugaben bei- mehrte, sodaß auch der Büchersammler in Amt und Würden diese Ausgabe des Klassikers der deutschen Prchpenkomödte neben der ersten und der des Insel-Verlages haben muß, der Vollständig keit wegen. Aber man möchte dem Komödienbüchlein nicht allein diese bibliographische Anerkennung wünschen. Es ist eines der schönsten deutschen Kinderbücher und in dem Altschwabacher Druck der Deutsch-Meister-Ausgabe und auf dem getönten schmieg samen Papier ein sehr behagliches Buch, bei dem sich verweilen läßt. Was die Bücherei der deutschen Meister auszeichnet, ist das feine Raumgefühl, das sie in der Abwandlung der Buchgröße zeigt und das manche anspruchsvollere Liebhaberausgabe ver missen läßt. Daß auch die Bestimmung der Buchgröße zur Buch kunst gehört, daß auch das Format ein buchkünstlerisches Aus- drucksmittel ist, sollte man nicht vergessen. Das Normalformat (darüber, ob es praktisch ist, ließe sich recht sehr streiten) würde uns durch seine Gleichmacherei die Architektur des Buches zu einem Mietskasernenstil veredeln. Der Aufbau eines Buches voll zieht sich von innen, vom Werke her, und gewinnt seine beste Form durch die typographische Gliederung, die graphisch-sinnfällig die Gedankenverkörperung in den Worten zeigt. Damit ist ein Aus. drucksmittel der Sprachkunst gegeben, das dem Schriftsteller zu benutzen mindestens nicht verwehrt sein sollte. Und es hat mit expressionistischer Grotesktypographie nichts zu tun, wenn ein Dich ter wie Arno Holz durch die Anordnung der Satzfügung die Anschaulichkeit eines Gedichtes dem Leser verdeutlicht, wenn er, der es nicht dem Hörer vortragen kann, es dem Leser wenigstens so gut als möglich zeigt. Als Theoretiker seiner Überzeugungen ist Holz wiederholt aufgetreten, man findet seine eigentlichen hier hergehörigen Lehrmeinungen in dem Bande Arno Holz, Die befreite de utscheWortkun st. Wien, Avalun-Ver- l a g, 1921, beisammen. In ihm gibt er auch einen Rechenschafts bericht über »Idee und Gestaltung des Phantasus- — die endgültige Ausgabe dieses Gedichtwerkes wird eben in der Officina Serpentis gedruckt und mit den ersten Heften nächstdem veröffentlicht werden —, der auch als ein Beitrag zur Psychologie der Typographie kennenswert ist und als solcher manchen Nutzen stiften kann. Daß Arno Holz »dichten«, »reimen»- kann, hat er in seinen Dafnis-Gedichten Wohl auch den übelwol lenden bewiesen. (Sie sind in den letzten Jahren meist einzeln in mehr oder minder gelungenen Liebhaberausgaben veröffentlicht worden, von denen die neueste und schönste ist: Fünf neue Dasnislieder von Arno Holz. Berlin-Steglitz, E. W. Tiessenbach, 1921.) Es ist eine schier unheimliche Vir- tuosität, die Holz in diesen neuen Schäferspielen zeigt, eine Be herrschung des angeeigneten Stoffes, die allein dem echten Dich ter und Meister der Sprache möglich ist. Meist pflegen Künstler launen in ihren Wiederholungen verbreitert zu werden. Hier ist es
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