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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1931
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- 1931-10-10
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- 10.10.1931
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236, 10. Oktober IS3l. Redaktioneller Teil. Börscirblatt f. L.Dtschn. Buchhandel. ist die These: Der Mangel an einem aktiven sozialistischen Wirt schaftsprogramm wirkt sich ständig verhängnisvoller aus; »die Taktik des kleineren Übels verwandelt sich in die Taktik der Galgenfrist«. Seine Vorschläge laufen dann schließlich lediglich auf die Forderung nach der »Demokratisierung der Zentral notenbanken« hinaus. Es ist der alte Wahn, daß man allein von der Geldseite her mit lediglich monetären Mitteln die Krise über winden könnte, während es um die Verfassung der Wirtschaft im ganzen und ihre Grundsätze geht. In der »Leipziger Volks zeitung« schreibt nun ein Kritiker zu diesen Dingen: Woytinskys Heilmittel hat mit der Arbeiterbewegung über haupt nichts zu tun. Es ist daher nur konsequent, daß seine Vor schläge über die Verwendung dieser Gelder außerordentlich vage sind und sich im wesentlichen ans di« inhaltsleere Forderung der »Demokratisierung« der Zentralnotenbanken beschränken. Diesen ganzen Theorien, wonach die Krisen von der Geldsette her kommen und daher von der gleichen Sötte her bekämpft wer den können, muß der Gödanke zugrunde liegen, daß der Wirt schaftsablauf im Kapitalismus überhaupt stabilisierbar sei und daß speziell eine konjunkturlose kapitalistische Wirtschaft geschaffen werden kann. Den ersten Satz spricht Woytmsty auch offen aus. Die Konsequenz dieser Auffassung, welche in das Gebiet der kapi talistischen Utopien zu verweisen ist, ist die Liquidierung des So- zialismus als selbständige Bewegung überhaupt. Diesen Vor schlag in seiner ganzen Realität erkennen und aussprechen genügt, um seine Unmöglichkeit zu zeigen. Wenn Woytinskys Vorschläge als Programm der organi sierten Arbeiterschaft angenommen werden, so bedeuten sie die Trennung der Arbeiterbewegung in zwei vollkommen ausein- andergehcnde Lager, zwischen denen nicht einmal Verhandlungen mehr möglich sind. Die einen bejahen materiell — vielleicht ohne es zu wissen und zu wollen — den Kapitalismus und sehen darin ihr Heil, die anderen suchen den direkten Weg zum Sozialismus, Und Gumbel, der Verfasser dieser Kritik, faßt schließlich zu sammen: Wenn ich so zu einer scharfen Ablehnung der von Boytinsktz übernommenen Vorschläge des Völkerbundes vom sozialistischen Standpunkt aus komme, so scheint es mir doch Pflicht, ein großes Verdienst von Woqtinfky anzuerkennen: er hat klar und deutlich die betrübliche Tatsache ausgesprochen, daß ein aktives und aktuel les sozialistisches Wirlschastsprogramm überhaupt nicht existiert. Wir erzählen de» Massen, daß der Sozialismus ein krisenloses, solidarisches Wirtschaftssystem sei, das in einer Planwirtschaft gipfle, in der die Produktion nicht nach dem Gewinn, sondern nach dem Bedarf vor sich gehe. Ader abgesehen von diesem zentralen Gedanke», über den sich wohl alle Sozialisten als Ziel sinig sind, existiert in keiner der sozialistischen Gruppierungen auch nur der mindeste Ansatz über die technisch-wirtschaftlichen Maßnahmen, welche hierzu notwendig sind. Wir sind auch hier, angesichts der bevorstehenden Entschei dungen, absichtlich ausführlicher als sonst geworden. Wenn es so im sozialistisch-gewerkschaftlichen Lager aussieht, muß einem doppelt bange davor werden, daß die Entscheidung nach dieser Seite fallen könnte. Wird aber wirklich die bessere Einsicht siegen? Auch anderwärts ist schon festgestellt worden, daß die Existenz der Gewerkschaft im Grunde nur im Rahmen des kapi talistischen Systems gesichert und von dessen Bestand abhängig ist. Haben also die recht, die Voraussagen, daß die Gewerkschaf ten trotz aller starken Worte in der Sache nachgeben werden, wenn nur ihr Bestand gesichert wird? Das könnte ein Ausweg sein. In der Sache müßte dann aber eben wirklich die freie Wirtschaft wieder hergestellt werden. Reichskanzler Brüning rechnet angeblich für Anfang Dezember mit dem Beginn der internationalen Verhandlungen. Bis dahin müßte dann inner politisch die Entscheidung gefallen sein. Die Vorgänge bei der jetzt zu bewerkstelligenden Umbildung der Regierung lassen di« Zuspitzung der Gegensätze deutlich erkennen. Es geht hart auf hart. Hoffentlich bleibt uns das Schlimmste erspart. Wo und wie im übrigen der Wirtschaft von der öffentlichen Hand in erster Linie und am wirksamsten geholfen werden könnte und sollte, zeigt ein Blick auf die Entwicklung und den derzei tigen Stand des Lebenshaltungskostenindex. Das Bild sieht so aus <1813,14 - 100): 1828 i. D. 1929 i. D. Juli 1930 Juli 1931 Ernährung 152.3 154 5 145.9 130.4 Bekleidung 170.1 171.8 165.6 138.9 Wohnung . 125.7 126.2 130.0 131.6 146.4 151.1 160.1 146.0 lich Verkehr) 187.9 191.9 193.6 184.3 Gesamtlebenshaltung. . . 151.7 153.8 149.3 137.4 Wir haben schon einmal darauf aufmerksam gemacht, daß es allein die zwangsbewirtschasteten und die von der öffentlichem Hand bewirtschafteten Elemente sind, die ein stärkeres Sinken der Lebenshaltungskosten verhindern. Der Index für Ernäh rung lag schon im Juli um 21.9 Punkte niedriger als 1928, der für Bekleidung sogar um 31.2 Punkte. Seitdem ist der Rückgang noch weiter gegangen. Der Index für Heizung und Beleuchtung dagegen, der durch die städtischen Tarife für Gas und Elektri zität und durch die staatlich kontrollierten Kohlenpreise bestimmt ist, liegt nur um 0.4 Punkte unter dem Stand von 1928, ebenso der für den sonstigen Bedarf, in dem die städtischen Straßen bahntarife wie die Post- und Eisenbahntarife eine Rolle spielen, nur um 3.6 Punkte. Der Wohnungsmietenindex ist sogar um 5.9 Punkte höher. Die freie Wirtschaft hat also ihre Pflicht im Preisabbau bereits weitgehend erfüllt. Die öffentliche Hand ist es, die bisher versagt. Man spricht immer viel davon, daß die öffentliche Haid allein imstande wäre, die Wirtschaft anzu kurbeln. Dabei denkt man nur an die Erteilung von Aufträgen. Dazu fehlen ja indessen alle Mittel. Weshalb vergißt man immer, daß die öffentliche Hand doch auch leistend in die Wirt schaft eingreift? Wenn sie hier mit Preisabbau vorangehen wollte, könnte sie die Wirtschaft ohne besonderen Einsatz sehr wirksam airkurbeln. Zu Einnahmeverminderungen werde es dabei gar nicht kommen. Wenn man jetzt wieder hört, daß die Reichspost im letzten Jahr einen Überschuß von 154 Millionen erzielt und ihr Vermögen um 7l Millionen erhöht hat, und das trotz schweren Siechtums der Wirtschaft, so fragt man sich un willkürlich, ob diese Politik wirklich richtig ist. Längst schreit die Wirtschaft gerade nach Preisabbau bei der Post. Hier könnte wirksam geholfen werden. Weshalb bleibt alle Hilfe aus? Die Berichte aus der Papierindustrie und dem Buchgewerbe sind noch immer auf den alten Ton gestimmt. Es will sich keine Besserung zeigen. Wo kleine Belebungen gelegentlich erkennbar werden, handelt es sich um vorübergehende Ausnahmen. Von 100 Gewerkschaftsmitgliedern waren beschäftigt in der August 1930 August 1931 Papiererzeugung 80.8 72.4 Papierverarbeitung 71.9 S6.7 Gesamtindustrie lohneSaisonarbeiter) 71.1 61.6 Die Entwicklung des Beschäftigungsgrades in den Indu strien für Kultur- und Luxusbedarf, zu denen auch das Buch gewerbe zählt, war, jeweils im August genommen, nach den Er mittlungen des Instituts für Konjunkturforschung wie folgt: Von 100 Arbeitsplätzen besetzt . . 1928 69.1 1929 61.6 1930 52.9 1931 44.4 Von 100 Arbeitsstunden ausgenutzt 65.7 57.0 46.2 36.2 Durchschn. tägliche Arbeitszeit . . . 7.63 7.49 6.95 6.29 Von 100 Angestellten beschäftigt . 86.9 87.2 79.5 75.9 Die dauernde Verschlechterung der Lage spiegelt sich in die- sen Zahlen deutlich wider. Die Zahl der erstmalig im Börsen blatt angekündigten Neuigkeiten ist im September hinter der des Vorjahres ebenfalls weiter zurückgeblieben. Die Gesamtzahl der ersten neun Monate ist für 1931 nur 8446 gegen 9424 im Jahre 1939. Der Ausfall beträgt demnach jetzt bereits rund 1000 Titel. Auch der Preisrückgang hat sich fortgesetzt. Der Durch- schnittsladenpreis der Produktion ist diöses Jahr bisher 8.29 Mark gegen 8.47 Mark in derselben Zeit 1930. Auch in Eng land ist die Produktion des Buchhandels in diesem Jahr hinter dem Ergebnis des Vorjahres zurück, und zwar bis August ein schließlich um gut 8 Prozent. Der Unterschied machte rund 800 Titel aus. Am stärksten ist der Rückgang bei den illustrierten Geschenkwerken (45.9 Prozent der Produktion von 1930); stark ist er auch bei gewissen Gebieten mit schlechter Wirtschaftslage (Landwirtschaft 60 Prozent, Handel und Industrie 52.9 Pro zent). Schlecht liegen ferner Klassische Literatur (63.7 Prozent), SOI
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