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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.04.1930
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- 1930-04-15
- Erscheinungsdatum
- 15.04.1930
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X: 89, 15. April 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtfchn.Buchhandel. ohne Genehmigung verkauft werden. Allerdings scheint es, als ob man auf die Ausübung der politischen Zensur den Schwer punkt gelegt und der literarischen ein minderes Augenmerk zu- gewendct habe. Damit war aber keineswegs der Verkauf dessen freigegeben, was man unter »Schund« und »Schmutz« verstand. Im Laufe der Jahre wurde man toleranter. Krieg und Re volution schufen neue Vorbedingungen, denen man gerecht wer den mußte. Heute steht die Eisenbahn auf dem Standpunkte, daß eine Zensur nicht stattfindcn dürfe*). Strikte Befolgung der Bestimmungen des Gesetzes zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften ist selbstverständliche Pflicht. überblickt man das äußere Geschehen während dieser 25 Jahre Vereinstätigkeit, so muß man sagen, daß es in ganz auf fälliger Weise im Zeichen des Kampfes, und zwar des Abwehr kampfes steht. Es gibt wohl keinen anderen buchhändlerischen Geschäftszweig, der sich, solange er besteht, derart seiner Haut wehren mußte. Wertvollen Rückhalt und Hilfe hat bei diesen Kämpfen der Verein immer bei der Eisenbahnverwaltung ge sunden, aber auch bei den maßgebenden Stellen des deutschen Buchhandels. Drei Jahre bestand der Verein, als er seine ganze Kraft und sein ganzes Gewicht für die Existenz seiner Mitglieder cin- setzen mußte. Am 16. April 1908 wurde im Preußischen Ab- geordneteuhause ein Antrag des Abg. Brütt angenommen, wonach künftig die Verpachtung der Bahnhofsbuchhandlungen kurzfristig, höchstens auf drei Jahre abgeschlossen werden sollte. Der Verpachtungstermin sei rechtzeitig vorher bekannt zu geben, die Verpachtung solle öffentlich sein und in der Regel an den Meistbietenden erfolgen. Offenbar sollte damit eine bestimmte Eroßfirma des Bahnhofsbuchhandels getroffen werden. Aber es war klar, daß auch alles, was an kleineren und mittleren Existenzen in mühsamer Aufbauarbeit durch Jahre hindurch geschaffen war, erschüttert werden mußte. Der Verein unternahm sofort die erforderlichen Schritte, richtete eine ausführlich be gründete Eingabe an den Eisenbahnminister und ließ durch eine Kommission die Wünsche des Bahnhofsbuchhandels vortragen. Ter Erfolg bestand in der Herausgabe der »Neuen Bestimmun- ' gen«, die zwar für die Bahnhofsbuchhändlcr manche unange nehmen Änderungen brachten, aber doch nicht mehr ihre Existenz gefährdeten. Damit war die Angelegenheit aber nicht erledigt. Am 26. Mai 1909 traf die Vorstandsmitglieder ganz unvorbereitet die Nachricht, daß am nächsten Tage der Antrag Brütt erneut im Preußischen Abgeordnetenhause zur Verhand lung kommen solle. Es war höchste Zeit, nach Berlin zu fahren und den Versuch zu machen, durch persönliche Besprechungen mit Abgeordneten das neue Unheil abzuwenden. Auch diesmal blieb der Erfolg nicht aus. Der Antrag wurde zwar abermals ange nommen, man hatte ihm aber die Giftzähne ausgebrochen. Im Jahre 1913 kam die Firma Philipp Reclam mit ihren Bücherautomaten heraus und erregte großes Aussehen im Buch handel. Der Verein der Bahnhofsbuchhändler fürchtete eine Monopolstellung der Firma Reclam und evwog die Schaffung eines eigenen Automaten. Es zeigten sich aber Schwierigkeiten, die ihn veranlaßten, das Projekt aufzugeben. Ferdinand Ave- narius kam mit dem Plane, den Reclam-Automaten an Bahn höfen, wo sich keine Buchhandlung befand, Staffeleisn mit guten Büchern (vom Dürerbund abgestempelt) unter Verwaltung der Bahnhofswirte zur Seite zu stellen. Das Unternehmen sollte in einer »Mittelstelle« seine Zentrale finden. Diese Gründung kam bekanntlich nicht zustande, weil der Buchhandel in der An wendung des Dürerbundstempels eine angemaßte Zensur erblickte und dem Unternehmer jegliche Gefolgschaft verweigerte. Der Verein Deutscher Bahnhofsbuchhändler nahm als unmittelbar Betroffener energisch Stellung gegen dieses Projekt. Es kam der Krieg. Für die in Feindesland weilenden Truppen wurde unter Beteiligung von Fachleuten aus dem Bahnhofsbuchhandel der »F e l d b u ch h a nd e l« organisiert. Es war eine ungeheure Arbeit, diese Organisation ins Leben zu rufen und für ihre einwandfreie Funktion zu sorgen. *> Vorbehalten bleibt die Zurückweisung von Schriften, die die Zerstörung der bestehenden staatlichen Ordnung zum Ziele haben. 354 Im Jahre 1917, also in einer Zeit, in der das Ende des Krieges bereits nahte, richtete die damals unter der Leitung von Hans von Weber stehende Vereinigung Münchener Ver leger 1914 e. V. eine außerordentlich scharf gehaltene Eingabe an den General-Quartiermeister der deutschen Armee und be schwerte sich darüber, daß der Bahnhofsbuchhandel, »dessen gei stiger und kultureller Tiefstand in Friedenszeiten mit Recht be klagt werde-, in den besetzten Ländern außerordentliche Aus dehnung angenommen habe. Die Namen der Pächter der Bahn hossbuchhandlungen in Etappe und besetztem Gebiet sowie auch der meisten Feldbuchhandlungen des Operationsgebietes ließen die Befürchtung berechtigt erscheinen, daß die srisdensmäßigen Mißstände sich noch auf weitere Gebiete ausdehnten usw. Der Verein Deutscher Bahnhofsbuchhändldr war in ider Loge, diese Behauptungen als vollkommen unbegründet zurückzuweisen. Von der Gegenseite wurde die Gründung einer Kriegsgesellschaft m. b. H. zwecks Übernahme und Betrieb der Feldbuchhandlungen gefordert. Wenn die Arbeit an den Feldbuchhandlungen be endigt sei, werde sich die Gesellschaft dem Betriebe von öffent lichen Buchhandlungen, d. h. Eisenbahn- und Verkehrsbuchhand lungen widmen. Der Plan fand im Buchhandel so gut wie keine Gegenliebe und mußte fallen gelassen werden. Es kam das Ende des Krieges, kam die Revolution. Ein Wunder wäre es gewesen, wenn der Bahnhofsbuchhandel unbe rührt geblieben wäre. 1920 gab ein Demonstrationsstreik bei Stille den Anlaß für den Angestelltenverband des Buch- und Zeitungsgewerbes, die Sozialisierung des Bahnhofsbuchhandels (der dafür reif sei) zu verlangen. Es fand damals auch eine Besprechung im Reichsverkehrsministerium statt, wo der Sprecher des Angestelltenverbandes, vr. Pfirrmann, auf einmal nicht mehr von einer »Sozialisierung-, sondern von einer »Demokrati sierung- des Bahnhofsbuchhandels sprach, nachdem der Vertreter des Reichsverkehrsministeriums den für die Frag« maßgebenden K 2 des Sozialisierungsgesetzes verlesen hatte. Herr Geheimrat vr. Karl Siegismund wies damals als Vertreter des Börsen vereins das Projekt zurück. Die Interessen des Vereins Deut scher Bahnhofsbuchhändler wurden von Kommerzienrat vr. Stille und Syndikus vr. Lerbl wahrgenommen. Es mutet heute son derbar an, wenn man sich der Worte vr. Pfirrmanns erinnert, die er -damals über die Sozialisierung des Buchhandels über haupt sprach: Angesichts des drohenden Verfalls der buchhänd lerischen Organisation und der Unfähigkeit der Verleger, die bisherige Produktion fortzusetzen, sei die Frage der Sozialisie rung des Gesamtbuchhandels nahegerückt. In diese unruhige Zeit fällt auch jener bekannte Vorstoß eines Großverlages gegen die Firma Stille (1922). Stille sollte die Hälfte seiner Berliner Unternehmungen an eine noch zu gründende Gesellschaft abgeben. Der gesamte deutsche Bahn hofsbuchhandel betrachtete diesen Angriff als gegen sich gerichtet und erklärte sich mit der Firma Stille solidarisch. An diesem Widerstand mußten die Absichten des Verlages scheitern. Ende 1923 erfolgte unter dem passiven Widerstand der Be völkerung der Einbruch der Besatzungsmächte in das Rhein- und Ruhrgebiet. Die Bahnhofsbuchhändlcr wurden Vertrieben und ihre Verkaufsstände von französischen und belgischen Großfirmen des Zeitungshandels besetzt. Bemühungen des Vereins Deut scher Bahnhofsbuchhändler bei der französisch-belgischen Eisen bahnregie zugunsten seiner Mitglieder waren -vergeblich. Bei der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn wurde die Zu sage erlangt, daß mit der Rücknahme der Eisenbahnen -in deutsche Verwaltung die früheren Pächter wieder eingesetzt werden sollten, was später auch geschah. Es ist dies nur ein Teil äußerer Anfechtungen, die die Bahnhossbuchhändler im Laufe eines V-ierteljahrhunderts über sich ergehen lassen mußten. Er beweist aber, wie notwendig ge rade einem solchen Berufsstande, -der nicht im freien Eigentum sitzt, die Organisation ist. Hätte sie der deutsche Eisenbahnbuch handel nicht gehabt, so wäre wohl manches anders gekommen. Es zeigt sich hier aber nur ein Teil der Vereinsarbeit, allerdings derjenige, der das stärkere berufliche Interesse be ansprucht. Auf rein praktischem Gebiete gelang es dem -Verein kurz nach seiner Gründung, die Einführung der sogenannten
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