Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1862-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1862
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18620818
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186208183
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18620818
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1862
- Monat1862-08
- Tag1862-08-18
- Monat1862-08
- Jahr1862
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nichtnmtli Würdigung der „Frage an die russischen Handlungen". Das Börsenblatt Nr. 83 enthält eine „Frage an die russi schen Handlungen", welche uns, wir müssen es gestehen, ein Lächeln entlockte. Diese Frage beweist eine gänzliche Unkenntniß aller Verhältnisse des russischen Buchhandels. Ware dieses nun auch an und für sich kein großer Fehler, so muß doch angenom men werden, daß „ein Verleger", ehe er eine derartige Frage stellt, sich möglichst genau über diese Verhältnisse hat unterrich ten lassen. Nach solch' eingezogenen Erkundigungen aber, die wir, wie gesagt, bei einem denkenden Verleger vorauszusetzen gezwungen sind, muß dieselbe mindestens Heiterkeit erregen. Sei cs uns gestattet, einige Theile der „Frage" einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, — eine eigentliche Antwort dürste dann für nicht nothwendig erachtet werden. Fragesteller bemerkt vorerst ganz richtig: „daß bekanntlich die Eisenbahn von Eydtkuhnen nach St. Petersburg seit Mai dem öffentlichen Verkehr übergeben wurde, und daß seitdem Eil sendungen von Leipzig bis St. Petersburg in 8—10 Tagen gehen." Fragen wir nun vorerst, welchen russischen Handlungen dadurch ein wesentlicher Vortheil erwächst? Antwort: An der ganzen Eisenbahnstrecke von Eydtkuhnen bis St. Petersburg liegt außer der letzteren nur eine Stadt, in welcher mit dem Böcsen- verein in Verbindung stehende Buchhändler leben, und zwar Wilna; es kann also die Frage eigentlich nur an die beiden Wil- naer und an die 10 bis 15St. PetersburgerHandlungen gerichtet sein, Denn unmöglich wird der geehrte Fragesteller die Buchhand lungen anderer Orte, wie z. B. Riga, Mitau, Reval, Pernau, Libau, Dorpat, oder gar Saratow, Kiew u. s. w. mit dieser Eisenbahnlinie in Verbindung bringen. Obwohl nun Einsender dieser Zeilen als ein, in einer dieser Städte ansässiger Buchhändler keine directe Veranlassung hätte,sich gegen die in dem betreffenden Artikel gestellten Anforderungen zu stemmen, so erlaubt er sich doch als eine der russischen Handlun gen die nähere Würdigung der „Frage", in der es weiter heißt: „Das für alle Verleger höchst lästige Verfahren, Sendungen, welche nach dem 1. oder 15. October expedirt wurden, im nächst folgenden Jahre zu verrechnen, darf keinenfalls langer fortbe- stehen." Allerdings ist es wohl höchst lästig, zur Oster-Messe unter circa tausend Conten vielleicht dreißig nicht gleichmäßig mit den andern abschließen zu können, sondern gezwungen zu sein, die selben offen zu lassen, bis der vollständige und genau specisicirte Abschluß der russischen Sortimenter im Mai oder Anfang Juni eintrifft! Diese Mühe ist so groß, und das Verfahren so höchst lästig, daß darum diese Maßregel keinesfalls fortbestehen darf! (Das ist keine Frage mehr, das ist ein Veto!) Welche Maßregel meint aber der Hr. Verleger? „Alle Sendungen, die nach dem 1. oder 15. October im Auslande expedirt werden, auf neue Rechnung zu übertragen"? Dieses Verfahren wäre, wenn es in Wirklichkeit auch von manchen Handlungen ausgeübt würde, nicht unbillig; aber die allerwenigsten machen von dieser ihnen von allen wohldenkenden Verlegern zugestandenen Concession Ge brauch, sondern verrechnen zur Oster-Messe die Sendungen des vergangenen Jahres bis Ende November, ja, wie es erst dieses Mal von dem Schreiber dieser Zeilen und von noch so man chem seiner Cvllegen wieder gethan wurde, bis Anfang D ecem- ber, mit bedeutendem Verluste an Zeit und Geld, denn alle Sendungen, welche nach dem 1. December im Auslande expedirt cher Theil. werden, können selbst bei der jetzigen Eisenbahnverbindung nicht vor Anfang Januar von den St. Petersburger Sortimentern ausgepackt und aus dem Hause gebracht werden; wir andern Sortimenter, die wir nicht das Glück haben, an der Eisenbahn linie zu liegen, erhalten die Sendungen erst 6 Wochen nach Ab gang in Leipzig. Nehmen wir an, daß die Hälfte der Ausliefe rungen vonEndeNovember bis Anfang December in Leipzig und Berlin, die Hälfte aber in auswärtigen Orten vor sich geht, so wird der Ballen mit den elfteren Leipzig oder Berlin nicht vor dem 6., der mit den letzteren wohl nicht vor dem 12. verlassen. Welcher Sortimenter aber wird sich Sendungen von 6—8 Cent- nern als Eilgutvon Leipzig nach St. Peters bürg senden lassen und welcher wohlmeinende Verleger wird dies verlangen? Selbst aber mit dem wißbegierigen Verleger gerechnet, und angenommen, daß eine Leipziger Eilsendung St. Petersburg in lOTagen erreichtswas aber leider nicht der Fall ist), so werden also die Ballen vom 6. und 12- December am 16. und 22. d. Mts. in St. Petersburg ankommen. Dort werden sie erst in das Zollhaus gebracht, wo sie einige Tage lagern, dann in die Eensur, wo sie ebenfalls einige Tage ausruhen; und geht es gut, so hat der Sortimenter die Ballen am 22. und 28. December und — da soll er in dem Weih nachtstrouble sich für Neuigkeiten verwenden, um die sich in die ser Zeit kein Mensch bekümmert, — da soll er Fortsetzungen expe- dicen, die Hunderte von Meilen in das Land hineingehen, die (nach russischen Postgesetzen) von ihm selbst abgewogen und in ein Postbuch notirt werden müssen? — Dies verlangen kann ent weder nur ein mit den Verhältnissen gänzlich unbekannter oder ein übelmeinender Verleger. So ist dasVerhältnißbeidenSt.PetersburgerHandlungen, bei uns anderen ist es noch viel schlimmer, da es gar keine gere gelte Verbindung zwischen den verschievenen Städten gibt, son dern das Ankommen der Ballen von mehr oder weniger nüchter nen Bauern und deren nicht immer rüstigen Rossen abhängt. Wir wollen uns bei unserer Betrachtung vorläufig auf das Vorstehende beschränken. Nicht umhin können wir jedoch, mit Bedauern zu bemerken, daß, ungeachtet der mannigfachen Erör terungen und Auseinandersetzungen, die zwischen deutschen Ver legern und russischen Sortimentern statrfanden, im Auslande noch so viele grundfalsche Ansichten und Meinungen über unser ganzes Geschäft herrschen, und daß so viele Hrn. Verleger mit staunenswerther Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit mit uns verfahren und dadurch sich selbst im Wege stehen. Wohinaus? Es ist traurig, daß von Tag zu Tag den armen Sortimen tern der Verdienst immer mehr und mehr geschmälert wird. Auf Ordinär-Artikel trifft man unter der Unmasse des Erscheinenden nur noch spärlich; fast alles wird nur mit einem Viertel, ja sogar mit noch weniger rabaktirt. Manche Handlungen scheinen das Drittel gar nicht mehr zu kennen. So z. B. erinnern wir uns keines Verlagsartikels des Hrn. Hicschwald in Berlin, der in den letzten Jahren mit einem Drittel erschienen wäre. Auch in Betreff sämmtlicher neueren Verlagsartikel des Hrn. Bossel- mann in Berlin erinnern wir uns keines Ordinär-, sondern nur lauter Nerto-Posten. Auch Hr. BrockbauS notirt leider fast alle seine Novitäten nur mit 25 gh Rabatt, einzelne oft mit noch einer Kleinigkeit am Rabatt weniger; desgleichen gibt Hr. Vic- weg die meisten seiner Artikel nur mit 25 U. Hr. Wohlgemüth in Berlin gibt Theel's Lesebuch, dessen Verkaufspreis auf dem
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder