Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1862

Titel mit 8 Sgr. gedruckt steht, gar nur mit 6>4 Sqr. netto sei nen Kollegen ab, und so könnten wir noch Hunderte, ja Tausende von Beispielen aufzählcn, wo dem Sortimenter wenig, spottweniq Rabatt gegeben wird, und wo es kaum wert!) ist, daß man sich für die betreffenden Bücher verwendet! — Wie soll denn da nur der so schon geplagte Sor'imenter bestehen können bei den lheu- ren Lebensmitteln, den vielen Abgaben und den sonstigen noth- wendigen Lebensbedürfnissen! Da der Rabatt an das Publicum leider nun einmal a!S Mißbrauch eingeführt ist und nicht so leicht und schnell wieder abgeschafft werden kann, so ist man gezwungen, auch von den meisten Nctco-Artikeln den Kunden Rabatt zu geben; denn wenn ein Arzt z. B. von den Hirschwald'schen medicinischen Artikeln, oder ein Landwirth von Sen Boffelmann'schcn ökonomischen Ar tikeln eine ganze Portion bezieht, und man wollte diesen Män nern, die schon von früher her stets Rabatt von ihren Buchhänd lern erhalten haben, auf alle die Ncrto-Artikel der Hrn. Hirsch wald und Boffelmann keinen Rabatt mehr abzichen, so würden dieselben sich doch darüber höchlichst wundern, vielleicht gar un angenehm werden, zuletzt bei ihrem alten Buchhändler gar nichts mehr kaufen und sich vielleicht an einen Schleuderer wenden. Also, man ist leider jetzt gezwungen, auch von Netro- Artikeln Rabatt zu geben, da der größte Thcil der Kunden- Rechnungen oft nur aus Nelto-Artikeln besteht. Was bleibt da aber dem armen Sortimentsbuchhändler in der Provinz, der viel Porro, Fracht, Emballage, Commissionsgebühren !c. zu tragen hat, wohl übrig? Leider sehr, sehr wenig, oft kaum 5 — 8sh gh. Kanu er damit wohl bestehen? Kann er damit, oft bei sehr star ker Familie, auskommen? Nein, und abermals nein! Deshalb gehen auch so viele Sortimenrer zu Grunde, und die guten Herren Verleger wundern sich darob gar sehr und bedenken nicht, daß nur durch ihren so geringen Rabatt ihnen die Verluste durch die Fallissements entstehen. Gebt nur, ihr Herren, wieder den ordent lichen Rabatt, und ihr werdet sehen, daß weit weniger Eollcgen fallen, und ihr werdet nicht so viele Verluste bei insolvenr ge wordenen Buchhändlern mehr haben. Rühmend müssen wir hier noch der Collegen gedenken, die stets oder doch größtencheils ihren Collegen das volle Drittel Rabatt gewähren, als z. B. Amelang's Verlag, Ernst, Basse, Voigt in W., Mühlmann, E. Fleischer, Fr. Fleischer !c. Für deren Verlag verwendet sich gewiß ein Jeder gern, weil man daran verdient! ' —r. Warnung. Im März dieses Jahres versandte die Expedition der Eilsuhre (Ramsperqer) in Freiburq ein pompöses Circular Über das Erscheinen einer neuen „llibliotlwo« tlieoiogies"; durch die vorzügliche Rcclame ließen wir uns verleiten, 1 Exemplar zu bestellen und uns hierzu des beigcdruckten Bestellzettels zu bedienen, der wie nachstehend lautete: „Von der Expedition der Eilsuhre in Freiburg (durch Hrn. Wienbrllck in Leipzig sdies war von uns eigens unterstrichen worden, weil wir die Zusendung durch die sen unser» Hrn. Cvmmissionär wünschten^) verlange, mit Vor behalt der Remittirung, falls das Werk nicht bis den 15. Dec. d. I. vollständig erschienen ist: 1 lichliollivoa tlioologicii elo." Wir erhielten nun vor 14 Tagen ein Psstpackct, worauf sich der oben beschriebene Bestellzettel vorfand, mit Nachnabme von 2 fl. und 27 kr. Porto, das leider von einem eben allein an wesenden weniger Geschäftskundigen angenommen wurde. Schien uns nun schon das Packet von außen verdächtig, so bestätigte sich diese Befürchtung um so mehr nach dessen Oeffnung, denn es waren statt der erwarteten „kibliotkoos tlisolo- vtcun»udew.l»sig„er ^aorgang. drei kleine Reisebeschreibungen, alte, gänz lich w e r th l o se B ü ch e r oh ne Factur oder Brief darin enthalten!! Wir schrieben nun sofort mit Retvurnirung der Bücher in sehr kategorischer Weise an die genannte Expedition und theilten zugleich diesen Fall auch unserm Hrn. Commissionär mit, da wir den Brief und das Packet offen über Leipzig sandten, erhielten jedoch bis heute weder eine Antwort, noch die geforderte Rück zahlung des Betrages, wohl aber von unserm Hrn- Commissio när die Bestätigung unserer Meinung sammt der Mittheilung, daß wir nicht alleinig die so Geprellten seien. Als Bestätigung des Obigen haben wir der löbl, Redaction den Umschlag des Postpackets eingesandc und steht zur Ucberzeugung zu Diensten. Wir enthalten uns hierüber jeder weitern Bemerkung, und mag es genügen, unsere wcrthen Collegen durch die einfache Er zählung der Thatsache auf ein solches Treiben aufmerksam zu machen und sie zu warnen. Möchten derlei den Buchhandel geradezu schändende Vorkommnisse stets' im Börsenblatt micgetheilt wer den*), vielleicht würde dadurch Manchem von Anfang sein Hand werk gelegt und dadurch unserm Stande wieder mehr zur alten Achtung verhelfen! Landshut, 12. August 1862. Jos. Thomann'sche Buchh. Personalnachrichten. Von der Londoner Industrieausstellung haben fer ner Preise gewonnen: I. Medaillen. Classe 28. k. Herren C. KühnscSöhncin Berlin (Contobücher). Classe 28.6. Herren I. Friedländer (Neue Methode des Musikaliendrucks), A. Lichtenberg (Chro- mo-Lithographie), Storch L Kramer (Chromo-Lithographie), Trowitzsch ck Sohn (Drucke und Lettern) in Berlin. Classe 29. Herr C. Flemming in Glogau (Wohlfeilheit der Landkar ten). II. Ehrenvolle Erwähnungen. Classe28.6. Herr R. Fried länder in Berlin (Methode für Herstellung von Facstmiles von Drucken). Classe 28-0. Herr A. Duncker in Berlin (Albums). Classe 29. Herren F. Lenz (Lithographien zur Erläuterung der physischen Erziehung), C. W. Mohr L Co. (Lesemcthode für Blinde) in Berlin, B. Kühn in Neu-Ruppin (Wichtigkeit und Wohlfeilheit seiner Verlagswerke). ' Neuigkeiten der ausländischen Literatur. Französische Literatur. Awrxnov, k> , Uistoir« dun baut»!,. Zr. in-Iss, 204 p. I'sri», fräre». 4vo»vxni>, Ü4me., Uistoire ll'un mendiant. ln-I8 jesu«, 144 p. ka rr», »ontli. 2 fr. Lav.rirv, '6., 'krsitä uratigue de« maladie» de I'e»toma<:. In-8., xvi- 470 p. ksri», >1a«son L KI». 8enoi8r, IL., kluieliardin, lii«torien et komme d'ätst Italien LN »ei- risme «idcle. iLtude »ur »a vie et »o» oeuvro«, sccompsßnee de lettre» et de document« inädit». Illw»« pour le dooturat, pr6»ent4e s In ksculte de» lettre» de karr». In-8-, IV-442 p. IVIsrneille. 6äir.Vlii>. — Xtls» complet d'anstomie ekirurgicsl« tvpograzchigu«, pouvLnt »ervir de complement L tou» le» onvrage» d'aniitomie eliirurxicsle, eomp»»6 de 100 plnnekes repre»«»tii»t plu» de 200 *> Mancher Leser konnte hiernach die üble Meinung fasse», das buchhändlerische Verkchrsleben gebe außer geschäftlichen Mißständen zuweilen auch Anlaß zu Mittheilungcn versiebender Art; diesem Scheine gegenüber muß aber zur Ehre unseres Standes constatirl werden, daß ein solch scaudatbser Vorfall in unserer langjährigen Erinnerung bei nahe völlig vereinzelt dasteht. Die Red. d. Bdrsenbl- 240