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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1924
- Strukturtyp
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- 1924-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1924
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7803Dörsenblalt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 128, 2, Juni 1924, Haben, miiredcn zu können, I» seiner Wirkung auf das deutsche Volk läßt es sich eigentlich nur mit eine in andern Werk verglei chen, mit dem vor 35 Jahren, im Jahre 1889 erschienenen Blich »Re mbrandt als Erzieher, Wie dieses Buch, das alsbald eine intensive Debatte über Kultur- und Kunstfragen und eine Reihe von Gegenschriften gegen den damals noch unbekannten Vcr- fasser zur Folge hatte, im Grunde genommen nur alte Wahrheiten verkündete, die uns nur in einer Periode der Unkultur verloren gegangen waren, so sind auch die Ersahrungssätzc, die das Fordsche Buch über dessen geschäftliche Erfolg« und das Wesen der Arbeit überhaupt enthält, nur Grundsätze, die uns in der grauenhaften Inflationszeit, als die Spekulation an die Stelle des ehrlichen Verdienens und üble Termingeschäfte an die Stelle einer sorgfäl tigen Kalkulation und Preisberechnung getreten waren, abhanden gekommen waren. Das Fordsche Buch enthält kein patentiertes Verfahren ans geschäftlichen Erfolg, es ist kein kaufmännischer Rat geber in der Westentasche! aber es ist wie gerufen gekommen, um »ns in kritischer Stunde in den uralten und unwandelbaren Gesetzen einer soliden und gesunden Wirtschaft zu überhören und uns zu sagen, daß man auch in schwierigen Wirtschaftslagen nicht ver zweifeln soll, »Steht und wehrt euch, laßt andre Almosen neh men! Vertraut der eigenen Kraft! » Das ist seine Quintessenz, Und deshalb würde ich es verstehen, wenn in jeder Darstellung der Inflationszeit das Datum des Erscheinens des Fordschen Buches nn Herbst 1923 als historisches Datum ganz besonders vermerkt «würde. Und wer cs zuwege gebracht hat, daß dieses Buch ungefähr gleichzeitig mit dem Zusammenbruch unserer Papiermark erscheinen konnte, Hai sich tatsächlich eine Bürgerkrone verdient. Das Fordsche Buch sieht wie ein gut geschliffener Edelstein jedesmal anders aus, von welcher Seite man es auch betrachtet. Jeder findet etwas für sich darin und für — den anderen. Und so konnten schwcrindustrielle Blätter schreiben, jeder Unternehmer müsse das Buch seinen Arbeitern vorlesen, und in Arbeitsblättern konnte gleichzeitig gesagt werden, das Buch sollten sich die Unter- inehmer zur Richtschnur nehmen, i Man hat aber auch das ganze Buch abgelehni und hat gemeint, solche amerikanische Grundsätze paßten nicht auf unsre Verhält nisse, Ganz richtig. Aber mit solchen Schlagworten wird man doch diesem Buche nicht gerecht. Amerikanisch ist doch auch die Geschichte von den drei Hu igesch ästen in einer New Uorker Straße, Das erste gibt seine Hüte als die besten in Amerika aus, das zweite als die besten in der Welt, und das dritte schrieb über sein Schaufenster: Hier gibt es die besten Hüte in dieser Straße, Dieser dritte Mann mit der kürzesten und wirksamsten Gcschästsreklame ist sozusagen Henr» Ford, Oder kann man sein Buch nicht auch als eine grandiose Reklame ansehen zur Einführung der Ford-Autos in Europa und ganz speziell in Deutschland? Seit einem halben Jahr« weiß jeder Deutsche aus Fords Buch, daß seine Autos die besten und Preiswertesten sind, daß sic mit der rationellsten Arbeitsmethode hergcstellt sind, daß die Fordschen Arbeiter am besten bezahlt werden und daß sein Auto niemals veralten kann, Hunderte von Ford-Wagen harren in Hamburg der Einsuhrerlaubnis, und vor wcnigen Tagen haben die Benz- und Mercedes-Fabriken zur Abwehr der Unterbietung ihrer Erzeugnisse durch den billigen Ford-Wagen ihre Werke ber einigt, um Verwaltungs- und Werbckosten zu sparen, was sie übri gens auch aus dem Fordschen Buche gelernt haben mögen. So sehen wir überall den Kreis sich schließen. In einer Zeit, die nach den Verwüstungen der Inflationszeit zu einer rationellen Wirtschaft zurückkehren muß, kann jeder Be ruf und jedes Gewerbe aus dem, was Henry Ford erzählt, nützlich« Lehren entnehmen. Und für den Buchhandel hat »das ganz beson deres Interesse, was Henry Ford über sein« Erfahrungen mitteilt, als sein« Autos für den Absatz in Amerika zu teuer geworden waren und als er einen absolut unrentablen Betrieb mit der Deiroit-Toledo-Bahn übernahm. Wie er erzählt, war das ganze Material in einem verwahr losten Zustand«, Der Schienendanim war etwas mehr als ein Streifen Rost und etwas weniger als «ine Bahnanlage, Die Re paraturwerkstätten hatten zu viel Menschen und zu wenig Ma schinen, und der ganz« Betrieb war auf ein Maximum von Unwirt schaftlichleit eingerichtet. Dafür gab es «ine riesige Verwaltungs- abteilung. Das erste, was Ford nach Übernahme der Bahn tat, war, daß er das Vrrwattnngsbureau überhaupt schloß und die ganze Arbeit von einem einzigen Mann erledigen ließ, der die eine Hälfte eines Schreibtisches im Frachtburea» erhielt. Ebenso schloß er die juristische Abteilung und ließ jede Forderung sogleich auf Grund der Tatsachen begleichen. Etwas, was Ford in seinen Betriebe» gänzlich abgeschasft Hai, ist die Statistik, Er erklärt immer wieder, daß sic nur historischen Wert habe und nur Dinge registriere, di« in dem Moment eine praktische Bedeutung nicht mehr haben. Jedenfalls eine beachtenswerte Mahnung angesichts der Zahlensviedhöfe, die wir in unserer statistischen Literatur besitzen. Sehr wesentlich für einen Wirtschaftszweig, der wie die Bücher- Produktion und der Buchhandel im wesentlichen mit Lagerwalc zu tun hat, ist es,' was Ford über die Folgen einer Beschleunigung des Umsatzes erzählt. Durch Verbesserung des Eisenbahnsrachi- Verkehrs gelang es ihm, den Kreislauf der Produktion vom An rollen des Rohmaterials bis zum Verkauf der fertigen Ware von 22 auf 14 Tage zu reduzieren. Das heißt, daß das Rohmaterial in rund 66A der bisherigen Zeit gekauft, verarbeitet und als fertiges Produkt in die Hände der Deiailhändler geliefert werden konnte, -Wir hatten-, so schreibt er, »bisher «in Lager im Wert von KN Millionen Dollar geführt, um eine ununterbrochene Produktion zu sichern. Da wir die Zeit um ein Drittel reduzierten, wurden 2N Millionen Dollar frei, was eine Zinsenersparnis von l,2 Million bedeuieie,- Selbstverständlich läßt sich eine solche Erfahrung nicht mechanisch auf den Buchhandel übertragen, Ader einer Beschleunigung des Umsatzes wollen ja auch alle billigen Buchausgaben, die Einmarkdändc, die Reclamhesie ufw, dienen. Und jedenfalls hängt di« Verbreitung eines Buches sehr wesentlich von seinem Preise ab. Es mag daran erinnert werden, daß, wie seinerzeit die Verleger des Buches -Rcmbrandt als Erzieher» erzähl! haben, der damals noch unbekannte Verfasser Langbchn als erste Bedingung gestellt Hai, daß das Buch nicht teurer werden dürfe als 2,— Mk,, worauf sein schnelles Bekanntwerden dann zum großen Teil beruht Hai, Ais während der wirtschaftlichen Krisis ü» Amerika 192t die Automobile leinen Absatz mehr fanden, setzte Ford den Preis seiner Erzeugnisse ganz gewattig herab, erhöhte gleichzeitig die Löhne, inn eine bessere und rationelle Arbeit in seinen Betrieben zu er reichen, und verbesserte fortgesetzt die Qualität seiner Wagen, -Man muß-, so sagt er, »die Preis« so weit her ab setzen, bis das Publikums!« zahlen kann. Und zwar soll man die Preis« nicht nach und nach abbauen, weil dann beim Käufer die Hoffnung ans weitere Preisrückgänge bleibt, sondern man soll die Preis« mit einem Male ein tüchtiges Stück herabsetzen-, Der Erfolg spricht für Ford, Aber es ist natürlich leichter, sine solche Preis herabsetzung in einem Riesenbetriebe zu vollziehen, der vom Roh stoff bis zum Fertigsabrikai alles selber iu der Hand hat. Der Buch handel bleibt abhängig vom Buchdruck, von der Buchbinderei, von den Papierfabriken und vom Papierpreis und letzten Endes vom Preise des Rohmaterials, von den Holzpreisen, und so führt der Weg zu einer Regulierung der Preise nach unten über eine Reihe von Etappen, Er muß aber gegangen werden, soll das deutsche Buch wieder auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig werden und wollen wir die Verluste der Inflationszeit wieder einholen. Immer wieder warnt Ford davor, einen Preisabbau durch Herabdrücken der Löhne vorzunehmen. Er nennt es d! e leichteste, aber gleichzeitig die liederlichste Art, um einer schwierigen Situation- Herr zu werden. Wie er an mch-' reren Steilen seines Buches ausfllhri, zahlt er durchweg seinen Arbeitern den auch für Amerika sehr hohen Lohn von 5—6 Dollar und außerdem einen Gewinnanteil, der vierzehntäglich ausbczahli wird. Hohe Löhne nennt er das Einträglichste aller Geschäftsprinzipien, »Der Arbeiter, der mit dem Gefühl an sein Tagewerk herangeht, daß es ihm trotz aller Anstrengungen niemals genug einbringen wird, um den Mangel von ihm fern zu halten, ist-, so schreibt Ford, »nicht in der Verfassung, sein Tage- Werk gut z» leisten. Er ist von Angst und Sorge erfüllt, die seiner Arbeit schaden«.
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