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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1926
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- 1926-10-20
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- 20.10.1926
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X- 245, 20. Oktober 1926. Mitteilungen aus dem Antiquariat. ter Führer erschienen ist, der den bekannten amerikanischen Fach mann Douglas C. McMurtrie in New Jork zum Verfasser hat. Die l924 stattgesundene Ausstellung konnte als ein besonders günstiges Ergebnis das Vorhandensein von annähernd 100 Pro ben der verschiedensten Länder begrüben, die sich vom 17. Jahr hundert bis zur Gegenwart erstreckten. Von den älteren Proben war der weitaus größte Teil in photographischer oder Lichtdruck- Nachbildung zur Ausstellung gelangt. Diese Schau fand in Amerika Beachtung, was schon daraus hervorgeht, daß der Führer verschiedene Auflagen erlebte, von denen eine noch nach Be endigung der Ausstellung herauskam. Die deutschen Quellen dieser Ausstellung beschränkten sich auf wenige, aber gute Stücke. Sie waren aber nicht dazu angetan, einen überblick über das Schassen der deutschen Schriftschneider und Schriftgießcr zu ver mitteln. Das eingehende Studium der deutschen Schrift- und Schrift- gicßer-Verhältniss« liegt in, großen und ganzen noch sehr im argen; auch das grundlegend« Werk Updikes über di« Druckschriften be handelt die deutschen Verhältnisse ziemlich flüchtig, teilweise sogar nur oberflächlich. In Deutschland, dessen Schriftgießereien durch ihr« Erzeugnisse einen Weltruf genießen, hat man sich, abgesehen von wenigen Fällen, bisher noch nicht so eingehend mit dem Studium der Schriftgeschichte des 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts besaßt. Bis in die neuere Zeit hinein fanden die bon den Schriftgießereien herausgegebenen Probeblätter und -bücher, die den Absatz der Druckschriften erleichtern sollen, wenig Beachtung. Wechselnde Moderichtungen in der Schrift, zum Teil auch eine gewisse Nachlässigkeit in der Behandlung der Proben bewirkten bald, daß diese Drucke der Vernichtung anheimfielen. In den Sammlungen und Bibliotheken wurden mit verschwindend wenigen Ausnahmen sehr wenig oder nur in geringem Maße die Druckschristproben als Sammelobjekt gewertet. Erst der neueren Zeit war es Vorbehalten, hierin eine Wandlung zn schaffen. Im Ausland«, speziell in England, Frankreich und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, war «ine Bewegung entstanden, die das Interesse für die klassischen Druckschriften steigerte, was nicht ohne Einfluß auf die Druckschriften-Proben blieb. Es entstand so ein« lebhafte Nachfrage nach diesen Drucken, die in den fortgesetzt sich erhöhenden Preisen einen sichtbaren Ausdruck fand. Von be deutenderen Antiquariaten waren es namentlich die Firmen Maggs Bros, in London sowie das Internationale Antiquariat «Menno Hcrtzberger in Amsterdam, die ihre Tätigkeit auf dieses bisher vernachlässigte Sammelgebict ausdehnten. Die jetzt in Frankfurt am Main zur Ausstellung gebrachte Sammlung von Schriftproben verdient aus diesem Grunde auch das besondere Interesse des Antiquariatsbuchhandels, und so sei denn im Nach stehenden ein kurzer Überblick über die in ihr vertretenen Schätze gegeben. Es ist ein ungeheuer reichhaltiges und für die Geschichte der Druckschrift und des deutschen Schriftgießergewcrbes hochwichtiges Material, das auf 274 Nummern verteilt ist. Gegenüber der amerikanischen Ausstellung ist also fast das dreifache Material zusammengebracht, das sich aber ausschließlich auf das deutsche Sprachgebiet beschränkt. Der Aufbau der Ausstellung erfolgte derart, daß die einzelnen Gießer- bzw. Druckerstädte in alphabe tische Reihensolge gebracht sind. Die Firmen der einzelnen Städte sind nach dem Zeitpunkt ihrer Entstehung vereinigt. Ging das betreffende Geschäft durch Erbfall oder Verkauf in anderen Besitz über, so rangiert der neue Besitzer an zweiter Stelle. Durch diese Anordnung ist eine umfassende Übersicht über das Schrift- gießergcwerbe des deutschen Reiches sowohl örtlich als auch nach den Firmen gegeben. Die ersten Anfänge des selbständigen Schriftgießer-Gewerbes führen auf Frankfurt a. M. zurück, woselbst im Jahre 1572 durch Teilung der seit 1530 in Frankfurt a. M. ansässigen Egenolffschen Handlung die erste selbständige, sich nur auf diesen Gewerbczwcig stützende Schriftgießerei entstand. Die Gießerei gelangte durch diesen Teilungsakt in den Besitz des aus Lyon gebürtigen Stenipel- schnciders Jakob Sabon, der die Enkelin Egenolffs geheiratet hatte. Sein Nachfolger war der Schriftgießcr Konrad Berner, und j von Ihm rührt die älteste Schriftgießerei-Probe her, die als eine Seltenheit allerersten Ranges bezeichnet werden darf. 1741 war diese Probe zum letzten Male erwähnt, und jahrelangen eingehen den Nachforschungen nach deren Verbleib war cs beschicden, sie mit noch vielen anderen vereint in einem Sammelband, der dem Inventar der bis gegen 1810 bestandenen Egenolsf-Lutherschen Schriftgießerei in Frankfurt a. M. entstammte, wieder aufzufinden. Neben der Lutherschen Schriftgießerei, die mit 14 Probeblättern aus der Ausstellung vertreten ist, treten die übrigen Frankfurter Schristgießer des 17. und 18. Jahrhunderts etwas zurück. Sie sind meist mit zwei oder mehreren Blättern vertreten. Die Über schrift der Antiquaprobe von 1592 diente während des ganzen 17. und 18. Jahrhunderts hindurch fast sämtlichen deutschen Gießereien für die von ihnen herausgebrachten Antiquaproben als Vorbild, ihr Text weist meist nur ganz geriugsügige Ver änderungen aus. Ganz besonders gut sind Nürnberg und Leipzig vertreten, «rstcre Stadt durch die fast lückenlos« Folge der Proben der Schriftgießerfamilic Baumann, letzter« durch den bisher wenig beachteten Stempclschneider und Schristgießer Anton Jansou, dessen Proben zahlenmäßig nicht hinter denen der Lutherschen Gießerei in Frankfurt a. M. zurückstehen. Ganz besonderes Inter esse verdienen die Proben der Breitkopfs und ihrer Nachfolger, die dank «dem Entgegenkommen des Archivs der Firma Breitkopf L Härtel geschlossen in fast lückenloser Folge zur Ausstellung ge langten. Di« Proben sind zum Teil dadurch beachtenswert, daß ihnen handschriftliche Zusätze über die einzelnen Schriften und ihre Anfertiger beigegeben sind, wodurch sich diese Proben als ein hochwichtiges Material zur Geschichte der Druckschrift des 18. Jahrhunderts ausweisen. In fast lückenloser Folg« ist auch die Gießerstadt Basel vertreten. Hier sind es vor allen Dingen die Proben der in drei Generationen blühenden Schriftgießerei der Pistorius, die zum Teil ein außergewöhnliches Format aus- weisen. Eine Probe von 1704 ist dadurch bemerkenswert, daß sie außer Textvorführungen der einzelnen Schriften auch die voll ständigen Alphabete dieser Schriften zum Abdruck bringt. Es sind hier zum Teil Schriften vorgeführt, die weit in das 16. Jahr hundert hinaufreichen; einzelne Schwabacherschriften gehören dem 15. Jahrhundert an. Augsburg ist durch zwei Proben des Jere mias Stenglin vertreten, von dem bisher nur das in der Uni versitäts-Bibliothek zu Tübingen befindliche Preisverzeichnis be kannt war. Eine ganze Reihe Städte, wie Braunschweig, Erfurt, Frankfurt a. O., Hall«, Jena, Lübeck, Lüneburg und andere, lassen die geographische Verteilung der Gieß-Städte während' des 18. Jahrhunderts erkennen. Fournier hatte es in seinem »Ma nuale« unternommen, eine Zusammenstellung der in Europa seinerzeit im Gange befindlichen Schriftgießereien zu geben. Diese Zusammenstellung ist für Deutschland durch die Ausstellung bei weitem überholt. Von den Berliner Proben fesselt vor allem die Schriftprobe des Alchimisten, Buchdruckers und Schriftgießers Leonhard Thurneysser aus dem Jahre 1583, die als ein schätzens werter Besitz der Staatlichen Kunstgewerbe-Bibliothek Berlin als Leihgabe zugängig gemacht wurde. Prag (Reumann und vor allen Dingen Crabath, Vater und Sohn), Stuttgart (Cotta), Wittenberg (Christian Zinck), Wien (Trattner) vervollständigen die lange Reihe der Gieß-Städte, die ehemals als solche einen be deutenden Ruf besaßen. Die überaus große Reichhaltigkeit der auf der Ausstellung vertretenen Proben, durch die die Geschichte der Druckschrift des 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine wesentliche Auf klärung erhält, ist aus einen besonders glücklichen Umstand zurück zuführen. Die jeweiligen Besitzer der Egenolsf-Lutherschen Schrift gießerei in Frankfurt a. M. hatten die Gepflogenheit, die ihnen zugegangenen Probeblätter befreundeter Gießereien zu sammeln, und dies« Sammlung wurde Jahrhunderte hindurch liebevoll be treut und so der Nachwelt erhalten. Die Mehrzahl der aus gestellten Proben dürfte Unika darstellen, ein weiterer Teil dürfte Wohl schwerlich im Handel auftauchen. Es ist deshalb zu be grüßen, daß der Kreisverein Frankfurt des Vereins Deutscher Schriftgießereien e. V. aus der Erkenntnis der Wichtigkeit des ausgestellten Materials heraus es füb richtig befunden hat, einen besonderen Führer über die Ausstellung herauszugeben, der auf 59
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