Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1927
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X 138. 16. Juni 1927. Redaktioneller Teil. pital ungefähr einmal im Jahr. Die Einnahmen betrugen 1924/25 NM 1654 Mill., 1925/26 NM 1716 Mill.; für 1926/27 werden sie (obwohl man noch mitten in der Wirtschaftskrise war!) ursprüng lich um reichlich 7 Proz. höher mit NM 1841,6 Mill.^uid endgültig immer noch mit NM 1766,6 Mill. angesetzt, um eine Überweisung an die Neichskasse von NM 70 (12) Mill. Herstellen zu können. Eine solche Ausschüttung ist nämlich analog einer Akliendividende nicht in voller Höhe des Überschusses zulässig, sondern nur in halber, so lange eine erst ab 1925 dotierte Reserve (jetzt etwa NM 100 Mill.) noch nicht 12 Prozent der Jahresausgaben enthält. Der Uberschuß 1925/26 (24/25) betrug nach den erwähnten Anlagezugängen von NM 281.5 (123.5) Mill. und nach NM 147 (150) Mill. Abschreibungen NM 185 (69) Mill., erarbeitet wurden also zuletzt stattliche 9 Prozent als Reingewinn, wenn auch das Reich nur einen Bruchteil davon als Dividende erhielt und das übrige im Betrieb blieb. So viel erhält dieser 1926/27 nicht noch einmal; denn die Einnahmen blieben hinter dem Voranschlag zurück, wohl weil er — z. T. im legislativen Gange — zu optimistisch geworden war, aber auch ans besonderen Gründen der einzelnen Betriebszweige (s. u.). Jedenfalls ging im ganzen un gefähr ebensoviel-ein wie im Vorjahre, nicht inehr. Die Ausgaben hielten sich vermutlich enger an den Voranschlag; leider ist nicht be kannt, wieviel an Zinsen, Anlagekosten, Nücklageznweisnng usw. schon berücksichtigt wird in den monatlich ansgewiesenen Kassenaus gängen, die hinter den Einnahmen um insgesamt rund NM 30 Mill. zurückblieben. Der Fiuanzministcr beansprucht aber für 1926/27 seine 70 Mill. und für 1927/28 wieder denselben Betrag, und die Reserve muß nach dem Gesetz entsprechend dotiert sein. Das be deutet, daß im ganzen 7 Prozent des Kapitals verdient werden müssen. Gleichzeitig drohen noch Mehraufwendungen für höhere Löhne, und Betriebsverbesserungen sind weiter nötig. Wo sind die Ventile? Der Brief- und Paketvcrkchr mit den zugehörigen Zweigen, also kurz der eigentliche Postverkehr, lieferte 1925/26 mit NM 793 Mill. 60,1 Prozent der Einnahmen. Er sollte 1926/27 etwa 7 Prozent mehr abwerfen, erbrachte aber angeb lich nur etwa 1 Prozent mehr. Das ist erstaunlich, denn nach den Monatsctnsweisen ist er mengenmäßig weit stärker gestiegen. Die neuesten Zahlen sind wegen einer Veränderung der Erhebungs- methode mit früheren nicht vergleichbar; darum erwähnen wir nur: gegen den Vormonat stieg der gesamte Briefverkehr z. B. im Oktober um 3,2 Prozent, im Dezember um 6,9, im Februar um 1,5 und im März um 5,5 Prozent, der Paketverkehr in denselben Monaten um 11,7 bzw. 19,0, 10,6, 6,9 Prozent. Wenn diese Statistik, die für die Briefe allerdings nur ans Stichtagserhebungcn beruht und auch nich. in ausreichender Spezialisierung veröffentlicht wird (Orts- und Fernverkehr, Drucksachen usw.), nicht völlig trügt, so ist cs rätselhaft, wieso die Einnahmen sich nur um 1 Prozent erhöhten. Das, und ebenso die Ausgabenentwicklnng, von der man gar nichts weiß, be dürfen jedenfalls der Aufklärung, ehe man diesen Zweig mit 50 Pro zent mehr belastet und so der Wirtschaft die Spesen erhöht und die Bewegungsfreiheit beschneidet, und doch für die Post einen Verkehrs rückgang riskiert. Erwartet werden aus der beantragten Gebühren- erhohung NM 210 Mill., da man mit einem Verkehrsrückgang von 15 Prozent rechnet, was nach früheren Erfahrungen möglicherweise noch zu wenig ist. Getroffen würden ja gerade die Absender, denen in den letzten Monaten die Konjunkturerholung die oben erwähnten zusätzlichen Sendungen gestattete. Hierher gehört z. B. der Fach detailhandel mit seinen Neklamcsendungen, deren starke Einschrän kung ihm die Konkurrenz gegenüber dem Kaufhaus mit seinen an dersartigen Werbemethoden wieder erschweren würde. Paketbezug und Paketversand (Bücher, Textilien u. a. m.) würden außerdem ge troffen. So schwerwiegende Wirkungen sollte man nicht leichterdings ans sich nehmen, sollte sie auch keinem zumuten, ehe klare, zwingende Zahlen vorliegen. Vom Postscheckverkehr ist bekannt, daß er schon seit ein paar Jahren ein Defizitbetricb ist. Als wir ihn darum im Vorjahre einmal genauer betrachteten (Abend blatt vom 17. Februar 1926), zeigten sich vor allem folgende Ur sachen: Die Einzelnmsätze sind — ähnlich wie im Bankgewerbe — im Durchschnitt sehr viel geringer als früher, also relativ kost spieliger; die Guthaben sind weitaus nicht so stark gestiegen wie die Umsätze, also wurden verhältnismäßig größere unverzinsliche Ligui- ditätsreserven nötig, und der Anteil der mit höheren Gebühren be lasteten Bargeldcin- und -auszahlungen ging stark zurück. Inzwischen sanken die Zinssätze weiter, und der durchschnittliche Guthabenstand stieg 1926 nicht, wohl aber die Kontenzahl und die Ilmsätze, somit der Arbeitsanfall. Im ersten Vierteljahr 1927 ist allerdings der durch schnittliche Guthabenstand mit NM 617 (506) Mill. um 20 Prozent > höher als im ersten Viertel 1920. Aber das genügt nicht znm Aus gleich. Daher schlägt die Post für diesen Zweig neben der 50prozen. tigen Erhöhung der bestehenden Gebühren gänzlich neu vor, den eigentlichen bargeldlosen Überweisungsverkehr, der seither wenigstens formell gebührenfrei war (aber Kosten der Vordrucke, neben der höchst umständlichen Postarbeit Sparen der Anssüllerei bei den For mularen!), nun auch zu belasten. Gerade das erscheint uns besonders verfehlt. Die Hauptaufgabe des Postscheckverkehrs war und ist ge rade die Erziehung zum bargeldlosen Verkehr; ihr arbeitet man jetzt stracks entgegen. Eher noch sollte man an eine andere Ursache des Defizits anknüpfen: den Gnthabenbestand. Immerhin ist bisher bei der Guthaben-Summe jetzt eine Steigerung um rund 100 Mill. sest- zustellen. Kann man die Erhöhung für die Dauer feststellen, so er bringt das beim heutigen Zinsniveau und nach der bisherigen An lagepolitik der Post ungef. die 20 Mill., die man jetzt ans Verteuerung und Vermehrung der Guthaben erhofft. Diskutabel wäre vielleicht als letzter Ausweg eine bescheidene Wiedererhöhung der seit der Vor kriegszeit ans ein Zehntel reduzierten Mindestgnthaben, die praktisch keine Ligniditätsreserve erfordern. Das wichtigste Hilfsmittel blieb aber bisher noch unerwähnt: die Nationalisierung des Betriebs, die bei einem Unternehmen mit durchschnittlich etwa 2 Mill. gleichartigen Buchungen im Tag eine ganz bedeutende Nolle spielen kann. Man weiß, daß das bei der Post keineswegs unbeachtet blieb, hörte aber kaum etwas über die finanziellen Ergebnisse. Beim Frankfurter Amt (etwa 7)4 Prozent aller Konten) scheint die Einführung von Maschinen etwa 30 Prozent eines Personals von rund 1100 Kopsen erspart zu haben. Ist diese Verbesserung im ganzen Betrieb zu er zielen, so fallen zwischen 10 und 15 Mill. jährlich an Gehältern weg, denen nur ein Bruchteil für Maschinenamortisation gegenübersteht. Solange also nicht genauer Einblick in Einnahmen und Ausgaben des Scheckverkehrs gewährt wird, muß man annehmen, daß der jetzige Augenblick, in dem Einnahmen und Ausgaben sich entgegen- kommen durch höhere Guthaben infolge Konjunkturbelebung und ge ringere Aufwendungen infolge Nationalisierung - daß dieser Augen blick denkbar ungeeignet ist, um durch Gebührenbelastnngen — volks wirtschaftlich gesehen — den Fortschritt des bargeldlosen Verkehrs zu hemmen oder — privatwirtschaftlich gesehen — einen Teil der Kun den an die konkurrierenden Gironetze der Sparkassen und Großbanken abzngeben. Beim Fernsprech - und T e l e g r a p h e u v c r k e h r sind wieder andere und in sich verschiedene Gesichtspunkte zu be achten. Der Telephonbetrieb lieferte im letzten abgeschlossenen Jahre mit NM 615 Mill. allein 43)4 Prozent der Gesamteinnahmen und darunter sicher beträchtliche Überschüsse; wieviel, das weiß man nicht, weil die Ausgaben nicht gesondert ausgewiesen werden. Sicher ist aber, daß gerade auf die Verbesserung dieses Zweiges durch allmäh liche Automatisierung der insgesamt etwa 2.67 Mill. Sprechstellen (ein Sechstel oder Fünftel ist wohl umgestellt) und durch Verlegung von Fernkabeln, die allerdings die Telegraphie mitbenntzt, der größte Teil der Anlagezugänge entfällt. Nun gibt die Post zwar selbst zu, daß es fachgemäßer wäre, diese Verbesserungen als Anleihen zu finan zieren, und sie hat mit den vorjährigen 150 Mill. NM. Schatzscheincn schon einen Anfang gemacht. Anders betrachtet sie die Anlagekosten, die durch den fortlaufenden Verkehrszuwachs entstehen, aber durch die Einrichtungsgebühren natürlich nicht mit gedeckt werden. Die Post glaubt diese Anlagen aus laufenden Mitteln decken zu müssen, weil der Betrieb für so viel Zugang (jährlich ->- 10 Prozent) nicht Zins und Tilgung aufbringen könne. Aber das Baukapital soll er als Uberschuß abwerfen? Gleichviel, die Telephongebtzhren sind er höht. Nun sollte man aber doch erst einmal genau sagen, was man davon an Mehreinnahmen erwartet für den Gesamtbetrieb, ehe man weitere Gebühren steigert, und mau sollte, wenn möglich, auch ab- warten, ob in den ersten Monaten die Ergebnisse mit den Voran schlägen übereinstimmen. Davon sollte man zumindest den Ent schluß über die Telegrammgcbührcn abhängig machen. Denn die Steigerung der Telephonkosten sollte u. a. ausdrücklich gerade dazu dienen, das Defizit des Telegraphenwesens zu decken, das vom Fern sprecher und von dem gutrentierenden Funkverkehr z. T. ausgehöhlt ist. Nun beantragt man trotzdem schon eine Wortgebührenerhöhung um 50 und 60 Prozent. Dabei nimmt die Post offenbar nicht schwer, daß Verkehrsrückgang den Betrieb noch unwirtschaftlicher macht — das ist ja eben seine Krankheit! —, obwohl sic selbst mit gutem Grund offenbar gerade hier eine besonders starke Drosselung er wartet. Sie rechnet nämlich nur mit NM 10 Mill. Erhöhung der Einnahmen (1925/26: NM 87 Mill.) trotz der Gebühreusteigerung um 50 Prozent. Eine solche Verkehrsunterbiuduug ist aber doch wohl auch eine Schädigung der Gesamtwirtschaft, vor allem gegenüber ihrer heute so wichtigen Verflechtung in den internationalen Verkehr. Auch die Erhöhung der Telegrammgebühren scheint also ebenso be denklich wie verfrüht. 743
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