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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1862-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1862
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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neben der seinigen existicte, ging zu Grunde und Neddermeyer er hielt nun auch die Kundschaft der Deutschen, weil keine weitere ! Buchhandlung vorhanden war. Den Stamm seiner Kunden bilde- ^ ten aber die Dänen, wie auch seineVerlagsartikel meistens dänisch und im dänischen Sinne waren. Die Dänen triumphirten, sie glaubten den deutschen Buchhandel in Schleswig todtgemacht, und auf der Bahn der Knechtschaft des Geistes einen weiteren Schritt vorwärts gethan zu haben. Da gründete der ehemalige 'Stadt- und Landgerichtsadvocat vr. zur. Karl Heiberg Ende des Jahres 1857 in Schleswig eine deutsche Buchhandlung. DieDeut- schen, welche bisjetzt ihre Bücher und Zeitschriften durch Nedder- meyer hatten beziehen müssen, weil es für sic keine andere Be zugsquelle gab, bezogen von nun an ihren Bedarf aus der Hci- berg'schen Buchhandlung und „der heimliche Däne" verlor eine bedeutende Anzahl von Kunden. Täglich ging cs mit ihm mehr bergabwärts. Seine Vermögensverhältnissc wurden alle Tage schlechter. Er sah ein, daß er von den Dänen allein nicht existi- ren und nicht das „Levebrod" essen könne, und beschloß bei der ersten besten Gelegenheit, die dänische Maske abzulegen und ein deutsches Gesicht zu zeigen. Die Gelegenheit bot sich ihm bald. 3m Jahre 1860, in den schweren und unglücklichen Tagen, von denen ich oben gesprochen habe, wo die Dänen durch das ganze Land hin die Patrioten verfolgten, einkerkerten und zur Crimi- naluntersuchung zogen, weil sie die Landesversammlung aufge- fordcrt hatten, an den historischen und verfassungsmäßigen Rech ten Schleswig-Holsteins festzuhaltcn, da zogNeddermeyer den dä nischen Rock aus und Unterzeichnete eine Petition an die Stän deversammlung > aber er hatte sich getäuscht. Er kannte den Cha rakter der Dänen und der Schleswiger schlecht. Der Renegat mißfällt den Dänen ebenso sehr, wie den Schleswigern. „Zu weilen war er dänisch, zuweilen schleswig - holsteinisch, wenn er auch noch so gut predigt, mir mögen ihn nicht", sagten mir bei meinen Streifereien durch Angeln die Bauern, als sie mit mir von dem besten Kanzclrcdner des Landes sprachen. So erging es auch dem deutsch gewordenen Buchhändler. Er verlor plötzlich jetzt die dänischen wie die deutschen Kunden. Sein Buchladen war täglich leer; Niemand kaufte bei ihm auch nur einen Druck bogen. Mit raschen Schritten erfüllte sich sein Geschick. Er war tete noch den Beginn dieses Jahres ab, um die Außenstände des vergangenen einzuziehcn, dann verkaufte er heimlich Haus und Hof, Lager und Verlag, versandte ein Circular an den deutschen Buchhandel, er werde nicht weiter bezahlen, gerichtliche Schritte möge sich derselbe ersparen, weil er nichts mehr besitze, und zeigte im Schleswiger Wochenblatte an, daß er seinen Buchhandel auf- gegeben habe. Kaum war cs bekannt geworden, daß Neddermeyer seinen Buchhandel aufgegeben hatte, als sich der Oberst Wilster, Com- mandant der Stadt Schleswig, und der Professor Povelsen, Rec tor der Domschule, an den dänischen Buchhändler-Verein in Kopenhagen mit dem Anträge wandten, derselbe möge einen thä- tigen jungen Mann veranlassen, sich in Schleswig als Buchhänd ler nicderzulassen; die Zcitverhältnisse wären günstig, um ein neues dänisches Verlagsgcschäfr zu gründen. Wie zu erwarten stand, fand sich sofort ein Bewerber. Der Buchhändlergehilfe O. P. Ries kam nach Schleswig, trat mit Neddermeyer in Un terhandlung wegen Uebernahmc seines Verlages und seiner Ver- lagsartikel, erklärte ihm, daß ihm Unterstützung aus öffentlichen Mitteln zugesagt sei, und traf mit ihm das Abkommen, daß er im Laufe des Monat Juli das Geschäft eröffnen werde. Deutsch versteht der neue dänische Buchhändler in der deutschen Stadt Schleswig wenig oder gar nicht. ... Die Uebernahmc der Neddermeyer'schcn Buchhandlung in Schleswig durch einen Dänen ist ein Hohn dem ganzen deutschen Buchhandel gegenüber, wie er noch nicht dagcwesen ist. Die Vor- räthc und Bücher des Geschäfts gehören meistens deutschen Ver legern, welche dafür weder einen Schilling erhalten noch erhalten werden. Mit denselben Verlagsartikeln gründet ein Däne in der deutschen Stadt Schleswig jetzt eine dänische Buchhandlung, welche dazu dienen soll und auch dazu dienen wird, der Verbrei tung deutscher Bildung, deutscher Cultur und deutscher Literatur entgegenzutreten, und welche ein neues Glied in diesem großen, mit ebenso großer Energie, wie Schlauheit und Umsicht gewebten Netz von Danisirungsmaßregeln bilden wird, mit denen das un glückliche Land von der Eider bis zur Königsau überzogen ist. Aus den dänischen Buchhandel kann sich der neue dänische Buch händler allein nicht beschränken, denn ec kann von dem Ertrag derselben allein nicht sein tägliches Brot essen; er wird also neben bei auch deutsche Artikel zu vertreiben suchen. Zu diesem Ende wird er mit dem deutschen Buchhandel in Verbindung treten wol len. Erreicht er diese Absicht, wohlan, dann tritt für den deut schen Buchhandel die Schmach ein, daß deutsche Verleger diesem Dänen liefern, vielleicht auch Credit geben, während kein dänischer Verleger der deutschen Buch handlung in Schleswig nicht einmal gegen baare Zah lung liefert. Die Kopenhagener Zeitung „Dagbladet" feierte diesen Zeitpunkt bereits in einem den deutschen Buchhandel ver höhnenden Artikel. Wird diese Zeit eintreten, wird der deutsche Buchhandel zu diesem neuen Danisirungsmittel eines deutschen Landes seine Hand bieten und sich selbst ins Gesicht schlagen? Wir werden cs erwarten. Hat doch ein deutscher Buchhändler, F. Heinicke in Berlin, die Schmähschrift der dänischen Regierung gegen den vertriebenen schleswigschen Geistlichen Schumacher verlegt und gedrukt, welche ein deutscher Renegat im dänischen Ministerium in Kopenhagen angefertigt hat! Aber der deutsche Buchhandel hat sich mit einer einzigen Ausnahme in der Sache des Doctor Karl Heiberg mit verständiger Rücksicht benommen. Nur die Adler L Dietze'sche Buchhandlung in Dresden hatte die Stirn, nicht bloß dem schwerbedrängten Patrioten den Credit zu verweigern, sondern an diese Verweigerung des Credits auch ihr Bedauern zu knüpfen, daß eine neue Handlung, statt sich mit ganzer Seele dem Sortiment zu widmen, Politik treibe. Wohlan, es ist hier eine neue Gelegenheit, nicht zu handeln, nicht zu geben, nicht Opfer zu bringen, nicht Muth zu bezeigen, nein, nur sich gegen sich selbst mit Anstand und Rücksicht zu benehmen, nicht zu Renegaten an der deutschen Sache und an Deutschland zu wer den, um einige Thaler jährlich zu verdienen. Der gesammte deutsche Buchhandel muß jede Verbindung mit der neuen dänischen Buchhandlung in Schleswig abwei- scn. Schleswig-Holstein, der verlassene deutsche Bruderstamm, fordert den deutschen Buchhandel hierzu auf. An tue deutsche Presse aber ergeht die Bitte, durch Abdruck des Artikels diese Aufforderung soviel wie möglich zu verbreiten. (Volks-Zeitung.) Zum Lerständniß der preußischen ministeriellen Eintragung von Kunstwerken. Eine in Nr. 130 des Börsenbl. (Sc. 2198) abgedruckte Mitlheilung „Aus Düsseldorf" zeigt aufs neue, welche Unsicher heit noch immer in buchhändlcrischcn Kreisen über die im H. 27. unscrs Gesetzes vom 11. Juni 1837 vorgeschriebene Eintragung von Kunstwerken zum Schutze gegen unbefugte Vervielfältigung herrscht. Jene Mitlheilung stellt cs als eine besondere „Auszeich nung" hin, daß das Ministerium der geistlichen rc. Angclcgcn- 319'
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