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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-09-25
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1926
- Sprache
- Deutsch
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-s» 224, 25. September 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Heute und in den kommenden Tagen wollen wir mehr von einander haben als eine Festigung unserer kaufmännischen Beziehun gen, wir wollen uns aneinander auferbauen, wollen Klugheit hören und Freundschaft schließen, wollen gern Empfangende sein, wo so viele Gebende unter uns weilen, und in unsere oft so engen Arbeitsstätten die Erinnerung an prächtige Menschen unseres Standes mitnehmen, die mehr bedeuten als flüchtige Be kanntschaft, sondern die geistige Führer sind, denen wir gern Ge folgschaft leisten. Kein Herdentrieb führt uns zueinander, sondern das Bedürfnis, unserm viel bestrittenen Stande das Gepräge innerer Geschlossen heit und der Wehrhaftigkeit in der Verkämpfung idealer Ziele zu geben: innerer Freiheit bei äußerer Gebundenheit, Unterstellung des Eigenwohles unter das Gesamtwohl, wirtschaftlicher Unabhängig* keil zu Nutzen anderer und Erhaltung alter Eigenart als eigentliche Grundlage zur Persönlichkeit. Das deutsche Volk soll seine Buchhändler stets am rechten Platz finden, ihm sollen sie immer treue Diener fein; denn gut dienen ist besser denn schlecht herrschen. Unsere Gemeinsamkeit aufrechtzuerhalten ist unser und gewiß auch Ihr fester Wille, sie zu bekunden und enger zu knüpfen ist auch der Zweck Ihrer Herbstfahrt; uns alle aber wollen wir auf eine gemeinsame deutsche Zukunft vorbereiten, in der uns kein Grenz stein trennt und die uns die Erfüllung der Hoffnungen unserer besten deutschen Männer und auch unserer vaterländischen Zu kunftswünsche bringen soll. Kein Fußbreit deutscher Erde in fremder Hand, Und allen Deutschen ein Vaterland! Die trefflichen Worte fanden verdienten, reichen Beifall. Nachdem anschließend auch noch die Vertreter der oberösterreichi schen Regierung sowie der Bürgermeister von Linz, der dabei u. a. an Stifters und Bruckners Beziehungen zu Oberösterreichs Haupt stadt erinnerte, den Gästen aus dem Reich herzliche Worte der Be grüßung gewidmet hatten, antwortete namens des Börsenvereins Herr Röder mit folgender Rede: Sehr geehrte Damen und Herren! Der Weltkrieg und seine Folgen, der Versailles-Vertrag, haben dem Deutschen Reiche tiefe Wunden geschlagen. Urdeutsche Grenz marken wurden uns genommen und fremdstämmigen Staatsgebilden zugeteilt oder durch deren Ansprüche vom Vaterland abgeschnürt, ehe mals leichtflüssige Grenzen durch Zollschranken und politische Bin dungen schärfer hervorgehoben. Da betrachtet es der deutsche Buch handel und seine Spitzenorganifation, der Börsenverein, als seine heilige Pflicht, soweit es in seiner Macht steht, dazu mitzuwirken, daß in diesen abgetrennten oder abgeschnürten Gebieten das Zusammen gehörigkeitsgefühl erhalten bleibt und immer wieder neu gestärkt wird. Aus diesem Grundgedanken gingen wir zur Herbstversamm lung 1923 nach Königsberg, verlegte der Kreisverein Rheinland-West falen feine Jahresversammlung 1926 ins Saargebiet und kommen heute wir reichsdeutschen Buchhändler zu unseren österreichischen Brüdern. Wie sehr wir damit auf dem richtigen Wege sind, haben uns die Aufnahmen bewiesen, die wir an unseren Tagungsorten gefunden haben. Ich erinnere an die denkwürdigen und erhebenden Tage bei den Ost- und Westpreußischen Buchhändlern, an die Saar brücker Tage, in denen die Liebe und der Wille zu Deutschland so gewaltigen Ausdruck fanden. Und nun stehen wir heute auf deutsch- österreichischem Boden, empfangen und begrüßt von so treuen und lieben Worten, wie sie Herr Steurer gefunden hat. Da bewegt uns tief der Gedanke: unser Streben ist nicht vergeblich, es findet überall, wohin uns unsere Aufbauarbeit führt, lebendigen und schaffenden Widerhall. Haben Sie herzlichen Dank, verehrte Berufsgenossen, lieber Herr Steurer, für die warmherzige Begrüßung auf öster reichischem und doch urdeutfchem Boden, und empfangen Sie von uns das Gelöbnis, daß wir treu und unbeirrt zu Ihnen Hallen, bis auch äußerlich der Anschluß vollzogen ist, der das Ziel unseres Stre- bens bildet. Treu grüßen mir Linz, die drittgrößte Stadt Deutsch- Österreichs und Hauptstadt der alpenländischen Teile, Oberösterreich genannt. Von der nachhaltigen Wirksamkeit des deutschen Buch handels in dieser Stadt legen Zeugnis ab Firmen wie Steurer seit 1718, Haslinger seit 1782, Ebenhöch seit 1784 und als jüngstes Kind dieses Kreises die Buchhändlergilde seit 1922, als Wirtschafts genossenschaft Linzer Buchhändler. Bedenkt man, daß Wien mit seinen fast 2 Millionen Einwohnern mehr als ein Viertel der Ge samtbevölkerung Deutsch-Österreichs darstellt, so gewinnen Graz als H62 zweitgrößte Stadt (153 000 Einwohner) und Linz als die dritte (101400 Einwohner) besondere Bedeutung. Es wird dann ver ständlich, daß die Sonderinteressen der alpenländischen Vereine gegenüber der Zentrale Wien ihre Berechtigung haben. Bei aller Anerkennung dieser Eigenrechte und Bestrebungen darf und soll aber der Grundsatz nicht aus dem Auge verloren werden, daß nur im Zusammenschluß aller Berufsgenossen der Zweck einer macht vollen Vertretung gemeinsamer Interessen erreicht werden kann. So verbinde ich mit dem herzlichsten Dank für die freundliche Aus nahme und Begrüßung den Wunsch, den alpenländischen Berufs genossen möge im Verband der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler ein kräftiges Leben, Wachsen mrd Blühen be- fchieüen sein. Auch der Vorsitzende des Verbandes der Kreis- und Ortsver eine Herr Schmidt ergriff noch das Wort, desgleichen der Schatz meister des Verbandes Herr Danehl. Beide fanden nicht geringeren Beifall. Zur Verschönerung des Abends trugen nicht wenig die Linzer Damen bei, die in oberösterreichischer Tracht mit den be rühmten Linzer Goldhaubcn erschienen waren. Ihre Sprecherin Frau Oberstleutnant Sabine von Schall widmete den deutschen Buchhändlern nachstehenden poetischen Gruß in ihrer heimischen Mundart: Deutschlands Buachhändla fand kemma — mei wia üns dös Js ja da Saal moast z'kloan für so häufti Leut. fg'freut —! Lauta g'scheidte Köpf' — dös is sei g'wiß — Woaß dert a jeds vo üns, was a Buchhandel is. Drum san ma goa so g'ehrt — ös müaßt ös valaub'n — A herzligs »Grüaß Gott« sagn Enk d'Linzer Goldhaubn. Unsa Landl is freili kloa, oba herzlieb beinand, Da Traunstoa is Hüatl und dunkelgrean d'Gwand. Mit Enzian, Almrausch, Edelweiß g'schmückt. I moa, daß nix Schenres wie Obaösterei gibt. Drum sads herzli willkommen. Af d'Lötzt nu a Bitt: Bals Wieda dahoam sads — vageßt uns dert nit! Den Dank für diesen Gruß brachte den Linzer Damen, die schon am Landungssteg bei der Ankunft des Dampfers den Emp fang verschönert hatten, Herr Hayno Focken in begeisterten, dich terisch beschwingten Worten zum Ausdruck. Am nächsten Tag führte die Donaufahrt die noch zahlreicher gewordenen Teilnehmer gemeinsam nach Wien. Berufenerer Feder bleibt es Vorbehalten, die Eindrücke dieser Fahrt wie über haupt den Stimmungsgehalt der ganzen Herbsttagung hier später noch ausführlicher wiederzugeben. Wir beschränken uns zunächst nur auf die sachliche Berichterstattung der Geschehnisse. Bei der Landung in Nußdorf erfolgte die offizielle Begrüßung durch den Vorsitzenden des österreichischen Kreisvereins, Herrn Kommerzial rat F r i ck. Er führte aus: Meine Damen und Herren! Ihrer Ankunft wird in wenigen Augenblicken die Weiterfahrt folgen. Trotzdem möchte ich diese kurze Spanne Zeit dazu benutzen, Sie gleich beim ersten Betreten Wiener Bodens im Namen des Vereins der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler auf das allerherzlichste zu begrüßen. Sie kommen als Gäste zu uns, aber Sie betreten nicht als Fremde fremden Boden. Deutsch ist Wien und deutsch ist unser Land, das nur durch äußeren Zwang vom deutschen Mutterlande getrennt ist. Historisch ist der Boden, den Sie soeben betreten haben, hier an den Ausläufern der Alpen. Zweimal wurde vor Wien das Schicksal Deutschlands, das Schicksal Westeuropas entschieden. Reich an Sage, Geschichte und Kunst ist der stolze Donaustrom, den Sie, wie einst die Nibelungen, gegen Südosten gefahren sind, vorbei an der Burg Rüdigers von Bechelaren, des getreuesten der Helden, von denen uns das Nibelungenlied meldet. In der alten Kaiserstadt Wien fiel vor gar nicht so langer Zeit aus Kaifer- mund das nun auch schon historisch gewordene Wort von der Nibe lungentreue. Treu stehen wir Deutschen diesseits und jenseits der willkürlichen Grenzen zueinander. So heißen wir Sie heute willkommen, als liebe Gäste zwar, doch als die Unsrigen! Wir grüßen in Ihnen alle in unserem Mutterlande, die uns art- und stammverivandt find, wir grüßen in Ihnen das ganze deutsche Volk, dem wir uns heute inniger denn je zugehörig fühlen, — wir grüßen das große Deutsche Reich! Hurra! Hurra! Hurra!
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