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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1924
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- 1924-01-28
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- 28.01.1924
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jdü 23, 28. Januar 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Tuchhandel. 955 Redaktioneller Teil. <Nr. 15.) Der Berkehr über Leipzig. Von vr. Gerh. Men z. Eine Zeitlang schien es, als ob als ein Opfer der Kriegs und Nachkriegszeit auch der Leipziger Verkehr aus dem Platze blei ben würde. Im vergangenen Jahr haben insgesamt 2042 Firmen den Verkehr über Leipzig aufgegeben. Darunter befanden sich >09 Firmen, die erloschen, 22, die durch Vereinigung mit anderen als selbständige Betriebe zu bestehen aufhörten, und 9, die im Adreßbuch gestrichen wurden. Zieht man diese ab, so bleiben immer noch rund 1900 Firmen übrig. Von diesen nahmen noch bis zum 31. Dezember 1923 28 den Verkehr über Leipzig wieder auf. Neu schlossen sich im Jahre 1923 dem Leipziger Verkehr 383 Firmen an. Der Gesamtadgang betrug also immerhin noch fast 1500 Firmen. Das sind 11,526 der insgesamt im Adreßbuch 1923 aufgesührten buchhändlerischen Betriebe und 14,926 der davon in Deutschland beheimateten. Ein Prozentsatz, der schon ins Gewicht fällt und Beachtung verdiente. Als die Abkehrbcwcgnng rm Som mer größeren Umfang anzunehmen anfing, hielten wir es deshalb damals für geboten, die allgemeine Aufmerksamkeit hier daraus zu lenken. In richtiger Einschätzung der Bedeutung dieser Vor gänge setzten ja dann auch energischere Bemühungen ein, das Leip zig drohende Schicksal abzuwenden. Dabei war von vornherein klar, daß ein« Besserung nicht allein durch Reformen und aus eigener Kraft kommen konnte. Die Abkehr vom Verkehr über Leipzig beruhte ja in weitem Umfang weniger aus gefühlsmäßiger Abneigung und irgendwelcher Ver stimmung, sondern auf einfacher kaufmännischer Rechnung! So lange die Reichsbahn und noch mehr die Reichspost eine Taris- politik betrieben, die auf Kosten der Steuerzahler unter den Selbst kosten arbeitete, war der Leipziger Verkehr ganz selbstverständlich dem direkten gegenüber nicht konkurrenzfähig. Der Rückgang der Umsätze im Leipziger Verkehr verschärfte dieses Mißverhältnis noch, da naturgemäß die Unkostenbelastung in Leipzig infolgedessen stieg und den direkten Verkehr noch billiger erscheinen ließ, obwohl gerechterweise dort ebenfalls die entstehenden Sonderunkosten hät ten berücksichtigt werden müssen, was vermutlich das Bild nicht unwesentlich zugunsten Leipzigs verändert hätte. Daß es sich in der Tat um eine allgemeine Zeiterscheinung handelte, geht ja auch daraus hervor, daß nicht nur der Verkehr über Leipzig, son dern auch der über Stuttgart (—189 Firmen) und sogar der über Berlin (— 5 Firmen) «inen Abgang erfuhren, wennschon natür lich die Veränderungen bei Leipzig infolge seiner überragenden Bedeutung besonders ins Auge sielen. Eine Besserung war aber, wie gesagt, nicht zu erwarten, solange in der Tarifpolitik der öffentlichen Verkehrsbetriebe keine Änderung eintrat. Als diese im November cintrat, erfolgte ja auch ein Umschwung, und seitdem ist unverkennbar wieder eine wachsende Zunahme der Rückkehr zum Verkehr über Leipzig festzustellen. Der Leipziger Verkehr ist ja eben keine Spielerei und keine Willkür, vielmehr eine sich aus der Eigenart des Buchhandels von selbst ergebende Notwendigkeit. Sobald die Verhältnisse ihr natürliches Gleichgewicht wiederge funden haben, hat er sofort wieder sein« Daseinsberechtigung. Jetzt spricht die nüchterne kaufmännische Rechnung wieder genau so sür seine Benutzung (vgl. Bbl. Nr. 287 vom 22. Dezember 1923), wie sie in der Inflationszeit dagegen sprach. Unter den Nachwirkungen der Kriegs- und Nachkriegsumwäl- zungen hat nun aber der Leipziger Verkehr unleugbar auch an Präzision und innerer Leistungsfähigkeit verloren. Wenn jetzt die Verhältnisse wieder für den Weg über Leipzig sprechen, wird daher eine volle Wiederbelebung doch nur eintrsten, wenn jene Mängel behoben werden und di« alte Promptheit und Schnellig keit wieder erreicht wird. Di« maßgebenden Stellen verschließen sich dem durchaus nicht und machen längst Anstrengungen, dieses Ziel ehestens zu erreichen. Aus Rundschreiben und Anmeldungen im Börsenblatt ist bekannt, daß der Verein Leipziger Kommissio näre den früheren »Empfohlen-Dienst- zunächst unter seinen Mit gliedern bereits wieder eingerichtet hat. Er soll auch, wie aus der Anzeige im heutigen Börsenblatt zu ersehen ist, für den gesamtes Leipziger Platz Wiedererstehen. Der Verein der Buchhändler zu Leipzig ist dabei mit seiner Paketaustauschstelle wie mit der Bestellanstalt tatkräftigst mitzuwirken bereit. Nachdem mit der Vereinigung der BAG und Zalko ein Vorbild geschaffen war, hat unter dem Vorsitz des Börsenvereinsvorslands vor einigen Tagen eine Besprechung der Beteiligten in voller Übereinstimmung die Grundsätze der Neuordnung scstgestellt. Es kann danach nur noch eine Frage der Zeit sein, daß der Leipziger Verkehr wieder ganz in seiner Vorkriegsgestalt hergestellt wird. Den Schwierigkeiten, die der sofortigen Erreichung des Ziels zum Teil noch immer im Wege stehen, wird man sich allerdings nicht verschließen dürfen. Die Neuordnung der Arbeitszeit in den Betrieben, die jetzt endlich möglich wird, bringt nur die eine Hälft« der Reorganisation. Als unbedingt notwendige Ergänzung mußte namentlich bei der Bahn und Post erst auch noch die Wiederhol- stellung der früheren Schalterschluß- und Abfertigungszeiten er reicht werden, um ganz die alte Schnelligkeit und Sicherheit des Verkehrs wiederzuerlangen. Hier ist dem Vertreter des Leipziger Buchhandels in der Leipziger Handelskammer und dem Börsen verein eine dankbare, aber gewiß nicht leichte Ausgabe im Inter- esse der Gesamtheit gestellt. Abgesehen davon wird es aber vor allem darauf ankommen, daß nun wirklich der gesamte Buchhandel sich wieder einmütig zum Verkehr über Leipzig zurückfindet. Tenn nur wenn die vorhandenen Einrichtungen bis zur vollen Leistungs fähigkeit ausgenutzt werden, können sie so rentabel, so billig arbei ten, wie es im Interesse aller liegt. Bleibt der Umsatz zu gering, wird er immer teuer erscheinen. Zurückstellung aller kleinlichen Bedenken und aller hemmenden Sonderwünsch« ist nicht die letzte Vorbedingung für die Wiederherstellung des Leipziger Verkehrs. Bei voller Einigkeit aber und allseitigcm Entgegenkommen kann er bald wieder ganz sein, was er war. Ein Kapitel zum Preisabbau. Es ist schon viel die Rede gewesen vom Preisabbau, der aus allen Gebieten im Gange ist. Auch der D e u t s che Bu ch d r ucker de r e i n hat einen Preisabbau im B u ch d r uck g e w «r b e veran laßt, indem er den viel umstrittenen Divisor 16 zugunsten des ursprünglichen von 20 hat fallen lassen und damit eine Erhöhung um 257» wieder strich. Um der Möglichkeit einer weiteren Preissenkung Raum zu geben, war der letzt« Schiedsspruch vom 19. Dezember v. I. seitens der Arbeitgeber angenommen worden. In diesem hieß es, daß die Arbeitszeit im Buchdruckgewerbe wöchentlich 54 Stun den betragen und di« Lohnregelung statt des Wochenlohnes die Stundencntlohnung sein solle. End« des vergangenen Jahres kam die Nachricht, daß der Schiedsspruch seitens des Arbeitsministeriums nicht für verbindlich erklärt würde, in der Begründung des Be scheides wurde aber anerkannt, daß mindestens die Wiedereinfüh rung der Friedensarbeitszeit notwendig wäre. Die Arbeitgeber haben daraufhin einmütig im ganzen Deutschen Reich, bis auf wenige Außenseiter, gekündigt, teils mit acht-, teils mit 14tägiger Wirkung. Nach Bekanntgabe der Kündigungen kam aus Dresden ein Negierungsrat nach Leipzig, der die Absicht hatte, helfend einzu greifen, und auch für die berechtigten Wünsche der Druckereibesitzer Verständnis besaß. Er schlug vor, die bereits ergangenen Kündi gungen, soweit sie achttägig waren, um weitere acht Tage zu ver längern, damit die Kündigungsfrist im ganzen Gewerbe gleich mäßig wäre und in der Zwischenzeit ein Weg zur Verständigung gefunden werden könnte. Am Donnerstag, dem 10. Januar, be rieten die leitenden Herren in Berlin, und hier wurde eine Einigung zuwege gebracht, die die -Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker« mit der Überschrift veröffentlicht: -Tarifliche Verständigung noch im letzten Augenblick«.
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