2718 X- I I», 26. Juni 1834. Fertige Bücher. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Unsere neuesten Bücher im Urteil der Presse G LKIX8I LkivL^iVllkU Romantische Erzählung. Gehestek , kartoniert 5.—, Leinen K — RM !^ieses Buch scheint aus einer merkwürdigen Verzauberung geschrieben zu sein, aus jener Ver zauberung des Romantikers, der in den alltäglichsten Dingen immer wieder auf das Absonderliche, Wunderbare und bedrohlich Geheimnisvolle stößt. In einer - so paradox es klingen mag — heiteren Traurigkeit erzählt Ernst Penzoldt diese seltsame Geschichte. Zärtlich zeichnet er Gestalt um Gestalt, eine wunderlicher als die andere, unermüdlich malt er das Milieu, mit einem verliebten Blick für kleinste Züge. Und es ist eigenartig: mit all diesen scheinbar so spielerischen Schnörkeln und Arabesken um schreibt und erfaßt der Dichter eine tiefere Wirklichkeit. Vor allem auf die bürgerliche Welt um die Jahrhundertwende fällt ein fast überhelles Licht. Hannoverscher Anzeiger Roman. Geheftet 3.—, kartoniert 4.—, keinen S.— RM Ä^echtilde Lichnowskps Romane haben alle den Charakter bester Gelegenheitsgedichte. Der Anlaß ist scheinbar unwichtig, das Resultat persönlichste und gestaltete Dichtung. Die soeben erschienene „Kind heit" ist sehr wirklich und wohl sogar autobiographisch, und gleichzeitig ein wunderbares Märchen von einer fernen Kindheit. Der Charme dieser zwölf Jahre Kindheit läßt sich wohl nur schwer andeuten. Alles liegt wie bei der Musik zwischen den Noten. Man muß das Buch lesen, jeder wird etwas anderes darin finden. Sogar die Pädagogen und Psychologen kommen auf ihre Kosten, wenn sie nicht alles besser wissen wollen. Und ein klein wenig wird jeder an seine eigene Kindheit erinnert werden und init Wehmut an unwiederbringliche Zeiten zurückdenken, wo jeder Tag alles umstürzende Entdeckungen brachte und noch mehr Erwartungen. Das schönste aber an Lichnowskps Buch ist die Sprache. Sie ist in jedem Augenblick spontan und überraschend und dabei selbstverständlich wie das Leben der Kinder und Tiere im Elternhaus. Deutsche Allgemeine Zeitung ^vtan ist immer beim Kinde, im Kinde, sieht durch das Kind, erlebt das Kind. Es ist Kinderland, das sich auftut, cs sind nur andere Sichten für das Erinnern aller: wie ein Menschlein wächst und wird, was in ihm umgeht, wie es beobachtet, im Köpfchen registriert, Schlüsse zieht, Erfahrenes verarbeitet, bis es Inhalt und Substanz wird. Pferde und Kühe steigen über das Papier, eine weiße Katze mit dem prüfenden Schlitz des Auges wird lebendig, ein Mäuslein kreuzt seine zarten Damenhände. Unheimlich genau die Beobachtungen an den Geschwistern, an Besuchern, an den Eltern und, sehr wesentlich, die mit der Schärfe eines Objektives gegebenen Köpfe des Personals und seiner Gesten. „Kindheit" ist ein reifes Buch, feingliedrige Prosa, überlegen im Stil, in jedem Wort erwogen und gefeilt. Frankfurter Zeitung m s.k'iseuLkr LLUUIiX m