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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1929
- Strukturtyp
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- 1929-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1929
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- Deutsch
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X- 152, 4. Juli 192S. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. für fehlerhaft, sodaß er nicht eingeführt werden konnte. Die Auflage mußte eingestampft worden. — Mit Erfolg widmete sich Haessel dem Berlage von Wörterbüchern. Durch Jahrzehnte haben die großen und kleinen Ausgaben der russischen und pol nischen Wörterbücher von Booch-Frey-Messer und Booch-Arkossy eine führende Rolle gespielt. Das Wörterbuch der englischen Handelssprache von Eitzen fand sorgsame Entwicklung und Pflege. Es liegt heute in guter Neubearbeitung vor. Beziehun gen zu dem Petersburger Sanskritisten Böhtlingk ließen eine verlegerische Betätigung auf dem Gebiete der Indologie auf- blühen. Die Schriften des aus Dorpat gebürtigen, später an der Wiener Universität wirkenden Leopold von Schroeder erweiter ten diesen Verlagskomplex beträchtlich. Auf naturwissenschaft liches Gebiet wagte sich Haessel vor mit der großen Botanik von Luerssen, der Experimentalphysik von Scherling, auf das Gebiet der Rechts- und Staatswissenschaft mit Werken von Meiner, Hänel, v. Martitz, Wach u. a. Seiner besonderen Zuneigung erfreute sich die dichterische Abteilung des Berlages, die in früheren Jahren Heinrich Lau bes Schriften herausbrachte. Die Sicherheit seines Urteils über Wert und Unwert ließ ihn die Bedeutung Conrad Ferdinand Meyers erkennen; außer seinem früheren Erstling »Zwanzig Balladen« (1864 bei Metzler in Stuttgart erschienen) kam kein Buch von Conrad Ferdinand Meyer in einem anderen Verlage denn bei H. Haessel heraus. Als Erster begeisterte sich Haessel für Selma Lagerlös: »Gösta Berling« las er in der Ursprache und seinen Wunsch, das bedeutende Werk durch eine muster gültige Übersetzung in die deutsche Literatur einzuführen, konnte er bereits 1896 verwirklichen. Hedenstjerna brachte er in guten Eindeutschungen heraus. Ricarda Huch begann 1894 ihre lite rarische Laufbahn im Haessel-Berlage. Carl Spitteler, Greinz, Schönherr erschienen hier mit frühen Werken. Die Autoren haben zweifellos das Gefühl gewissenhafter Betreuung unter Haessels Führung gehabt. Ihm wird nach- gcrühmt, daß er von jedem Vcrlägswerk selbst die Korrekturen las. Ein noch unveröffentlichter Briefwechsel mit Betsy Meyer, der Schwester des großen Schweizer Dichters, legt Zeugnis da von ab, in welch hingebungsvoller Weise Haessel bis in sein hohes Alter hinein Anteil nahm an der Gestaltung jedes ein zelnen Verses und der peinlichen Ausführung der von ihm stets wichtig genommenen Korrekturen. Wahrer Förderer des Gediegenen zu sein, strebte er an; nicht dem Gewinne eilte er nach. So schrieb er am 5. März 1874 einem Freunde, daß er ein Buch bestimmter hoher Qualität gern drucken ließe, »wenn der voraussichtliche Verlust nicht zu groß ist«. Wenngleich nicht jedes Buch das erfüllte, was Haessel sich von ihm versprochen hatte, so konnte er wenige Jahre vor seinem Tode sagen: »Ich freue mich zu sehen, daß noch kein Manuskript anderwärts mit Erfolg gedruckt ist, welches ich zurückgewiesen habe«. Daß einem Manne von dieser Begabung, Arbeitsfreude und Schaffenslust auch öffentliche Ämter anvertraut wurden, er scheint natürlich. Hervorgehobcn sei auf diesem Gebiete Haessels Tätigkeit (1875—1883) als zweiter, später als erster Schatz meister des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Das letzte Buch, das er herausgab, trägt die Jahreszahl 1901. Es hat den Titel »Eine Glückliche. Hedwig von Holstein in ihren Briefen und Tagebuchblättern <1822—1897)-. Am 8. Februar 1901 verschied Hermann Haessel. Seiner Nichte Klara Sorgenfrey, die durch 35 Jahre dem Unverheirate ten das Hauswesen führte und an seinem Schaffen Anteil nahm, vertraute der Entschlafene seinen Verlag an. Das Kommissions geschäft kam in den Besitz von Georg Walter Sorgenfrey, dem jüngeren Sohn des früh verstorbenen Neffen, der einst des Onkels Teilhaber gewesen war. Mit dem Hinscheiden von Klara Sorgenfrey ging der Verlag 1904 an G. W. Sorgenfrey über. 1908 wurden die Geschäftsräume in ein neuzeitlichen Ansprü chen genügendes Haus verlegt: Roß-Str. 5/7. Die literatur wissenschaftliche Seite des Verlags erweiterte sich beträchtlich durch Übernahme des Buchverlages von Eduard Avenarius, mit dem auch die literarhistorischen Schriften von Adolf Bartels sowie die Werke des Wiener Forschers Carl Wessely zur Palaeo4 graphie und Papyruskunde in den Verlag H. Haessel über-I gingen. d Nach kaum vollendetem 42. Lebensjahr verschied an einen im Felde zugezogenen Krankheit Georg Walter Sorgenfrey aml 17. März 1918. Die Firma wurde nunmehr eine offene Han-I delsgesellschaft, deren Gesellschafter Walter Jaensch, Schwager! des Heimgegangenen, Frau Margarete verw. Sorgenfrei Walter Rudolf Sorgenfrey (Sohn des Verstorbenen) und Anne- lore Sorgenfrey sind. Walter Jaensch, der bereits seit I90ü! als Prokurist der Firma Voß' Sortiment (G. W. Sorgenfrey) im Haesselhause tätig gewesen war, wurde zunächst mit der Ge schäftsführung betraut. Zu neuer Blüte entwickelte sich der Verlag, der nunmehr bestrebt war, die von Hermann Haessel gegründeten Verlags zweige auszubauen. Die Werke Conrad Ferdinand Meyers er lebten hohe Auflagen in neuen, sowohl in textkritischer wie in technischer Hinsicht den Anforderungen volkstümlicher Verbrei tung entsprechenden Ausgaben. Es entstanden die Serien »Nor dische Bücher« und »Dichtermonographien-, die Novellenfolge »Die Haesselreihe« und die indologischen Sammlungen »Indische Erzähler- und »Indische Dichter«. In Verbindung mit den Sächsischen Forschungsinstituten in Leipzig gibt Johannes Hertel seine »Indo-iranischen Quellen und Forschungen« und Rein- hold Trautmann die Reihe der »Slavisch-baltischen Quellen und Forschungen- bei H. Haessel heraus. Auf dem Gebiet der Heimat literatur erschien außer der Reihe der Leipziger Museumsführer und kleineren Schriften das prächtige Werk Benndorfs über den alten Leipziger Johannisfriodhof; soeben kamen als die jüngste Veröffentlichung des Verlags die gesammelten Aussätze Ernst Kcokers zur Leipziger Stadtgeschichte heraus. Die Werke lebender Dichter fanden ihre Zusammenfassung in den Gesamtausgaben von Hans Brandenburg, Hermann Bürte, Hans Franck, Rudolf Paulsen, Will Vesper. Der neueste, schöne Erfolg des Verlages auf diesem Gebiete ist des Russen Josef Kallinikow Roman »Frauen und Mönche-, mit dem die ser bedeutende Romancier des russischen Zusammenbruchs in die deutsche Literatur eingeführt worden ist. Die weiteren Werke des vielversprechenden Autors sollen in der nächsten Zeit folgen. Nach Studienjahren in Marburg, Rom und Wien ist seit 1928 auch Walter Rudolf Sorgenfrey, der Sohn des verstorbe nen Alleininhabers, in der Firma tätig. Möge es den jetzigen Besitzern des an großer Geschichte rei chen Medusenverlages beschicken sein, auch ferner das Ganze und Echte mit schönem Erfolge zu fördern. Der Reichsautzenminister über Kulturpolitik. Die Ausführungen Stresemanns am 24. Juni in der Neichstagsdebatte über den Etat des Auswärtigen Amtes sind in der Presse im allgemeinen nicht vollständig wiedergegebcn worden. Da jedoch gerade der Buchhandel ein Interesse daran hat, die Stellungnahme des Reichsministers zu den kultur politischen Aufgaben des Auswärtigen Amtes und überhaupt des deutschen Volkes kennen zu lernen, halten wir es für not wendig, hier den entsprechenden Auszug aus der Rede nach dem Bericht des »Deutschen Reichsanzeigers« vom 20. Juni wicderzugeben. Die Sperrungen stammen von uns. Die Schriftleitung. Es ist oft behauptet worden, daß im Auswärtigen Amt die Abteilung VI, die Kulturabteilung, als der Train angesehen wurde, zu dem hochgeborene Herrn ungern hingingen. Wenn ich irgend jemand im Auswärtigen Amt kennte, der diese Auffassung verträte, dann würde ich der Meinung sein, daß er damit zum Ausdruck bringt, daß er sich selbst für bas Auswärtige Amt nicht eignet. Denn wenn in irgendeiner Zeit, so haben diese kulturellen Fragen für Deutschland — nicht nur in kultureller Beziehung, sondern in außen politischer Beziehung — eine ganz ungemein große Bedeutung. Es ist heute viel von Minderheitenfragen und anderem ge sprochen worden. Ich komme darauf in anderem Zusammenhänge zu sprechen. Aber ich spreche nicht nur von dem, was man speziell unter Minderheiten zu verstehen pflegt, sondern die ganze Stellung 719
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