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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.10.1926
- Strukturtyp
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- 1926-10-21
- Erscheinungsdatum
- 21.10.1926
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- Deutsch
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^l! AS, 21. Oktober 1926. Redaktioneller Teil. Großherzog Carl August und dir »Klio». (Mitgetcilt von 0r. F. j Llltge.i — ES ist bekannt, daß die Französische Revolution ihre Aus wirkungen sehr bald auch »ach Deutschland erstreckte. Das machte sich nicht zun, wenigsten in der Literatur und Presse der da maligen Zeit bemerkbar. Die Folge davon war, dass die Zensoren sehr viel zu tun bekamen, denn di« Kttrsten und ihre Negierungen hatten naturgemäß ein Interesse daran, alle Stimme», die Unruhe stistcte» bzw. stiste» konnte», zum Schweigen zu bringen. In vielen Staate» ging man darin recht engherzig vor. Nicht so in Sachsen-Weimar; Carl August handhabte gemäß seiner liberalen Einstellung die Zensur außerordentlich milde. Doch war es nur natürlich, daß er gegenüber den Wühlereien und Agitationen der sranzüsischen Ncvo- lutionshelde» und ihrer deutschen Anhänger weniger Rücksicht walten ließ, zumal wenn davon Verwicklungen mit andere» Staaten ihren Ausgang nehme» konnten (die er übrigens mehrmals aus dem Grunde gehabt hat). Sehr interessant ist nun ein Streitfall, den vr. Usteris »Klio» verursachte und den er auf Anfrage seines Ministers Voigt selbst entschied. Er ist nicht nur interessant, weil er uns eine völlig ungeschminkte Meinungsäußerung Carl Augusts ses handelt sich um ein privates Handbilletj über den Streitfall und alle damit zu sammenhängenden Fragen — die französische» Revolutionshelden ein geschlossen — bietet, sondern weil auch Exzellenz Voigt sich ganz ossen über die »Klio» und ihren Herausgeber, sowie über den damals so bekannten Literaten Archenholz, den Herausgeber der »Minerva», ausspricht. Beide Schreiben bieten einen selten klaren Einblick ln die damalige Situation, die Zensurkämpse des Buchhandels usw., sodaß sie hier sau Hand der betreffenden Akten des Weimarer Staatsarchivs! mitgeteilt seien. In Fluß kam die Angelegenheit dadurch, daß sich am 28. Februar 1786 der Jenaer Buchdrucker Göpserdt bcschwerdesührend an Exzellenz Voigt wandte und ihm klagte, daß der Zensor, Professor Voigt, Dekan der Philosophische» Fakultät*!, einen Aussatz be anstandet habe sden er mit beilegte!, sodaß er bas sättige Monatsheft nicht ausgebcn könne; er bat ihn um ein Einschreiten zu seinen Gunsten. Darauf wandte sich der Minister Voigt In sotgendem Privatschreiben a» den Herzog: »Der v. U steri, zu Zürich, giebt seit ein Paar Jahren eine Monatsschrift namens Klio heraus, worin er mit Archenholz und andern dergl. Schreibern die neuestcn französischen Revolutions- Charteke» liefert. Diese Klio wird zu Jena gedruckt; der Buch drucker Göpserdt lamentiert, daß ihm der Dekanus, Professor Voigt, ein bepsolgendes Manuskript, die französische Declaration wider die Pohlnische Theilung und Wider die Monarchie überhaupt, nicht passieren lassen will. Nun hat zwar llsteri in einer am Schluß des Manuskriptes angehängten Note, worin er zugleich der Kantischen Philosophie etwas anhängt, au den französischen Grundsätzen keinen Theil nehmen wollen. Es ist auch kein Zweisel, daß man anderwärts dieses Geschreibsel drucken wird, wenn es zu Jena nicht geschieht. Auch steht Jena nicht auf dem Titelblatt. Jndeß kann ich sür mich dem Dekanus nicht insinuiren, daß er den Druck passieren lassen solle. Will ich erst die Sache durch Las Geh. Consilium lausen lassen, so geht mit der Leserey die Zeit hin. Ew. Durch!, gäben mir wohl einen gnädigsten Wink, ob ich die Sache also abmache, daß ich dem Buchdrucker Göpserdt vermelde, ich könne unmöglich vor Ew. Durch!, bringen, eine Ccnsur zu hindern, welche französische Inveetives gegen hohe Mächte nicht drucken lassen wolle. Oder hegten Ew. Durch!, wegen dergleichen soviel gedruckten Zeuges mildere Gesinnung, so müßte ich dem Decan melden, daß Höchstdieselben die nicht unter der Rubrik Jena gedruckten französ. Papiere über Revolutions Sachen, dergleichen in aller Zukunft Uela- ticmes über das was in der Pariser Volksversammlung vorkommt, gelieferte raisonnements, allenfalls in diesem Falle, passieren lassen wollen, um die Nahrung der Druckerey nicht zu hemmen, weil das deutsche Publicum über die Abgeschmacktheit dieser allgemeinen vecls- rsliones schon einig setz. Es dependiert von höchster Beurtheiluug, welchen Weg ich einschlagen solle; jeder Hai seine Gründe. Voigt.» Die Antwort Carl Augusts lautete: »Lieber ist es mir auf allen Kall, wenn dergl. H nicht in meinen landen gedruckt werden; ich kan nicht anderst, als den Censor beloben der seiner Aufmerksamkeit solche Dinge nicht entschlüpfen lässet. Die Buchdrucker könuen sich ehrlich nähren und brauchen ihr scherslein zum Institut der allgemeinen Huren Brüder nicht bey- zutragen. W., d. 24. Kebr. 86. C. A., H. z. S.« *> Die Zensur liblcn in Jena die jeweiligen Dekane aus. Eine tibetanische Bibliothek im Gnru-Rinpotschä-Tcmpel. — In dem soeben, erschienenen Werk von C. Forstmann -Himatschal» (Ber lin, August Scherl! wird der Besuch in einem Budbhakloster bei Dardschicling beschrieben, wo es u. a. heißt: »Nach dem Gottesdienst besichtige ich noch das obere Stockwerk, wo sich die Bibliothek be- stndet. Aus ein«,» mit einem Baldachin überdachten, reich bemalten und teilweise vergoldeten großen Gestell ruhen die Bücher, die einen der kostbarsten Schätze des Tempels darstelleii. Sie sind alle in Tibet gedruckt, wo mehrere Klöster sich mit dieser Arbeit befassen. Für jede Seite wird ein Block aus Holz geschnitzt. So sind sür ei»« größere Druckerei sehr umfangreiche Gebäude nötig, um alle die Druckstöcke auszubewahren. Jedes Buch ist in einen seidene» Schal eingewickelt, und um diesen herum ist meist noch ein gröberes Tuch geschlagen. Jeder Band ist etwa 6S Zentimeter breit, 2Ü Zentimeter hoch und ebenso dick. Die einzelnen Blätter ruhen lose zwischen zwei hölzerne» Deckeln, von denen besonders der obere meist reich geschnitzt und be malt Ist. Die Schrift läuft von links nach rechts. Es befinden sich nur wenige, dafür um so längere Zeilen aus jeder Seile, da die Truck fläche sehr breil, aber nur von geringer Höhe ist. Manche Bücher zeigen farbige Initialen, und einige sind hübsch illustriert mit Bildern von Gottheiten und Heiligen. Die Bücher sind größtenteils ziemlich neu, das heißt, es befinden sich keine Werke darunter, die mehrere Jahrhunderte alt sind, wie man sie in alten Tempeln finden könnte, denn die ganze alte Bibliothek wurde zu Ende des 18. Jahrhunderts hei dem Einsall der Gurihas zerstört, und die Lamas mußten sich neue Bücher anschafsen. Jetzt haben sie neben anderen Werken wieder eine vollständige Ausgabe der beiden Hauptwerke des Lamaismus, des Kandschur und des Tandschur, von denen der crstere 168 Bände um faßt und der letztere 225 Bände von je 1066 Seiten. Sie sind aus dem äußerst starken Papier, das aus Fasern der Daphne hergestellt wird, gedruckt. Jeder Band wiegt etwa 16 Pfund, sodaß mehr als ein Dutzend großer Aags erforderlich sind, uni die ganze »Bibel« zu transportieren. Außerdem besitzt das Kloster noch eine aussühr- liche Lebensbeschreibung des Heiligen Guru Ninpotschs, eine Legendcn- geschichte von Tschänräsig, dem Geiste des Mitleids, der in Tibet eine hohe Verehrung genießt, und die 16 666 Gesänge des Heiligen Mila- räpa, des großen Poeten von Tibet . . . Die Lamas behandeln ihre Bücher sehr vorsichtig und mit großer Verehrung. Wenn ein Mönch ein Buch öffnet oder schließt, so hält er es sich erst über seinen Kopf und wünscht sich den Segen des Buches herab. Die Bücher werden sorgfältig gegen alle möglichen zerstörenden Einflüsse geschützt. Durch Behandlung mit Giften, namentlich Arsenik, wird Insektenfraß abge wehrt, und Sarat Chandra Das fand in Tibet die Bibliothek in einem Kloster über der Küche angebracht, um die Bücher gut trocken zu halten. Hier in Pemiongtschi befand sich vor dem Einfall der Gurkhas die von den Lamas verfaßte Geschichte von Sikhim. Ilm sie dauerhaft hcr- zustellen, war sie mit gelben und goldenen Buchstaben auf geschwärztes Papier geschrieben, das nicht verrotten konnte. Außer dieser wertvolle» Geschichte Sikhims wurde bei dem Einfall der Gurkhas die ganze über 466 Bände umfassende Bibliothek zerstört. Im Sakyakloster in Tibet, dem ältesten Kloster des Landes, befinden sich Bücher, die fast zivet Meter breit und 46 Zentimeter hoch sind, mit vielen Illustrationen». Beschlagnahmte Druckschriften. — Laut Strafbefehl des Amts gerichts Leipzig vom 16. 4. 1926 <4 0 8t 8 1/26> sind sämtliche Stücke a) des Prospekts zu der im Rhombus-Verlag Wien—Leipzig er schienenen Schrift »Rudolf Lothar, Die Kunst des Ver führ e n s«, 4 Seiten 15X22,8 cm, 7 Abbildungen, Text: Das Buch ist wohl kühn und verwegen ... Ein köstliches Buch! — Vorher Titel, danach Preise, d) des Prospekts zu der im Verlage von Morawe L Scheffelt in Berlin-Südende erschienenen Schrift »Aber Herr Herzogi . . . Herausgcgebcn von Friedrich Wcncker», 4 Seiten 13,4X26,4 cm, 1. Seite: Titel, 2. Sette Text: Der große vielgeliebte . . . Sittengc- mälde, Preise, 3. und 4. Sette ganzseitige Abbildungen, im Umfange von K 41 Abs. 7 St.-G.-Bs. unbrauchbar z» machen. 8l -V IV 1884/25. L e i p z i g, 12. 16. 1826. Die Staatsanwaltschaft. <Deutsches Fahndungsblatt Nr. 8313 vom 15. Oktober 1826.) BerkkhrsliMrWeii. Drucksache» nach Persien. — Die persische Postverivaltung gibt bekannt, daß zu den nach Persien verschickten Zeitungen, Zeitschriften und anderen Drucksachen allgemein Umschläge von so schlechter Be- 1263
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